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Die Entstehung
und das Rätsel des Löß |
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Der Löß und seine Entstehung Zu den auf der
Erdoberfläche am häufigsten vorkommenden
Sediment-Gesteinen gehört zweifellos der für die Bauindustrie
und die Landwirtschaft besonders wichtige Löß oder Lehm, über
den in dieser Zeitschrift im Jahrgange 1925 auf Seite 37ff. und Seite
122ff. bereits einige
Angaben enthalten sind. Dieses Gestein bietet hinsichtlich
seiner Entstehung noch heute den Geologen bis in die neueste Zeit
hinein Rätsel über Rätsel, die wir hier im
Anschluß an die eben angezogenen kleinen Veröffentlichungen
und unter Wiederholung der im Jahrgang 1925 abgedruckten Plascheschen
Karte im Sinne der Welteislehre
deuten wollen.
Die Karte, die wir nochmals
bringen, zeigt, daß über
ausgedehnte Länder von Frankreich über Deutschland, über
Rußland bis weit nach Asien, nach Tibet und China hinein in fast
ununterbrochener Folge gewaltige Lößschichten sich
erstrecken, stellenweise nur meterstark, andererorts, wie in China,
mehrere hundert Meter mächtig. Jenseits des Stillen Ozeans
finden wir auch auf dem amerikanischen Kontinent gewaltige Massen des
Sedimentes, welches wir als Fortsetzung des eurasischen Lagers
auffassen können, lediglich unterbrochen durch den Stillen Ozean,
in dessen Tiefe wir aber nach der von Dr.
Plasche bereits im Jahrgang 1925 angeführten Erklärung
im Sinne Hörbigers den Löß ebenfalls im Tiefseeschlamm
wiederfinden müssen. Auch auf dem südamerikanischen
Kontinent beobachten wir gewaltige Lößablagerungen,
während solche in Australien und in Afrika noch nicht nachgewiesen
sind, vielleicht, weil man diese Erdteile noch nicht genügend
kennt, vielleicht aber auch deshalb, weil man den Löß nicht
richtig erkannt oder anders benannt hat. Jedenfalls
müßten sich in der gemäßigten Zone Afrikas und
Australiens Lößlager ebenfalls finden, wenn diese Gebiete
daraufhin genauer durchforscht sind.
Die Erkennung der
Lößes ist nicht immer leicht, finden sich
doch im rheinischen Lößgebiete daneben Lößsande,
die ihrer Entstehung und ihrem Alter nach noch immer nicht erklärt
werden können, soviel Geologen sich auch bereits mit der Deutung
befaßt haben. Diese unter dem Namen Decksande bekannten
Flußsande werden, so ist die heute herrschende Ansicht, als
jünger angesprochen als der Löß.
Obwohl sich die Lößlager als oberste Schichten, wenn wir von den gelegentlichen Decksanden absehen, fast täglich unseren Blicken darbieten, gehen hinsichtlich der Entstehung die Meinungen sehr weit auseinander. Die neueste Entstehung des Löß charakterisiert H. Breddin im heft 1 des gegenwärtigen Jahrganges der "Geologischen Rundschau" wie folgt: "Auf jeden Fall werden außer dem Flugsand große Mengen auch feinen und feinsten Staubes aus dem jungdiluvialen Hochflutbett des Rheins herausgeblasen worden sein. Diese Erscheinung wirft ein Licht auf die Entstehung des deutschen Lößes überhaupt. In derselben Weise wie aus dem Hochflutbett des Rheins, das nach den großen Schneeschmelzen im Frühjahr den Sommer über wohl größtenteils trocken dalag, wird auch aus anderen Hochflutbetten Flugsand entstanden sein. Namentlich die Flüsse mit weniger starkem Gefälle, die nach den Hochfluten mehr sandiges und feinsandiges Material auf den überschwemmten Flächen zurückließen, werden große Mengen von Flugstaub geliefert haben. Ein bedeutender Teil des Lößes wird den weiten Sandflächen der Urstromtäler Norddeutschlands und den kahlen Sanderebenen am Fuße des nordischen Inlandeises entstammen, da dessen Schmelzwässer besonders große Mengen von staubförmigem Material mitbrachten. Jede Überschwemmung in den Tagen der großen Schneeschmelzen brachte neue Mengen von Feinsand und Flußtrübe mit, die nach dem Falle des Wassers abtrockneten und auf den unbewachsenen Talflächen ein Spiel der Winde wurden. Dadurch, daß diese Ausblasungsflächen sich jedes Jahr wenigstens einmal erneuerten, wurden überaus große Mengen feinen Staubes der Ausblasung ausgesetzt. Auf diese Weise läßt sich die Entstehung der gewaltigen Lößmassen in Deutschland und den angrenzenden Ländern einigermaßen befriedigend erklären. Durch eine Ausblasung aus einer einzigen gewöhnlichen Sand- und Geschiebemergelfläche hätten sich größere Mengen Flugstaub dagegen nicht bilden können, wie Keilhack kürzlich überzeugend dargelegt hat. Man merkt an dieser Erklärung deutlich, wie der Herr Verfasser nach einer Lösung sucht, um nicht einer von Keilhack geäußerten Ansicht zustimmen zu müssen, auf welche hernach zurückgekommen werden muß, obwohl sie Dr. Plasche bereits im Heft 1, Seite 37, angeführt hat. Nach dieser Erklärung Breddins erscheint vom Niederrhein aus gesehen der Löß nicht so sehr als Produkt eines Trockenklimas, sondern eher als Erzeugnis einer Zeit geringer Bodenbewachsung und starker mechanischer Gesteinszerstörung. Breddin bezweifelt auch nicht, daß diese Zeit der Entstehung eine Glazialzeit gewesen ist nach allem, was über die Lößfauna bekannt geworden ist, ja, er gibt auch zu, daß der Absatz des Decklößes sich nicht über sehr lange Zeiträume ausgedehnt hat, sondern eine verhältnismäßig kurze Episode gewesen ist, und schließt das aus der Beobachtung, daß an den Gehängen der Löß durchweg fast frei von Gehängeschutt ist, während darüber und darunter abgerollte Steinchen zusammen mit Lehm oft dicke Schichten bilden. Bekanntlich wird nach dem Vorgehen Steinmanns der Löß in zwei Teile geschieden, wobei von Breddin die Ablagerung des jüngeren Löß am Niederrhein in eine verhältnismäßig kurze Periode am Ende der letzten Glazialzeit verlegt wird, in der schon eine Wiedererwärmung einsetzte, eine Ansicht, der wir Welteisanhänger ungefähr zustimmen können. Den jüngeren Löß verweist er in die sogenannte Würm-Eiszeit, das Glazial 3, in die Zeit, wo am Rhein die Niederterrasse aufgeschüttet wurde, während der ältere Löß in die Riß-Eiszeit, das Glazial 2, fallen soll, während welcher der Vorstoß des nordischen Inlandeises bis in das Niederrheingebiet und die Aufschüttung der mittleren Terrasse in diesem Gebiete erfolgte. Auch Breddin huldigt einer, wenn auch bedingt äolischen Entstehung des Lößes, es würde aber zu weit führen, uns über die Einzelheiten hier zu unterhalten, aus welcher Richtung nun die Ausblasungswinde gekommen sind usw. Jedoch nicht alle Geologen
vertreten die Ansicht der äolischen
Entstehung des Löß, sondern vertreten die Meinung, daß
der Löß ein Produkt von Flußablagerungen,
kurz von Wasserablagerungen sei.
