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Der
Illuminaten-Orden |
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Eine besondere Behandlung
verdient der Illuminaten-Orden und das nicht nur als eine
Gründung, die in Deutschland erfolgte, sondern auch deshalb, weil
eine ganze Reihe bedeutender Persönlichkeiten unserer
Klassikerzeit seine Mitglieder waren. Es wurde gelegentlich
darauf hingewiesen, daß ein Geheimbund mit demselben Namen in
spanischer Sprache, die Alombrados, schon im 16. Jahrhundert bestand
und daß kein Geringerer als der Ritter Inigo Lopez de Loyola, der
Gründer des Jesuitenordens, bezichtigt wurde, ihm
anzugehören, und deshalb vor der Inquisition sich zu verantworten
hatte, aber irgendeine geschichtliche Verbindung zwischen den beiden
Geheimbünden läßt sich nicht erweisen.
Der Gründer des
Illuminaten-Ordens war der Professor des Natur- und kanonischen Rechts
an der bayrischen Landesuniversität in Ingolstadt, Adam Weishaupt (geb. 1748 in Ingolstadt,
gest. 1830 in Gotha). Weishaupt, Jesuitenzögling, mit wenig
über zwanzig Jahren Doktor, mit vierundzwanzig Hochschullehrer,
hatte sich in München in die Loge "Theodor zum guten Rat"
aufnehmen lassen. Aber unbefriedigt von den damaligen Systemen,
kam er dazu - wie so manche andere -, gewiß auch unter dem
Einfluß der Aufklärungsideen und dem von ihnen
hervorgerufenen "Sturm und Drang", ein eigenes System zu
gründen.
Weishaupts Verteidiger meinen, es sei ihm nur darum gegangen, die jugendlichen Studenten zu organisieren und sie den Jesuiten bzw. den Rosenkreuzern zu entreißen, seine Feinde dagegen behaupten, sein Orden sei entweder von den geheimen Oberen der Freimaurerei oder von den Jesuiten veranlaßt worden und habe deren Zwecken zu dienen gehabt. Gegründet wurde der
Illuminaten-Orden am 1. Mai 1776; das ist der Tag der Aufnahme der
ersten Mitglieder. Die Grundsätze dafür entnahm
Weishaupt, wie er selbst in seiner "Apologie der Illuminaten" (1786)
angibt, der Schrift "Vom Verdienste" (1765) des damals sehr
angesehenen, auch von Herder ehrend genannten Philosophen Thomas Abbt
(1738-1766). Die in Betracht kommende Stelle lautet: "Vieler, sehr vieler Menschen zeitliche
und ewige Wohlfahrt befördern; ihr Leben und Wandel durch
Vorschriften so einrichten, daß sie immer glückseliger,
immer vollkommener werden; die Veranstaltung treffen, daß ihnen
dergleichen Regeln ebenso geläufig als beliebt seien; solche Lagen
aussinnen, dadurch sie sich alle zu einem gemeinschaftlichen Guten
müssen hinführen lassen, dazu denn alle Verwicklungen, die
meisten möglichen Fälle überdenken; sich an die Arbeit
machen, wenn noch niemand sie nur als möglich ansieht; jahrelang
arbeiten, manchmal ohne Frucht, sich trösten, aufrichten, selbst
anspornen müssen; keine Widerwärtigkeiten, keine Gefahr
achten; keine innere Abneigung oder Lauheit überhand nehmen
lassen; und dies alles bloß darum, weil es zu Nutz und Frommen
der herzlich-geliebten Nebenmenschen gehört." Durch
diese Sätze angeregt, entwarf er seine Ordensregeln, die er zuerst
"Statuten der Perfectibilisten" nannte. Später ersetzte er
den Namen "Perfectibilisten" durch "Illuminaten".
Offiziell, d. h. zur Mitteilung
an die unteren Grade, gab Weishaupt an, daß der Orden nur einen
einzigen Zweck habe: "Sammlung und
geheimen Unterricht in wissenschaftlichen Kenntnissen; daß er
eine geheime Weisheitsschule sein sollte, in welcher der Stifter nur
junge Akademiker aufnehmen und diesen ungestört dasjenige lehren
wollte, was Dummheit und Pfaffeneigennutz von dem öffentlichen
Katheder verbannt hatte." Vom 15. Lebensjahre angefangen
sollten junge Studenten Aufnahme finden, und als Lektüre wurde
ihnen empfohlen: Seneca, Epiktet, Marcus Aurelius, Plutarch, Pope,
Basedow, Meiners, Abbt, Montague, Helvetius, La Bruyére, Tobias
Knaut, Hirschfeld, Bellegarde, Le Noble und Wieland.
