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Warum existieren scheinbare Ausnahmen vom Energiegesetz?



Über scheinbare Ausnahmen vom Energiegesetz

Naturgesetze von grundlegender Bedeutung wie z. B. das Gesetz von der Erhaltung der Materie, das Energiegesetz, das Gesetz von Avogadro sind streng mathematisch weder zu begründen noch zu beweisen, trotzdem bilden sie die anerkannten Grundpfeiler unserer heutigen Wissenschaft und Technik.  Wenn ich es unternehme, in nachfolgendem zwei Fragen zu besprechen, welche in scheinbarem Widerspruch mit dem Energiegesetz stehen, so muß auch hier auf die großen Schwierigkeiten hingewiesen werden, welche der mathematischen Behandlung der Grundprobleme der Wissenschaft entgegenstehen.  Die Mathematik an sich logisch und richtig in der Rechnung, kann sich nur auf bereits vorhandene Grundpfeiler aufbauen, welche nur durch richtige Erkenntnis vorhandener Tatsachen gewonnen werden können, deshalb: Erst erkennen und erfassen, dann erst rechnen.
Die beiden nachfolgenden Arbeiten über den Magnetismus und das Flugproblem können an dieser Stelle nur im Auszug wiedergegeben werden, weil eine vollständige Mitteilung des gesamten Stoffes und dessen eingehende Besprechung weit über den Rahmen dieser Zeitschrift hinausgehen würde.


Über Magnetismus
In dem Schaufenster eines Eisenwarengeschäftes sah ich vor Jahren einen mittelgroßen Hufeisenmagneten, welcher ein Gewicht von 5 Kilogramm trug.  Ein vor dem Magneten befindlicher Zettel hatte folgende Aufschrift:
"Dieser Magnet trägt das Gewicht ununterbrochen schon fünf Jahre."
Versucht man selbst 5 Kilo freischwebend etwa mit ausgestrecktem Arm zu halten, so wird man zugeben müssen, daß die Anstrengung eine außergewöhnlich große ist und man nur kurze Zeit zu dieser Arbeitsleistung imstande ist.  Wie jeder, auch der nicht wissenschaftlich Gebildete, weiß, ist das Tragen einer Last gleichbedeutend mit Arbeitsleistung, auch wenn wir uns die Arbeit dadurch erleichtern können, daß wir der Last durch unseren Körper einen geeigneten Stützpunkt geben.

Während der Mensch also nicht imstande ist, eine an sich kleine Last auch nur kurze Zeit frei schwebend zu halten, leistet ein kleiner Magnet diese Arbeit spielend jahraus, jahrein, ohne zu ermüden.  Da ein Gewicht (P) von 1 Kilo mit der Beschleunigung (g) von 9,81 Meter pro Sekunde fällt, so beträgt die Arbeit, welche geleistet werden muß, um der Schwerkraft das Gleichgewicht zu halten, P×g÷2 kg/m per sec.  Die Arbeitsleistung eines Magneten, welcher ein Gewicht von 5 Kilo schwebend hält, beträgt demnach 24,525 m/kg in der Zeiteinheit, also fast eindrittel PS.  Da eine äußere Arbeitszufuhr wenigstens bei oberflächlicher Betrachtung nicht zu konstatieren ist, so entsteht naturgemäß die Frage, wo man die nahezu unermeßliche Energiequelle zu suchen hat, aus welcher der Magnet seine Kraft schöpft.  Nach dem Energiegesetz kann eine Arbeitsleistung nur durch Umsetzung geschehen, entweder Wärme wird in Elektrizität umgesetzt oder Bewegung in Wärme usw.  Hier bei diesem Beispiel aber wird eine ungeheure Arbeitsleistung scheinbar durch nichts bewirkt.  Der Magnet ist eine Quelle, welche ständig Energie ausströmt, ohne daß es bisher geglückt wäre, zu ergründen, woher diese ungeheure Kraftquelle kommt.