Zur Erklärung der äolischen Entstehung des Lößes, die von Richthofen gegeben hat, müssen zwei Bedingungen notwendig sein: 1. eine Grasnarbe, 2. abflußlose Gebiete, Bedingungen, wie sie am Südfuße des Wuteichan in Nordchina gegeben und in dem zentralen Gebiet der Festländer vorhanden sind. Das Hauptgebiet, in dem der Löß studiert wurde, ist wie gesagt China, und dieser chinesische Löß stellt mehr oder weniger ein ungeschichtetes, gelbliches, feinerdiges, leicht zerreibliches, durch zahllose kapillare Röhrchen poröses Gebilde vor. Der stets vorhandene Kalkgehalt, der wohl niemals fehlt, wie von Keilhack gegebene Analysen beweisen, die im Durchschnitt 10-25% Kalk, 60-70% Quarz und 10-20% Tonerdesilikate betragen, gibt Veranlassung zur Bildung von kleinen, vielfach absonderlich geformten Mergelkonkretionen, die man mit den Namen "Lößpuppe", "Lößmännchen" oder, wie in Schlesien, "Lößkindel" belegte. Außer diesen Konkretionen birgt der chinesische Löß noch Reste von Landtieren, Schnecken und Säugern, nicht aber von Wassertieren. In China und in Turkestan finden sich neben dem typischen ungeschichteten Löß auch Lößablagerungen, welche mehr oder weniger ausgesprochen geschichtet sind, wie man sie auch in Ungarn gefunden hat. Diesen Löß führt von Richthofen auf eine Entstehung in meist wohl salzigen Wasserbecken zurück, in denen die niederfallenden Staubmassen eine Art Schichtung erhalten haben, und nennt ihn deshalb Seelöß. Es fehlt diesem Seelöß die kapillarische Struktur des äolischen Lößes, die von Richthofen auf die Wurzeln der Gräser und die Grashalme zurückführt. Diese Wurzeln und Grashalme sind notwendig zur Begründung der äolischen Theorie, von der wir als eine Bedingung eben die Grasnarbe erwähnt haben. In dem trocknen Innern großer Festländer, wo oft monatelang kein Regen fällt, ist nach dieser Theorie die Möglichkeit gegeben, daß der teils örtlich entstandene, teils von den Winden aus der Nachbarschaft herbeigeführte Gesteinsstaub sich in einer ganz unbekannten Mächtigkeit anhäufen kann. Fällt nun dieser Staub in grasbewachsener Steppe zu Boden, so werden ihm die Grashälmchen Schutz bieten, während er auf pflanzenlosem Boden auf die Dauer nicht liegen bleiben kann, weil ihn schon der nächste Wind wieder emporwirbeln wird. Aus der neugebildeten Staubschicht werden in kurzer Zeit wieder neue Grashälmchen hervorsprießen, und so sind die Bedingungen zur Bildung mächtiger Lößschichten gegeben, die im Laufe der Jahrtausende eine mächtige Bodenerhöhung zustande bringen. An sich klingen die
äolische Erklärung sowohl wie die
Ablagerung aus Flußanlandungen wenig glaubhaft, wenn man sich die
ungeheure geographische Verbreitung vor Augen hält,
die in Europa, Asien allein ein Gebiet von 16 000 000 qkm bedeckt,
während auf Nord- und Südamerika je 5 000 000 qkm zu rechnen
sind. Diese Fläche ist fast das Dreifache der 9 700 000 qkm
betragenden Fläche Europas. Indessen ist hierbei zu
bedenken, daß in dem auf der Übersichtskarte eingetragenen
Gebiet der Löß nicht etwa ganz gleichmäßig zur
Ablagerung gelangt ist, sondern als jüngste Bildung der Einwirkung
der Atmosphärilien am meisten ausgesetzt war, so daß
Flußtäler usw. heute infolge der Abtragung
lößfrei scheinen.
Diese große geographische Verbreitung war der erste Zweifelspunkt für die Richtigkeit der bisherigen Entstehungserklärungen, den Prof. Keilhack in seinem 1920 in der Deutschen Geologischen Gesellschaft gehaltenen Vortrag zum Ausdruck brachte. Weitere Punkte des Zweifels, welche er vorbrachte waren
Was zunächst die ungeheure
Masse betrifft, so können
darüber Zahlen naturgemäß nicht angegeben werden.
Jedenfalls sind diese ganz enorm. Die europäische
Südgrenze des Löß liegt zwischen dem 42. und 46.
Breitengrade und geht in Asien unter den 40. Grad herunter, nach von
Richthofen sogar stellenweise unter den 34. Breitengrad, während
die Nordgrenze zwischen dem 52. und 56. Breitengrade gelegen ist.
In Nordamerika, jenseits des Stillen Ozeans ist es schwierig, die Nord-
und Südgrenze zu ziehen, da noch Kartendarstellungen fehlen,
während in Südamerika die Nordgrenze des Löß oder,
wie er hier heißt, der Pampasformation, etwa unter dem 26.
Breitengrad durch Bolivien und das südliche Brasilien, die
Südgrenze etwa zwischen dem 40. und 42. Breitengrade, am Nordrande
der patagonischen Glaziallandschaft verläuft. In senkrechter
Verbreitung steigt der Löß in den Karpathen bis zu den
Pässen, also mehr als 1200 m Meereshöhe an, wenngleich er in
dem deutschen Mittelgebirge wohl kaum bis zu 300 m Meereshöhe zu
finden ist.
Keilhack hat es unternommen, eine Schätzung der auf der Erde vorhandenen Lößmassen zu geben. Unter Zugrundelegung einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 10 m und einer Fläche von 13 000 000 qkm, welche auf der gesamten Erde lößbedeckt ist, würde sich eine Lößmasse von 130 000 cbkm ergeben, eine Masse, welche, wie Keilhack sehr anschaulich weiter entwickelt, ausreichen würde, Deutschland mit einer Lößdecke von 240 m und ganz Europa mit einer solchen von 13,4 m gleichmäßig zu überkleiden. Auch würden diese Lößmengen ausreichen, die gesamte Festlandmasse der Erde von 139 Mill. Quadratkilometern gleichmäßig mit fast 1 m Löß zu bedecken. Wollte man aus den Lößmengen ein Gebirge bauen ähnlich den Alpen von 100 km Breite und 1000 m Höhe, so müßte ein solches Gebirge die Länge von 1300 km haben, würde also etwa von Basel bis Memel reichen. Diese kurzen Angaben geben
einen ungefähren Begriff dafür, um
welche Lößmassen es sich handeln muß. Weiter ist
es eigentümlich, daß, wie ein Blick auf die Karte zeigt,
eine gewisse Symmetrie
obwaltet, indem auf der nördlichen Halbkugel das mit
Löß überdeckte Gebiet sich gürtelartig um den Pol
lagert, auf der südlichen Halbkugel das Vorkommen freilich bisher
auf Südamerika beschränkt ist. Nach dem oben Gesagten
werden aber auch Lößfunde in Afrika und Australien diese
Symmetrie für den Südpol erweisen.
Über die Beschränkung
des Löß auf einen kleinen
Abschnitt der Erdgeschichte brauchen wir hier kaum zu sprechen, denn
das geht aus den oben mitgeteilten Ansichten der modernen Geologen
hervor, die in diesem Fall mit der Welteislehre ungefähr
übereinstimmen. Auch über die
Gleichmäßigkeit und Merkwürdigkeit seiner
Zusammensetzung braucht kaum noch gesprochen zu werden, wenn man sich
die oben angegebene Keilhacksche Durchschnittsanalyse des
Löß der Schweiz, von der unteren Donau, aus der Börde,
aus Sibirien, Texas, aus Südrußland und aus Flandern ins
Gedächtnis zurückruft, die sämtlich die gleiche
gelbliche, lockere, zerreibliche Masse bilden.