Die Gradeinteilung war nach dem von Weishaupt und Knigge zusammen ausgearbeiteten Neuen Ordensplan folgende: Die erste Stufe umfaßte zwei Grade: 1° Minervalgrad oder Vorbereitungspflanzschule; 2° Der kleinere Illuminat (Illuminatus minor). Diese zwei Grade zerfielen aber eigentlich in fünf: 1. Vorbereitung, 2. Das Noviziat, 3. Der Minervalgrad (von Minerva), 4. Der kleine 1. Grad, 5. Der große 1. Grad. Die zweite Stufe hatte drei Grade: 3° die 3 Grade der Johannismaurerei: Lehrling, Geselle, Meister: 4° Der größere Illuminat (Illuminatus major): Der schottische Novize; 5° Der dirigierende Illuminat (Illuminatus dirigens): Der schottische Ritter. Die dritte Stufe hatte vier Grade: A. Kleine Mysterien: 6° Priestergrad; 7° Regentengrad; B. Große Mysterien: 8° Magus; 9° Rex. Die Grade 6 und 7 waren bis zum 12. Dezember 1782 nicht ausgearbeitet. Sie kamen erst später hinzu. Die Grade 8 und 9 sollen nie ins Leben getreten sein. (Lennhof-Posner, "Internationales Freimaurer-Lexikon", S. 477.) Die eigentümliche, im
Prinzip uns aus der Freimaurerei bekannte, hier aber verschärfte
Maßnahme bestand darin, daß die Illuminaten in den unteren
Graden einander gegenseitig nicht kannten; dadurch wurde eine ganz
außerordentliche Disziplin und Beherrschung der Mitglieder
erlangt. Jeder Minervale kannte nur seinen Oberen, der ihn in den
Orden aufgenommen hatte, und genau wie bei den Jesuiten war er der ihm
unbekannten Obrigkeit gegenüber zur Spionage und Denunziation
über seine unmittelbaren Vorgesetzten verpflichtet. Jeden
Monat mußte er neben seiner offiziellen Arbeit einen
Geheimbericht in verschlossenem und versiegeltem Umschlag mit der
Überschrift "Quibus licet"
überreichen, worin er drei Fragen zu beantworten hatte: 1. Wie ihm
sein Oberer begegne, ob er fleißig oder nachlässig, ob er
hart oder gelind mit ihm verfahre? 2. Was er gegen die
Gesellschaft für Beschwerden habe? 3. Was ihm der Obere
diesen Monat für Befehle kundgemacht? Was er an den Orden
bezahlt habe?
Hatte er nichts zu berichten, so mußte er einen leeren Zettel einsenden. Das System gegenseitiger Bespitzelung wurde nach jesuitischem Muster durch alle Klassen des Ordens durchgeführt. Bei der Aufnahme in den 6°,
den Priestergrad, wurde eine lange, zweiundfünfzig Druckseiten
umfassende Anrede gehalten, worin in dem schwülstigen Stile jener
Zeit, aber doch sehr eindeutig gegen die Begriffe Familie, Vaterland,
Staatsoberhaupt Stellung genommen wurde. So heißt es darin:
"Es wurde zur Tugend, auf
Unkosten derer, die nicht in unsere Grenze eingezogen waren, sein
Vaterland zu vergrößern. Diese Tugend hieß
Patriotismus und der Mann, der gegen alle ungerecht war, um gegen die
Seinigen gerecht zu sein, hieß Patriot. Aus dem
Patriotismus entstand der Lokalismus, der Familiengeist und
schließlich der Egoismus." Als Abwehr empfiehlt
Weishaupt die geistige Aufklärung, denn "durch sie wird die Menschheit von ihrem
Fall sich erholen, Fürsten und Nationen werden ohne
Gewalttätigkeit von der Erde verschwinden .... und die Vernunft
wird das einzige Gesetzbuch der Menschen sein." In diesem
Sinne lehrte Weishaupt, daß Freiheit und Gleichheit
natürliche Rechte des Menschen darstellen, daß aber die
Gleichheit durch das Eigentumsrecht und die Freiheit durch die
Regierungen vernichtet worden seien; da aber das Eigentumsrecht und die
Regierungen auf Kirchengesetzen und Staatsgesetzen sich stützen,
so müsse man, um die Rechte des Menschen wiederherzustellen, jede
Religion und jede Gesellschaftsordnung zerstören und das
Eigentumsrecht als abgesetzt erklären. Er sagte: "Tretet alle die, die ihr nicht
überzeugen könnt! Der Funke kann nicht lange unter der
Asche glimmen, es kommt aber der Tag des Brandes." Und auf
dem Kongreß in Wilhelmsbad im Jahre 1782 wurde für die
Hochgrade eine neue Eidesformel ausgegeben, in der man sich auch zum
Tyrannenmord verpflichtete und im voraus von allen Staatseiden
entbunden wurde (Martial d'Estoc, La franc-maconnerie, Paris
1906, II, S. 75).