Wir wissen nun andererseits, daß man weiches Eisen künstlich magnetisieren kann, indem man einen elektrischen Strom, wie dies bei den bekannten Elektro- magneten geschieht, um einen Eisenkern herumleitet.  Das Eisen wird magnetisch, sobald der Strom durch die Spulen fließt, und vermag so ganze Lasten zu tragen, sobald jedoch der elektrische Strom abgestellt wird, fällt die Last zu Boden.  Während der natürliche Magnet die Arbeit ohne jede sichtbare Energiezufuhr leistet, bedarf es beim Elektromagneten einer ständigen Zufuhr von elektrischem Strom, also einer Energiezufuhr.  Beim Elektromagneten wird Elektrizität in Arbeit umgesetzt, genau wie es dem Energiegesetz entspricht, dagegen wird, wie bereits erwähnt, beim natürlichen Magneten Arbeit scheinbar aus Nichts gewonnen.

Es ist natürlich von größtem Interesse, festzustellen, wie groß die Arbeitsleistung eines Elektromagneten ist und ob diese geleistete Arbeit auch tatsächlich mit der berechneten Energiezufuhr übereinstimmt.
Elektromagnete werden in der Technik in größtem Maße zur Hebung kleiner und großer Lasten hergestellt.  Für die Technik ist es nun selbstverständlich unbedingt erforderlich festzustellen, wie groß der Stromverbrauch sein muß, um eine Last von bestimmtem Gewicht heben zu können.  Da bekanntlich bei Überführung einer Form der Energie in die andere stets unvermeidliche Verluste eintreten, so sollte man erwarten, daß die in Form elektrischer Energie zugeführte Kraft etwas größer sein muß, als es der Theorie entspricht.  Das ist jedoch nicht der Fall.  So berechnet sich der Kraftaufwand, der geleistet werden muß, um beispielsweise 10 000 Kilo gegen die Schwerkraft im Gleichgewicht zu halten, auf 49 050 m/kg per sec, also rund 650 PS.  Praktisch werden aber, um diese Last zu halten, nur etwa 9,6 PS gebraucht.  Der praktisch gefundene Wert steht somit mit dem berechneten in einem sehr großen Widerspruch.  Jeder Laie weiß, daß 10 Pferde außer stande sind, eine Last von 10 Tonnen zu heben oder gar der Schwerkraft gegenüber im Gleichgewicht zu halten, trotzdem aber sind die am Magneten gemachten Messungen unbedingt zuverlässig, und ebensowenig unantastbar ist der theoretisch ermittelte Wert.  Es liegt hier ein Widerspruch zwischen Theorie und Praxis vor, wie er größer und einschneidender gar nicht gefunden werden kann und für den es bisher an jeder Erklärung fehlt.  Die Tatsache besteht, daß durch den elektrischen Strom eine Maschine betrieben wird, bei welcher die praktische nutzbare Energie ca. 65mal so groß ist als die zugeführte Energie.  Es sei an dieser Stelle noch darauf hingewiesen, daß die Stromzufuhr für den belasteten Magneten genau so groß ist als für den unbelasteten.


Das Flugproblem
Von alters her ist es das Ziel und Streben der Menschheit gewesen, dem Vogel gleich in der Luft zu schweben, und wenn wir heute auch dank der Entwicklung unserer Technik soweit sind, mit sinnreich konstruierten Maschinen uns in der Luft bewegen zu können, so genügt doch ein vergleichender Blick auf unsere schwerfälligen Maschinen einerseits und einen schwebenden Adler andererseits, um auch den eifrigsten Optimisten zu der Einsicht gelangen zu lassen, daß wir von der Lösung des eigentlichen Flugproblems noch himmelweit entfernt sind.

Alle fliegenden Tiere, seien es nun Insekten, Vögel oder fliegende Säugetiere, haben folgendes gemeinsam.  Sie alle besitzen mindestens zwei sogenannte Flügel, das heißt, zwei Flächen, welche sie durch einen besonderen Organismus in Bewegung setzen und durch welche sie den Flug spielend bewerkstelligen.  Die Schluß- folgerung, daß der Flug durch die Bewegung der Flügel zustande kommt, ist durchaus berechtigt und begründet.  Will man aber den Flug imitieren, so mißlingen alle diesbezüglichen Versuche.  Die von uns bis jetzt konstruierten Flugmaschinen beruhen auf ganz anderen Prinzipien als der animalische Flug.

