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Die
"Thüringische Sintflut" von 1613 |
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Anfang
Juni 2013 gab es in fast ganz Deutschland und den angrenzenden
Ländern sintflutartige Regenfälle (teilweise mit heftigem
Hagel), die zu einem extremen Hochwasser führten.
Vor genau 400 Jahren ereignete sich ein ähnliches katastrophales Wetterereignis über Mitteleuropa, z. B. die sogenannte "Thüringische Sintflut" vom 29. Mai 1613. Hanns Fischer schreibt in seinem Buch "Der Rhythmus des kosmischen Lebens" (1925) dazu: "Wer die zahlreichen Aufzeichnungen durchprüft, der findet hier übereinstimmend das Bild einer Verwüstung geschildert, wie sie grauenhafter gar nicht zu denken ist. Menschen und Vieh ertranken, Brücken und Stege, Wohnhäuser, Scheuern und Stallungen wurden weggerissen. Auch Tiere, die sonst gut schwimmen, wie Pferde, ertranken in den wirbelnden und strudelnden Wassermassen. Gärten und Felder wurden hoch mit Schlamm bedeckt. Teilweise stand das Wasser 8-9 Ellen hoch, also 4-5 Meter. In Weimar wurde unter dem fürstlichen Archiv am Schloß eine Wassermarke mit der Inschrift angebracht: "Anno 1613 den 29. Mai abends um 11 Uhr ist die Ilme über ihren gewöhnlichen Strom eilf Ellen hoch gestiegen." Sieben bis zehn Stunden war die Dauer dieses fürchterlichen Wetters, das nicht nur von Sturm und nie erlebtem Gewitter, sondern auch von vernichtendem Hagel begleitet war, dessen Schloßen die Größe von Gänseeiern erreichten. ..." die WEL-Schriftleitung ...........................................................
Der folgende Aufsatz über die "Thüringische Sintflut 1613 und zusätzlichen Flutberichten aus anderen Gegenden" ist von Robert Hüttemann. Die Thüringische Sintflut vom 29. Mai 1613 (Auch Diluvium Thuringiacum oder Cataclysmus Thuringiacus genannt.) "Die durch Regenfall verursachten
Überschwemmungen der Flüsse in Norddeutschland zerfallen nach
ihrer Entstehung und nach ihrem äußeren Verlauf in zwei
Kategorien. Es sind entweder Regenfluten, die sich infolge
starker, langandauernder und ausgebreiteter Regenfälle einstellen
und zumeist ein ganzes Flußsystem in Erregung bringen, oder
solche, bei denen ein räumlich und zeitlich mehr beschränkter
starker Regen oder Wolkenbruch kleine Flüsse, Bäche, ja
Rinnsale in reißende Ströme verwandelt, ohne daß der
Hauptstrom selbst eine schadenbringende Anschwellung erleidet."
So teilt der ehemalige Direktor des preußischen Meteorologischen
Institutes, G. Hellmann, die Nieder- schläge und ihre Folgen ein.
Ihre Quellen sind in dem zwiefachen
kosmischen Wasserzufluß der Erde zu suchen: Im Feineis- und im
Grobeis-Zufluß. Einem der großartigsten Beispiele
eines Grobeiseinschusses widmet G. Hellmann eine in den
Veröffentlichungen des preußischen Meteorologischen
Institutes, Nr. 256, mitgeteilte ausführliche Quellensammlung: Der
auch schon in der Welteisliteratur mehrfach erwähnten
Thüringischen Sintflut vom 29. Mai 1613. Da man immer
annehmen kann, daß vor Einführung der regelmäßig
erscheinenden Zeitungen die Anzahl der Flugblätter und
Flugschriften über ein bestimmtes Ereignis seiner Bedeutung
proportional ist, muß man G. Hellmann beistimmen, wenn er meint,
daß es sich bei diesem Ereignis um eine wirklich
außerordentlich verheerende Überschwemmung handeln
muß. Denn nicht weniger als 38 Druckschriften, darunter
sogar eine Übersetzung ins Englische, sind in jener Mitteilung
nebst ihren Nachträgen verzeichnet!