Diese eigentümliche Zusammensetzung, Vermengung leichtlöslichen Kalkes und schwerlöslichen Quarzes, beobachtet man außer dem Löß nur noch bei Schluffen und Mergelsandsteinen. Sie widerspricht jeglicher anderen Sedimentierung, will man die Entstehungsursache des Löß auf eine äolische Bildung, entstanden durch Ausblasung vorhandener Gesteine, unter dem Einfluß des Steppen- oder Wüstenklimas, zurückführen. Um diese äolische, oben geschilderte Entstehungstheorie zu stützen, nimmt man an, daß der Kalk von unten durch Wurzelfäserchen usw. erst in den eigentlichen Löß hineingelangt sei. Richtiger ist allerdings, anzunehmen, daß dieser Kalk ursprünglich in Körnchenform bereits im Löß vorhanden war und daß er, wenn es sich um kalkarmen oder kalkfreien Löß, die sogenannte lehmfreie Form handelt, die wir oberflächlich erblicken können, in von Niederschlägen durchwanderten Tiefen des Lößes der völligen Auflösung verfiel. Man kommt also zu dem Schluß, daß der Kalkgehalt einen beweglichen wandernden Bestandteil des Löß bildet; dann müßte man ihn aber in der Tiefe mächtigerer Lößablagerungen, namentlich wenn diese unter den Grundwasserspiegel hinabreichen und gegen Auslaugung geschützt sind, noch in der ursprünglichen Gestalt winziger Körnchen antreffen. Da Quarz und Kalk die Hauptbestandteile des Löß sind, ergibt sich die überaus verwunderliche Tatsache, daß das widerstandsfähige Mineral gemengt erscheint mit dem am wenigsten widerstandsfähigen Mineral, eben dem Kalk, eine Mischung, die man sich noch weniger erklären kann, weil sie auf eine winzige Korngröße beschränkt ist. Wenn nun der Löß wirklich aus zusammengeblasenem Staube bestehen sollte, der seinen Ursprung namentlich Gesteinen der Eiszeit verdankt, dann müßte man doch in ihm auch die Bestandteile dieser Gesteine nachweisen können. Das diluviale Material der Grundmoränen und der Geschiebemergel, die doch das Hauptmaterial für den Löß abgegeben haben müßten, ist aus den verschiedensten Materialien zusammengetragen. Und so enthalten diese Gesteine auch noch andere Bestandteile, die dem Löß absolut fehlen, in ihm aber auftreten müßten, wenn in ihnen das Rohmaterial für den Löß gesehen werden sollte. Geradezu widersinnig wäre die Annahme, daß sich die notwendige Ausblasung eben nur auf die Bestandteile des Löß beschränkt hätte. Es wurde oben darauf
hingewiesen, daß man die
Lößmassen zu etwa 130 000 cbkm schätzungsweise
berechnet hat. Da kommt einem sofort der Gedanke, daß, wenn
der Löß (mag es sich um jüngeren oder älteren
handeln) glazialen Alters sein soll, - wir auch gegenwärtig noch
Gebiete haben, die den eiszeitlichen Bedingungen ähnliche
klimatische Verhältnisse aufweisen. Die Erklärung der
Eiszeit durch die herrschende geologische Schule besagt doch im Grunde
nichts weiter als ein Vorrücken der Gletscher von Norden und von
Süden und ein entsprechendes Abwärtssteigen der Schneegrenze
ins Tal; veranlaßt wird diese Vereisung angeblich durch eine
eigentlich ganz geringfügige Temperaturerniedrigung von wenigen
Graden, die nach den Berechnungen von Penck und Brückner in der
Würm-Eiszeit nur 6½ Grad gegen heute betragen haben
soll. Wir können also weiter nach Norden bzw. Süden hin
die klimatischen Bedingungen einer so kleinen Temperaturerniedrigung
auch heute als gegeben ansehen, und doch bildet sich trotz der
gewaltigen Stürme an keiner Stelle der Erde noch Löß.
Weiter ist zu bedenken, daß zur Zeit der Lößentstehung ja nur ein winziger Bruchteil der gesamten Vergletscherungsgebiete der Erde, nämlich der äußere Gürtel der älteren Glazialbildung, der Ausblasung zugänglich war. Dieser äußere Moränengürtel war eine lange interglaziale Zeit hindurch der Verwitterung ausgesetzt gewesen und muß dieselbe Oberflächenbildung besäßen haben, wie die unter den jüngeren Glazialbildungen verschütteten gleichalten glazialen und fluvioglazialen Sedimente, mit anderen Worten, er muß bis zu vielen Metern Mächtigkeit des Kalkgehaltes beraubt und verlehmt gewesen sein. Es hätte also erst die ganze, viele Meter mächtige Verwitterungsdecke abgeblasen sein müssen, ehe den Winden ein kalkführendes Gebilde zur Verfügung stand. Ohne Kalk aber kein Löß. Zur Behebung dieser Schwierigkeit hat man angenommen, daß im ersten Abschnitt der Ausblasung kalkfreier Schichten als Ablagerungsprodukte die kalkfreien Lößlehme, auch Leim genannt, entstanden seien und daß über diese erst, nachdem der Wind auf kalkhaltigen Gestein getroffen war und dieses ausblasen konnte, den kalkhaltigen Löß abgelagert hat. Daß dem aber nicht so sein kann, geht daraus hervor, daß die kalkfreien Lehme gegenüber dem kalkhaltigen Löß an Menge ungeheuer zurücktreten. Wäre die Annahme richtig, so müßte nämlich das Verhältnis beider gerade umgekehrt sein. Keilhack
hat aber noch einen anderen Weg angegeben, um die
Herleitung des Löß aus den Moränen der älteren
Eiszeiten abzulehnen. Man muß sich nämlich klarmachen,
was bei der Auslese der Körner von 1/10 bis 1/50 mm vor sich
geht. Der Wind trägt der Transportfähigkeit
entsprechend Bodenteilchen, vielleicht auch mal bei besonderer
Stärke und Geschwindigkeit ein ganz kleines Steinchen fort,
läßt aber das gröbere Korn liegen. Dadurch
entsteht eine Anreicherung der gröberen Bestandteile an der
Oberfläche, welche sich nunmehr als schützende Decke
über den festen Ausblasungsuntergrund lagert und ihn gegen den
Windangriff schützt. Erst wenn von neuem frischer, noch
nicht ausgeblasener Boden an die Oberfläche gebracht wird, findet
der Wind wieder ausblasungsfähiges Material vor. Eine solche
Beförderung von Bodenteilchen von unten nach oben findet aber
ausschließlich durch die Wirksamkeit erdbewohnender niederer
Tiere statt, und deren Wirksamkeit reicht niemals tiefer als 1 m.
Auf ebenen Flächen ist mithin der Wind normalerweise nicht
imstande, mehr Staub auszublasen, als in einer Schicht von 1 m
Mächtigkeit enthalten ist. Weiter ist zu bedenken, daß
in den Grundmoränen kaum 30-40% der Menge nach enthalten sind, die
eine geeignete Korngröße aufweisen, es könnte also nur
eine Grundmoränenfläche ganz bestimmter Größe
Material für eine gleichgroße Lößdecke von 40 bis
50 cm Stärke abgeben. Die Sand- und Kiesbildung, die in
alten Moränen ungeheuer überwiegen, müssen bei der Frage
der Herkunft des Lößmaterials vollständig
ausscheiden. Aus diesen Erwägungen und aus der
Größe des Verbreitungsgebietes der diluvialen Gletscher
errechnet Keilhack sehr
richtig, daß die alten Moränen nicht imstande waren, 1% der
europäischen Lößmassen zu liefern, geschweige denn die
ungeheuren Lößmassen bis zu 300 Meter Mächtigkeit und
darüber, die Asien, vor allem China, aufweist.
Die diluvialen Ablagerungen des
Inlandeises können also
Ausgangsmaterial für die Lößbildung nicht sein, und
auch andere Gesteine der Erde haben auszuscheiden. Es kämen
nur feinkörnige Sandsteine und Kalksteine in Betracht, die uns den
Löß geliefert haben könnten. Nun sind aber auf
der Erde wohl nirgends Sandsteine bekannt, die ein so feines Quarzmehl
aufweisen, wie es der Löß enthält, und kein
Verwitterungsvorgang liefert uns ein Kalkmehl, wie es im Löß
mechanisch gebunden ist. Und doch sind die beiden so
gänzlich verschiedenen Bestandteile über die ganze Erde
erstaunlich gleichmäßig im Löß gemischt.