Um das Fliegen erklären zu können, wie in folgendem versucht werden soll, müssen wir diejenigen Kräfte, welche beim Flug in Frage kommen, einer kritischen Betrachtung unterziehen und die anderen Einzelheiten vorläufig unbeachtet lassen.  Die zum Fluge nötige Arbeit wird, wie bereits erwähnt, von allen Tieren dadurch geleistet, daß sie mindestens zwei Flügel mit mehr oder weniger großer Geschwindigkeit gegen die Luft bewegen.  Die zu leistende Arbeit besteht:
1. in der Überwindung der ständig auf den Flugkörper einwirkenden Schwerkraft;
2. in der Fortbewegung gegen die Luft, ev. in der Überwindung entgegenströmender Luftströme;
3. in der Aufwärtsbewegung, also in der Hebung des Flugkörpers, während beim Falle, also der Abwärtsbewegung, keine Arbeit geleistet wird.

Wir wollen in folgendem nur die erste Arbeitsleistung unseren Betrachtungen unterziehen und die andern Einzelheiten vorläufig unbeachtet lassen.
Wird irgendeine Fläche gegen die sie umgebende Luft bewegt, so ist der Luftwiderstand zu überwinden, der um so größer ist, je größer die zu beweg- ende Fläche ist und ebenso mit der Geschwindigkeit der Bewegung zunimmt, dabei ist es für die Berechnung der zu leistenden Arbeit ganz gleichgültig, ob die zu bewegende Fläche gegen die Luft oder die Luft gegen die Fläche bewegt wird. (1)
Die Mindestarbeit, die geleistet werden muß, wenn man mit einem Flugzeug im Gewicht von 500 Kilo fliegen will, beträgt 500 × 4,903 kg/m per sec, rund 33 PS.  Beträgt das Gewicht des Flugzeuges 10 000 Kilo, so sind demnach rund 650 PS pro Sekunde erforderlich, um das Flugzeug in der Luft schwebend zu erhalten.  Wie die Erfahrung bestätigt, stimmen diese Werte mit den praktisch erforderlichen annähernd überein.  Auffallend ist die Tatsache, daß beim Elektromagneten zur Leistung der gleichen Arbeit nur rd. 10 anstatt 650 PS erforderlich sind.  Es bedarf keines Kommentars, um den ungeheuren Fortschritt zu sehen, der erzielt würde, sofern es gelänge, den gleichen Nutzeffekt bei der Flugmaschine zu erzielen, wie wir ihn beim Elektromagneten erzielt haben.

Es soll zunächst weiter untersucht werden, ob der tierische Organismus imstande ist, diejenigen Kräfte zu entwickeln, welche notwendig sind, um die Flugarbeit zu leisten.  Nach dem soeben Ausgeführten müßte ein Mensch im Gewicht von 75 Kilogramm mindestens 4 PS pro Sekunde entwickeln, um fliegen zu können.  Man sieht ohne weiteres ein, daß dies eine unmögliche Leistung ist.  Wenn ein Vogel im Gewicht von 1 Kilo fliegt, oder richtiger gesagt, sich gegenüber der Schwerkraft im Gleichgewicht halten will, so muß er pro Sekunde eine Arbeit von 4,903 m/kg leisten.  Die Frage, ob ein Tier diese Arbeit zu leisten imstande ist, oder nicht, ist umstritten worden.  Experimentell ist sie bisher noch nicht entschieden worden, indirekt dagegen lassen sich sehr wertvolle Anhaltspunkte dafür finden.  Beobachtet man einen Vogel, z. B. einen recht guten Flieger, wie einen Raubvogel, so findet man, daß er vom frühen Morgen bis zum Sonnenuntergang mit Ausnahme einer kurzen Mittagspause unausgesetzt unterwegs ist und Flugzeiten von 14 und mehr Stunden nichts Außergewöhnliches sind.  Daraus berechnet sich für die täglich zu leistende Arbeit für ein Kilo Fluggewicht bei Annahme einer zehnstündigen Flugdauer
10×60×60×4,903 kg/m = 176 500 m/kg.

