Zurück

Impressum
Datenschutz
Parallelen zwischen Tihuanaku und Ur



Archäologie und Welteislehre

Die offizielle Wissenschaft schätzt das Alter der amerikanischen geschichtlichen Kulturen auf etwa 1500 bis höchstens 2000 Jahre.

Bei den Kulturen des mittelamerikanischen "Barocks", die mit den reichen Hilfsmitteln nordamerikanischer Forscher augenblicklich in den Urwäldern auf der Landbrücke zwischen den beiden neuen Kontinenten freigelegt werden, mag diese Annahme richtig sein.  Dagegen dürften die Bauten des südamerikanischen sogenannten Tihuanaku-Kreises ein weit höheres Alter besitzen.  Den Lesern des "Schlüssels" ist ja bekannt, daß Professor Posnansky in La Paz der letzten, dritten Bauperiode Tihuanakus ein Alter von etwa 14 000 Jahren zuschreibt.  Nach seinen Studien an Ort und Stelle glaubt er annehmen zu dürfen, daß ein Kataklysma die Tihuanaku-Kultur der letzten Periode vernichtet hat.  Auf Grund der Ortsfunde schließt er auf die Vernichtung durch eine plötzlich eintretende Flut des Sees Titikaka, die zugleich mit starken seismischen Erschütterungen des Kontinents in Verbindung gestanden und vielleicht in wenigen Stunden die Stadt mit Wasser, Schlamm und Lavaasche zugedeckt habe.
Posnansky ist dabei der Ansicht, eine Kippung des Kontinentes - in geringem Ausmaße, aber doch ruckartig - habe diese seismischen Erschütterungen hervorgerufen, die Sperren von Seen, die höher als der Titikaka lagen, gesprengt.  Das Wasser dieser (höher gelegenen) Kleinseen habe den Spiegel des Titikaka zeitweilig gehoben und hierdurch das Flutunglück hervorgerufen.

Und die WEL? - Auch sie hält es, in Übereinstimmung mit Posnansky für wahrscheinlich, daß das Unglück auf die beschriebene Weise, nämlich durch Sperrenbruch höher gelegener Seen infolge seismischer Erschütterungen, verursacht wurde; aber sie glaubt, überdies eine einleuchtendere Veranlassung dieses kontinenterschütternden Bebens angeben zu können: nämlich die Verlagerung der seit undenklichen Jahrtausenden bestehenden Gleichgewichtsverhältnisse in und auf dem Erdball infolge des plötzlichen Einfangs eines neuen Erdtrabanten, der heutigen Luna.  Eine Verlagerung der Flutkräfte, hervorgerufen durch einen Vollplaneten wie die Luna, kann allerdings derartig katastrophale Wirkungen hervorrufen, wie sie auf dem Hochlande Boliviens augenscheinlich werden.  Denn die Sedimente, die Tihuanaku zudecken, sind zum großen Teile fluviatil, und die Schichten, gefüllt mit menschlichen und tierischen Gebeinen, zeigen mit hinreichender Deutlichkeit den Hergang des Unglücks.

Auch an einer anderen Stelle der Erde, nämlich auf dem alten Kontinent, liegt ein Land, das mit gutem Grunde von der WEL als tihuanaku-(und atlantis-)verdächtig angesprochen werden kann, ja, es ist eigentlich ein Gegenstück zu Tihuanaku, wie es schöner nicht gefunden werden kann.  Dies Land liegt zwischen Euphrat und Tigris: das biblische Chaldäa.  Vor kurzem ist ein Buch über dies Tihuanaku-Gegenstück erschienen: "Ur und die Sintflut - sieben Jahre Ausgrabungen in Chaldäa, der Heimat Abrahams".  Das Buch ist von Dr. C. Leonard Woolley verfaßt, dem Leiter der vom Britischen Museum in London und vom Museum der Pennsylvania-Universität im Jahre 1922 ausgerüsteten englisch-amerikanischen Forschungsexpedition.  Nach dem Ergebnis dieser Forschungsreise scheint das Alter menschlicher Kulturen um einige Jahrtausende höher zu sein, als man bisher überhaupt annahm.  Die Ausgrabungen in Ur förderten die Reste der Kultur eines sumerischen Volkes zutage, das vermutlich vor etwa 7000 Jahren aus Indien oder Babylonien nach Mesopotamien einwanderte und in Chaldäa die großartigen Bauten errichtete, die durch die Ausgrabungen seit 1922 und die Veröffentlichungen Woolleys nunmehr allgemein bekannt geworden sind.  Wie bei der südamerikanischen Tihuanaku-Kultur wurden auch hier reiche Gräberfunde gemacht, aber auch monumentale Bauten entdeckt, deren Ausmaße und Architektur auf eine hohe Kulturstufe des Volkes, das sie schuf, schließen läßt.

