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Der Palm- und Weihbuschen



Hintergrund des Palm- und Weihbuschen (Aberglaube oder Heilwissen?)

Ein Protestant, der mit dem katholischen Kult nicht vertraut ist, würde beim ersten Erblicken eines Herrgottswinkels gewiß Freude über die Sinnigkeit empfinden, mit der das heilige Plätzchen durch Weidenkätzchen und andere Blumen verschönt erscheint.  Er müßte sich erst belehren lassen, daß diese meist dürren Sträuße ganz etwas anderes sind als Schmuck.

Palmkätzchen und Blumenstrauß, immer voneinander getrennt, entstammen kultischen Bräuchen; denn alljährlich am Sonntag vor Ostern werden die "Palmen" in allen katholischen Kirchen vom Priester geweiht.  Wer nun nicht nur den Wohnraum eines solchen Hauses betrachten, sondern alle Zimmer und auch die Ställe überprüfen wollte, der würde den Palmbuschen keineswegs mehr nur als Bestandteil des Herrgottswinkels ansprechen können; denn in Schlafstube, Küche, in Stall und Garten würde er den Palm entdecken.  Hier und da gesellen sich zu den Weidenkätzchen (Salix caprea) noch Zweige vom Sadebaum [(Juniperus sabina), auch Jungfrauenrosmarin, Stinkwacholder, Sebenbaum, Sefenbaum, Segelbaum oder Segenbaum], vom Wacholder [(Juniperus communis), auch Machandel, Macholder, Wäckholder, Jachelbeerstrauch, Kranawitt, Reckolder], selten vom Buxbaum (Buxus sempervirens). 
Die Palmbesen für Garten und Stall sind besonders umfangreich.  An sich aber sind sie dem Buschen am Herrgottswinkel gleich.
In einzelnen Gegenden Deutschlands ist der Palm weit reicher ausgestattet.  Da wird um künstlich zum Grünen gebrachte Aalkirschenzweige [(Prunus padus), auch Faulbaum, Trudenbaum, Stinkbaum, Elsen, Elzbeer oder Schwarzhasle], Wacholder, Sadebaum und Edeltanne [(Abies alba), Weißtanne oder Tanne], geordnet.  Alle diese Einzelteile aber müssen, worauf wir noch zurückkommen, unter ganz besonderen und geheimnisvoll anmutenden Bedingungen gesammelt werden.  In diesen Buschen oder Besen werden nun die Kätzchen tragenden Weidenruten gesteckt und so zur kirchlichen Weihe gebracht.  In anderen Orten werden neben den Weiden auch Haselästchen, [Haselnuß (Coryllus avellana) mit Kätzchen], Immergrün [(Vinca minor), auch Singrün, Wintergrün, Judenmythe, Sperrfink, Totenkraut], Efeu (Hedera helix), [auch Immergrün, Mauerpfau, Wintergrün, Grotvadersbleder, Ilof, Äps, Auflauf, Baumtod, Ebbich, Kreiser, Schäppaleskraut], Zweige der Stiel-Eiche (Quercus robur) mit dürrem Laub, [auch August-Eiche, Früheiche, Kohleiche, Sommereiche, Viereiche, Eekenboom, Ach'n], Bärlapp [(Lycopodium annotinum), auch Drudenfuß, Harnkraut, Jägerkraut, Gürtelkraut], Eibe [(Taxus baccata), auch Taxen, Rotzbaum, Daxen, Pippenholz, Eibel, Roteib'n], und Stechpalme [Ilex aquifolium), auch Hülsen, Hülskrebbe, Walddistel, Schradel oder Waxlaub], zusammengebunden.
Nach der Weihe werden die Buschen auf die Schwelle der Haustür gelegt und alle Einwohner müssen, um ins Haus zu gelangen, die Besen übersteigen.  Vielfach herrscht auch die Sitte, den Palm nicht durch die Haustür, sondern durchs Fenster oder über die Altane nach innen zu bringen.  In der Nähe von Altötting werden die geweihten Palmen beim Heimkommen auf das Dach geworfen, um erst am Ostersonntag, dann aber vor Sonnenaufgang wieder heruntergenommen zu werden, da sonst der Fuchs über die Hennen kommt.



Palmbuschen zur Osterzeit


Hier tritt uns also eine Fülle von Aberglauben entgegen, der um so bunter ist, als den Weidenkätzchen nicht nur die Fähigkeit nachgesagt wird, den Inhaber vor Hexen, Dämonen und allem sonstigen bösen Zauber zu bewahren, sondern auch ein Mittel zu sein gegen Blitzgefahr, gegen Krankheiten.  Der Palm fördert das Wachstum des Flachses, hält den bösen Bilwisschnitter fern, gibt dem Saatgut günstige Eigenschaften, zeigt also Fähigkeiten, die ihn und die andern wunderkräftigen Pflanzen sehr wohl der priesterlichen Weihe würdig machen.
Wer in diesen Worten einen versteckten Spott bemerken und da meinen wollte, hier nur Irrtum und kindlichen Aberglauben vor sich zu haben, mit dem ernstlich zu beschäftigen eines gebildeten Menschen unwürdig wäre, der wird sich eines Besseren belehren lassen müssen.

Ehe wir aber die rätselhaften Einzelheiten betrachten und sie als ein unerhörtes Wissen von den Kräften unserer heimatlichen Natur zu erweisen versuchen, müssen wir erst auch noch den im Herrgottswinkel befindlichen Blumenstrauß, den Weihbuschen, etwas näher kennenlernen.  Er scheint dem Unbefangenen zunächst nichts anderes zu sein als ein wahllos zusammengestellter Feldblumenstrauß, der keine andere Aufgabe als die des Schmückens hat.



Weihbuschen zum 15. August


Meist ist in der Tat heute die Vorschrift in Vergessenheit geraten, nach der die Wurzbürde aus ganz bestimmten Pflanzen zu bestehen hat, die allerdings in ihren wesentlichen Vertretern sich noch in jedem Weihbuschen finden, der am 15. August in den Kirchen, also zu Maria Himmelfahrt, seine priesterliche Weihe empfängt.
Die wesentlichen Gewächse, die zur Kräuterweihe gebracht werden, sind: Jakobskraut, Vergißmeinnicht, Tausendguldenkraut (1), das auch Erdgalle, Fieberkraut, Gottesgnadenkraut, Aurin, Rotorinkraut oder Gallkraut genannt wird; ferner Liebfrauenbettstroh, Beifuß, Kätzchen, Donnerdistel, Eisenort, Dosten, Minze, Rohrkolben (Typha latifolia), der auch als Deutelkolben, Knospen, Kolben, Liechkolben, Moorkolben, Schmakedusen, Teichkolben, Bullenpäsel, Bumskäule, Donnerkul, Katt, Klöpper, Kuperleesch, Küel, Büttnerschilf, Dudelkolben, Fisel, Teichzapfen, Teichschlögl oder Fiesel bezeichnet wird; weiter Schafgarbe, Himmelhopfen (Hypericum perforatum), Weinraute, Donarkraut, Teufelsabbiß, Knöpfchen, Hartheu, das auch Tüpfel-Hartheu, Hexenkraut, Jageteufel, Teufelsflucht, Unserer-Frauen-Bettstroh, Waldhopf, Blootkrut, Gele, Dost, Jesuwundkraut, Pirkum, Buttergras, Hartkopp, Herrgottsblut, Siebenundsiebenziglöcherkraut, Johannesblut, Kreuzkrottch, Blutkraut, Löcherkraut, Färbekraut, Frauenpliester, Wilder Margram, Sonnenwendkraut, Unserer-Liebfraugras, Fieberkraut, Hexakraut Hertenau oder Jungernkrut heißt, ferner Alant, Wermut, Quendel (Thymus serpyllum), auch Hühnerbolle oder Kranzlkraut genannt, Osterluzei, Baldrian und die fast nie fehlende Königskerze, die infolge ihrer großen Bedeutung in Volksheilkunde und Brauchtum auch Fackelkraut, Himmelsbrand, Kerzenkraut, Unholdenkerz, Wollblume, Wollkraut, Zöllich, Kattensteert, Kattenswanz, Wullich, Donnerkerze, Großer Hammelschwanz, Wollstange, Frauakerza, Himmelskerze, Hirschstengel, Wetterkerza, Wullakerza oder Kunkle genannt.  Dazu kommen in neuerer Zeit und nachdem der lebenswichtige Grund des ganzen Brauches in Vergessenheit geriet, außer manchen anderen Zutaten Getreideähren und Obst und Gemüse, wohl, um der Weihe einen irgendwie begreiflichen, sachlichen und gefühlsbetonten Anschein zu geben.  Mit dem Urbrauch selbst haben sie, abgesehen von den grannigen Korn-Ähren, wohl wenig zu tun.
Überall aber ist man noch heute des Glaubens, das Kräuterbüschel sei eine "beständige Hilfsquelle", wohl geeignet, nicht nur im Herrgottswinkel seinen Platz zu finden, sondern auch auf dem Dachboden, dann über der Haustür, oder, um in andern Räumen und in Stallungen verwendet zu werden; denn auch hier handelt es sich um Gewächse, die nicht nur allen bösen Zauber abwehren, sondern auch den Blitz, überdies dazu geeignet sind, als Heilmittel zu dienen.  Dabei war aber auch hier Voraussetzung, daß die Kräuter zu ganz bestimmten Tagen und Zeiten gesammelt wurden.

Im Grunde genommen haben also Palmbuschen und Wurzbürde sehr ähnliche Aufgaben und Eigenschaften, nur mit dem Unterschied, daß der Palm am Palmsonntag, das Kräuterbüschel aber am 15. August geweiht und in Verwendung genommen wird.
Wir wollen hier einmal die beiden Brauchtage einer näheren Untersuchung unterziehen.

