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Warum wird die Welteislehre von der Schulwissenschaft abgelehnt?



Welteislehre und Technik

Die Welteislehre steht seit Jahrzehnten in einem schweren Kampfe um ihre Anerkennung.  Mit einer einer besseren Sache würdigen Zähigkeit und Ausdauer wird die Lehre von den wissenschaftlichen Stellen, die in erster Linie für Fortschritt und Entwicklung von Wissenschaft und Kultur zuständig sein sollten, abgelehnt oder totgeschwiegen.  Besonders Astronomen, Geologen und Meteorologen, denen die Welteislehre das technische Rüstzeug an die Hand geben könnte, die großen Fragezeichen ihrer Wissenschaften zu löschen oder wenigstens ihrer Beantwortung näherzukommen, gerade sie wollen mit wenigen Ausnahmen von der Welteislehre nichts wissen.  Man hat das Empfinden, daß eben der technische Ursprung, die technische Entwicklung und die technische Einstellung der WEL diese Kreise davon abhält, sich mit ihr ausreichend zu beschäftigen oder ihr wenigstens die gebührende Achtung zuzuwenden.  Die Ablehnung erfolgt fast durchweg aus rein gefühlsmäßiger Einstellung.  Wo versucht wird, bestimmte, klar gefaßte Gründe gegen die Welteislehre vorzubringen, geschieht dies mit einer fühlbaren Unsicherheit oder bedauerlicher Einseitigkeit.  Sachlich halten die Einwände einer kritischen Nachprüfung, insbesondere in technischer Beziehung, kaum stand.

Die Gegner der Welteislehre lehnen fast durchweg unbegreiflicherweise einen merkbaren und fühlbaren Einfluß der kosmischen Umgebung auf die Erde ab.  Sie tun so, als sei die Erde losgelöst von ihren Geschwistersternen, als könnte alles irdische Geschehen außer Sonnenlicht und Sonnenwärme nur irdischen Ursprungs sein und nur irdischer Einwirkung unterstehen.  Und doch ist die Erde ein wenn auch nur winziger, so doch wichtiger Konstruktionsteil in dem technischen Wundergebilde unseres Sonnenreiches, ein Rädchen in dem ungeheuren Ablauf eines Weltenschicksals und deshalb eng verzahnt mit dem Lebensweg der übrigen Planeten, wie diese im Pulsschlag der Sonnentätigkeit atmend.
Es ist das Verdienst der Welteislehre, diese technischen Zusammenhänge erkannt, die Erde daher in den Rhythmus des Lebens unserer Weltinsel eingefügt und sie den kosmischen Einflüssen unterworfen zu haben, denen notwendigerweise auch alle anderen Glieder des Sonnenreiches preisgegeben sind.

Ungeheuer groß für menschliches Denken und Ermessen sind die im gegenseitigen Kräftespiel von Sonne und Planeten aufgespeicherten und tätigen kosmischen Kräfte und Gewalten.  Es ist eben das Wesen der Welteislehre, diese kosmischen Kräfte für das Erdgeschehen in Rechnung zu stellen, und daher mag es kommen, daß die Welteislehre ihre freudigsten und überzeugtesten Anhänger gerade in der technischen Wissenschaft findet.  Denn der Techniker ist gewohnt, nach allen Kräften zu greifen, deren er habhaft werden kann, sie zu erforschen und nutzbar zu machen.  Der Techniker versteht deshalb die schroff abweisende Haltung der anderen Wissenschaften nicht.  Er versteht nicht, weshalb die in der Welteislehre dargebotenen unerschöpflichen, riesigen Kraftquellen von der Astronomie, Geologie und Meteorologie nicht mit Freuden aufgegriffen und eingesetzt, warum sie zurückgestoßen werden - trotzdem gerade diese Wissenschaften in ihrer Forschung doch noch mehr als die Technik auf die ungeheuren Gewalten stoßen, die im Kosmos und auf der Erde wirksam waren oder noch sind.  Die Welteislehre legt den Ursprung dieser Kräfte bloß, deren übergewaltige Wirkungen alle diese Wissenschaften kennen, ohne bisher dafür brauchbare, ihnen selbst genügende Erklärungen zu finden.

So liefert die Welteislehre dem Astronomen mit dem Urgegensatz zwischen Glut und Eis die motorische Urgewalt, um die Welten des Alls zu bewegen und das täglich sichtbare, ungeheure Geschehen auf der Sonne zu erklären.  Der Geologe findet in der kosmischen Schwereanwirkung der Erde sich nähernder Monde die gesuchte Kraft, die groß genug ist, das Antlitz der Erdoberfläche zu formen, Gebirge aufzubauen und abzurasieren, die wirren Faltungen und Verschiebungen der Erdrinde glaubhaft zu machen und Ozeane zu verlagern.  Der Meteorologe kann aus dem Grobeiseinschuß und aus der Feineisbeschickung der Erde folgern, woher die unfaßbaren Zerstörungskräfte der Wetterkatastrophen, die unendlichen Elektrizitätsmengen der Atmosphäre, die magnetischen und elektrischen Störungen und die Versager der Wettervorhersage kommen.