Um diese Widersprüche zu
beheben und einen Ausweg aus den
Schwierigkeiten zu finden, hat Keilhack
angenommen, daß Kalk und Quarz an ganz verschiedenen Stellen
aufgewirbelt, vom Winde emporgehoben, in einem gemeinsamen
Mischgefäß durchgemischt und dann schließlich in
gleichmäßiger Mischung in den Verbreitungsgebieten auf der
nördlichen und südlichen Halbkugel abgelagert sein
müßten. Freilich macht er sofort auf die
Unmöglichkeit aufmerksam, etwa unsere Atmosphäre als das
Mischgefäß ansehen zu können, da die
Lößkörner trotz aller ihrer Feinheit noch viel zu
groß sind, um nicht Tage, sondern Jahre und Jahrhunderte sich in
hohen atmosphärischen Schichten schwebend zu erhalten und
durchgemischt werden zu können. Auf die andere
Schwierigkeit, die sich beim Nachdenken ergibt, weist er aber nicht
hin. Setzen wir mal den unmöglichen Fall, der Auftransport
der Kalk- und Quarzteilchen könnte wirklich bis in hohe
Luftschichten erfolgen und die Durchmischung in jenen Höhen
gründlich vor sich gehen, woher kommt dann der Impuls, der diese
innige Mischung plötzlich wieder zur Erde herunterbringt und ganz
speziell nur in den heutigen Verbreitungsgebieten des Löß
ablagert?
Die Unhaltbarkeit aller zur
Entstehung des Lößes
aufgestellten Theorien hat auch Keilhack
gefühlt, führte er doch wörtlich in einem Vortrage
(1920) aus: "Von der Erkenntnis oder
Wahrscheinlichkeit ausgehend, daß der gesamte irdische
Löß ein gleichmäßiges Gemenge ist und ein
gemeinsames Reservoir, aus dem die Ablagerung erfolgte, voraussetzt,
ist es nur noch ein Schritt bis zum Aufwerfen der Frage, ob denn eine
extratellurische, kosmische Herkunft des Löß gänzlich
ausgeschlossen ist? - Hier haben zunächst wohl die Astronomen das
Wort. Ich möchte aber nicht unterlassen, darauf hinzuweisen,
daß durch solche, heute noch etwas kühn erscheinende Annahme
manche der von mir oben aufgeworfenen Rätselfragen eine
befriedigende Antwort finden, so die Gleichmäßigkeit der
Zusammensetzung, die Unmöglichkeit der Ableitung von irdischen
Gesteinen, die Beschränktheit auf das Diluvium, die zonare
Verbreitung über die ganze Erde und die Kausalitätsbeziehung
zur Eiszeit."
In diesem Urteil nimmt Geheimrat Prof. Keilhack eine außerirdische Entstehung des Löß an und erteilt hierzu dem Astronomen das Wort, soweit sich Verf. entsinnt, zum ersten Male. Denn ihm ist nicht bekannt geworden, daß sich ein Geologe bei einer anderen Disziplin Rats holt, namentlich nicht von der Astronomie, von der er allgemeine Hypothesen wohl übernommen hat. Beide Disziplinen haben ohne Rücksicht aufeinander allein für sich gearbeitet, und so ist es nicht verwunderlich, daß die Astronomie heute die Heranschrumpfung des Mondes an die Erde durch Verkürzung der Jahrhunderte, wenn auch nur um einige Sekunden, nachgewiesen hat - ist doch der Mond unser Zeitmesser -, während die Geologie noch vielfach daran festhält, daß der Mond ein Kind der Erde, aus der Wanne des Stillen Ozeans herausgeschleudert sei, sich also, logisch gedacht, von der Erde entfernen müßte. Es war im vorstehenden an der
Hand des Vortrages von Geheimrat Keilhack,
einer längeren Arbeit
des Kollegen Dr. Plasche und
anderer Autoren gezeigt worden, wie das Lößproblem die
Geologen bis in die neueste Zeit hinein immer wieder beschäftigt
hat. Und man kann zusammenfassend wohl sagen, daß alle
Einzelforschungen in einem Punkte zusammenkommen und förmlich zur
Erklärung der Lößentstehung durch die Welteislehre drängen, ohne
daß freilich bisher die meisten Geologen den Mut aufgebracht
hätten, dieser Arbeitshypothese zuzustimmen.
Es ist hier nicht der Ort, auf
die bekannten astronomischen Grundlagen der Welteislehre erneut
einzugehen, wir wollen nur festhalten, daß sich der Mond in immer
enger werdender Bahn an die Erde heranschraubt, schließlich in
die Erdatmosphäre hineingerät und zur Auflösung
gelangt. Sein Kern wird und muß in die von dem
heranschraubenden Monde infolge seiner Schwereanwirkung mit dem
Näherkommen in immer höherem Maße an der
Äquatornähe zusammengesaugten Wassermassen
stürzen. Der aufgelöste Mond kann keine Anziehungskraft
auf die Wassermassen mehr ausüben, und diese Wassermassen werden
nunmehr polwärts mit einigen Rückflutungen abzufließen
bestrebt sein und hierbei die leichten Bestandteile mit sich
führen und nach völliger Beruhigung der Fluten zum Absatz
bringen, während die Metallteile zerplatzt in vielleicht haushohe
und bergehohe Stücke auf dem Festlande, meistens wohl aber im
Meere, das bekanntlich den größten Teil der
Erdoberfläche bildet, zur Ablagerung gelangen und hier auf dem
Festlande vielleicht jene schwer deutbaren Fremdkörper in der
Erdkruste bilden, deren Einfügung ins geologische System soviel
Schwierigkeiten bietet. Verf. denkt dabei an den steirischen
Erzberg und ähnliche Vorkommen, die unbedingt einen
schichtenfremden Eindruck machen. Die Welteislehre unterstellt
auf Grund der von ihr bewiesenen Berechnungen die Tatsache, die sich
auch in Überlieferungen findet, daß die Erde vor unserem
heutigen Monde deren mehrere (je weiter zurück immer kleinere)
gehabt hat, die sich ihr in der eben kurz angedeuteten Weise
vermählten und ihr Massenzuwachs brachten.
Da sämtliche dieser Monde einst selbständige Planeten waren und nur durch Massenwirkung des größeren auf den kleineren zum Trabanten wurden, muß ihr Kern folgerichtig aus den gleichen Stoffen bestanden haben, wie die Erde selbst. Durch die Gewalt der sich polwärts drängenden Wasserfluten und schon vorher durch das Glühendwerden des heliolithischen Kernes in der Erdatmosphäre wurden die einzelnen Teilchen nichtmetallischer Natur derartig zerrieben und zermahlen, daß die Feinkörnigkeit des Lößes als letztes Schlammprodukt des Mondkernes hinreichend erklärt wird. Unter Zugrundelegung dieser
Erklärung, welche die Welteislehre gibt, werden jetzt alle
Rätsel des Löß, welche oben angeführt wurden,
zwanglos erklärt.