Wenn wir uns aber die Frage stellen, was uns der Palmsonntag, der ja seinen Namen von Palmen herleitet, Besonderes zu sagen hat, so werden wir schwerlich eine irgendwie bedeutsame, für unsere Betrachtung wegweisende Antwort erhalten, es sei denn, daß wir auf die keineswegs sonderbare Tatsache hinweisen, der Palmsonntag sei eben der Sonntag vor Ostern.  Und doch ist das eine überaus wichtige und entscheidende Tatsache, deren grundlegender Wert nur deswegen heute ganz und gar unbekannt ist, weil wir fast jede tiefere Bindung zur heimatlichen Natur verloren haben.
"Sonntag vor Ostern" ist uns eben eine nackte Zeitbezeichnung und ohne jede auch nur leise Beziehung zum Gang der Natur.  Wir denken entnatürlicht, weil wir die Verknüpfung zum Lebendigen nicht mehr spüren.  In Wahrheit steckt hier ein überragendes Geheimnis, das wir nur auf dem Wege über eine nähere Betrachtung des Osterfestes zu entschleiern vermögen.

Wir haben dieses Fest gewissermaßen als etwas Gegebenes, etwas an sich Selbstverständliches betrachtet und uns mit dem heute allen vertrauten "Feste der Auferstehung" abgefunden; denn nach der alten Sitte fällt Ostern auf den ersten Sonntag nach dem Vollmond, der nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche (21. März) eintritt.  Das scheint uns garnichts Besonderes mehr, vorwiegend, weil nach der christlichen Anschauung am Karfreitag die Kreuzigung und am Ostersonntag die Wiederauferstehung Christi stattgefunden haben soll.
Im Rahmen unserer Betrachtung können wir uns jedoch mit derartigen Begründungen schon deswegen nicht begnügen, weil eine Fülle urdeutscher Bräuche und Bauernregeln in gar keiner Weise mit der Osterlage zusammenstimmen will.  Alle diese urtümlichen Einrichtungen haben immer und ausnahmslos einen für das Leben entscheidenden Wert und hängen nicht mit Anschauungen irgend eines Bekenntnisses, sondern mit dem Gang der Natur zusammen, haben allein religiösen Sinn und Wert.  Im Rahmen unserer üblichen Osterlage schlagen nun alle Versuche fehl, derartige Verknüpfungen aufzudecken.
Niemandem ist das aufgefallen, weil niemand auch nur eine Ahnung vom eigentlichen Inhalt des Vorväter-Brauchtums hatte.  Weiß man aber um seinen Sinn, dann erschließt sich auch das Rätselhafteste.  Sehen wir uns darum die Osterlage genauer an. 

Hier scheinen alle drei Voraussetzungen, die Frühlingsgleiche, der Vollmond und der Sonntag ganz unangreifbare, feststehende und jeden Irrtum ausschließende Tatsachen.
Niemand wird vermuten, gerade der dritte Punkt, der Sonntag, habe uns in die Irre geführt.  Und doch ist es so.  Wir hatten nämlich vergessen, nach welcher Weise unsere Ahnen ihre Zeit einteilten.  Noch verraten uns das die Bezeichnungen Monat und Woche. 
Der Monat war ein Mondumlauf von rund 29 Tagen, war also ein Maß, das aufs Genaueste mit dem Gang unseres nächtlichen Begleiters übereinstimmte und mit dem Tage des Neumondes schloß, dann also wenn der Mond zwischen Erde und Sonne für uns unsichtbar stand, um mit dem Tage nach Neumond zu beginnen.
Erinnern wir uns nun, daß das Wort "Woche" eigentlich "Wechsel", hier mithin Mondwechsel bedeutet, rufen wir uns ferner ins Gedächtnis, daß es zwei derartige Mondwechsel im Verlauf eines Monats gibt, den Neu- und den Vollmond, dann müßten wir erwarten, in der Ur-Woche eine Zeitspanne vor uns zu haben, die von Mondwechsel zu Mondwechsel reicht, also nicht wie heute nur acht, sondern vierzehn Tage dauert.
Das ist, wie uns bekannt, in der Tat der Fall.  Die Alten hatten eine Vierzehntage-Woche.  Damit aber ändert sich die ganze Osterlage von Grund auf.  An einem Beispiel wollen wir uns das klarmachen.
Im Jahre 1935 fiel, wie immer, die Frühlingsgleiche auf den 21. März.  Der nächste Vollmond war am 18. April, am Gründonnerstag, demgemäß nach unserer heutigen und falschen Auffassung am Sonntag darauf, also am 21. April, Ostern.
Wären wir den Ahnenbräuchen treu geblieben, so hätte Ostern aus zwei Gründen anders liegen müssen.  Zunächst fielen, wie wir bereits angedeutet haben, einst die beiden Ur-Wochenenden auf die Tage der Mondwechsel und waren aus sehr stichhaltigen Gründen Feiertage, wie das heute noch bei allen Naturvölkern der Fall ist.  Darum gab es im Verlaufe eines Monats nur zwei Fest- oder wie wir sagen Sonntage.  Es wäre richtiger, sie als Feiertage zu bezeichnen; denn die Minderungen, welche sich während der Mondwechsel in Form der Wetterfühligkeit und damit in der Herabsetzung von Befinden, Aufmerksamkeit, Geschicklichkeit, im allgemeinen in merkbarer Arbeitsunlust zu erkennen geben, veranlaßten die Vorväter, an solchen Tagen die Arbeit ruhen zu lassen, also zu "feiern".  Das war der Sinn der Ur-Sonntage während des natürlichen Monats.
Inzwischen ist nun nicht nur unser Monat vom Mondwechsel getrennt und hat mit ihm nur noch den Namen gemein, sondern die zwei Ur-Wochen sind in vier aufgeteilt worden.  Es fallen also zunächst die Sonntage nicht mehr mit den Mondwechseln zusammen und dann folgt ein Sonntag dem andern bereits nach sieben, statt nach rund vierzehn Tagen.
Wollten wir also in unserem Beispiel die richtige Lage des Osterfestes 1935 bestimmen, so müßten wir vom Tage des ersten Vollmondes nach den Gleichen, also vom 18. April bis zum nächsten Neumond, mithin vierzehn Tage weitergehen.  Wir träfen dann auf den 2. Mai.  An diesem Tage hätten wir also, getreu der Sitte unserer Ahnen, im Jahre 1935 Ostern feiern müssen.  Von ihm, diesem Ur-Ostern, sagt hier eine alte Bauernregel: Weihnachten im Klee - Ostern im Schnee.  Und während ich diese Zeilen schreibe und mein Blick unversehens auf die grünen Wiesen fällt, ist es, als wolle der Himmel eine Bestätigung der Richtigkeit unserer Ableitung geben: Es ist am Mittag des 1. Mai und - es schneit.  Weihnachten aber war so gut wie schneefrei und lange Zeit herrschte ungewöhnlich mildes Wetter; Ostern nun schneit es....
In Wahrheit wäre ja heute Ostersamstag, wenn wir nach der Ur-Form rechneten, und morgen wäre Ostersonntag, der Tag des Neumondes, des wiedererstehenden, des auferstehenden Mondes, aber auch der Tag des großen Wiedererwachens der Natur; die Spanne, in der die Neuzeugung im Schoße der Erde durch die uns bekannten "Ostara"-Kräfte vor sich geht.
Diese Kräfte haben im Kosmos ihren Ursprung und werden wie einst durch die Venus, so heute durch den Mond in verstärktem Maße zur Erde geleitet.  Grundsätzlich bringt jeder Neumond eine Verstärkung der von der Sonne zu uns gelangenden elektromagnetischen Kräfte mit sich.  Ostern wäre also in keiner Weise von anderen Neumond-Ursonntagen unterschieden.

Dank der genialen Untersuchungen Hanns Hörbigers, die sich, soweit wir sie hier zu verwenden gedenken, nur mit wetterkundlichen Fragen befassen, wissen wir um den rhythmischen Verlauf und Ablauf der jährlichen kosmischen Anwirkungen, deren Bedeutung die wissenschaftliche Wetterkunde deswegen nicht zu erkennen vermochte, weil sie bisher von all diesen Zusammenhängen nicht nur nichts ahnte, sondern jeden Versuch ahndete, der das alte Bauernwissen als zutreffend unter Beweis zu stellen versuchte.  Übrigens hat Hörbiger sich um das Bauernwissen nicht gekümmert, ebenso wenig um die alten Bräuche.  Seine Welteislehre wird hier erstmalig auf dieses Gebiet angewendet und dies deswegen, weil es nur mit Hilfe seiner unerhörten Forschungsergebnisse gelingt, die betreffenden Gebiete des Urwissens zu erhellen.  Hierbei zeigt sich dann, daß Hörbigers Anschauungen genau mit dem zusammenstimmen, was die Ahnen aus jahrzehntausendelangen Erfahrungen gelernt und behauptet haben.

Sehen wir uns also nun den von Hörbiger entdeckten oder besser wiederentdeckten Ablauf der jährlichen kosmischen Anwirkungen an, so fällt uns sofort ein starker Anstieg der kosmischen Einflüsse mit dem beginnenden Mai auf, der zu einem Höhepunkt in der Zeit vom 11. bis 15. Mai führt.
Es sei gleich hier gesagt, daß alle Maifeiern heute ebenfalls falsch liegen und zum 11. Mai gehören, wie in meinem Buch "Aberglaube oder Volksweisheit" ausführlich dargetan wurde.  Diese Maifeiern berühren uns hier nicht, sondern allein das Ur-Ostern, das nur bei unserem Beispiel im Jahre 1935 so enge mit unserem Nationalfeiertag zusammenfällt.  Festhalten aber müssen wir, daß diesmal der Maihöcker in der Stärke der kosmischen Anwirkung mit dem Neumond in Verbindung steht.  Liege Ostern aber zeitiger, so fällt diese Doppelwirkung in den Beginn der um die Wende März-April auftretenden verstärkten Strahlung.  Grundsätzlich kann hier gesagt werden, daß keineswegs alle Neu- und alle Vollmonde in gleichem Maße schlechte oder gar gefährliche Wirkungen ausüben, daß sie überall aber dann beachtet werden müssen, wenn sie mit alten Festtagen oder in deren engeren Bereich fallen; denn alle alten Feste hatten, wie in "Aberglaube oder Volksweisheit" gezeigt wurde, immer einen auch gesundheitlichen, einen gesundheitsfördernden Zweck.  Immer bleibt also auch der Zusammenhang der Ur-Ostern mit erhöhten Sonneneinflüssen zu Neumondzeiten gewahrt und damit auch mit dem Leben.