Der größte Teil der
Berichte über die Thüringische Sintflut ist in dem bereits
1720 erschienenen Werke von G. W. von
der Lage, "Die vollständige Acta der Thüringischen
Sintflut des Jahres 1613" zusammengefaßt und kritisch beleuchtet
worden. Betroffen wurde
"sonderlich das Thüringer-Land, doch nicht überall, sondern
an den Oertern, wo die Ilm fleußt".
Die ausführlichste Beschreibung wird von Weimar gegeben: "Am 29. Maii / Sonnabend vor Trinitatis des 1613 Jahres thürmten sich bald im Mittage an allen Orten des Himmels Wetter-Wolcken auf / bis endlich der ganze Himmel davon eingenommen ward / und immer ein Gewölk über das andere herwalzte. Die Gewitter stunden da gegeneinander / erstlich in großer Stille und fast unbeweglich / gleichsam als große Heere / die aufeinander treffen wollen. Bald nach 4. Uhren ließen sie sich hie zu Weimar hören / mit stetem zornigen und unaufhörlichen Donnern / doch Anfangs ohne harte Schläge / Darauf erhob sich nach fünff Uhren in den Wetter-Wolcken ein gewaltiges Brausen / welches das immerwährende Donnern noch schrecklicher machete / wegen des befahrenden Hagels. Wiewohl nun hier zu Weimar und in diesem Flur der Hagel keinen sonderlichen Schaden gethan / alldieweil die Schlossen einzeln / auch nicht so gar groß fielen: So hat er doch an anderen Orten die lieben Feld-Früchte sehr verderbet / an etlichen auch gar hinweg geschlagen. Denn es hat dis schädliche Hagelwetter an etlichen Orten in die fünff Stunden angehalten (!) / und seynd die Schlossen in ungewöhnlicher Form und Größe gefallen. Etliche seynd abhängicht und zäckige / etliche wie die Schneckenhäuser formiret gewesen. An etlichen orten seynd sie so groß gefallen wie die Weitballen (1) / an anderen wir die Hühnereyer; Dannenherr sie nicht allein die Feld-Früchte, meistlichen aber das Winter-Getreyde verderbet / sondern auch das Vieh in den Hütten erschlagen (!) / etliche haben die Schindeln auf den Dächern durchschlagen / Fenster und was im Strich gewesen zerbrochen. Hierbey ist es nicht blieben / sondern es seynd hierunter von 6. an biß Morgens um 3. Uhr solche grausame Donnerschläge / Blitzen / Creuzstreiche / Feuerschiessen und Platzregen / aus denen wider einander streitenden Wetter-Wolcken gefallen / daß christliche Hertzen gedencken müssen / diß Ungewitter werde der Welt den Garaus bringen. Denn da sonsten die Gewitter / wenn die Wolcken durch etliche harte Donnerschläge zerrissen / und den Sack mit Hagel und Platzregen ausschütten / in kurzer Zeit pflegen abzutoben und nachzulassen / so hat da doch kein Aufhören seyn wollen / ungeachtet, das Feuer Klumpen weise vom Himmel gefallen / der Hagel in fünff Stunden angehalten / und die Donnerschläge so starcke gangen / daß auch hier zu Weimar aufm Schloßgarten zwey Häuser in einem Streich in den Graben seynd gestürzt worden. Denn theils von den starken Regen / theils auch von unterschiedlichen Wolckenbrüchen / so an bergichten Orten / nicht weit von Weimar müssen geschehen seyn / nicht allein die Ilme groß geworden / sondern es seynd auch ungewöhnliche Wasserströhme in allen Gräben und Wegen durch alle Acker auf die Stadt Weimar / so von allen Seiten überhöhet ist / wie auch auf etzliche Dörffer umher gewalzet kommen / also / daß in schwinder Eil nicht nur die zwey öbern Thor allhier / das Frauen-Thor und Erffurtische Thor also