Die Werbung von Proselyten
sollte überall und in allen Bevölkerungsschichten eifrig
betrieben werden. Vor allem hatte man es auf die
selbständigen und abweichenden Freimaurersysteme abgesehen.
Die Illuminaten erhielten besondere Instruktionen, in alle
möglichen Freimaurerlogen einzudringen, "heimlich das
Übergewicht zu erhalten zu suchen" und die Loge "entweder zu
reformieren oder zu sprengen". - Denn "die Freimaurerei ist keine
Kunst, sondern eine Wissenschaft. Sie erfordert Studien.
Ihre Echtheit beruht auf Kenntnissen, nicht auf Verbriefungen."
Dem geheimen Kapitel wurde aufgetragen, "dafür zu sorgen,
daß die Logen nie über 30 Mitglieder anwachsen und daß
die Beamten die Übrigen immer überstimmen können."
Besonderen Wert legte Weishaupt darauf, auch die Protestanten für
sich zu gewinnen, und er lachte darüber, "daß sie sich
einbilden, daß der Teil, der sich auf Religion bezieht, den
wirklichen Geist des Christentums in sich birgt" (Martial d'Estoc, II,
S. 98). Durch die intensive Tätigkeit seines Ordens
verfügte Weishaupt schon nach zwei Jahren über eine sehr
ansehnliche Armee von Mitgliedern, nach Gaedicke von mehr als
zweitausend.
Mitglieder des Ordens waren an
manchen Orten die höchsten Würdenträger des Staates, die
Größten der Literatur und der Wissenschaft. Alle
wurden unter Decknamen geführt, die bisweilen für den Geist
des Ordens bezeichnend sind. So war der Ordensname Weishaupts
selbst Spartacus, der seines
Gönners, des Herzogs Ernst II. von Gotha (reg. 1772-1804) Timoleon (Spartakus war der
Führer des Sklavenaufstandes von 73 bis 71 v. Chr., Timoleon,
gest. 337. v. Chr., ein Tyrannenfeind, der den eigenen Bruder
töten ließ, als dieser sich der Alleinherrschaft
bemächtigen wollte). Der durch die Schlacht von Valmy
bekannte Herzog Ferdinand von Braunschweig trug den hebräischen
Namen Aaron, Herzog Karl August von Weimar hieß Aeschylus, Goethe
Abaris. (Dieser Abaris war nach Herodot, IV, 36 ein Hyperboreer, der
mit einem von Apoll ihm geschenkten Pfeile umherzog und Gedichte
verfaßt haben soll.) Goethe unterschrieb bei seiner
Aufnahme - am 11. Februar 1783 in Weimar -, daß er keiner
geheimen Verbindung angehöre, war aber allerdings seit dem 23.
Juni 1780 Freimaurer und stand seit dem 2. März 1782 im
Meistergrad. (Vgl. Leopold Engel, Geschichte des
Illuminaten-Ordens, Berlin 1906.)