Daß dem so ist, kann jeder Landmann, jeder Garten- und Pflanzenfreund leicht feststellen; denn unter diesen wird es kaum einen einzigen geben, dem etwa im Staudengarten nicht die Tatsache aufgefallen wäre, daß die Gewächse zu gewissen Zeiten ein geradezu überraschend starkes Wachstum zeigen.  Gewissermaßen über Nacht, nein, wortwörtlich über Nacht, geht eine Entwicklung vor sich, die nach Zentimetern gemessen werden kann.  Der Landmann pflegt dann meist einen "fruchtbaren Gewitterregen" für derartige Erscheinungen verantwortlich zu machen.
Kennt man aber die Zusammenhänge, so sieht man deutlich, daß vorwiegend die Neumondzeiten (gewöhnlich zwei Tage vor bis zum zweiten Tage nach Neumond) derartige Wachstumsstöße bringen.  Sie erscheinen auch dann, wenn die Erde feucht und durch den Neumondregen keineswegs erst erfrischt wird; und sie erscheinen erstmalig im Jahre und in unverkennbarer Stärke um die Tage des ersten Neumondes nach dem ersten Vollmonde der Frühlingsgleichen, also um die wahre Zeit der Ur-Ostern.
Um hier wieder bei unserm Beispiel zu bleiben:
Infolge hinreichender Niederschläge bei recht kühlem Wetter war die Erde am 30. April 1935 durchweg als feucht zu bezeichnen.  Es wehte ein empfindlich kühler Wind.  Mit Anbruch der Nacht zog dunkelstes Gewölk auf, das aber nur einen mäßigen Regen, jedenfalls kein Gewitter brachte.  Auch der Funkempfang war ohne Gewitterstörungen.  Nachts setzte ein kalter Nord-Westwind ein, der am Morgen des 1. Mai (Ur-Ostersamstag) als schneidend kalt bezeichnet werden mußte.  Es waren also keine ersichtlichen Voraussetzungen für ein besonders günstiges Wachstumswetter gegeben.  So hätte der Naturfremde meinen können.  Anders verhielten sich die Pflanzen, die, am Morgen des "falschliegenden Maitages" betrachtet, getreu dem kosmischen "Gesetz, nach dem sie angetreten", und in voller Übereinstimmung mit den Ur-Ostern einen überraschend deutlichen Trieb "über Nacht" gemacht hatten.
In des Wortes wahrstem Sinne hatte auch diesmal die Natur Auferstehung gefeiert, war die Neuzeugung im Schoße der Erde erfolgt, hatte Ostara mit unsichtbarer Gebärde das Leben zu neuem Dasein erweckt.
Dabei aber hatte sich gleichzeitig etwas ganz anderes vollzogen, das für den keine Überraschung birgt, der nicht am Äußeren der Natur haften bleibt.  Schon der gesteigerte Trieb kann doch nur erfolgen, wenn in der Pflanze selbst ein stark gesteigerter "Be-Trieb", wenn in gewissem Sinne Erregtheit herrscht.
Das nun ist es: In den Neu-, weniger in den Vollmondtagen und besonders in den Oster-Neumondtagen herrscht eine auffallend gesteigerte Erregung der gesamten Natur.  Diese Erregung befällt nicht nur das Leben als solches; es wächst also nicht nur die Liebessehnsucht, aus welchem Grunde in diese Spanne auch die alten Freinächte fielen; es werden nicht nur die Aufmerksamkeit, die Tüchtigkeit und die Geschicklichkeit  herabgesetzt -, diese allgemeine Erregung verschlimmert auch oder bedingt gar Krankheiten, und macht sich auch in der ganzen übrigen Natur sehr bemerkbar.  Das zeigt sich hier besonders an der gesteigerten Luft-Leitfähigkeit.



(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Elektroskop: links aufgeladen; rechts entladen.


Um diese Tatsache auf einfachste Weise zu begreifen, wollen wir uns an folgenden schlichten Versuch erinnern.  Bringen wir ein elektrisch aufgeladenes Elektroskop in die Nähe eines Radiumsalzes, so entlädt es sich sehr schnell.  Laden wir es wieder auf, nachdem das Radium entfernt wurde, so geht die Entladung unmerklich langsam vor sich.  Der Versuch lehrt also, daß die vom Radium ausgehenden unsichtbaren Strahlen die Luft des Umraumes elektrisch leitend machen, den Gasen mithin eine erhöhte Leitfähigkeit erteilen.
In ganz großem Umfange geschieht ein Gleiches dann mit unserer ganzen Erde, wenn sie unter dem Einfluß gesteigerter kosmisch-elektrischer Anwirkung steht, vor allem also zur Neumondzeit; dann werden auch die sogenannten Erdstrahlen, die über unterirdisch fließenden Wasserbächen, über Erzadern und sonstigen Bodenschätzen auftreten, in meist sehr merkbarem Maße verstärkt und führen im Bereich ihrer Wirkungen ebenfalls erhöhte Leitfähigkeit herbei.

Diese Erscheinung, auf deren Tatsächlichkeit an dieser Stelle nur hingewiesen werden kann (2), ist Schlüssel und Entscheidung zugleich für die Geheimnisse, die beide, der Palmbuschen und die Wurzbürde, in sich tragen.
Die letzte gehört ja zum 15. August.  Wieder ist das eine Zeit besonders starker kosmischer Einwirkungen, überdies die Spanne der jährlichen Höchstzahl aller Hagelwetter und Gewitter, also von Erscheinungen, die infolge ihrer elektrischen Kräfte nicht nur die Blitzgefahr mit sich bringen, sondern durch ihre elektrische Ladung auch stark erregend auf das Leben wirken.  Dieser 15. August ist nun keineswegs ein nur urgermanischer, sondern ein urtümlicher, weit verbreiteter besonderer Tag.
So berichtet die japanische Legende, daß Murasaki, die größte Dichterin des Landes der aufgehenden Sonne, einst von ihrer königlichen Herrin den Auftrag erhalten habe, einen Roman zu schreiben.  Sie begab sich nach dem Kloster Ishi Jamadera und durchwachte, um den göttlichen Beistand für ihr Werk, und um überhaupt erst einmal Stoff und Fabel für die ihr übertragene Aufgabe zu erhalten, die ganze Nacht hindurch im Tempel.  Da erschienen ihr die Gestalten des Romans vor dem geistigen Auge.  Es war am 15. August und Vollmond dazu.
Obwohl sich dieses Geschehnis um das Jahr 1000 ereignet haben soll, ist die Zeitangabe nach urtümlicher Rechnung richtig; denn im Ur-Monat fiel ja der Vollmond immer auf die Monatsmitte.  Ganz wie bei unseren Vorfahren, deren religiöse Anschauungen sich übrigens auffallend mit denen der Frühjapaner decken, Anschauungen, die dort als Shinto-Glaube bezeichnet werden und nach den Berichten aus fernster Vorzeit stammen.  Es sind die gleichen Anschauungen wie bei den Germanen, die keine Dogmen kennen, keine künstliche Moralpredigt, sondern den Bäumen, Gesteinen, Fluren und Pflanzen besondere "Wunder"-Kräfte unterschieben, die als göttliche Offenbarungen angesprochen werden und im Grunde genau dasselbe sind, was wir in den Bestandteilen des Palms und des Weihbuschens kennenlernen werden und zu enträtseln uns eben anschicken.
Der 15. August, der im Jahre 1935 ungefähr richtig liegt, denn in diesem Jahre fiel der Vollmond auf die 14., darf also ähnlich dem Ostermond der Frühzeit als eine Spanne ganz besonders starker kosmischer Anwirkungen angesprochen werden.

Damit hätten wir nun beide Tage als besonders eigenartige und hervorstehende Punkte im Ring des Jahres gekennzeichnet.
Diese durch den Neu- oder Vollmond stark erhöhten kosmischen Anwirkungen bringen allerhand Gefahren für das Leben.  Heilkunde, Kriminalistik, Erziehungswesen und Verkehr liefern uns noch heute für die Richtigkeit der Ansicht von den durch die Erregung der Natur hervorgerufenen Schädigungen um alle Neu- und Vollmondzeiten die schlagendsten Beweise.



(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Jahreskurve der Vergehen gegen die Gesetze.  Es treten nicht nur die beiden wichtigen kosmisch bedingten Höhepunkte um Mitte Februar und
 Mitte August deutlich hervor, sondern es sind auch überall da, wo die hohen Festtage der Ahnen lagen,
besonders ausgeprägte und durch Pfeile sichtbar gemachte kosmische Anwirkungssteigerungen vorhanden.



