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Kosmische und irdische Strahlen |
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Eines der interessantesten
Forschungsergebnisse der letzten Zeit ist unzweifelhaft der durch Prof.
Kolhörster gelungene Nachweis der "Höhenstrahlung", über
die der Forscher in diesen Blättern (4. Jg. 1928, S. 122)
einiges brachte. Zu demselben Thema hat auf dem vorjährigen
Kongreß der Mathematiker und Naturwissenschaftler in Stuttgart
Prof. Dr. Regener weiteres ausgeführt. Er erklärte,
daß die Annahme, die durch Kolhörster nachgewiesene
Höhenstrahlung sei "radioaktiver Staub" der
Höhenatmosphäre, falsch wäre. Die Strahlung stamme
tatsächlich aus dem kosmischen Raum.
Unser ganzer irdischer
Lebensraum ist mit radioaktiven Strahlungen durchsetzt. Nicht nur
gewisse Metalle, sondern alle ohne Ausnahme entsenden
Radium-Emanation. Auch die Luft ist im schwachen Maße
radioaktiv. Die radioaktive Strahlung der Erdkruste ist
erwiesen. Sie schwankt im rhythmischen Auf und Ab und
rechtfertigt so ihre Benennung als "Bodenatmung". Jedoch kommt
ihr nicht entfernt eine so große Durchschlagskraft und
Durchdringungsfähigkeit zu wie der Höhenstrahlung.
Prof. Büttner (Berlin) hat bei Versuchen auf den Funktürmen
in Königswusterhausen nachgewiesen, daß die Bodenstrahlung
über 220 Meter Höhe nicht mehr feststellbar ist, während
die Höhenstrahlung durch die gesamte Atmosphäre bis in den
Erdboden hinab zu dringen vermag.
Die Messung war
äußerst schwierig wegen der radioaktiven Luftstrahlung und
der Eigenstrahlung der Instrumente. Die radioaktive Strahlung ist
dadurch gekennzeichnet, daß sie Atome "ionisiert". Man kann
also die Stärke der Strahlung an der Zahl der Ionen pro Sekunde
und ccm messen. Die Werte sind für die Eigenstrahlung der
Luft 0,2 Ionenpaare pro sek/ccm, für die Strahlung des Zink 10
Ionenpaare, für die Bodenatmung bei mittlerer Temperatur und
Barometerstand am Boden 1,6 und in 200 m Höhe 0,2, die kosmische
Strahlung hat hingegen in 9000 m Höhe 80 Ionenpaare, in etwa 700 m
Höhe merkwürdigerweise fast 0,0, um dann wieder anzusteigen.
Die kosmische Strahlung ist
regelmäßigen Schwankungen unterworfen und zwar täglich
von erheblichen Ausmaßen (Amplitude 15%), die aber nicht mit dem Sonnenlauf in Verbindung
stehen, vielmehr mit dem jeweiligen Sternstand. Die Kurve
läuft also konstant durch das ganze Jahr mit der Sternzeit.
Das Maximum der Strahlung
tritt stets dann ein, wenn die Milchstraße
kulminiert, während ein zweites schwächeres Maximum sich beim
tiefsten Stande der Milchstraße zeigt.
Ob die Wellenlänge dieser Strahlung in sich homogen ist oder ob sie sich aus einer großen Zahl verschiedener Wellenlängen zusammensetzt, ist heute ebensowenig erforscht wie etwa die Richtung der Strahlung. Im Zusammenhang mit diesen
Feststellungen ist aber die Tatsache interessant, daß durch
derartige physikalisch-wissenschaftliche Ergebnisse der Standpunkt der
Welteislehre eine starke Stütze erhält. Die Physik
gelangt dadurch zwangsweise zu einem Weltbild, daß die Erde und
ihre Bewohner in direkte Berührung mit kosmischem Geschehen setzt.