Eine bedeutende Rolle spielte
im Illuminaten-Orden eine Zeitlang der hannoversche Freiherr Adolf
Franz Friedrich von Knigge
(1752-1796), der Verfasser des bekannten Buches "Über den Umgang
mit Menschen" (1788). Er wurde 1780 Illuminat, als welcher er den
Namen Philo trug. In der Schrift "Philos endliche Erklärung
und Antwort auf verschiedene Anforderungen und Fragen, die an ihn
ergangen, seine Verbindung mit dem Orden der Illuminaten betreffend"
(1788) bekannte Knigge, daß er, schon als Student einem Orden
"von wenigstens löblichem Zweck" und mit neunzehn Jahren in Kassel
einer Loge der Strikten Observanz beigetreten, bestrebt gewesen sei,
"eine große Rolle in der Freimaurerei zu spielen und dadurch
Einfluß in der bürgerlichen [Gesellschaft] zu bekommen" (S.
21). Unermüdlich reiste er jetzt in Deutschland herum,
nützte seine Bekanntschaften und Beziehungen aus und brachte in
kurzer Zeit eine große Anzahl vornehmer und gelehrter Männer
in den Orden. Im Jahre 1781 veröffentlichte er ein
Büchlein "Über Jesuiten, Freimaurer und teutsche
Rosenkreuzer", das Weishaupt sehr lobte. Jedoch auf die Dauer
konnte Knigge mit dem despotischen Weishaupt nicht auskommen. Das
Verhalten Weishaupts ihm und anderen gegenüber ließ ihn
schließlich den Verdacht fassen, der ganze Orden sei ein
Jesuitenwerk. "Am Ende bist Du selber ein Jesuit", schrieb er an
Weishaupt, "dann soll Dich aber nichts vor meiner Rache
schützen!"
In der Folge kam es wegen der Aufnahmeformalitäten für einen höheren Grad, die Weishaupt zu christlich-kirchlich waren, zum Streit, und Knigge wurde aus dem Orden hinausgedrängt. Wenige Tage nach der Aufhebung
sämtlicher geheimer Gesellschaften in Bayern, die am 24. Juni 1784
erfolgte, trat Knigge aus dem Illuminaten-Orden aus. Der Orden
war bei der Regierung als revolutionär denunziert worden.
Ein zweites Verbot erließen am 2. März 1785 im Namen des
Kurfürsten Pater Frank und Kanzler Freiherr von Kreitmayer.
Der Bischof von Freysing berichtete dem Papst Pius VI. über die
Illuminaten und deren Schädlichkeit, und es war gewiß nicht
Zufall, daß dieser Briefwechsel in profane Hände geriet und
veröffentlicht wurde: die Kirche sollte in der
Ordensaufhebungssache als unbeteiligt erscheinen. Der
Kurfürst ließ für das kanonische Recht an der
Ingolstädter Universität wieder einen Geistlichen einsetzen
und legte Professor Weishaupt amtlich nahe, seine Professur
niederzulegen und mit Pension in den Ruhestand zu treten, jedoch unter
der Bedingung, weder in Ingolstadt noch in München sich
niederzulassen. Weishaupt legte die Professur sofort nieder,
lehnte jedoch die Pension ab. Der Kurfürst, Karl Theodor,
schrieb damals: "Da man nun an
diesem hochmütigen Pocher nichts verliert, als einen reduzierten
Logenmeister, so wird er auch hiermit gleich verabschiedet!"
Weishaupt flüchtete zu einem bekannten Schlossermeister und wurde
auf dessen Gespann durch das Stadttor nach der nahen freien Reichsstadt
Regensburg geschmuggelt. Br. Timoleon (Herzog Ernst von Gotha),
der dort eben anwesend war, verschaffte Weishaupt eine
Exterritorialität, indem er ihn zum Mitglied seiner Gesandtschaft
machte. Von da ging Weishaupt nach Gotha und schrieb dort eine
"Apologie der Illuminaten" (1786) und eine "Geschichte der Verfolgung
der Illuminaten in Bayern" (1786) und veröffentlichte auch - denn
in den anderen Staaten bestand der Orden fort - ein "Verbessertes
System der Illuminaten" (1787), das noch 1818 eine dritte Auflage
erlebte.
Als Gegenschrift erschienen im
Jahre 1787, "auf höchsten Befehl seiner churfürstlichen
Durchlaucht zum Druck befördert", zu München bei Anton Franz
"Einige Originalhandschriften, welche bey dem gewesenen Regierungsrat
Zwack durch vorgenommene Hausvisitation zu Landshut den 11. und 12.