Im ganzen haben diese unmittelbaren oder mittelbaren kosmischen Einflüsse nun die Eigenart, die feinsten Äderchen der Lebewesen mehr oder minder zu verengen.  Nicht nur wird dem Herzen auf diese Weise eine erschwerte Leistung zugemutet, die unter geeigneten Umständen durch Herztod zum Ende führen kann, sondern der behinderte, zum Teil in feinsten Haargefäßen vielleicht sogar ganz abgedrosselte Blutkreislauf erlaubt den immer und überall vorhandenen Bakterien durch Zuverfügungstellen eines günstigen Nährbodens besonders reichliche Vermehrung; dies schon deswegen, weil ja infolge der kosmischen Anwirkung auch bei den Kleinwesen die Liebessehnsucht gesteigert sein muß.  Das Ergebnis ist plötzliche Erkrankung - zurückzuführen also auf die kosmische, dabei unerwartet heftig einsetzende Erhöhung der Leitfähigkeit.
Wenn nun unsere Ahnen alles daran gesetzt hätten, mit ihrer Umwelt in Harmonie zu leben, wenn sie also immer darauf bedacht gewesen wären, Spannungen, Widerstände und Reibungen, wie sie eben geschildert wurden, zu vermeiden, um die unbehinderte Rückverbindung zum Welthintergrunde aufrecht zu erhalten, so stände zu erwarten, daß sie auch Mittel verwendeten, diese schädigenden Einflüsse zu beseitigen, mit anderen Worten, sie bis zur biologischen Ungefährlichkeit herabzumindern.
Wer nun um die Volksheilkunde weiß, wer die einst oder noch heute in der Medizin gebräuchlichen Arzneipflanzen kennt, dem müssen in der Liste besonders der Weihbuschen-Bestandteile gewiß wenigstens einige auffallen, die sich als Heilgewächse unmißverständlich zu erkennen geben.  Da sind Aland, Baldrian, Beifuß, Dost, Eberwurz, Eisenhut, Johanniskraut, Minze, Quendel, Schafgarbe, Rainfarn, Tausendguldenkraut und Wermut.  Das alles sind also Heilkräuter.
Niemals aber ist seit Jahrhunderten ein Hinweis auf den Zusammenhang dieser Gewächse mit den kosmisch-elektrischen oder den Erdstrahlen erfolgt.  Vielmehr ist als dumpfer Aberglaube fast alles das angesprochen worden, was über diese Pflanzen und ihre die Hexen und bösen Geister bannenden Kräfte von den Ahnen her überliefert wurde.  Dazu kam, daß Martin Luther sich ebenfalls mit harten Worten gegen solchen Unglauben wandte und damit auch von der ehedem das alltägliche Leben stark beeinflussenden kirchlichen Seite im Bereiche des Protestantismus einer Aufhellung der hier verborgenen Geheimnisse einen sehr kräftigen Riegel vorschob.  Es blieb also dabei: Alles das ist Phantasterei, Einbildung, kurz: kindlicher Aberglaube.
Dabei blieb es also!  Und doch offenbaren sich uns hier ganz überraschende Dinge.
Prüfen wir nämlich jene Örtlichkeiten, an denen die genannten Gewächse besonders üppig gedeihen, vorwiegend dort, wo sie wild vorkommen, dann machen wir eine überaus wichtige Entdeckung.  Ihre üppigste Entfaltung zeigen sie nur an Stellen, wo sich im Bereiche der an sich das menschliche und vieles andere Leben schädigenden Erdstrahlung - die ja kosmisch bedingt ist! - eine gesteigerte Leitfähigkeit nachweisen läßt.  Das Verblüffende ist dabei eben, daß diese Gewächse nicht nur nicht geschädigt, sondern günstig beeinflußt werden.  Menschen und auch die weitaus meisten Tiere werden auf die Dauer aber dann krank, wenn sie solchen Strahlungen in Arbeits- oder Schlafräumen ausgesetzt sind.
Schlaflosigkeit, flacher Schlaf, Albdrücken, Herzklopfen, Rheuma pflegen sich zunächst neben starker nervöser Reizbarkeit und meist allgemeiner Mattigkeit bei geeigneter Veranlagung einzustellen.  Aber die Pflanzen des Kräuterbüschels bleiben strotzend gesund. 
Der Gedanke liegt nicht so sehr fern, der Vermutung Raum zu geben, diese Pflanzen besäßen körpereigene Stoffe, die zu einer Unschädlichmachung der gefährlichen Strahlungs- oder besser, der Leitfähigkeitseinflüsse besonders dienlich wären.  Äußerlich am Körper getragen, müßten sie dann auf Mensch und Tier ihre schützenden Eigenschaften übereignen.  Das will sagen, sie sollten Mensch und Tier gegen die Beeinträchtigungen durch die kosmischen oder die Erdstrahlen feien.
Die Verwendung derartiger Gewächse wäre immer dann besonders nötig, wenn erfahrungsgemäß die kosmischen und damit auch die Erdstrahlen an Stärke übermäßig zuzunehmen pflegen, also grundsätzlich während jeder Neu- und Vollmondzeit, zudem auch dann, wenn unsere Erde, durch ihren Stand zur Sonne sonst noch unter gesteigerter kosmisch-elektrischer Anwirkung zu leiden hat, also etwa um die Ur-Ostern oder, ganz allgemein gesprochen, um die Zeiten der uralten Volksfeste.
Von selbst versteht es sich, daß die Alten Wert hätten darauf legen müssen, ihrem Körper die vermeintlichen Strahlenschutzmittel der Pflanzen zuzuführen, ehe die Erhöhung der schädigenden kosmischen Einflüsse zu spüren war.

Die Erfahrung der Alten ging nun dahin, die Ansicht zu vertreten, die ersten Anzeichen der bei Neu- und auch bei Vollmond einsetzenden gesteigerten Anwirkungen sei gewöhnlich um die Mitte des zweiten Tages vor den eigentlichen Mondwechseln anzusetzen.  Da die Mondwechsel aber immer auf die beiden urmonatlichen Ur-Sonntage trafen, so wären im allgemeinen die Ur-Freitage als Auftakt jeder dieser gefährlichen Spannen aufzufassen.  Wie wir bereits erarbeitet haben, entspricht diese Ansicht vollkommen den Tatsachen.  Der Ur-Freitag weist sich also nicht nur als ein Tag aus, an dem - aus kosmischen Gründen - jeweils, wenn die Vorbedingungen hinreichend starker Einflüsse gegeben sind, sich nicht nur das Wetter verschlechtert, sondern an dem Erkrankungen neu auftreten, Krankheiten sich verschlimmern, die Zahl der Todesfälle, der Verkehrs- und sonstigen Unglücke sich steigert und auch die Verbrechen sich häufen.
Es ist nur zu begreiflich, wenn die Ahnen gerade vor jenen Ur-Freitagen, wie etwa vor Ur-Ostern, alles taten, um sich vor den gefährlichen kosmischen Einflüssen zu schützen.  Sinngemäß mußten sie ihre Schutzmaßnahmen bereits vor den Ur-Freitagen ergreifen und taten das auch.  Ein Rest dieser Bräuche ist uns im Gründonnerstag erhalten geblieben, der seinen Namen einer Grünsuppe verdankt, die aus entsprechenden, die Strahlenschädigung abdämpfenden Kräutern bestand und deren Genuß die Alten dem Oster-Neumond mit größter Ruhe entgegensehen ließ.  Nicht aber mit vollkommener Ruhe; denn sie hielten für nötig, auch am Freitag und gerade an diesem Freitag vor Ur-Ostern ihren Körper rein und frei von aller den kosmischen Einflüssen Angriffsflächen bietenden Nahrung zu halten.  Sie taten also etwas wiederum der Gesundheit Förderliches: Sie fasteten streng.  Und sie fasteten alle Urfreitage, alle vierzehn Tage also, fasteten immer dann, wenn zwei Tage später die gefährlichen Mondwechsel bevorstanden.
Hier tritt nun sofort eine weitere naturnotwendige Sitte der Vorväter in den Blickkreis.  Wenn nämlich die fraglichen Gewächse von Mutter Natur Schutzstoffe gegen Leitfähigkeitsschädigungen mit auf den Lebensweg bekommen haben, dann müßte der Gehalt der Pflanzen an diesen Stoffen jeweils um so höher sein, je stärker die auf sie wirkenden Einflüsse sind.
Heute ist nun festgestellt, daß es auch eine tägliche Schwankung dieser Leitfähigkeit gibt.  Sie weist zwei Höhepunkte auf.  Der größte liegt um Sonnenauf-, der weniger bedeutsame um Sonnenuntergang.



(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Täglicher Gang des Luftdrucks und der elektrischen Leitfähigkeit.  Die starken Höcker um die Zeit des
Sonnen-Auf- und Sonnen-Unterganges sind klar erkenntlich, wenn sie hier auch noch als "Vermutung" bezeichnet sind.



Dies sei schon hier erwähnt, weil wir noch auf diese Tatsache zurückgreifen müssen.  Ganz besonders ausgeprägt sind, wie wir wissen, vor allem die Tage des Neu- und Vollmondes.

Wenden wir diese Kenntnisse jetzt einmal auf unseren Palm an.  Der Palmsonntag lag also in Ur-Zeiten nicht nur von Ur-Ostern um vierzehn Tage entfernt, sondern fiel auf den Vollmond.
Nach altem Brauch mußte der Palm am Palmsonntag früh vor Sonnenaufgang geholt werden.  Hier ist also nicht nur der tägliche Höchstpunkt der Leitfähigkeit, sondern auch der halbmonatliche berücksichtigt und wir beginnen bereits zu ahnen, in welche Tiefen der Naturkenntnis uns das Brauchtum, der vermeintliche Aberglaube unserer Ahnen, hinabführt.
Der so geholte Palm mußte also erhöhte Abwehrkräfte besitzen.  Um diese aber noch weiter zu steigern, wurde er einst in der regenfeuchten Aprilzeit nach der Weihe auf das Stroh- oder Schindeldach des Hauses gelegt und nun auch noch dem Neumond ausgesetzt, also erst am Ur-Ostertag, aber auch hier bereits vor Sonnenaufgang herabgeholt und seiner endgültigen Bestimmung übergeben.
So wenig über diese Zusammenhänge bisher bekannt war, so wenig wußte man auch um die gesundheitsfördernden Kräfte des Palms.  Hier und da lebt zwar noch die Sitte, am Ostermorgen je drei Palmkätzchen zu verzehren, weil man glaubt, sie seien als Vorbeugemittel gegen Fieber zu werten.  Sie sind das in der Tat, wie wir noch sehen werden.  Weit wichtiger aber als für diesen Brauch war und ist der Palm in anderer Hinsicht.
Um sein Wesen zu begreifen, ist es nötig, der Weide im Volksglauben nachzuspüren.  Und das ist ein Kapitel, voll von erregenden und wunderbaren Dingen. 