eingenommen, daß niemand weder zu Roß noch zu Fuß aus oder einkommen können: Sondern es ist die Wasser-Fluth in den Gassen so stark gangen / daß kein Nachtbar zu dem andern kommen können / davon denn nicht allein die Häuser und Keller mit Wasser gefüllet worden / sondern es hat auch das mehrer Theil / das darinnen gefundenen Getränkes umgekehret und ersäuffet / und was es in den Häusern finden können / überflutet und verschlemmet. Und war dise wilde Flut nicht allein und vor sich selber grimmig / also daß sie sich auch in den Kellern und verschlossenen Oertern nicht gefangen geben / noch stille stehen wollte / sondern die grössesten Kufen in der Herrschaft Keller mit Sattel und all umkehrete: Sondern was sei von Gebäum / Zimmerholtz / großen Eichen / Mühlenwellen / Bäumen und dergleichen angetroffen / hat sie mitgenommen und damit die Gebäude gleichsam mit stürmender Hand über und über gestossen und hinweggeführet. Diß hat gewehret bis nach 10. Uhren in die Nacht / der viel armer Leut in ihrer Leibs- und Lebens-Gefahr kein ander Licht als die feurigen Blitzen / so fast garnicht nachliessen / haben können. Um diese Zeit begunte das Wasser hier zu Weimar an den obern Orten der Stadt etwas wieder zu fallen / wiewohl das Donnern und Blitzen wenig nachließ. Aber es wärete nicht lang / da giengen die starcken Platz-Regen wieder an / und kam das Wasser aufs neue / ja so stark als zuvorn einher gewalzt / und weil inmiettelst der Ilmen-Strohm hoch gestiegen / und aus allen wilden Gräben das Wasser mit starken Fluthen einherbrach / gieng es oben übers Kegel-Thor weg / und ließ sich allerdings ansehen / als wenn die ganze Stadt zu Sumpf gehen sollte / dieweil ein Haus nach dem anderen einfiel / und mit allem was darinnen war, davon schwamm / ohne alle Hülf und Rettung; dis geschah eben in der ungeheuren Mitternacht zwischen eilffen und zwölffen / da Weimar im Wasser stund / so tieff / daß es manchem fast unglaublich fürkommen sollte. So hat die reissende große Wasserfluth hier und in etlichen Dörffern übel hauß gehalten. Denn nicht allein fast alle Wiesen und Gärten verschlemmet und verderbet / die köstlichen Obst-Bäume zerbrochen / geschelet / aus der Erden gerissen / und alles mit Mist / Sand und Steinen überschüttet / das Getreydig in den besten Aeckern ersäufft / die Brach-Aecker der besten und trächtigen Erden also entblösset / das mancher einem Steinbruch ähnlicher siehet als einem Art-Acker / sondern es ist auch an Gebäuden / Menschen und Viehe ein trefflicher Schade geschehen. Das Gewässer ist den Leuten so plötzlich auf den Halß kommen, daß ihrer ein theils mehrlich ihr Leben als eine Beute davon bracht / und das ander alles im Lauf lassen müssen." Nach Lages Zusammenstellung
sind in Thüringen allein etwa 600 Menschen ertrunken, manche auch
vom Hagel erschlagen. An Vieh kamen in den Fluten über 1600
Stück um. Aber nicht nur Weimar
und seine weitere Umgebung wurde betroffen. Ein schweres Gewitter
suchte auch Magdeburg heim: In
der Nacht vor dem heiligen Trinitatisfest (30. Mai 1613) schlug der
Blitz zu St. Jakob ein. zündete jedoch nicht. Dieses
Gewitter ist die Fortsetzung des Thüringer Unwetters. Die
zwischenliegenden Länder wurden nicht übersprungen, denn
ausdrücklich wird in dem Magdeburger Bericht gesagt: In dem Strich
zwischen Magdeburg und Jena sind 2000 Menschen ertrunken!