Oktober etc. 1786 vorgefunden worden". Aus diesen Papieren ergab
sich, daß der Orden grundsätzlich das Recht auf Leben und
Tod des Mitglieds beanspruchte und sich erteilen ließ. Bei
der Aufnahme des Fürsten St. lautete die 11. ihm schriftlich
vorgelegte und von diesem schriftlich beantwortete Frage
folgendermaßen: "Ob er dieser
Gesellschaft oder Orden auch das Jus vitae & necis, aus was Gründen, oder nicht
zugestehe?" Worauf der Aufnahmewerber schrieb: "Ja. Warum nicht?" und: "wenn es einmal nicht anders seyn kann."
Als dem Juristen B. dieselbe Frage unter Nr. 12 vorgelegt wurde, mit
der Variante Jus vitae ac
necis in omnes, verglich er die Rechte des Ordens mit den
Rechten der Regenten der Welt und bejahte ebenfalls die Frage.
Der frühere Illuminat Hof- und Kammerrat Theodor von Mändl
erzählte in seiner Aussage, der Erbprinz von Zweibrücken,
Sohn des Karl August, wäre am 21. August 1784 durch
Illuminatengift vom Leben zum Tode befördert worden: "das Überschickte hat gut reussiert"
wurde an Professor Bader aus Zweibrücken berichtet. In der
Tat verfügten die Illuminaten, wie die Haussuchungen ergaben,
über allerlei Gifte. So hatten sie ein Pulver, das Blindheit
hervorrufen konnte, verschiedene Rezepte "ad procurandum abortum", das
Rezept eines unmerklich langsam, aber sicher tötenden Giftes "Aqua toffana", eines
innerlich zerstörenden Giftes, "herbae, quae habent qualitatem
deleteriam", eines Giftes "Ad excitandum furorem uterinum".
Da Gifte damals wie heute nicht frei verkauft werden durften, bemühte man sich, Ärzte und Apotheker als Mitglieder anzuwerben, um Bezugsquellen dafür zu haben (Engel, "Geschichte des Illuminaten-Ordens", S. 186). Über dunkle Schleichwege
kam der Illuminaten-Orden in Berlin in Verbindung mit der
umstürzlerischen französischen Freimaurerei. Der
bekannte Graf Mirabeau wurde
bei seinem Aufenthalt in Berlin der Gesellschaft zugeführt.
Mirabeau nahm den Namen Leonidas an. Nach Paris
zurückgekehrt, schrieb er ein Buch "Über die politische
Reform...". Sein "Mitarbeiter" in Berlin und (nach Barruel)
derjenige, der ihn in den Orden aufnahm, war der Freimaurer und
Illuminat Jakob Mauvillon
(1743-1794), Ingenieur, Schriftsteller und Offizier. Auf Grund
der Zusammenarbeit mit ihm veröffentlichte Mirabeau seine
"Geheimgeschichte des Berliner Hofes oder Briefwechsel eines
französischen Reisenden in der Zeit vom 5. Juli 1786 bis zum 19.
Januar 1787". Das Werk erschien, angeblich posthum, ohne
Verfassernamen 1789, der dritte Band auch gesondert als "Essai sur la secte des
Illuminés." Unter Friedrich Wilhelm III. wurde es
in Berlin - auf Vorstellungen der Berliner Freimaurer hin - von
Henkershand verbrannt.