Das interessante an dem Buche Woolleys ist nun der Umstand, daß sein Verfasser den Untergang der sumerischen Kultur Chaldäas mit der Sintflut in Verbindung bringt, und zwar mit einer sogenannten "kleinen Sintflut", die nicht erdumspannend gewesen sein soll wie die Große Sintflut der Bibel und der zahlreichen Sagen auf dem ganzen Erdenrund.  Sie soll nur eine Landfläche von etwa 600 km Länge und 150 km Breite betroffen haben.  Die WEL kann die Ausmaße des Unglücksgebiets als durchaus möglich und wahrscheinlich bezeichnen, sie kann auch damit zufrieden sein, daß die Flut im Falle Ur nicht weiter gereicht hat, als Woolley angibt.  Ja, die Zahlen Woolleys liefern eine gute Parallele zu den für die Zerstörung des Tihuanaku der dritten Bauperiode entsprechenden.
Auch bei Tihuanaku war die Überflutung keine weltumspannende, sondern wenn auch im großen Ausmaße, eine lokale, sie erstreckte sich auf vielleicht 1000 km Länge und 200 km Breite, soweit nämlich die Hochfläche mit ihren Seen innerhalb des Gebirgskranzes beider Anden von einem Flutunglück örtlicher Art überhaupt betroffen werden konnte.
Immerhin darf ein grundlegender - in der Wirkung allerdings unbeträchtlicher - Unterschied nicht vergessen werden.  Die Verlagerung des Titikakawassers durch den Mond konnte nur geringfügig sein, weil der See immerhin kein Meer war, das bei einer Flutverlagerung seine Wassermassen von den Polen holen konnte.  Die durch gebrochene Sperren höher gelegener Seen abströmenden Wassermassen mußten sich allerdings katastrophal auswirken. - Das Land Ur dagegen war und ist ein ausgesprochenes Tiefland, und eine Überflutung größeren Ausmaßes konnte nur vom offenen Meere her kommen.  In ihrer Auswirkung sind aber beide Arten des katastrophalen Wasserzuflusses natürlich gleich.

Bei den Ausgrabungen in Ur stößt Dr. Woolley im Erdreich auf "eine Lehmbank von 2,5 m Dicke".  Er gelangt zu dem Schluß: eine solche Ablagerung könne unmöglich durch ein gewöhnliches Anschwellen des Flusses hervorgerufen worden sein; sie setze vielmehr eine beträchtliche Wassertiefe voraus.  Und die diese Lehmschicht ablagernde Flut müsse von einer Mächtigkeit gewesen sein, wie sie die Geschichte Mesopotamiens nicht ihresgleichen hat.  Woolley nennt diese Flut "Sintflut" und fügt hinzu: "Diese Sintflut war nicht allgemein, sondern eine örtliche Katastrophe, die auf den unteren Teil des Tigris und Euphrat beschränkt war.... - Aber für die Bewohner des Tales war das die ganze Welt!"

Deutlicher könnte auch die WEL die Tatsachen aus den Befunden nicht herauslesen.  Es soll auch gerne zugegeben werden, daß die breite Masse des sumerischen Volkes in dem großen Tal, in dem es wohnte, die ganze Welt sah - für die Gebildeten dieses Volkes muß dies allerdings bezweifelt werden -, und es soll auch gerne der Ansicht beigepflichtet werden, die Sintflut von Ur sei nicht die erdumspannende der Sage gewesen, sondern eine örtliche, die höher gelegene Gegenden nicht traf.  Nach Ansicht der WEL erlebte ja auch das Tihuanaku der dritten Bauperiode diese "örtliche" Sintflut, und auch hier mag der einfache Mann des Volkes das Unglück, wenn er überhaupt lebend davonkam, als weltumspannend empfunden haben - sofern er eben sein Hochland zwischen den Anden für die ganze Welt hielt.  Auch hier konnte die Flut höhere Gegenden, als es die Hochebene zwischen den Anden war, nicht berühren.

In Tihuanaku decken Mergel, Tonschlamm und Kiesschotter die Bauten der großen Stadt zu.  Zufällig konnte der Verfasser dieser Zeilen in einem Hohlwege, ohne selbst Grabungen vornehmen zu müssen, die Dicke dieses Flutsedimentes messen.  Dieser Hohlweg war für die Eisenbahnlinie Guaqui-La Paz ausgeschachtet worden, auf der Sohle des Hohlweges lagen die Schienen der Bahn.  Von den Schienen bis zur Oberkante des knochenerfüllten Sedimentes konnten 2,5 m gemessen werden, ohne daß damit allerdings die Dicke des Sedimentes eindeutig bestimmt ist.  Die Schwellen der Bahn liegen nämlich noch auf der Sedimentschicht; sie ist also durch die Grabungen der Eisenbahnarbeiter keineswegs durchstoßen worden.