Eingehendere Darstellungen fehlen zwar, doch sagt diese Zahl allein
genug. Eine Fortsetzung des "Striches" über Magdeburg hinaus
erscheint nach dieser weiten Erstreckung als durchaus
wahrscheinlich. Allerdings kann man den Berichten darüber
nichts Genaueres entnehmen.
Anders verhält es sich mit
der rückwärtigen Verlängerung: Franken wurde von einem Gewitter
betroffen. In Württemberg
ging gegen 4 Uhr nachmittags zwischen der oberen Nagold und dem Neckar
ein ungewöhnlich starker Hagelschlag mit anschließendem
Gewitter nieder, das in einer ungefähren Breite von 30-40
Kilometer nach Nordosten fortzog. In der Schweiz fiel am 29. Mai 1613 "ein fruchtbarer Regen, der alle
Gärten, Aecker und Wiesen dergestalt erquickte, daß solcher
ein 'guldiner Regen' mag genannt werden". Da in der
Schweiz, wie in ganz Mitteleuropa das Jahr 1612 ungewöhnlich
heiß und regenarm, der Boden also vermutlich sehr ausgetrocknet
war, wurde solch ein ergiebiger Regen vom Chronisten, der sonst recht
wenig Witterungsnachrichten vom Jahre 1613 überliefert,
ausdrücklich vermerkt.
Aber nicht genug mit dieser
Länge des Striches. In J. W. Steinmayers Reisebeschreibung
der Reise Herzog Ernsts, des Jüngeren, Herzogs zu Sachsen, wird
vermerkt: "Hierauff kamen Ihre
Fürstliche Gnaden (den 28. Mai 1613) nach Toulouse. Wie sie noch vor der Stadt waren /
kam ein groß Ungewitter / also / daß auch der Himmel
überall erschwärtzte / fiel hierauff ein solch Wasser vom
Himmel / daß es durch alle Gassen lieff."
Paris wurde am selben Tage von einer Überschwemmung heimgesucht, die "fast den dritten Theil der Stadt inundiert, viel Leut und Viehe ersäufft und sonst auch merklichen Schaden getahn." "Auch anderswo ist eine grosse Ergiessung der Wasser gewesen ('in Frankreich')." Hellmann kommt nun auf Grund
der erhaltenen Nachrichten zu der Auffassung, daß am 29. Mai 1613
mehrere starke Gewitter mit zeitweisem Hagel- und ungewöhnlichem
Regen-Fall von der Schweiz (Toulouse, Frankreich läßt er
beiseite) über Württemberg und Franken nach Thüringen
und der Provinz Sachsen gezogen sind. Alle Gebiete wurden
jedenfalls nicht gleichmäßig betroffen, der Hagel war
besonders stark in Württemberg und Thüringen, der Regen
weitaus am kräftigsten in Thüringen bei Weimar. Auf dem
Wege des Gewitterzuges traten also genau so, wie wir es heutzutage an
der Hand der Beobachtungen eines dichten Stationsnetzes feststellen
können, sporadische Verstärkungen ein, die stellenweise einen
katastrophalen Charakter annahmen.
Da das Gewitter in Franken fast gleichzeitig mit dem in Württemberg eintritt, meint Hellmann nun, daß das erstere nicht als Fortsetzung des zweiten betrachtet werden kann. Aber auch die Erklärung durch eine Südwest-Nordost gerichtete Gewitterfront verwirft er. Denn "dagegen spricht, daß das westliche Thüringen gar nicht betroffen wurde". Noch merkwürdiger wird der Sachverhalt, wenn man weitere Überlieferungen berücksichtigt, die von Hellmann zum Teil als Verwechselung bezeichnet, zum Teil aber gar nicht angeführt werden. Johann Aldenberger meldet in
seinem Feuer-, Wasser- und Wein-Spiegel p. 109 seg., daß "dergleichen Wassers-Noth um diese Zeit
auch in andern Orten und Enden gewesen sey, sonderlich zu Prag, Berlin, Hall in Sachsen,
Mühlhausen, Langensalza, Liegnitz, Görlitz, Studtgarten usw. Zu Nußdorf in
Oesterreich, da der beste
Landwein wächst, ist eine Wolckenbrust gefallen, mit solchen
Schaden, als der Orten bey Menschengedenken nicht geschehen."