Wenden wir uns zunächst dem Märchen zu.
Wer noch in diesen Märchen "Kindergeschichten", gemütvolle oder gar moralisierende Dichtungen für das junge Volk erblickt, der hat gewiß nicht den Sinn dieser unnachahmlichen, weil einzigartigen deutschen Schätze erfaßt, vielmehr nur eine ihrer geringeren Möglichkeiten.  Die Märchen, wie sie uns durch das unvergängliche Verdienst der Gebrüder Grimm gesammelt und erhalten wurden, sind Ur-Weistümer der Ahnenzeit, wahrscheinlich aber erst im Mittelalter von Wissenden in einer Form niedergeschrieben, die das Wesentliche sinnbildlich umhüllte und derartig verhüllte, daß sie der Verfolgung und Ausmerzung durch die Kirche entgingen und als harmlose Jugendunterhaltung gelten konnten und auch galten.
In einem dieser Märchen wird nun von einer Magd berichtet, die eine Hexe war, in einen hohlen Weidenbaum ging und als - Katze wieder heraussprang.
Das ist eine Fabel, die eben, wie man bisher meinte, nur der dichterischen Einbildungskraft zu entspringen vermochte.  Und dennoch ist hier Etwas gesagt, das wieder zum Allgemeingut zu machen, nicht nur die Aufgabe der Volks-, sondern die Pflicht der Heilkunde sein wird.
Um die Bedeutung des hier versteckten, lebenswichtigen Weistums zu erfassen, ist es ratsam, sich an folgende Tatsache zu erinnern.
Mit Hilfe des urtümlichen Gerätes der Wünschelrute, heute aber auch mit entsprechenden physikalischen Apparaten, läßt sich nachweisen, daß die elektrische Leitfähigkeit über den aus dem Untergrunde beeinflußten, meist streifenartig verlaufenden Erdgebieten im Gegensatz zu ihrer Umgebung merkbar erhöht ist.  Da nun diese Reizwirkungen auf einen Großteil des Lebens ungut wirken, sind diese Linien als "Reizstreifen" bezeichnet worden.  Statt vieler Worte mögen die beifolgenden Abbildungen einen Begriff von den möglichen Folgen geben, die derartige Reizstreifen nicht nur auf den Menschen und seine Gesundheit, sondern auch auf Pflanzen und auf die Erhöhung der Blitzgefahr haben. 



(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Hausgrundriß mit Reizstreifen.  Die Angaben für die Betten VII und VIII müssen vertauscht werden.



(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Grundstück mit Reizstreifen und ihr Einfluß auf Menschen und Pflanzen.


Aus diesen Bildern, die im Jahre 1930 bei der Hygiene-Ausstellung in Dresden auf einer Sondertafel als abschreckende Beispiele für die kritiklose Irreführung des Volkes gezeigt wurden, aus diesen Bildern, an deren Verläßlichkeit heute nach kaum einem halben Jahrzehnt kein Einsichtiger mehr zweifelt, aus diesen Bildern wird offenbar, wie böse sich die Leitfähigkeit dort auswirken kann, wo der geeignete Mensch entsprechend beeinflußt schläft, wo Obstbäume im Bereich der üblen Wirkungen stehen oder wo über Kreuzungsstellen zweier oder mehrerer Reizstreifen sich die Leitfähigkeit der einzelnen Linien aufsummt und so dem Blitz die Brücke zur Erde baut.
Nun gibt es aber auch jene Lebewesen, die wir als Leitfähigkeitsfreunde bezeichnen können.  Soweit bisher zu erkennen, scheinen auch diese sich in zwei Gruppen, in solche, die nur einfache Leitfähigkeit und in andere, die sogar Blitzfangpunkte lieben.  Zu den ersten gehören die Gift- und wohl die meisten Heilpflanzen, die Ameisen, die Schlangen und die Bienen, zu den letzten die Brennessel, auch Donnernessel genannt, und die Katze, von der darum mit vollem Recht das Volkswort sagt: "Die Katze zieht den Blitz an".
Diese Behauptung will nun nicht etwa besagen, der himmlische Strahl zucke nach der Katze, sondern sie weist darauf hin, daß die Lieblingsaufenthaltsplätze der Katzen bevorzugte Blitzfangstellen sind.
Wir haben also die Lebewesen in leitfähigkeitsfeindliche und leitfähigkeitsliebende zu scheiden.  Dazwischen scheint es auch leitfähigkeitsgleichgültige zu geben; doch sind die bisherigen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen und erlauben darum auch noch kein eindeutiges Urteil.
Jedenfalls gehört der gesunde Mensch zu den Leitfähigkeits-Feinden.  Das zu wissen ist deswegen so wichtig, weil wir nur auf diesem Wege die zahllosen Maßnahmen verstehen können, die unsere Ahnen ergriffen, um sich vor den schädigenden Einflüssen zu schützen.
Es ist einer der großen Fehler unseres bis vor kurzem herrschenden Weltbildes, die Alten in der Ahnenzeit vor Jahrtausenden als Menschen zu betrachten, die von Krankheiten in einem Maße heimgesucht wurden, gegen das gehalten, wir dank unserer Hygiene geradezu im Paradiese leben.  Diese Ansicht hat ihre Berechtigung nur im Bereiche der Verfallszeit.  Hier hat die Hygiene ihre großen Verdienste.  Diese werden ihr auch immer innerhalb der Wirkungen einer übersteigerten Technik verbleiben.  Daß sie aber für ein dem Volke bevorstehendes natürliches Leben beachtenswerte Nachteile und große Gefahren birgt - man denke nur an die Bazillenangst, an die Abwässer- und Fäkalienfrage! -, das kann hier nur erwähnt, nicht aber begründet und ausgeführt werden.
Unsere frühen Ahnen bedurften während der atlantischen Hoch-Zeit der Kultur einer solchen Hygiene nicht; denn ihre Lebensform war ja die des harmonischen Angleichens an die Allnatur, verstand es also, jenen Gefahren in weitgehendstem Maße zu entgehen, die unsere falsche Ernährung und unser entnatürlichter Lebenswandel notwendigerweise mit sich bringen und die zwangsmäßig durch Erscheinungen behoben werden, die wir als Krankheiten bezeichnen.
Demgegenüber haben wir unsere Vorväter als gesunde Menschen zu betrachten.  Aber auch sie waren Menschen.  Auch sie fehlten gegen das "göttliche Gebot"; auch sie brauchten Heilmittel.  Aber ihr Bedarf daran war gering; denn sie legten viel größeren Wert auf Vorbeugungsmittel.  Dies um so mehr, als sie nur eine überragend große Gefahr für ihr Wohlbefinden kannten: Die Einflüsse der gesteigerten elektrischen Leitfähigkeit.
Das ist eine unbezweifelbare Tatsache für den, der die Ur-Heilkunde überschaut; denn der weitaus überragende Teil aller natürlicher Heilmittel hat die Eigenart, die gesteigerte Leitfähigkeit auf ein für das Leben kaum noch oder nicht mehr gefährliches Maß herabzudrücken.

Erst wenn wir all das wissen, können wir uns nicht nur der Weide, sondern auch unsern übrigen hier gestellten Aufgaben zuwenden.
Als Übergang aber diene uns eine höchst merkwürdige Erscheinung.
Gelegentlich unserer Untersuchungen über die Reizstreifen als Wegebauer und der Übereinstimmung der ehemaligen Urwaldpfade mit den heutigen Straßen, Wegen und Stegen im Bereiche des Dorfes Müden an der Oertze in der Lüneburger Haide, stieß mein Mitarbeiter Ebel auf eine seltsame Tatsache: Alle Ortstafeln, die an den Verkehrswegen aufgestellt waren, standen über Reizstreifen.
Wir verfolgten diese Merkwürdigkeit und fanden, daß der Mensch unbewußt bei der Suche nach irgend einem Platz, sofern er genügend Spielraum hat, Orte erhöhter Leitfähigkeit bevorzugt, obwohl sie ihm auf die Dauer schädlich sind.
In dieser beachtlichen Eigentümlichkeit steckt nun, wie in meinem Buch "Das Vermächtnis" nachzulesen, eine urweltliche, uns unbewußt gewordene Schutz- und Sicherheitsmaßnahme; denn jedes bewegliche Lebewesen, auch der Mensch, "spürt" im Bereiche gesteigerter Leitfähigkeit leichter.  Er nimmt vermutlich die von Lebewesen ausgehenden elektrischen Wellen leichter auf.  Hier also treffen ihn auch die Gedankenwellen, oder, wenn man will, die Strahlungen seiner Feinde leichter und kommen ihm gefühlsmäßig als Ahnungen zum Bewußtsein.  Darum zwingt ihn die Natur, derartige Orte aufzusuchen.  Seine Naturentfremdung aber hat ihn inzwischen in den meisten Fällen derart abgestumpft, daß er rechtzeitiges Verlassen solcher Plätze unterläßt, hat ihn blind gegen die zahllosen Zeichen gemacht, die ihn vor längerem Aufenthalt warnen müßten.  So setzt er nicht nur an solche Plätze die Wegtafeln, er baut auch gern Häuser dort hin und fällt dann den "Dämonen der Tiefe" zum Opfer.
Unter den vielen Nachprüfungsergebnissen, welche vorliegen, zeigt die überragende Mehrzahl jene Eigentümlichkeit, die als Beweis für die eben aufgestellte Behauptung auch aus den obigen Abbildungen (Hausgrundriß/Grundstück) zu uns spricht: Eine oder mehrere Hausseiten sind über Reizstreifen gestellt.
Ist der Bewohner solcher Häuser nun den beeinträchtigenden Kräften unterworfen, so stellt sich meist eine wiederum verblüffende Eigentümlichkeit ein: Der bereits Kranke pflegt sich oft auch dann, wenn sein Leiden noch gar nicht gefährlich zu sein scheint, in seiner Wohnung mit Vorliebe nur über Reizstreifen aufzuhalten.  Dorthin stellt er seinen Sessel, dort fühlt er sich heimisch.  Er beginnt gewissermaßen jenen Tieren und Pflanzen zu gleichen, die wir als Leitfähigkeitsfreunde bezeichnet haben.  Er verhält sich allmählich wie die Katze, die ihren Lieblingsplatz, wenn angängig, über einem Blitzfangpunkt wählt.