In Ur dagegen ist sie durchstoßen worden und beträgt, wie oben gesagt, 2,5 m, hat also eine ähnliche Stärke wie in Tihuanaku.  In Ur besteht die Schicht aus Lehm, die Flut muß ihr Schlamm-Material aus der Umgebung nehmen, und das Material des Landes Chaldäa war eben Lehm.  Die Parallele mit Tihuanaku ist dennoch deutlich.  An anderen Stellen ist dort die Schwemmschicht übrigens geringer, etwa nur einen Meter, bei der "Sonnenwarte" noch darunter.  Durchstößt man sie - es ist bisher nur mit unzureichenden Mitteln und nur an wenigen Stellen geschehen -, trifft man auf Gebäudereste von künstlerischer, monumentaler Architektur, auf Schmuckgegenstände aus edlen Metallen, auf Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens, auf kunstvoll gearbeitete und bemalte Keramik.  Auf schriftliche Aufzeichnungen stieß man dagegen nur in einem Falle: beim Sonnentor von Tihuanaku, das den steinernen Kalender in Bilderschrift trägt.  Das Sonnentor lag bis zu seiner Aufrichtung tief im Schlammsediment "auf dem Gesicht".  Diesem Umstand mag seine verhältnismäßig gute Erhaltung zu verdanken sein.

In Tihuanaku ragen die halbverschütteten megalithischen Pfeiler der Sonnenwarte Kalasasaya aus dem Schwemmschutt heraus, erhebt sich hoch über den Flutsedimenten die Hügelfestung Akapana mit ihren drei Stufenterrassen.  In Ur gaben die Sandhügel gigantische Mauern frei, Tempelbauten mit Turmanlagen (die nach Woolley "Ziggurat" = Himmelshügel hießen, vielleicht, weil sie der Beobachtung des Himmels und seiner Gestirne dienten?).  Die Sonnenwarte Kalasasaya wird wahrscheinlich, außer der Beobachtung der Sonne, auch der der anderen Gestirne des Himmels gedient haben, man könnte sie, um die Parallele noch deutlicher zu machen, ebenfalls "Himmelshügel" nennen.

Wenn Woolley schließlich das Alter Urs und damit das der Schwemmsedimente aus Lehm auf etwa 7000 Jahre schätzt, Posnansky das Alter Tihuanakus (der dritten Bauperiode) mit seinen Schwemmsedimenten auf etwa 14 000 Jahre, so will sich die WEL mit beiden Datierungen vorläufig zufrieden geben.  Eine von beiden ist wohl unrichtig, vielleicht auch beide, aber es kommt der WEL auf die genaue Zahl vorläufig auch gar nicht an.  Worauf sie aber Wert legt, ist dies: Nach ihrer Ansicht sind beide Kulturen, die von Ur und die von Tihuanaku, durch eine Katastrophe zerstört worden, die zeitlich nicht unterschieden sein kann, da die Mondeinfangflut auf dem Erdball diese Katastrophen gleichzeitig hervorrufen mußte.  Die Katastrophen waren also in gewissem Sinne dennoch erdumspannend, aber zugleich örtlich - es traten also örtliche Kataklysmen gleichzeitig auf der ganzen Erde auf, sie vernichteten hier und da, an Stellen, die hierfür besonders geeignet waren und kulturelles Leben trugen, in wenigen Stunden ganze Städte und ganze Völker.  Nur ein Ereignis von der Wirkungskraft des Einfanges eines Großtrabanten wie der Luna kann auf der Erde solche Einfang- und seismische Fluten hervorgerufen haben, die von der Wissenschaft ganz richtig als örtlich beschränkte Katastrophen gedeutet werden, die aber dennoch einen inneren Zusammenhang durch die Gleichzeitigkeit ihres Auftretens haben müssen.  Und diese Zusammenhänge zu erklären - dazu kann die WEL der Wissenschaft verhelfen.  Zu dem längst lunaverdächtigen Atlantisuntergang - Atlantis soll ja in wenigen Stunden im Meere versunken sein - tritt der plötzliche katastrophale Untergang der Kulturen von Tihuanaku und Ur, Kataklysmen, die trotz ihres weltumspannenden Charakters aber örtliche Katastrophen bleiben und mit der "Großen" Sintflut der Sagen nichts zu tun haben.

Daß die Zeitangaben des Lunaeinfanges schwanken und ungewiß sind, ist bedauerlich, aber nicht so wichtig.  Ihre Mittelwerte scheinen übrigens Plato recht zu geben. - Und was die WEL anlangt - sie legt auf die genaue Datierung vorläufig keinen Wert.  Ihr genügt die innere Gewißheit, daß die örtlichen Katastrophen von Ur, Atlantis und Tihuanaku ursächlich verbunden sind und gleichzeitig, und zwar zu der Zeit erfolgten, da die Luna von der Erde gefesselt wurde.


Reg.-Baurat Edmund Kiß


(Quelle: "Schlüssel zum Weltgeschehen - Monatsheft für Natur und Kultur in ihrer kosmischen Verbundenheit", Seite 428-431, Heft 11/12, Jahrg. 1930)





Hinweis: Weitere Informationen zur WEL (Welteislehre/Glacial-Kosmogonie)