Gewiß muß zugegeben werden: Die Welteislehre ist eine Theorie!
Eine Theorie in dem Sinne, daß bisher noch kein Mensch in den Weltenraum vorgedrungen ist*, daß bisher noch kein Mensch eine Sternentberstung, einen Eisbolideneinschuß auf der Sonne oder Erde nahe genug gesehen hat.  Seit undenklichen Zeiten hat keine Generation Menschen einen Gebirgsbau durch den nahenden Mond oder durch einen Mondniederbruch erlebt.  Aber das gleiche Nichtgesehenhaben, Nichterlebthaben gilt doch auch von den anderen wissenschaftlichen Lehren, die man der Welteislehre gegenüberzustellen beliebt.  Auch sie sind nur Theorien mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit. 
Hier steht also nicht etwa Wahrheit gegen Theorie, sondern Theorie gegen Theorie, und jene ist zweifellos zunächst einmal die beste, die das Welt- und Erdgeschehen am umfassendsten und einfachsten zu erklären imstande ist - ein Vorzug, der bei unvoreingenommener Betrachtung zweifellos der Welteislehre zukommt.  Auch kann man die Welteislehre nicht mit mathematischen und physikalischen Rechnungen und Formeln bekämpfen, die aus irdischen Erfahrungen und Messungen gewonnen worden sind.  Die Technik weiß: Alle derartigen Formeln treffen nur für einen bestimmten Geltungsbereich zu!  Wenn auch die Schwerekraftformel für planetarische Entfernungen zu stimmen scheint - so ist damit noch nicht gesagt, daß sie fehlerfrei auch für Fixsternweiten angewendet werden kann.  Wenn auch die Temperaturen beim Eindringen in die Oberflächenschicht der Erde nach einem bestimmten Gesetz bis etwa 2 km Tiefe zunehmen - so darf daraus noch nicht gefolgert werden, daß dieses Gesetz auch in 6000 km Tiefe, bis zum Erdmittelpunkt, gilt.  Wenn auch der Erddruck nach dem Innern zu ansteigt - so kann er in bisher unzugänglichen Tiefen auch wieder abnehmen, da sich die Massenanziehung der äußeren Schale der Erde bemerkbar machen kann.  Ähnliche Überlegungen gelten von den Aggregatzuständen, den Formen der Stoffe im Erdinnern bei den dort wahrscheinlich vorhandenen Drucken und Temperaturen.  Noch undurchschaubarer werden die Verhältnisse bei größeren kosmischen Himmelskörpern oder gar bei Riesensonnen.  Kein Wissenschaftler - sei er auch Techniker - vermag zu sagen, wie diese Kurven für Druck und Temperatur bei kosmischen Verhältnissen verlaufen oder welche Aggregatzustände hierbei in Frage kommen.  Keiner unter den Menschen weiß etwas darüber.  Auch im größten Fernrohr ist alles, was uns ein Fixstern zukommen läßt - nur ein leuchtender Punkt.  Noch heute bleibt die Wissenschaft auf die grundlegendsten Fragen die Antwort schuldig.  Niemand weiß, wie Licht und Wärme entstehen, wie sie sich fortpflanzen.  Niemand weiß, was das Wesen des Stoffes ist.  Gerade heute überstürzen sich hierin die gegensätzlichsten Theorien.  Solange diese Fragen nicht geklärt sind, solange die Wissenschaft selbst dieses fadenscheinige Kleid trägt, hat sie auch kein Recht, die Welteislehre mit derart unzulänglichen Mitteln anzugreifen und zu verdammen.

Von allen Wissenschaften steht noch die Technik am festesten auf dem Boden der Wirklichkeit - auch dann, wenn sie durch die Welteislehre in den Weltenraum hinausgetragen worden ist.  Die Welteislehre ist in diesem Sinne ein Kind der Technik, sie ist Geist von ihrem Geiste.  Daher sollte die technische Wissenschaft sich dieses Kindes mehr als bisher annehmen, sie sollte mit ihrem ganzen schweren Rüstzeug für diese Lehre kämpfen, um der Welt zu beweisen, daß die Technik der Menschheit nicht nur technische, sondern auch geistige Kulturgüter zu übermitteln imstande ist.  Die Welteislehre ist ein solches Kulturgut. 
Vielleicht ist sie das höchste und schönste Kulturgut, das menschlicher Geist je ersonnen hat, - auch wenn ihr Schöpfer "nur" ein Techniker ist.  Denn sie läßt ihre Anhänger von hoher Warte aus mit klaren Augen und festem Herzen den erschütternden Ablauf des Erdenschicksals und den ungeheuren Großkreislauf des Weltgeschehens überblicken.


Regierungs- und Baurat Ebelt

(Quelle: "Schlüssel zum Weltgeschehen - Monatsheft für Natur und Kultur in ihrer kosmischen Verbundenheit", Seite 440-442, Heft 11/12, Jahrg. 1930)





* 89 Jahre später, also heute, war immer noch kein Mensch im Weltraum.  Die derzeitige "Weltraumfahrt" wird in einer Höhe von 350 km betrieben. Doch ist dies keine Weltraumfahrt, denn die atmosphärische Schicht reicht nach zuverlässiger Schätzung in eine Höhe von 600 km, wobei die letzten 100 km allenthalben den Übergang zum Weltraum kennzeichnen. 


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