Die Illuminaten knüpften
aber auch unmittelbare Beziehungen mit der französischen
Freimaurerei an, beschickten deren Konvente und beteiligten sich an der
Vorbereitung der französischen Revolution. Ihre
Bevollmächtigten waren Johann Joachim Christoph Bode (1730-1793), der es vom
Tagelöhnersohn zu einem höchst angesehenen Schriftsteller
brachte und als Übersetzer englischer Romane auch
größeren Einfluß auf die deutsche Literatur übte,
und ein Herr von Busch. Die beiden reisten 1783 nach Paris und
nahmen dort eine ganze Reihe von Persönlichkeiten in die Loge
auf. Genannt werden der französische
Landesgroßmeister, Herzog Philipp von Orléans, der als
Philipp Egalité für den Tod des Königs, seines
Vetters, stimmte; der aus den amerikanischen Freiheitskriegen bekannte
General Lafayette; der Graf von Lameth, der ebenfalls in Amerika
gekämpft hatte; der Marquis Trophime Gérard von
Lally-Tollendal, der aber in dem Prozeß gegen Ludwig XVI. sich zu
dem Verteidiger des Königs machte und auch später für
die Monarchie eintrat; der gelehrte Marquis von Condorcet, dessen "Esquisse d'un tableau historique
des progrés de l'esprit humain" (1794) ganz im Sinne der
Illuminaten die unbegrenzte "Perfektibilität" des Menschen
behauptete, der aber selbst ein Opfer der Revolution ward; der Graf von
Clermont-Tonnerre, der, Vertreter der konstitutionellen Monarchie, beim
Sturz des Königtums von einem verhetzten Volkshaufen ermordet
wurde; der Astronom Jean Sylvain Bailly, der später in der
Nationalversammlung Deputierter des dritten Standes und deren
Präsident war, aber als Konstitutioneller, als "Königsfreund
und gewalttätiger Unterdrücker der Volksfreiheit" verhaftet
und hingerichtet wurde. Fraglich ist es, ob auch der Marquis von
Saint-Martin (1743-1803), der Begründer des Ordens der
Martinisten, und der Abenteurer Cagliostro Illuminaten waren, noch
fraglicher ist dies bei dem "Grafen" Saint-Germain, dessen Schüler
Cagliostro sein wollte, da dieser schon 1784, also vor der eigentlichen
Entfaltung des Ordens starb; allerdings aber hatte Saint-Germain
zuletzt in Deutschland gelebt.
Im Jahre 1787 weihte Christoph
Bode die Loge "Carl zu den drey Rädern" im Orient Erfurt ein,
deren Gründungspatent aus dem Jahre 1786, ausgestellt von den
Bevollmächtigten der Unbekannten Oberen. Sie war zwischen
1794 und 1802 geschlossen und wurde im Jahre 1814 endgültig
aufgelöst.
Schon die Zeitgenossen
erkannten die Verbindung der Illuminaten und des weiteren der
Freimaurerei mit der französischen Revolution. Das bezeugen
die "Mémoires"
des Abbés Barruel (1797) und die Schrift "Proofs of conspiracy against all
the religions and governements of Europe, carried on the secret
meetings of Free-Masons, Illuminati etc." von Johan Robinson
(Edinburg, 1797). Noch in den ersten Jahren der Revolution
erschienen die zwei Schriften "Le
viole levé pour les curieux ou le secret de la revolution
révélé á l'aide de la franc-maconnerie"
(Paris 1791) und "Conjuration
contre la réligion catholique" von Lefranc, der
dafür hingerichtet wurde. In Deutschland folgten der
Veröffentlichung "Einige Originalhandschriften" von 1787, die
erwähnt wurde, noch im selben Jahr ein "Nachtrag" und mehrere
ähnliche Schriften. Aber gleichwohl behielt der Orden viele
Anhänger.
Nach dem Tode des
Kurfürsten Karl Theodor im Jahre 1799 wurden die Illuminaten in
Bayern öffentlich rehabilitiert und in Ämter und Würden
wieder eingesetzt. Auch Weishaupt konnte wieder München
besuchen und bekam eine Pension ausgesetzt, die er jetzt annahm.
Seine Söhne traten in die bayrische Armee ein. Aber der
Orden erlosch in den ersten Jahrzehnten des neuen Jahrhunderts.
Seine Wiederbelebung wurde mehrfach versucht, so 1880 in München,
1896 in Berlin. Da, in Schöneberg, gründete Leopold
Engel, der erwähnte Verfasser einer "Geschichte des
Illuminaten-Ordens" (Berlin, 1904), die Illuminaten-Loge "Adam
Weishaupt zur Pyramide". Diese übersiedelte 1902 nach
Dresden, das zum Hauptsitz des erneuten Ordens erwählt
wurde. Man arbeitete in fünf Graden: Novize, Minerval,
Großmagus, Kleiner Illuminat, Großilluminat. Mehrere
Logen entstanden, einige auch im Ausland. Doch im Jahre 1927 ging
die letzte Loge in Deutschland ein. In Zürich soll auch
heute noch eine fortbestehen.
von. B.S.G. |
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