Die Fluten flossen nach den Polen ab, fluteten freilich noch einige Male hin und zurück, aber schließlich trat die Ruhe ein, und so kann es uns nicht wundern, daß die Gebiete um den Äquator herum einige Breitengrade nördlich und südlich lößfrei geblieben sind, ebenso die Polarländer, die ja damals noch vereist waren bis in tiefere Breiten hin und so schnell nicht auftauen konnten. Wir haben ohne Zweifel Lößlager auch in Afrika und Australien zu erwarten, die bis heute noch nicht gefunden sind, vielleicht aber unter anderem Namen laufen - ebenso wie man ja auch lange Zeit hindurch, bis in die neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein, den Löß Belgiens als Limon hesbayen, als eine nur für Belgien charakteristische Bildung angesprochen hat. Vielleicht haben wir im südlichen Afrika - dem Verf. ist die Literatur nicht geläufig - in oder bei den dortigen neugefundenen Diamantlagerstätten Äquivalente des Lößes zu erblicken. Zwanglos erklärt sich weiter als Überrest eines Planetenkernes die geradezu ungeheuerliche Masse des Löß, die zweifelsohne noch sehr viel größer gewesen ist, denn die polwärts zurückströmenden Fluten haben sich doch nun nicht gerade nur die Festlandswege ausgesucht, sondern sind auch auf den Straßen der heutigen Meere zurückgeflossen, dort ebenfalls das Auf und Ab der Bewegung mehrere Male ausführend. Im wieder beruhigten Meere haben sich dann die Teilchen, die auf dem Lande den Löß bildeten, am Meeresboden festgesetzt und dürften dort gewaltige Mengen des Tiefseeschlammes ausmachen, jenes Tiefseeschlammes, welcher nach Ansicht der Welteislehre in jedem Kataklysmus dazu gedient hat, irdische Sedimente aufbauen zu helfen. Auch die Beschränktheit des Lößvorkommens auf einen kleinsten Abschnitt der Erdgeschichte findet eine zwanglose Deutung insofern, als die Auflösung des Mondes und der Niederfall der Bestandteile seines Kernes sowie der Abtransport der kleinsten Teilchen nur eine ganz kurze Spanne Zeit in den letzten Phasen des von der Geologie mit Diluvium bezeichneten Vorganges umfaßt. Es wurde oben schon darauf
hingewiesen, daß Breddin
den Löß nicht so sehr als Produkt eines Trockenklimas,
sondern eher als Erzeugnis einer Zeit geringer Bodenbewachsung und
starker mechanischer Gesteinszerstörung auffaßt, aber auch
darauf hinweist, daß diese Zeit eine Glazialzeit gewesen ist, die
etwa in die Zeit des Übergangsklimas fällt. Mit diesen
fast wörtlich zitierten Folgerungen hat Breddin im Sinne der Welteislehre
unbedingt recht. Wohl gab es an einigen besonders
geschützten Stellen der Erde während der Zeit des letzten
Kataklysmus, der Zeit des heranschrumpfenden und niedergehenden
Tertiärmondes, dessen Abschluß das Diluvium der modernen
Geologie bildet, an verschiedenen besonders geschützten Stellen
bewachsenen Boden. In jenen Gebieten indessen, wo sogar Menschen
die Katastrophe überdauerten, ist die Bodenbewachsung so gering,
daß man mit ihr als Beförderer einer Entstehung des
Löß nicht rechnen kann. Daß eine starke
mechanische Gesteinszerstörung stattgefunden hat, gerade in der
Zeit des niederbrechenden Mondes, wird nach dem vorhin Gesagten wohl
keiner mehr in Abrede stellen können. Ebenso gewiß
ist, daß diese Zeit eine Glazialzeit gewesen ist, war sie doch
mit einer Vereisung der Pole verknüpft bis tief in die
Äquatorgegenden hinein, deren Eismassen erst nach Ausgleich der
Erdatmosphäre, die natürlich auch unter dem Einflusse des
näherkommenden Mondes Veränderungen durch Abpumpen der Luft
von den Polen gegen den Äquator hin erfuhr, zum Abtauen gelangen
konnten. So hat auch Breddin vollkommen
recht, wenn er die Entstehung des Löß in das Ende der
letzten Eiszeit setzt, ist aber im Unrecht, wenn er, wie die gesamte
Geologie, von dem Diluvium als einer besonderen Eiszeit spricht.
Die Eiszeit, in welcher die Lößbildung vor sich ging, bildet
vielmehr den ganz kurzen Abschluß der Tertiärperiode und die
Krönung des Ganzen, bis zum Alluvium führte, das heute seit
dem Einfang unseres Mondes praktisch schon überwunden ist, von
unseren Nachkommen für Hunderttausende von Geschlechtern
allerdings wohl kaum zu bemerken.
Über die Gleichmäßigkeit und Merkwürdigkeit der Zusammensetzung des Löß und die Schwierigkeit seines ursprünglichen Materials, jene beiden Punkte, die Keilhack seinerzeit besondere Schwierigkeiten bereiteten, braucht hier nicht noch besonders gesprochen zu werden. Darüber ist alles bereits gesagt. Auf einen Punkt muß
indessen noch eingegangen werden, den Prof.
Hummel im "Schlüssel", Jahrg. 1, S. 122, besonders namhaft
gemacht hat. Er führt gegen die Welteislehre namentlich die
Tatsache ins Feld, auf welche oben hingewiesen wurde, daß sich im
Löß tierische Überreste allerdings nur von Landtieren
finden und meint, wenn der Löß ein Produkt des
Meereswassers, der zurückfließenden Flutberge wäre, so
müßten sich im Löß nicht Land-, sondern
Wassertiere finden; mit nichten. Mit dem Löß, den
Überresten des sich der Erde vermählenden Mondkernes,
könnten höchstens Landtiere abtransportiert werden, die sich
vor den hereinbrechenden Fluten nicht rechtzeitig retten konnten, und
deren Überreste müssen wir naturgemäß im
Löß finden. Die Meerestiere hingegen sind in ihrem
Element geblieben und mit den auf- und niederpendelnden Fluten bewegt
worden. Möglich ist, oder nicht ausgeschlossen, daß
durch einen unglücklichen Zufall das eine oder andere
Meerestierchen mit an Land geworfen und vielleicht im Löß
begraben worden wäre. Solche vereinzelte Fälle wollen
nichts besagen. Im übrigen sind solche dem Verf. bisher
nicht bekannt geworden. Es ist somit das Vorkommen von Landtieren
im Löß gerade ein Beweis für die Verdriftung und durch
gewaltige Fluten bewirkte Ablagerung des Löß.
So haben wir gesehen, daß
die Geologen der verschiedensten Anschauungen und Richtungen in ihrer
Einzelforscherarbeit, der eine dies, der andere jenes, herausgefunden
haben, was die Welteislehre seit dem Jahre 1913 über den
Löß und seine Entstehung ausgesagt hat. Hinsichtlich
dieser Lößentstehung besteht also auf beiden Seiten,
wenigstens in gewissem Sinne, völlige Übereinstimmung mit dem
einzigen Unterschiede, daß die moderne Geologie nicht an die
astronomische Grundlage der Welteislehre heran will und sich dadurch,
daß sie diese Arbeitshypothese verwirft, eines sehr wichtigen
einfachen Hilfsmittels beraubt, das in vielen Fragen den einzigen Weg
zur Lösung bietet, wie in dieser Zeitschrift wiederholt gezeigt
ist und weiter gezeigt werden wird.
Dr. Johannes Herbing (Quelle: "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 8 S. 261-267 und Heft 9 S. 314-319, Jhrg. 1927, R. Voigtländers Verlag - Leipzig) ************************
Das Rätsel des Löß 1. Frage: Wie will die Welteislehre erklären, weshalb der Löß in Südafrika und Australien fehlt? WEL-Antwort:
Nach den geologischen Forschungen wurde sowohl in Afrika, als auch in
Australien Löß bisher nicht vorgefunden. Betrachten
wir die von mir im Heft 1 des "Schlüssel" verwendete Skizze der
Lößverteilung auf der Erde, so ersehen wir, daß die
Südgrenze der Lößlager auf der nördlichen
Halbkugel zwischen dem 45. und 25. Grad nördlicher Breite
verläuft.
Lößlager
der Welt
Die Lößlager
dürfen wir nur dann genau symmetrisch zu
den Tropen erwarten, wenn zur Zeit der Auflösung die
Mondbahnebene genau mit dem Erdäquator und dieser wieder genau mit
der Ekliptik zusammenfiel. Etwas dergleichen mußte ja
stattfinden, doch niemals mathematisch genau. In Europa liegt die
Grenze nördlicher, in Amerika und Ostasien um 15 Breitengrade
südlicher. Als Anhänger der Bipolarität der
Eiszeiten und infolgedessen der Zirkumpolarität der durch die
Glazialbildungen nach geologischer Lehrmeinung entstandenen
Lößlager hätten wir auf der südlichen Halbkugel
die nördliche Lößgrenze in der gleichen Breite, also
zwischen 25 bis 45 Grad südlicher Breite zu erwarten. Es
wäre demnach in Afrika symmetrisch zu den europäischen
Lößlagern die nördliche Grenze derselben südlich
des 45. Breitengrades zu suchen. Da jedoch der südlichste
Punkt Afrikas, das Kap der guten Hoffnung, bei 34° südlicher
Breite liegt, die Nordgrenze der Lößlager jedoch erst bei
45° südlicher Breite zu erwarten steht, ist es sehr
unwahrscheinlich, daß wir auf dem gesamten afrikanischen
Kontinent jemals Lößschichten antreffen können.