Erwähnen wir nun, daß unsere, das Salyzil, also ein Heilmittel, liefernde Weide besonders gut im Bereiche der Reizstreifen gedeiht, also zu den Leitfähigkeitsliebenden gehört, und fügen wir hinzu, daß ursprünglich jene Menschen, die später als Hexen bezeichnet wurden, eine auffallend starke, arteigene und gesunde, darum heilkräftige elektrische Ladung, mithin ein starkes Kraftfeld körperdienlicher Leitfähigkeit besaßen, so wird uns mit einem Male der Sinn des Märchens klar.  Auch eine im Hag Lebende, eine Hagse, eine Hexe, ehedem wahrscheinlich eine Weise Frau, die sich also im Bereiche gesündester Natur aufhält (3), wird dann, wenn sie sich längere Zeit über einem Reizstreifen, also nach unserm Märchen in einer hohlen Weide befindet, vom Leitfähigkeitsfeind in deren Freund gewandelt.  Und da sie selbst über starke gesunde Eigenkräfte verfügte, muß ihre Wandlung wahrscheinlich eine ebenso starke ungesunde ergeben, derart stark, daß sie sich geradezu wie eine Katze verhält, der die höchstmögliche Leitfähigkeit gerade angenehm ist.  So wird aus der Magd des Märchens, die eine Hexe ist, eine Katze.
Die Weide ist also sehr wahrscheinlich das Salyzil als Mittel gegen den "bösen Zauber" von der gütigen Mutter Natur mit auf den Weg gegeben worden.  Ganz ähnlich finden wir nun bei den anderen Strahlenfreunden wichtige Sonderstoffe.  Bei der Ameise das Ameisengift, die Ameisensäure; bei den Bienen das ihr ähnliche Bienengift; bei der Brennessel den brennenden Stoff, der dem Schlangengift nahesteht; beim Fingerhut das Digitalin; bei der Judenkirsche das Atropin und so fort durch den ganzen Schatz der Heilpflanzen.

Wir hatten schon die Forderung aufgestellt, daß diese Schutzmittel auch dem geschädigten Menschen Befreiung, zumindest Linderung seiner Leiden bringen oder, rechtzeitig eingenommen, ihn vor Schädigungen überhaupt bewahren müßten.
Wir wollen hier nicht im einzelnen Anwendungen und Wirkung der erwähnten Heilmittel behandeln, sondern zunächst nur daran erinnern, daß als eine recht allgemeine Folge stärkerer Reizstreifen Kopfweh aufzutreten pflegt.  Und gerade zur Linderung dieses oft quälenden Schmerzens benützen wir bis zum heutigen Tage die Salyzilverbindungen; wie in Urzeiten wird bei Rheuma Ameisensäure und Bienengift angewendet und in steigendem Maße wieder das Schlagen mit Nesseln; bei Herzstörungen wissen wir Digitalis und zur Unempfindlichmachung Atropin zu schätzen; bei leichten Schlafstörungen ist der das Bienengift enthaltende Honig seit grauester Urzeit immer wieder bewährt; kurz, wir sehen, daß der Mensch mit größtem Erfolge sich heute noch jener Mittel bedient, die unsere Ahnen schon seit einem Jahrzehntausend kannten.
Während diese aber die natürlichen Stoffe in möglichst unveränderter Form verwendeten und, wie uns sehr wohl bekannt, auf diesem Wege bessere Ergebnisse erzielten als wir mit unseren künstlichen und darum einseitigen Retortenkünsten, ziehen wir diese vor, damit unsere Wirtschaft in Gang bleibt. 
Es gibt viele hervorragende Mittel, die kostenlos zu haben wären, so etwa die Palmkätzchen.  Diese aßen die Alten, wie wir hörten, um die Frühjahrszeit, dann also, wenn mit der wiederemporsteigenden Sonne auch die Gefahr der Schädigungen wuchs.  Die Vorfahren beugten also rechtzeitig vor; denn sie wußten, was die Osterzeit für ihre Gesundheit zu bedeuten hatte.  Neben anderen Mitteln hielten sie also mit Hilfe von Weidenkätzchen die Leitfähigkeit ihrer Körper in Grenzen. 

Wäre das eben Gesagte, woran kaum gezweifelt werden kann, richtig, dann sollten die Weidenzweige auch die Fähigkeit haben, Orte die von Reizstreifen durchzogen sind, und besonders ihre den Blitz anziehenden Kreuzungen, derartig zu beeinflussen, daß dem himmlischen Strahl der Niedergang gewährt wird.
Das ist in der Tat der Fall, wie uns die alten, bisher als Aberglauben belächelten Bräuche zeigen, etwas der, die Felder zu Ostern zu "palmen".  Diese Maßnahme soll den Korndämon, den Bilwisschneider, fernhalten.  Das ist jene höchst eigenartige Erscheinung, die wohl jedem Landkinde bekannt ist, die aber bis vor wenigen Jahren die Forschung nicht abhalten konnte, den Bilwisschnitt ins Reich der Fabel zu verweisen.
Inzwischen ist nun erwiesen worden, daß es sich um die Folgen des Blitzeinschlages handelt; der himmlische Strahl zuckt auch hier auf der von den Kreuzungsstellen zweier Reizstreifen in den Luftraum aufsteigenden Leitfähigkeitsbrücke zu jener Kreuzungsstelle in den Kornäckern hinab und pflegt hier den breiteren der Reizstreifen nur auf kurze, den schmaleren aber auf sehr weite Entfernungen hin nahe über dem Erdboden zu verfolgen.  Dabei sengt er die Halme ab und färbt die Schnittstellen braun.  Es entstehen schmale pfadartige Lichtungen und selbstverständlich ein oft beträchtlicher Ernteausfall.  Er war es wohl, der den Bauern veranlaßte, gegen den Bilwisschneider Abwehrmittel zu verwenden.
Aus diesem Grunde bediente er sich der Palmruten, die er an die Ecken und Raine der Felder steckte.  Ihre Kraft reichte aus, die innerhalb der beeinflußten Felder vorhandene erhöhte Leitfähigkeit bis zur Gefahrlosigkeit zu vermindern.  Dabei dürfen wir aber nicht an die heutigen ausgedehnten, dem Absatz und Erwerb dienenden Riesenfelder denken, sondern müssen uns in der frühen Zeit Kleinäcker vorstellen, wie sie heute noch in Nord-Ost-Bayern angetroffen werden und fast ausschließlich zur Eigenernährung der Besitzer-Familie dienen.  Jede Nachprüfung zeigt uns überdies, daß der Palm in den Grenzen seiner Möglichkeiten als Blitzschutz wirkt.  Kein Wunder darum, daß er auch zur Behütung der Häuser Verwendung fand.

Verständlich wird nun auch, warum der Palm einst am Palmsonntag, also am Vollmondtage vor dem auf einen Neumond fallenden Ur-Ostern in der Frühe vor Sonnenaufgang gesammelt wurde.  Wie wir wissen, zeichnen sich die beiden Mondwechseltage durch ganz besonders empfindliche Leitfähigkeits-Erhöhungen aus, wobei der Neu- den Vollmond übertrifft.  Dazu kommt der morgendliche Höhepunkt der täglichen Leitfähigkeitsschwankungen um Sonnenaufgang und der abendliche geringere um Sonnenuntergang.



(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Täglicher Gang des Luftdrucks und der elektrischen Leitfähigkeit.  Die starken Höcker um die Zeit des
Sonnen-Auf- und des Sonnen-Unterganges sind klar erkenntlich, wenn sie hier auch noch als "Vermutung" bezeichnet sind.



Seit jeher sind es diese beiden Zeiten gewesen, die unsern Ahnen unter Berücksichtigung der Mondphasen als die geeignetsten Spannen galten, die Schutz- und Heilpflanzen zu sammeln.  Es war aber erst Hanns Hörbiger, der uns durch seine Welteislehre von neuem diese geophysischen Tatsachen als kosmisch bedingte Erscheinungen aufzeigte und uns so den Schlüssel in die Hand gab, mit dessen Hilfe hier die Volksbräuche, ihr Sinn und ihr Wert von neuem erschlossen werden.

In voller Klarheit tritt darum auch die lange belächelte, jetzt aber verständliche Richtigkeit der alten Heilpflanzen-Sammelvorschriften ins Licht; denn wir brauchen uns nur vor Augen zu halten, daß die Gewächse, wie vorhin schon angedeutet, sofern sie den schädigenden Einflüssen mit Hilfe ihrer Schutzstoffe wirksam begegnen wollen, naturnotwendig genötigt sind, dann eine besonders reichliche Menge stark wirkender Mittel herzustellen, wenn der rhythmische tägliche oder ur-monatliche Anstieg der Leitfähigkeit erfolgt.  Das ist also um Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang; bei Neu- und bei Vollmond der Fall.  Und das sind wieder vorwiegend die Zeiten, an denen die Gewächse eingesammelt wurden.
Wer hier Zweifel hat, der erinnere sich an die Erdbeere, die, wie jedermann weiß, nur dann ihr köstliches Aroma besitzt, wenn sie um Sonnenaufgang gepflückt wird, sonst aber fade schmeckt.  Auch sie ist übrigens in ihrer wilden Waldform eine un unser Gebiet gehörende Pflanze, ein Leitfähigkeitsfreund.  Da sie aber weder beim Palm- noch beim Weihbuschen keinen Platz gefunden hat, können wir sie nicht weiter betrachten.