Daraus kann man ohne weiteres berechnen, wieviel Nahrung ein Tier zu sich nehmen muß (2), um diese Kräfte entwickeln zu können.  Das mechanische Wärmeäquivalent ist 425 mkg, der Verbrennungswert von 1 Gramm Fleisch betrage 5,3 Kalorien.  Durch Rechnung findet man dann, daß ein Vogel im Gewicht von 1 Kilogramm, wie z. B. ein Mäusebussard, täglich mindestens 80 Gramm Fleisch fressen muß, um die zum Fluge mindestens erforderliche Arbeit leisten zu können.  Nun ist es aber eine bekannte Tatsache, daß der tierische Organismus, wie namentlich bei Versuchen an Menschen festgestellt worden ist, weit weniger Energie entwickelt, als es der aufgenommenen Nahrungsmenge entspricht, indem der größte Teil der aufgenommenen Nahrung in erster Linie zur Instandhaltung des Organismus dient und die Verbrennung im Körper keine vollkommene ist, indem ein Teil der Nahrung nur umgesetzt, aber nicht verbrannt wird, kurz, wenn im ganzen 20% der theoretisch berechneten Kalorien als nutzbare Arbeit wieder gewonnen werden, so ist der betreffende Organismus als vorzüglich funktionierend anzusehen.  Auf unser Beispiel angewandt bedeutet dies, daß die tägliche Nahrungs- menge rund die Hälfte des Körpergewichts betragen muß.  Hierbei ist weiter zu berücksichtigen, daß ein Vogel, auch ein Raubvogel, nicht ausschließlich von Fleisch lebt, sondern die Nahrung mehr oder weniger verdünnt zu sich nimmt, so frißt ein Raubvogel Haare und Federn seiner Opfer mit, das sogenannte Gewölle; Vegetarier müssen wegen des geringen kalorimetrischen Wertes der vegetarischen Nahrung sogar das zwei- bis dreifache des obigen Nahrungsquantums zu sich nehmen, um dieselbe Arbeit wie ein Fleischfresser leisten zu können.  Es würde an dieser Stelle viel zu weit führen, wenn man alle diese Berechnungen genau durchführen wollte.  Kurz man findet: Ein fleischfressendes Tier muß mindestens das ½fache seines eigenen Körpergewichtes an Nahrung zu sich nehmen, während ein von Pflanzennahrung lebendes Individuum ungefähr das ein- bis anderthalbfache seines Körpergewichtes täglich verdauen müßte, um die Arbeit leisten zu können, die zur Erzielung einer Flugleistung mindestens erforderlich ist.  Die Frage, wieweit der tierische Organismus imstande ist, diese Nahrungsmengen zu bewältigen, ist noch nicht vollständig geklärt.  Sicher ist, daß Tiere niederer Ordnung, wie Insekten, Käfer u. dgl., sehr große Nahrungsmengen zu sich nehmen können.  Unter den Vögeln gibt es einige Arten, welche ebenfalls große Nahrungsmengen zu sich nehmen können, wie z. B. die Kerfjäger (3), aber gerade diese letzteren Arten sind für gewöhnlich sehr schlechte Flieger, während die Nahrungsaufnahme eines Raubvogels zwar bedeutend ist, aber kaum soviel betragen dürfte, als es der Theorie entspricht.

Um nun der Lösung des Problems, wie ermöglicht der Vogel den Flug, näherzukommen, sei hier noch eine zweite theoretische Erörterung eingefügt.     Aus der oben abgeleiteten Flugformel läßt sich ohne weiteres berechnen, wieviel Flügelschläge ein fliegender Vogel mindestens machen muß, um sich gegenüber der Schwerkraft im Gleichgewicht halten zu können.  Ist das Gewicht eines Vogels 1 Kilo, die Größe der Flügel 56 cm in der Länge und 22 cm in der Breite, so ist die gesamte Flügelfläche rund 0,25 m².  Diese Fläche tritt beim Fluge nur zur Hälfte in Tätigkeit, da die Flügel, wie bekannt, beim Fliegen an der Körperseite in der Ruhelage bleiben und die Bewegung nur eine schwingende ist.  Man kommt der Wirklichkeit ziemlich nahe, wenn man annimmt, daß nur die Hälfte der ganzen Fläche beim Fluge ausgenutzt wird.  Dann berechnet sich für v der Wert von 8,41 m, d. h. die Flügelflächen müssen mit einer Geschwindigkeit von 8,41 m pro Sekunde bewegt werden, wenn der Vogel den Flug ermöglichen will.  Bei dem eben angeführten Beispiel beträgt die Länge der Flügel 56 cm.  Der Weg, den die Flügel beim Fliegen zurücklegen, beträgt im günstigsten Falle etwa 20 cm; da die Flächen mit einer Geschwindigkeit von 8,41 m bewegt werden sollen, so ergibt sich, daß der Vogel 42 Flügelschläge in der Sekunde machen muß, um den Flug bewerkstelligen zu können.  Dabei ist und bleibt immer Voraussetzung der ganzen Berechnung, daß die gedachte ideale Flugmaschine mit einem Nutzeffekt von 100% arbeiten soll, und von der zugeführten Energie absolut nichts verloren geht.