Gerade das vollkommene Fehlen der Lößschichten auf dem
afrikanischen Kontinent würde ein Beweis für die
tatsächlich vorhandene Symmetrie der Lößlager
beiderseits vom Äquator sein und also keineswegs zu ungunsten der
Welteislehre gedeutet werden können. Ähnliches gilt
für den Erdteil Australien, dessen Südspitze auf dem 39. Grad
südlicher Breite liegt. Da die durchschnittliche
Lößgrenze auf der nördlicheren Halbkugel ungefähr
längs des 35. Breitengrades verläuft, könnten wir
eigentlich nur auf der Südspitze dieses Kontinentes Löß
vermuten. Können nicht die gleichen Ursachen, welche die
Lößgrenze Europas oberhalb des 45. Breitengrades
veranlaßt haben, auch für den australischen Kontinent
maßgebend gewesen sein?
Kann nicht übrigens die geologische Forschung, welche für Australien doch sicherlich noch im Anfangsstadium steckt, uns die Entdeckung des Löß in diesem kleinen Zipfelchen noch bringen? Können nicht Schichten, welche bisher anderweitig gedeutet wurden, nachträglich als Löß erkannt werden, wie dies doch schon wiederholt in der Geologie geschehen ist und noch häufiger geschehen wird? Die Behauptung, daß die
Entstehung des Löß durch die
gegenwärtig herrschende Lehrmeinung besser erklärt werden
kann, nach welcher der Löß an die Randgebiete der
eiszeitlichen Gletscher oder kalter Trockengebiete gebunden ist,
drängt uns die Einwendung auf, daß derartige kalte Gebiete,
wie sie die Geologie benötigt, auch gegenwärtig zur
Genüge in Sibirien, in der Mongolei, in Tibet, in Nordkanada
vorhanden sind. Weshalb ist daselbst die Lößbildung,
obwohl die gleichen klimatischen Faktoren wie zur Eiszeit und den
Interglazialzeiten in Wirksamkeit sind, gegenwärtig noch niemals,
auch nicht auf kleinstem Raume beobachtet worden? Ebenso
muß es höchst eigenartig erscheinen, daß die
chinesischen Provinzen Hu-Pei, Ngan-Hwei, King-Lu längs des 30.
Grades nördlicher Breite am Ufer des Jang-Tse-Kiang (diese
Provinzen sind uns doch als eine verhältnismäßig
heiße Gegend bekannt) während des Diluviums ein kühles
Trockengebiet waren. Die Geologen nehmen die durchschnittlichen
Jahrestemperaturen während der stärksten Eiszeiten nur um
höchstens 5° tiefer als in der Gegenwart an. Demnach
müßte, so unwahrscheinlich dies ist, eine derartige
Temperatursenkung den südlichen Teil Brasiliens und Paraguays in
ein kühles Trockengebiet verwandeln, da bekanntermaßen auch
hier bedeutende Lößlager beobachtet werden.
2. Kritik: Die Beschränktheit des Löß auf das Diluvium allein besteht nicht, nachdem Löß auch in der Kreide beobachtet wurde. WEL-Antwort: Wie
ich schon in Heft 2 von "Schlägel und Eisen" (1925) erwähnt
habe, kennt der Geologe den sogenannten fossilen Löß, dessen
richtige Deutung allerdings noch berechtigterweise bezweifelt worden
ist. Im Sinne der Welteislehre ist es aber durchaus nicht
unmöglich, daß in der Zukunft außer dem von Dr. Hummel
erwähnten argentinischen Lößvorkommen noch weitere
Funde gemacht werden; diese Vorkommen sind jedoch, und die sehr
spärlichen Funde beweisen dies, von großer Seltenheit.
Diese Erscheinung liegt jedoch ganz in der Natur der Sache. Der
Löß ist ein sehr wenig widerstandsfähiges, von den
Atmosphärilien sehr schnell denudierendes Material, löst sich
in Wasser rasch auf und wird von demselben und in geringem Maße
wohl auch von der Luft abgetragen. Wir können nach jedem
Regen die Arbeit des fließenden Wassers in den Rinnsalen,
Bächen und Flüssen recht gut beobachten. Manche
Flüsse sind durch ihre gelbliche und rötliche Färbung
charakteristisch und zeigen uns stündlich, wie leicht der
Löß, welcher fast immer obertags oder nur in geringer Teufe
ansteht, von den Atmosphärilien entführt wird.
Ob wir nun ein langsames
Verschwinden des Löß im Sinne der
gegenwärtig herrschenden geologischen Lehrmeinung oder im Sinne
der Welteislehre ein rascheres Verschwinden der vielleicht noch
vorhandenen restlichen Lößlager während der Ära
der ersten großen Flutberge voraussetzen, sicher ist, daß
sowohl im ersten als auch im zweiten Falle für die Zukunft nur minimale Bestände der
einstmals vorhanden gewesenen Lößlager für
künftige geologische Epochen übrig bleiben und dauernd und
sicher eingedeckt werden können. Daß diese Tatsache
auch ganz im Geist der Welteislehre liegt, erscheint uns sofort
einleuchtend, wenn wir in Erinnerung ziehen, daß noch vor dem
Anschwellen der Flutberge die Vereisung langsam von Norden und
Süden
aus gegen die Tropen zu vorschreitet. Diese schützende
Eisdecke, mit
verankertem Landeis, welche zwar selbst noch teilweise erodierend
wirken wird, ist in der Lage, den Wirkungen der nord- und
südwärts
pendelnden Flutberge zu begegnen und die Lößschichten vor
gänzlicher
Abtragung zu schützen.
Aus dem oben Gesagten geht
hervor, daß die Beschränkung des
Löß auf das
Diluvium allein im Sinne der Welteislehre durchaus nicht notwendig
ist. Es besteht die Möglichkeit, daß Fragmente von
Lößlagern aus
früheren geologischen Formationen (im Sinne der WEL: früheren
Mondzeiten!) gefunden werden; doch liegt es in der Natur der Sache,
daß
diese Lager nur von geringer Verbreitung sein werden. Gegen die
WEL
kann das Vorkommen von kretazischen Lößschichten in
Argentinien jedoch nichts beweisen.
3. Kritik: Die Gleichmäßigkeit der Zusammensetzung des Löß ist nicht vorhanden. WEL-Antwort:
Auch bezüglich dieses Zweifels war nur der Raummangel Ursache des
Mißverständnisses. Tatsächlich ist eine
Gleichmäßigkeit und
Merkwürdigkeit der Zusammensetzung des Löß innerhalb
gewisser Grenzen
wirklich vorhanden. Diese bezieht sich sowohl auf die chemische
als
auch die mechanische Zusammensetzung. Die chemische
Zusammensetzung
schwankt innerhalb gewisser Grenzen, welche durch die folgende
generelle Analyse gekennzeichnet ist:
Kalk 10-25 %, Quarz 60-70 %, Tonerdesilikate 10-20 %, Bestandteile Hauptsächlich der
Kalkgehalt ist großen Schwankungen
unterworfen, eine
Erscheinung, welche jedoch dem Lößfachmann vollkommen
vertraut ist;
denn der Kalkgehalt hängt unmittelbar mit der Wirkungsweise der
zirkulierenden Wässer, der Tag- und der Grundwässer,
zusammen. Er kann
durch diese entfernt, kann aber auch an anderen Stellen konzentriert
werden. Die durch Erosionen bewirkte Umlagerung des Löß kann
auf seine chemische Zusammensetzung hinsichtlich des Kalkgehaltes einen
sehr wesentlichen Einfluß ausgeübt haben. Es ist daher
zweifellos, daß in Gebieten, welche als kalte, trockene Gebiete
anzusprechen sind, ein wesentlich anderer Gehalt an Kalk vorhanden,
sein wird als in nassen Gebieten mit vielfach zirkulierenden Tag- und
Grundwässern. Daß außer diesen, durch lokale
Einflüsse bewirkten Veränderungen noch andere
Differenzierungen möglich sind, beweist folgende
Überlegung. Die WEL behauptet, daß der Tiefseeschlamm
des vereisten Mondmeeres das Ursprungsmaterial ist, aus welchem der
Löß entstand. Die Tiefen des Mondozean stellen uns das
gemeinsame Mischgefäß vor, von welchem aus die Erde
beschickt wurde. Ebenso wie in unserem Meere der Tiefseeschlamm
und -ton nicht allenthalben die gleiche Zusammensetzung aufweisen kann,
der Tiefseeschlamm der Eismeere ein wesentlich anderes Aussehen zeigen
wird als jener des Stillen Ozeans, in gleicher Weise kann also auch
hier innerhalb gewisser Grenzen bei der einstmaligen Beschickung diese
oder jene Gegend mit verschiedenartigem Löß bedacht worden
sein. Wenn wir auch für die großen
Lößvorkommen ein gemeinsames Mischgefäß,
nämlich die Tiefen des tertiären Mondeisozeans, annehmen, so
darf daraus noch keineswegs die Folgerung abgeleitet werden, daß
der Mondmeeresschlamm überall die vollkommen gleiche
Zusammensetzung gehabt haben muß; denn diese Annahme wäre
gegen jede auf unserem Planeten gemachte Erfahrung.