Überdies bleibt uns noch mancherlei am Palm zu lernen.  Wir vernahmen, daß er am Palmsonntag aufs Hausdach geworfen und erst vierzehn Tage später, am Neumond-Ur-Ostertage, früh vor Sonnenaufgang, also nach höchstmöglicher Steigerung seiner Kräfte, herabgeholt und zu Heil-, Vorbeuge- und Schutzzwecken sogleich verwendet wurde.
Dieses vortreffliche und überall rechtzeitig zur Verfügung stehende Mittel genoß bei den Alten hohes Ansehen.  Da alle Verbote der Kirche nichts halfen, unsere Vorväter zu bewegen, von diesem "heidnischen", von den naturentfernten Sendlingen Roms überhaupt nicht begriffenen Brauch zu lassen, so ward er als Bestandteil in den Kult aufgenommen.  Alles aber, was die natürlichen Anschauungen unserer Ahnen über die Wirkung des Palms umfaßte, wurde von der Kirche Dämonen und bösen Geistern, Hexen und anderen Fabelwesen deswegen zugeschrieben, weil man hoffte, die Alten von ihren Überzeugungen zu lösen, im Laufe der Zeit die eigentlichen Urgründe des Palmes zu verwischen und die Palmweihe so als reinen Kultbestandteil erscheinen zu lassen.
Das ist zwar bisher nicht gelungen und die Kirche hat sich mit dieser Tatsache abgefunden; denn der Bauer hat nach wie vor seine Felder gepalmt, hat, wie ehedem, den Palm als Blitzschutz auch daheim verwendet.  Er verteilte ihn nicht nur auf die einzelnen Obstbäume seines Gartens und die Stallungen und den Dachboden, sondern er tat noch mehr.  Zog nämlich ein Gewitter heran, so nahm er vom Palmbuschen aus dem Herrgottswinkel einige Kätzchen und warf sie auf das nicht mit offener Flamme brennende, sondern nur glimmende Feuer der offenen Herdstelle, deren Rauch nicht durch einen Schornstein, sondern durch das Dach abzog, wie wir solche "Rauchhäuser" heute noch in der Lüneburger Haide als urtümliche Reste ältester Bauweise finden.
Der Bauer tat also etwas, das wir heute mit "räuchern" bezeichnen und er erreichte mit dieser Maßnahme im Gegensatz zum Rauch, der bei hellbrennender Flamme entsteht und der die Leitfähigkeit erhöht, gerade das Gegenteil: Räucherungen in der geschilderten Form vermindern die Leitfähigkeit, heben sie wohl auch gänzlich auf.
Hier scheint die Ursache aller Räucherungen, auch der mit Weihrauch, zu liegen, als von Maßnahmen, die nicht in der Verbreitung von Düften ihren Endzweck sahen, sondern in der Befreiung von schädigender Leitfähigkeit.

So erschließen sich uns die Dinge.
Selbst die Sitte, die da und dort Veranlassung dazu gab, den Palm in die Haustür zu legen und über ihn hinwegzusteigen, wird durchschaubar.  War nämlich ein Gebiet sehr reich an Reizstreifen, so pflegte man, wie es scheint, das Haus derart zu bauen, daß die Eingangseite über einem Reizstreifen lag oder dieser durch die Tür quer durch das Gebäude ging.  Das Überschreiten des Palmes hatte also zwei Gründe: Einmal wurden Haus und Menschen von erhöhter Leitfähigkeit befreit, zum andern aber die Abwehrstoffe des Palms gesteigert. 
Daß unsere nur in wenigen Fällen nachgeprüfte Ansicht nicht ohne Grund ist, die Türöffnungen hätten zuweilen über Reizstreifen gelegen, wird immerhin durch einen sonst unverständlichen Brauch so gut wie zur Gewißheit.
Vielfach wurden nämlich die Bienenwohnungen über der Haustür angebracht.  Nun wissen wir, daß die Immen zu den leitfähigkeitsliebenden Tieren gehören, die wild, genau so wie die Ameisen nur über Reizstreifen bauen, wo sie übrigens die durch Leitfähigkeitsschädigungen leicht entstehenden Baumhöhlen finden.  Von nun ab schützen sie den von ihnen bewohnten Baum gegen weitere Beeinträchtigungen durch Erdstrahlen.
Das ist ein wunderbares Beispiel für die Harmonie in der Natur, aber auch ein vielsagender Fingerzeig für die harmonische Lebensform unserer Ahnen.
Da die Bienen ihrerseits am besten über Reizstreifen, nicht aber über Kreuzungen, gedeihen, weil sie hier das für ihr ganzes Dasein nötige Bienengift am reichlichsten und kräftigsten hervorbringen, legten die Vorväter im geeigneten Falle die Immenwohnungen über den Haustüren an und erreichten auf diesem Wege genau das, was für den durch Fäule Höhlen aufweisenden Waldstamm lebenswichtig ist.  Hierbei bleibt es sich nun gleich, ob der Reizstreifen das Haus durch die Tür durchquert, oder ob die Hauswand, wie wir das vorher hörten, über einem Reizstreifen gelegen ist.  Das alles sind mithin Fragen, die geklärt sein müssen, ehe wir das Wesen des Palm verstehen.

Führen wir also den vermeintlichen "Naturkult", als welcher der Palm von der Volkskunde bisher betrachtet wird, auf sein wahres Wesen zurück, dann hat er nichts Rührendes an sich, wie unsere in derartigen Fragen recht gefühlvolle Zeit glaubt; der Palm ist vielmehr etwas sehr Nüchternes, dient dem alltäglichen Zweck, ragt aber weit über manche ähnliche technischen Einrichtungen unserer Zeit hinaus, weil er im Rahmen seiner ursprünglichen Anwendung nicht wie diese, von lebensschädigenden Wirkungen begleitet ist.  Er bedingt also keine Disharmonien, sondern ganz im Gegenteil in jeder seiner Möglichkeiten den natürlichen und damit lebensfördernden Gleichklang.

Da zuweilen Immergrün, Efeu, Eichenzweige mit dürrem Laub, Bärlapp und Sadebaum dem Palm beigegeben werden, so wollen wir auch diese Gewächse etwas näher betrachten.
Daß zumindest das Immergrün, das Singrün (sin = immer; weswegen die Schreibweise Sinn-Grün der Lehrbücher irrtümlich ist), künstlich, also sehr wahrscheinlich durch die Kirche, in den Palmbuschen gelangt ist, läßt sich aus den alten Bräuchen erkennen.
Es gibt nämlich zwei Sammelzeiten für diese schöne Pflanze unserer Wälder: die Zeit in der zweiten Hälfte des Februar und die Spanne des Frauendreißigers, vom 15. August bis 15. September.  Wie uns die unteren Abbildung zeigt, sind beide Zeiten durch besonders starke kosmische Anwirkungen als die merkbarsten des ganzen Jahres ausgezeichnet.



(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Jahreskurve der Vergehen gegen die Gesetze.  Es treten nicht nur die beiden wichtigen kosmisch bedingten Höhepunkte um Mitte Februar und
Mitte August deutlich hervor, sondern es sind auch überall da, wo die hohen Festtage der Ahnen lagen,
 besonders ausgeprägte und durch Pfeile sichtbar gemachte kosmische Anwirkungssteigerungen vorhanden.



Inzwischen haben wir durch die nähere Betrachtung der Weide über die hervorragenden Eigenschaften seiner jungen und knospenden Zweige mancherlei erfahren.  Ihre Anwendungsmöglichkeit beschränkt sich im allgemeinen auf die Osterzeit, da sie hier ihre höchste Wirksamkeit besitzen.  Es muß darum erwartet werden, daß unsere Vorväter auch für die übrige Zeit des Jahres sich entsprechender Mittel zur Bannung der "Bösen Geister" zu bedienen verstanden.  Das ist in der Tat der Fall, wie wir nicht nur an allen Pflanzen erleben werden, die wir im Herrgottswinkel finden, sondern auch an zahlreichen Bräuchen, die uns beweisen, daß entsprechende Hilfsmittel von den Vorvätern in höchst zweckmäßiger Folge über das ganze Jahr hin verwendet wurden.  Hier soll nur erwähnt sein, daß das zum Kranz gebundene Immergrün, vor das Fenster gehängt, als Blitzschutz galt. 
Bleiben noch Efeu, Eiche und Eibe zu betrachten übrig.
Über den Efeu scheinen nur sehr spärliche Berichte auf uns gekommen.  Da er aber in der Volksheilkunde als treffliches Mittel gegen Kopfweh gilt, wenn man die Blätter auflegt, so bestände die Möglichkeit, ihn als Leitfähigkeitsvernichter zu betrachten.  Andererseits behauptet aber das Volksweistum, menschliche Wohnungen, an denen Efeu wachse, seien vom Unglück verfolgt.  In solchen Häusern soll auch Unfruchtbarkeit gefunden werden.  Hier scheinen sich also arge Widersprüche zu ergeben; denn einmal wird den Blättern heilsame, also die Folgen erhöhter Leitfähigkeit beseitigende Wirkung zugesprochen, zum andern soll diese Pflanze Unglück bringen.  Beides ist uns durchaus vereinbar.  Wir brauchen nur zur wildwachsenden Pflanze zu gehen und diese zu fragen.  Sie gibt uns dann die unmißverständliche Antwort, daß sie mit Vorliebe an Stellen besonders erhöhter Leitfähigkeit gut gedeiht, mithin in sich jene Kräfte besitzen muß, die Leitfähigkeitsschädigungen zu beheben vermögen.  Wächst also Efeu besonders üppig am Haus, so kann dies als ein Zeichen dafür gelten, daß dies betreffende Gebäude selbst im Bereiche eines Reizstreifens liegt, der seinerseits zur gesundheitlichen Beeinträchtigung der Bewohner führt und damit Unglück bringt und auch Unfruchtbarkeit veranlassen kann.  Die Ursachen der letzten Erscheinung werden wir bei Behandlung der Wurzbürde aufdecken.  Jedenfalls ist der Efeu nicht zu unrecht in den Palmbuschen geraten.
Auch die Eiche, von der ausdrücklich gefordert wird, sie müsse noch trockenes Laub tragen, darf beim Palm belassen werden; denn bei der Eiche handelt es sich ebenfalls um ein Gewächs mit besonderen Fähigkeiten.  Sie ist, wie wir schon wissen, ein natürlicher Blitzableiter; dann aber weisen ihre Äste oder Zweige, über Türen und an Fenstern befestigt, die gleiche Fähigkeit wie alle bisher betrachteten Pflanzen auf, nämlich die Leitfähigkeit zu verringern und so dem Blitz den Weg zu verlegen.  Wer diese Eigenart nachprüfen will, dem sei aber geraten, keine eisernen Nägel zur Befestigung zu verwenden.  Immerhin dürfte es verwunderlich erscheinen, daß die Eichenzweige im Volksbrauch als Hilfsmittel zum Blitzschutz keineswegs jene Verbreitung besitzen, wie etwa Weide und Hasel.  Das hat seine ganz natürlichen Gründe; denn wir dürfen keinesfalls annehmen, eine der brauchbaren Pflanze verhalte sich wie die andere.  Ihre Beziehungen zum Blitz sind durchaus verschiedenartig.  So wissen wir, daß der Eichbaum sehr oft, die Weide viel weniger und die Hasel so gut wie nie vom himmlischen Strahl getroffen wird.  Es gibt da verschiedene Feinheiten, sowohl in den Beziehungen zwischen Blitz und Pflanze als auch zwischen Pflanze und jenen vermutlich höchst unterschiedlichen Wirkungen, die wir hier unter dem Begriff der Leitfähigkeit zusammenfaßten.  Wir stehen erst am Anfang des Erschließens eines Gebietes, das unsere Ahnen in weitgehendem Maße beherrschten, mithin hier also nichts anderes als ABC-Schützen sind. 