In den Delationes Historical
von Theodoro Meurern und Jakobo Franco steht zu lesen: "Zwo Meile von Parduwitz, in Böhmen
gelegen, ist der Hagel so dick und in grosser Meng gefallen, daß
er theils den Orten 4. Ellen dick und drüber gelegen, welcher
nachmalen aneinander gefroren, daß man etliche Tage drüber
ausraumen müssen!!
In Polen 4. Meil von Calvari (?) hat der Donner in ein Wallfahrts-Capell geschlagen." Da hierbei keine Bemerkung steht, wann dies geschehen sei, meint Lage, es müsse am 29. Mai gewesen sein. Die Erklärung der gesamten
geschilderten Katastrophen ist ähnlich der, wie sie H. Mosaner
für neuere Unwetter im "Schlüssel zum Weltgeschehen",
Jahrgang 1928, Heft 1, S. 15 ff., gab.
![]() Der Verlauf der in die Karte
eingetragenen drei Bahnen ist etwas idealisiert. Anders kann man
bei diesem Material leider nicht verfahren. Und nähere
Einzelheiten, besonders genaue Zeitangaben, heute noch zu erhalten, ist
ausgeschlossen. Die Bahnen sind Teile größter Kreise
auf der Erdoberfläche. Infolge der Art der Kartenprojektion
stellen sie sich daher als gekrümmte Linien dar. Das
strahlige Auseinanderstreben von einem gemeinsamen Punkte aus wird man
nicht durch Zersplittern eines großen Eiskörpers
erklären, sondern vielmehr Einschießen eines Schwarmes von Eiskörpern.
Die Einzelstücke dieses Schwarmes kamen in gewissen
Zeitabständen an, während deren sich die Erde um einen
entsprechenden Winkel weiterdrehte. Demgemäß
schoß zuerst der Bolide ein, der Nußdorf eindeckte, dann
der, der Böhmen und Schlesien verhagelte und dann der
größte, der von Toulouse bis Magdeburg Angst und Schrecken
verbreitete.
Jeder von diesen drei unheimlichen Gesellen zerbarst natürlich in eine Reihe kleinerer Teile, die eine Streuung auf der Bahn hervorriefen, so daß die Richtungen der einzelnen Unwettern etwas auseinanderweichen. Das kleinste Bruchstück kam zuerst, das größte zuletzt herunter, wie es auch die Zunahme der verheerenden Wirkung nach Nordosten zeigt, und wie es die Gesetze der Mechanik erfordern. Robert Hüttemann (Aufsatz- und Kartenquelle: Monatsheft "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 1 u. 2, S. 41-45, Jahrg. 1929, R. Voigtländers Verlag-Leipzig) |
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Anmerkung: (1) Weit = Waid, Färberwaid, Isatis tinctoria ist eine in ganz Europa wild wachsende Pflanze aus der Familie der Cruciferen. Sie enthält denselben Farbstoff wie die Indigopflanzen Ostindiens und Amerikas, das Indigo, allein in 30mal geringerem Verhältnis als jene. Am Anfange des 17. Jahrhunderts betrieben in Thüringen nicht weniger als 300 Dörfer den Waidbau, der ihnen sehr bedeutende Erträge abwarf. In den Handel kommt der Waid entweder in Bündeln der getrockneten Pflanzen oder in kleinen, runden kegelförmigen Broten, die Waidkugeln oder Blaukörner heißen. Sie werden bereitet aus den auf der Waidmühle in Staub verwandelten Blättern, welche den Beginn einer fauligen Gärung überstanden haben und dann zusammengeknetet worden sind. Die Waidkugeln oder Weitballen waren damals also ein gegebener Vergleich. Die damals gefallenen Hagelschlossen hatten also eine erhebliche Größe, ca. 10 cm Durchmesser, wenn man sie sich einigermaßen rund vorstellt! |
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