Betrachtet man den Flug der verschiedenen fliegenden Lebewesen von dem soeben erörterten Gesichtspunkte, so findet man: Insekten, insbesondere kleine Insekten, wie z. B. Mücken und Fliegen und andere, machen beim Fliegen noch weit mehr Flügelschläge in der Sekunde, als oben berechnet worden, teilweise sogar bis zu 300.  Kleine Vögel machen etwa 10 Flügelschläge pro Sekunde, größere Vögel dagegen nur 1 bis 2, und gewisse Vogelarten, und zwar gerade die schwersten und größten, brauchen, um fliegen zu können, überhaupt keinen Flügelschlag zu machen.  Wie aus diesen wenigen Beispielen hervorgeht, stimmt nur bei einigen wenigen Tieren der Flug und die Flugbewegung mit den rein theoretisch gefundenen Werten überein.  Eine Fliege z. B. macht etwa 300 Flügelschläge pro Sekunde, und der Flug läßt sich vollkommen mit der Theorie in Übereinstimmung bringen, auch hinsichtlich der Nahrungsaufnahme ist es durchaus denkbar, daß diese im Verhältnis zum Körpergewicht eine außergewöhnlich große ist.  Bei einer ganzen Reihe von Insekten findet man ähnliche Verhältnisse.  Dagegen finden sofort Abweichungen von den theoretisch gefundenen Ergebnissen statt, sobald man die Flugerscheinungen bei den Vögeln betrachtet.  Kleine Vögel haben bei nicht übermäßig großer Nahrungsaufnahme eine Anzahl von Flügelschlägen, die mit der Theorie nicht so recht in Einklang zu bringen sind.  Bei großen Vögeln aber, wie beim Adler, Geier, Storch, Schwan und sehr vielen andern Vogelarten sind die Widersprüche mit der Theorie derartig groß, daß eine Erklärung fast unmöglich erscheint.  Wie man täglich beobachten kann, sind große Vögel, besonders Raubvögel, imstande, sich nicht nur ohne einen Flügelschlag zu erheben, sondern sie führen ganze große Flugmanöver aus, steigen, fallen, erheben sich in die größten Höhen, bewegen sich mit und gegen den Wind, erhalten sich stundenlang gegen die ständig auf sie wirkende Schwerkraft im Gleichgewicht, als ob diese für sie gar nicht existierte.  Man könnte ein ganz dickes Buch über den Vogelflug schreiben, um nur die Momente eingehend zu schildern, welche mit der Theorie nicht in Einklang zu bringen sind; kurz, der Vogelflug ist eine Tatsache, welche als eine der größten uns bekannten Ausnahmen vom Energiegesetz anzusehen ist.  Man hat diese Erscheinungen, bei denen man für gewöhnlich nur das sogenannte Schweben der Vögel in das Gebiet der Betrachtungen zog, dadurch zu erklären versucht, daß man die Behauptung aufstellte, Luftbewegungen, welche für unsere Beobachtungen unzugänglich seien, wären die Ursache des viel erörterten, aber ebenso völlig unaufgeklärten Phänomens.  Wir haben bereits bewiesen, daß, um einen Vogel von normaler Flügelfläche und dem Gewicht von 1 Kilo schwebend zu erhalten, ein Luftstrom von mindestens 8,41 m Stärke erforderlich ist.  Auf der anderen Seite kann man täglich sehen, daß der Vogel vom Wind und Wetter vollkommen unabhängig ist.  Es bleibt uns nichts übrig, als das betrübende Eingeständnis zu machen, daß wir bis jetzt außerstande waren, das Phänomen des Vogelfluges zu erklären.  Es sei hier noch auf einen besonderen Umstand hingewiesen, durch welchen bei der Besprechung des Flug- problems schon viele Irrtümer entstanden sind, man spricht kurz vom Vogelflug im allgemeinen, ebenso vom Flug der Insekten, das ist streng genommen ein großer Fehler.  Fast jede Flugmaschine, die wir an den verschiedenen Arten von Tieren beobachten, ist eine besondere Art für sich, und es gibt so viele Arten von Flugmaschinen im Tierreich, daß es dicke Bände füllen würde, wenn man alle die verschiedenen Konstruktionen von Flugmaschinen, welche uns in der lebenden Welt begegnen, beschreiben und berechnen sollte.  So ist der Flugmechanismus eines Hirschhornkäfers ein ganz anderer als der einer Mücke, ein Schmetterling wieder ist mit einer Wespe kaum in Vergleich zu bringen, ein Sperling fliegt ganz anders als eine Schwalbe, ein Raubvogel unterscheidet sich im Flug wesentlich von einem fliegenden Rebhuhn.  Man muß sich daher bei Besprechung des Fluges streng genommen immer auf nur eine bestimmte Spezies beziehen, deshalb wurde es auch hier vermieden, ganz bestimmte Beispiele heranzuziehen und nur von einem idealen Vogel im Gewicht von 1 Kilo gesprochen.  Für die Besprechung der Energieverhältnisse ist dies aber vorläufig vollkommen genügend, da hier ja nur von dem Grundprinzip, welches in Frage kommt, die Rede ist.