Ähnlich wie die chemische
Zusammensetzung des Löß
innerhalb gewisser selbstverständlicher Grenzen konstant bleibt,
verhält es sich auch bei der mechanischen Zusammensetzung, von
welcher die folgende Schlämmanalyse Werte verschiedenartiger
Löße von Flandern, Rußland, Sibirien und Amerika
angibt:
über 2 mm Kies . . . . . . . 0 % von 2 mm bis 1 mm = 0,0 - 0,5 % Grobsand von 1 mm bis 0,5 mm = 0,0 - 0,5 % Grobsand von 0,5 mm bis 0,2 mm = 0,5 - 3,5 % mittelkörn. Sand von 0,2 mm bis 0,1 mm = 8,0 - 40,0 % Feinsand von 0,1 mm bis 0,05 mm = 8,0 - 40,0 % Feinsand von 0,05 mm bis 0,02 mm = 50,0 - 65,0 % Staub von 0,02 mm bis 0,00 mm = 16,0 - 36,0 % Ton Besonders charakteristisch
für die mechanische Zusammensetzung des
Löß ist der feine Staubsand der Korngröße
zwischen 0,05 bis 0,02 mm, dem- gegenüber alle anderen
Bestandteile
weit zurückbleiben
Auch bezüglich dieser
selbstverständlichen Variationen in der
mechanischen Zusammensetzung gilt das gleiche wie von jener der
chemischen Zusammensetzung. Im Sinne der WEL müßte
entsprechend der horizontalen Sortierung gegen Norden die mechanische
Zusammensetzung immer feiner werden. Deshalb ist es auch
höchst wahrscheinlich, daß wir in den nordischen Gebieten,
besonders auf dem Boden der Eisozeane, große Massen von
abgeschlemmten und daselbst abgesetzten Löß vorfinden
werden. Variationen der Korngrößen beweisen
keineswegs, daß die Entstehungstheorie der WEL dadurch
hinfällig wird. Würden wir den Tiefseeschlamm unserer
Ozeane einer Schlammanalyse unterziehen, so würden wir auch bei
Proben in verschiedenen Gegenden nicht überall die gleiche
Zusammensetzung feststellen können, obwohl zweifellos innerhalb
gewisser Grenzen Analogien bestehen müssen.
4. Frage: Warum kommen im Löß nur Land- und Süßwassertiere, niemals jedoch Meerestiere vor? WEL-Antwort: Bei
der Einwendung, daß wir im Löß noch niemals
Meerestiere, immer nur Land- und ausnahmsweise
Süßwassertiere antreffen, drängt
sich uns unwillkürlich ein Zweifel auf, ob man in die inzwischen
gewaltig angewachsene Materie der Welteislehre genügend
eingedrungen ist; denn dem Welteiskundigen kann ein diesbzüglicher
Zweifel wohl nicht kommen. Stellen wir uns den ganzen
Werdegang eines Mondniederbruches vom Beginn der ersten
Flutwellen bis zum Bersten der Eisschale und zum Niedergang des
Schlammregens aus dem Meeresboden des Mondes und schließlich den
Einsturz des Mondkernes vor, so sind es von allem Beginn die gewaltigen
Fluten, immer mehr und mehr anschwellend, welche das
hauptsächliche Werk der Zerstörung und des Aufbaues
vollziehen. Besonders während der größten
Sedimentationen, zur Zeit der Gleichheit der Erdumdrehung und des
Mondumlaufes, sind die Meere keineswegs nur von einer
oberflächlich bewegten Flut in Bewegung gehalten. Die
gebirgshohen Flutberge wühlen das Meer bis auf den Grund auf und
eine trübe, verunreinigte Flutwelle stürmt pendelnd nach
Norden und Süden. Es ist zweifellos, daß sich jedes
Geschöpf den Unwirtlichkeiten dieser Katastrophe zu entziehen
trachtet. Die Menschen entwichen in hohe Gebirge, wo wir noch
heute ihre einstmaligen Wohnstätten und Kulturen antreffen, auch
die Landtiere trachten, soweit sich ihnen noch ein Ausweg bietet,
diesen zu benützen und dem gewaltig einherschreitenden Verderben
rechtzeitig zu entgehen. Jede Kreatur sucht sich zu retten, wie
immer es auch gehen mag. Wem fallen da nicht unwillkürlich
die Bilder von der Sintflut ein, wie wir sie aus der Bibel
kennenlernten.
Zu Beginn der Flutberge hatten
es die Meerestiere wohl am leichtesten, diesen unwirtlichen
Meeresfluten zu enteilen und sich in geschützte Meeresbuchten zu
retten. Doch als ein großer Teil des Wassers durch die
gewaltigen Eisdecken gebunden war und die Flutberge die weitaus
größten Wassermassen rings um die Erde schleppten, gab es
nur wenige Meeresbuchten, welche den Bewohnern des Meeres genügend
Schutz und Rettung boten. Die unaufhörlich fortschreitenden
Flutberge drängten die dem Untergang geweihten Meerestiere immer
enger zusammen, bis sie schließlich von den Flutbergen
erfaßt und in die vereisten Gebiete verdriftet wurden und hier
mit anderem Sedimentationsmaterial zu Millionen und Milliarden
rettungslos begraben wurden. So wurden ganze Ozeane
entvölkert und so wurden uns Menschen die so wertvollen
Erdöllager geschenkt.
Von diesem Zeitpunkt bis zur
Mondauflösung ist eine große Spanne, und den Meerestieren
war eine Auffüllung der großen Opfer wieder, wenn auch nicht
wie früher, möglich. Das Gürtelflutwasser konnte
dem umrasenden Mond schon Jahrtausende lang nicht mehr folgen, die
Gürtelflut zeigte nur ein mäßiges Breitenatmen und ein
West-Ostwärts-Fließen. Als nun der Lößfall
losbrach, suchte alles Meeresgetier der Gürtelflut die
schlammfreien Tiefen auf und mied besonders ängstlich die
überschwemmten Kontinente, denn da floß zuerst die Flut viel
schneller und war am meisten getrübt, während in den
größeren Tiefen der Ozeanwannen das alte Erdenwasser
sozusagen stagnierend verblieb und das neue trübe Mondwasser
wenigstens in den niedrigen Breiten über sich nach den Polen
hinwegfließen ließ. Also kann es gar nicht zu
erwarten sein, daß wir im kontinentalen Löß der
mittleren Breiten irgendwelche Meerestiere eingebettet finden.