Wenn unser irdischer Lebensraum mit Strahlungen durchsetzt ist, so steht der Mensch offenbar mitten in diesen Kraftfeldern, die bei bestehender kosmischer Strahlung jeweils abhängig sein werden von der Bodengestaltung und der durch sie bedingten Bodenstrahlung. Der Untergrund spielt eine entscheidende Rolle. Die Radium-Emanation ist eine verschiedene, ob sich Sand, Fels, Öl, Kohle, Salz oder Wasser unterirdisch befinden. Diese Radium-Emanation ist meßbar und, wie schon gesagt, einem täglichen Rhythmus unterworfen. Die Stärke der Radium-Emanation ist von dem Lauf der Sonne abhängig. Es ist ja bekannt, daß die Entstehung der Radium-Emanation pausenlos vor sich geht. Die radioaktive Erdstrahlung staut sich in der Erde, wenn die Sonne nicht scheint, also keine elektromagnetische Strahlung vor sich geht. Mit steigender Sonnenstrahlung vergrößert sich der Abfluß der radioaktiven Erdstrahlung. Die Strahlungskurve zeigt nun eine höchst interessante Eigenschaft. Die während der Nacht starke Anhäufung von Radium-Emanation in der Erde läßt mit Sonnenaufgang bis gegen Mittag ständig nach. Am Mittag nimmt sie zu, um dann wieder bis zum Abend abzuschwellen und erst nach Sonnenuntergang über Nacht wieder ihr Maximum zu erreichen. Diese merkwürdige Mittagsschwankung erklärt sich dadurch, daß nach Hörbiger gerade um Mittag die Feineisanstrahlung der höheren Atmosphärenschichten ihren Höhepunkt erreicht. Die Anreicherung der Atmosphäre mit Wasserdampf muß ein Abblenden und Fallen der elektrischen Wirkungen im Gefolge haben, wodurch das Abströmen der radioaktiven Emanationen um Mittag eben verhindert wird. Neben diesem täglichen Rhythmus geht aber noch ein jährlicher, der eng an den jeweiligen Sonnenstand geknüpft ist. Während zum Winter hin die infolge des immer tiefer sinkenden Sonnenstandes nur geringen elektrischen Strahlen das Abströmen der Radioaktivität erschweren, beginnt mit steigendem Sonnenhochstand nach der Wintersonnenwende ein immer stärkeres Abfließen der in den Erdschichten festgehaltenen Emanation. Die Tageskurve der Bodenatmung läuft genau im umgekehrten Sinne wie die der elektromagnetischen Strahlung und des Luftdrucks. A. Müller scheint nun der
Nachweis geglückt zu sein, daß der Mensch und sein
Wohlbefinden mit diesen Strahlungen aufs engste verknüpft
ist. Im Blut befinden sich Salze, die als Elektrolyte
wirken. Im menschlichen Körper findet ununterbrochen ein
Strahlenausgleich statt. Zellen und Haargefäße
antworten auf die von dem kosmisch-irdischen Strahlenhaushalt
hervorgerufenen Einflüsse, und zwar so, daß radioaktive
Strahlungen Zellen und Haargefäße verengern, während
die großen Blutgefäße sich erweitern, daß aber
elektromagnetische Strahlungen Zellen und Haargefäße
erweitern, während sich die großen Blutgefäße
verengern. Das natürliche Schlafbedürfnis ist eine
Folge der nachlassenden elektrischen Wirkungen. Hier liegt auch
die Erklärung für die Tatsache, daß bei
Sonnenfinsternissen die Tiere sich zum Schlafe rüsten, weil eben
die elektrischen Strahlungen durch das Dazwischentreten des Mondes von
der Erde abgehalten werden. Ebenso ist die bekannte Wirkung des
Frühlings auf den Organismus mit seinen
Müdigkeitserscheinungen durch Zell- und
Haargefäßverengerung erklärt.
An sich muß der
menschliche Organismus, der in diese Kraftfelder eingespannt ist, von
allein seinen Ausgleich mit ihnen finden. Wenn er es beim
modernen Menschen nicht tut, so ist daran seine falsche Ernährung
schuld, die das Blut mit schädlichen Säuren und deren Salzen
anreichert. Die so entstehende ausgeschiedene Harnsäure und
ihre Salze sowie der oxalsaure Kalk lagern sich überall ab,
behindern die freie Blutströmung und dadurch die Entgiftung des
Körpers. Es kommt zu einer Verminderung der Erregbarkeit der
Nervenzellen und zu schweren gesundheitlichen Störungen. Es
würde zu weit führen, auf alle Folgerungen einzugehen, die
sich hieraus ergeben.
Zusammenfassend aber soll
darauf hingewiesen werden, daß die kosmisch-irdischen Strahlungen
für jeden einzelnen wie für die Gesamtheit von nicht zu
unterschätzender Bedeutung sind und sich hier Perspektiven
eröffnen, die besonders für die medizinische Wissenschaft von
grundlegender Bedeutung sein müssen.
W. von Etzdorf (Quelle: Heft "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 3, 1929, S. 90-92, R. Voigtländers Verlag Leipzig) |
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