Überlegung:
Um die zwei geschilderten Ausnahmen vom Energiegesetz zu erklären, und um zu entscheiden, ob wirkliche Ausnahmen vorliegen oder bloß eine ungenügende Kenntnis der in Wirklichkeit stattfindenden Vorgänge, möge folgende Überlegung dienen: Wenn ein Magnet in die Nähe eines Stück Eisens gebracht wird, so bewegt sich das Stück Eisen zum Magneten hin und man sagt allgemein, es wird vom Magneten angezogen und nimmt an, daß die wirkende Kraft vom Magneten ausgeht.  Dies ist eine Annahme, die bis jetzt noch nicht erwiesen worden ist, man kann aber mit dem gleichen Rechte behaupten, das Eisen wird auf den Magneten durch eine uns unbekannte Kraft hingeschoben.  Positiv wissen wir nur, daß bei einem Magneten, sei es nun ein natürlicher oder ein Elektromagnet, derselbe von Kraftlinien umströmt wird, welche die unerklärlichen Erscheinungen der sog. Fern- wirkung verursacht.
Wir wissen ferner aus dem Energiegesetz, daß jedwede Form der Energie letzten Endes auf Bewegung von Massenteilchen zurückzuführen ist, ebenso wie der Magnetismus, vermögen die Elektrizität, das Licht und die Schwerkraft Fernwirkungen auszuüben.
Vom Licht und der Elektrizität wissen wir mit Bestimmtheit, daß eine derartige Wirkung auf Wellenbewegung des Äthers beruht.  Es läßt sich durch logische Schlußfolgerungen in der Chemie unschwer beweisen, daß der Äther eine Masse sein muß und infolgedessen große Energiewirkungen auszu- üben imstande ist.
Wir können daher die Theorie aufstellen: "Die beim Magnetismus beobachteten Energieerscheinungen beruhen auf Massenbewegungen des Äthers."  Wenn Eisen in den magnetischen Zustand gerät, so kommen die Moleküle des Eisens in einen Zustand, welcher den in der ganzen Welt vorhandenen Äthermassen eine besondere Richtung gibt, und wir werden dadurch in den Stand gesetzt, mit unseren Sinnen die Wirkungen der Äther- energie zu beobachten.  Um es kurz zu fassen: Der Magnet ist nicht die Ursache der Energieerscheinungen.  Die Anziehung erfolgt nicht durch den Magneten, sondern durch einen Druck oder eine Wellenbewegung des Äthers, welche zu erklären wir bisher außerstande sind.