Was in den Flußbetten vorgefunden wurde, oder in seichten
Landseen oder am trockenen, eventuellen übereisten Lande, das
wurde von der langsam und majestätisch fortschreitenden Flutwelle
mitgeführt. Wenn wir im Löß mitunter auch Mammut-
und Nashornknochen finden, so sind dies Knochen von zur Flutzeit
bereits abgestorben gewesenen Dickhäutern. Deshalb finden
wir im Löß auch meist Einzelknochen. Noch lebende
Tiere konnten sich schwimmend oder flößend der Flut
überlassen und wurden erst in höheren Breiten vom
Erfrierungstod ereilt.
Antworten auf weitere Einwendungen Um weiteren eventuell noch
auftauchenden Einwendungen zu begegnen, sollen noch einige
Erscheinungen, welche mit dem Rätsel der Entstehung des
Löß in Zusammenhang stehen, erörtert werden.
Wenn wir hören, daß die Lößflächen in Europa vielmals größer sind als die freiliegenden Flächen der alten Moränen, aus denen die Lößentstehung abgeleitet wird, und die Mächtigkeit des jetzt noch vorhandenen Lößes ein Zehnfaches beträgt, so daß die alten Moränen nicht einmal 1 % der europäischen Lößmassen geliefert haben können, so kann uns die gegenwärtige geologische Erklärungshypothese durchaus nicht befriedigen. Wie verhält es sich nun aber in Asien mit seinen 200 bis 300 m mächtigen Lößlagern? Müssen unsere Zweifel nicht noch bedeutend verstärkt werden, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß die uns jetzt bekannten Lößlagerstätten nur ein Bruchteil der einstmals vorhanden gewesenen Massen sind, da nach den anerkannten Messungen De Geers an den Bändertonen in Schweden die Gewißheit besteht, daß seit jenen Tagen mindestens 20 000 Jahre vergangen sind? Betrachten wir die vertikale
Ablagerung des Löß, der in den Karpathen bis 1200 m, an der
Golfküste bis 2000 m ansteigt und in Asien noch höher lagert,
während er im Westen Europas die Mittelgebirgsgrenzen nicht
überschreitet, so liegt auch hier ein Rätsel, welchem die
äolische Entstehungshypothese der Geologie schwerlich
beikommt. An den Abhängen der Gebirge können wir uns
wohl das Eiszeitsteppenklima, ebenso die Gesteinsausblasung, nicht aber
die Massensedimentierung durch Wind vorstellen. Die Menge der eventuell in Betracht
kommenden Muttergesteine ist viel zu gering, um für die Entstehung
herangezogen werden zu können.
Auch die eigenartigen Vermengung des leichtlöslichen Kalkes und des schwerlöslichen Quarzes in ziemlich gleichartiger Korngröße wird sonst bei keinem Gestein beobachtet und bildet daher eine höchst widerspruchsvolle Sedimentierung. Wenn wir als Entstehungsursache des Löß die äolische Bildung durch Ausblasung vorhandener Gesteine bei Steppen- oder Wüstenklima denken, ergibt sich sofort ein Widerspruch durch den Mangel jener, am Aufbau der Erdkruste so zahlreich beteiligten Glimmer- und Schiefergesteine. Was erklärt nun den vollkommenen Mangel dieser Gesteinselemente? Die gegenwärtig
herrschende geologische Ansicht der Entstehung des Löß nimmt an, daß die
eiszeitlichen Glazialbildungen, den Ausgangstoff für den
Löß abgaben. Die gewaltigen Grundmoränen, die
Geschiebemergel, Kiese usw., welche dem Steppenklima und den
herrschenden Stürmen ausgesetzt waren, müßten also die
Urstoffe, aus denen der Löß gebildet ist, enthalten.
Nun sprechen alle Anzeichen dafür, daß die Entstehung des
Löß in eine Periode größter Vergletscherung
gefallen ist und nicht während einer Interglazialzeit oder in der
Postglazialzeit des Gletscherrückzuges erfolgte. In der Zeit
des größten Eisvorstoßes können aber nur verhältnismäßig kleine
Flächen der Grundmoränen eisfrei gewesen sein, weshalb
den Winden nur wenig Material zur Verfügung gestanden haben
dürfte. Da nur ein Bruchteil dieses Materials für die
Bildung des Löß herangezogen werden kann, anderseits jedoch
Unmassen von Lößlagern bekannt sind, ergibt sich auch hier ein rätselhafter Widerspruch.
Wir müssen ferner bedenken, daß dem größten
Eisvorstoß eine Interglazialzeit unmittelbar vorangegangen ist
und die klimatischen Verhältnisse dieser Epoche aus den
Grundmoränen durch die normalen Verwitterungserscheinungen den
Kalk oberflächlich entfernen mußten. Es standen also bei beginnender Ausblasung
metertief nur kalklose Gesteine zur Verfügung, welche
zuerst weggeführt werden mußten, bis die Voraussetzungen
normaler Lößbildungen auf
äolischem Wege wirklich
gegeben waren. Nun haben wir schon die eigentümliche
Tatsache erwähnt, daß die Zusammensetzung des Löß
in mechanischer Hinsicht ein Vorherrschen der Korngrößen 0,1
- 0,02 mm zeigt, woraus wir den
Schluß ableiten müssen, daß bei der Ausblasung, welche
verschiedene Korngrößen schaffen muß, in der
nächsten Umgebung der Ausblasungsstelle eine Anreicherung der
großen Korngrößen eintritt, wodurch eine
Verlegung, d. h. ein sukzessives Totlaufen des Anblasungsvorganges
eintreten muß. Die
großen Ausblasungsprodukte decken die für die
Lößbildung geeigneten tiefergelegenen Teile zu und
verhindern so die weitere Bildung des Löß.
Da also die diluvialen
Glazialbildungen als Ausgangsmaterial für die
Lößbildung kaum in Betracht gezogen werden können,
müssen wir nach anderen vorhandenen und in ihrer Zusammensetzung
geeigneten Gesteinen Umschau halten. Da wären vor allem die
Eruptivgesteine, kristallinische Schiefer, Granite usw., ferner die
mittel- und grobkörnigen Sandsteine zu nennen. Bei der Betrachtung der chemischen
Zusammensetzung und der Struktur scheiden diese als Ausgangsstoffe
gänzlich aus und es bleiben uns nur noch die
feinkörnigen Sandsteine und Kalksteine übrig, welche bei
geeigneter Vermengung und Vermahlung wohl
zur Bildung des Löß herangezogen werden können.
Aber die Korngröße der feinen Sandsteine reicht noch nicht
an die geringe Korngröße des Quarzes im Löß heran
und auch die weitere Frage bleibt offen, wie wir uns dann jene innige
Vermengung der Stoffe im Löß erklären sollten, da kein irdisches Gestein im Naturzustande
die Zusammensetzung besitzt, die zur Lößbildung notwendig ist.
Auch hier scheint ein Widerspruch mit allen uns bekannten geologischen
Erfahrungen zu bestehen.
Es ist wohl zu beachten,
daß wir zwischen dem durch die Mondauflösung entstandenen
Löß und dem in kleinen Fragmenten aus Gletscherbildungen
hervorgegangenen Gletscherlehm zu unterscheiden haben. Der erste
bildet gewaltige, große, zusammenhängende Massen, der letzte
ist nur örtlich entwickelt. Jener Löß am Rande
der Gletscher ist kein richtiger Löß, sondern Gletscherlehm,
der uns vom Standpunkt der WEL und des Lößrätsels
nichts angeht.
Deshalb kann ich der Ansicht,
daß der Löß im Lichte der WEL viel rätselhafter
erscheint, als im Lichte der wissenschaftlichen Geologie, durchaus
nicht beipflichten. Im Sinne der herrschenden wissenschaftlich geologischen
Ansicht, welche jedoch selbst im eigenen Lager keineswegs volle
Anerkennung findet (siehe Dr. Keilhack), bleiben viele Tatsachen
rätselhaft, wogegen die WEL mit
ihren wenigen Voraussetzungen volle Klarheit schafft.
Berginspektor Dr. Ing. Fritz Plasche (Quelle: Monatsheft "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 4, S. 255-260, Jahrg. 1925, R. Voigtländers Verlag-Leipzig) |
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