Betrachtet man das erste in diesem Aufsatz angeführte Beispiel von diesem Standpunkte aus, so erklären sich diese Phänomene ohne weiteres.
Wird Eisen durch einen elektrischen Strom magnetisch gemacht, so leistet der elektrische Strom gar keine Arbeit.  Der Strom hebt die Lasten nicht, sondern er dient lediglich dazu, aus dem weichen Eisen vorübergehend natürliche Magneten zu machen und die ganze geleistete Arbeit des Hebens und Haltens wird durch die Wellenbewegung des Äthers verursacht.  Man kann also mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, daß jede Fernwirkung auf eine Wellenbewegung des Äthers zurückzuführen ist und wird dann der Wahrheit weit näher kommen, als wenn man die Annahme macht, daß die Fern- wirkungen durch nichts entständen. -Überlegt man nun ferner, daß bei den uns bekannten Fernwirkungen, wie Magnetismus und Elektrizität, die Wirkungen sowohl in einer scheinbaren Anziehung als in einer Abstoßung sich äußern können, und überlegt man ferner, daß die Schwerkraft ebenfalls eine Fernwirkung ist, so gibt es keinen Grund, die Annahme von der Hand zu weisen, daß auch bei der Schwerkraft in ganz gleichem Sinne und unter gewissen Bedingungen, die wir noch nicht erforscht haben, an Stelle der Anziehung eine Abstoßung eintreten kann.
Dieser Fall tritt wahrscheinlich beim Vogelflug ein und dürfte die Ursache des bis jetzt unerklärlichen Rätsels sein.  Jedenfalls haben die Bewegungen eines schwebenden Vogels große Ähnlichkeit mit Schwimmbewegungen, auch zahlreiche Einzelbeobachtungen machen die Annahme einer teilweisen Umpolarisation der Schwerkraft wahrscheinlich.

Die Anfänge dieser Arbeit liegen über 10 Jahre zurück.  Vielversprechende Versuche, welche unternommen und fortgesetzt werden sollten, fanden mit der Inflation ihr Ende. 
Weitere Forschungen auf diesem Gebiet haben eine große Zahl von Beobachtungen ergeben, durch welche die Möglichkeit einer Umpolarisation vollauf bestätigt wird.  Es hat sich aber auch weiter als höchst wahrscheinlich erwiesen, daß die Schwerkraft, wenigstens die irdische, in sehr kurzer Entfernung von der Erde ihr Ende findet.  Die scheinbare Massenanziehung der Himmelskörper beruht auf ganz anderen Prinzipien und hat sicher nichts mit der Schwerkraft zu tun.
Da ich noch keine Gelegenheit fand, die diesbezüglichen Arbeiten, soweit sie fertig sind, zu veröffentlichen und, soweit sie im Werden sind, abzu- schließen, so möchte ich zur Wahrung der Priorität schon jetzt auf die wahrscheinlichen Ergebnisse hingewiesen haben.

Dr. Lösner
(Chemiker)


(Quelle: Monatsheft: "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 3, 2. Jahrg., 1926, S. 195-201, R. Voigtländers Verlag-Leipzig)





Anmerkung:
(1) Wird eine eben Fläche F gegen die sie umgebende Luft bewegt, und betrage die Geschwindigkeit, mit welcher diese Fläche bewegt wird, v, so beträgt das Gewicht der Luftmasse, welche in der Zeiteinheit zur Wirkung kommt, F×v×G, wobei G das spezifische Gewicht der Volumeneinheit bedeutet.  Die lebendige Kraft, d. h. der Energie- inhalt dieser Luftsäule m×÷2 beträgt somit F××G÷2g (g = der Beschleunigung durch die Schwerkraft).  Daraus folgt, daß eine Luftsäule von der Grundfläche F, welche sich senkrecht und aufrecht bewegt, eine gewöhnliche Fläche mit der Geschwindigkeit v vor sich hertreiben wird.  Sobald die Fläche mit einem Gewicht P beschwert wird, und das Gewicht in der Luft schweben soll, also weder fällt noch steigt, so muß die Energie der Luftsäule gleich der Energie des Falles sein, (wie beim Magnetismus gezeigt wurde P×g÷2) es muß die Beziehung bestehen F××G÷2×gP×g÷2 .
(2) Vgl. Lösner, Umschau 1909, S. 582.
(3) Vgl. Gallenkamp, Umschau 1909, S. 710.