Die große Schwierigkeit bei den Untersuchungen ergibt sich aus einer höchst merkwürdigen Tatsache.  Wie wir hörten, treten die fraglichen Reizstreifen unter anderem über tief im Boden dahinfließenden Wasserrinnsalen auf.  Bisher war es nur mit Hilfe der Wünschelrute möglich, das Quellwasser aufzufinden.  Neuerdings ist es nun gelungen, einwandfreie Geräte zu bauen, die auf rein physikalischer Grundlage, wie das von Dr. Wetzel und Ing. Ruff, durch Kompaßausschläge die Rutenbefunde vollauf bestätigen.  Durch zahlreiche Bohrungen sind die übereinstimmenden Ergebnisse des Gerätes und der Rute als den Tatsachen entsprechend dargetan worden.  Wer heute also noch an der Zuverlässigkeit des magischen Reises in der erfahrenen Hand zweifelt, hat sich das selber zuzuschreiben.  Drosseln wir nun etwa mit Hilfe der Palmkätzchen die von uns als Leitfähigkeit bezeichneten Kräfte ab, so erhält zwar der Rutengänger keinen Ausschlag mehr, das Gerät aber bleibt völlig unbeeinflußt.  Wer nun flüchtig urteilen wollte, würde zu der Vermutung kommen können, hier liege eine Selbsttäuschung des Rutners vor.  Dem widerspricht indessen die Tatsache, daß wir etwa mit Hilfe der genannten Pflanze sehr wohl in der Lage sind, durch Reizstreifen in ihrer Gesundheit geschädigte andere Gewächse zu heilen und eine neuerliche Erkrankung bei ihnen durch Entziehung der Schutzmittel hervorzurufen.
Darum kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die auf das Leben wirksamen Kräfte andere, zumindest aber von einer solchen Beschaffenheit sind, daß sie mit unseren physikalischen Geräten bisher nicht nachgewiesen werden können.  Erstaunlich nur, daß aus dem alten Volksweistum sich eine Kenntnis der uns rätselhaften Kräfte ergibt, die dazu führte, daß unsere Ahnen sich für den gleichen Zweck und zu gleicher Zeit der verschiedensten natürlichsten Schutzmittel bedienten.  Diese Tatsache deutet nun mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hin, daß unsere Vorfahren jene von uns im Begriffe der Leitfähigkeit oder der rutenbewegenden Kräfte zusammengefaßten Wirkungen sehr verschiedenen Ursachen zuschrieben, die zwar alle die Leitfähigkeit erhöhen, indessen unterschiedliche Wirkungen auf das Leben ausüben.
Dies muß betont werden, um die Vielheit der Bestrebungen der Alten zu begreifen, sich gegen die unsichtbaren Wirkungen zu schützen.  Andernfalls hätte es nämlich genügt, sich im Frühjahr allein des Palms anstatt der verschiedenen Gewächse zu bedienen.  Welche Besonderheiten also den einzelnen Mitteln zukommen, können erst weitere Untersuchungen aufhellen.

Wenn also die Vorväter auch die Eiche in dieser Hinsicht verwendeten, so dürfte das immerhin zureichende Gründe gehabt haben.  Ein für uns ganz verständlicher Brauch hat sich bis auf unsere Tage in voller Frische beim Jäger erhalten.  Wenn nämlich St. Hubertus ihm besonders gnädig gewesen war, steckt er einen Eichenbruch an seinen Hut.  Daß er damit etwas Sinnloses tut, weiß er natürlich heute nicht mehr.  Irgendwie nur hat sich die Erinnerung daran erhalten, daß dem erfolgreichsten Jäger ein Eichenzweig zugehört.  Dieser muß aber nicht nach beutereichem Jagen, sondern vordem auf die Kopfbedeckung gesteckt werden; denn unser grünes Zweiglein besitzt ja die Fähigkeit - die unruhig- und unaufmerksam- und nervösmachenden Reizstreifen-Einflüsse zu beseitigen und dem Jäger eine sichere Hand, ein ruhiges Auge und die volle Beherrschung seiner Muskeln zu sichern.  Wer als Jäger seine Ruhe behält, wird immer dem vom Jagdfieber Befallenen überlegen sein.  Derselbe Brauch herrschte auch beim Krieger; auch hier wird die Ruhe des Kämpfers über den Kampferregten triumphieren.  Hier ankert das ganze Geheimnis der rätselhaften Mittel, sich "schußfest" zu machen.
Es würde zuweit führen und an sich auch keine neuen Tatsachen bringen, wollten wir auch noch die Eibe, den Taxus hier näher betrachten.  Da das Volkswort behauptet:
Bei den Eiben
Kann kein Zauber bleiben,
haben wir auch in diesem Gewächs eines der uns nun hinreichend bekannten Hilfsmittel vor uns; denn die zauberabwehrende Eigenschaft sagt uns genug.

Fassen wir hier nun aber zusammen, was uns der Palm im Herrgottswinkel lehrt, so bleibt als Wichtigstes die Feststellung, es handle sich hier um uraltes Brauchtum, das später nach der Christianisierung, weil dem Volk nicht auszureden und nicht zu verbieten, zwangsweise in den katholischen Kult übernommen wurde.
Der Protestant ahnt von alledem nichts, er weiß auch nichts um den Weihbuschen, ja, er kennt gewöhnlich nicht einmal den Herrgottswinkel, den er, wenn er seiner ansichtig wird, mit der Flüchtigkeit des naturentwurzelten Menschen als eine Schmuckecke für das Kruzifix nimmt.  Darin bestärken ihn heutige Herrgottswinkel, in denen nur noch der Gekreuzigte in jener neuzeitlichen unverstandenen Form vorhanden ist, die, von ahnungslosen Bildhauern gestaltet, nichts mehr von dem geheimen Wesen der richtigen Haltung des Erlösers verrät.



(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Herrgottswinkel (aus dem Bayrischen Nationalmuseum in München) mit Kruzifix, Heiligen und an der Zimmerdecke hängender Unruhe.


Das aber ist etwas Wichtiges und es besagt, daß selbst in katholischen Gegenden der Herrgottswinkel langsam nüchtern wird; langsam jene urtümlichen Weistumsteile einbüßt.  Es ist bemerkenswert, daß scheinbar von geistlicher Seite aus nichts geschieht, dieser Verarmung des Herrgottswinkels zu begegnen.  Man läßt den Dingen ihren Lauf.
So hat man auch nichts getan, den Weihbuschen dem Herrgottswinkel zu erhalten, obwohl er unter den weiteren Namen des Kräuterbüschels oder der Wurzbürde ehemals einen selbstverständlichen Bestandteil des Herrgottswinkels bildete.

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Schon der Name "Kräuter"-Büschel deutet daraufhin, daß es sich hier um Pflanzen handelt, die für das Wohl des Menschen und der Tiere, sei es als Vorbeugemittel, sei es als Heilpflanzen, wichtig waren; denn wir haben hier eine Bezeichnung vor uns, die auch den alten "Kreutter"-Büchern ihren Namen gab, die selbstverständlich nicht eine Botanik, also eine Pflanzensammlung darstellten, sondern lebenswichtige und heilsame, das sind Heil bringende Gewächse behandelten.
Es ist darum nicht verwunderlich, daß sie im Bereich der Überlieferung, also im vermeintlichen Aberglauben, als zauberkräftig gelten.  Die Anzahl der zum Weihbuschen verwendeten Kräuter, von denen wir bereits eine Reihe namhaft gemacht haben, schwangt zwischen sieben und neun und siebenundsiebzig und neunundneunzig, wobei wir gewiß nicht falsch vermuten, daß die höchste Zahl die richtige ist; denn der Tag, an dem die Pflanzen geweiht werden, Maria Himmelfahrt, der 15. August, ist ein Tag jener Spanne des Frauendreißigers der einst neben der Ur-Osterzeit und der Sommersonnenwende zum Einsammeln der Heilkräuter ganz besonders verwendet wurde.

Der Frauendreißiger reichte vom 15. August bis zum 15. September, also von Vollmond zu Vollmond.  Da nun der zwischen beiden gelegene Neumond nach der Ur-Monatsrechnung auf den letzten August hätte fallen müssen, mithin nach dem gefährlichen Mondwechsel eine neue ruhige Zeit einleitete, wäre dieser Tag an sich dem 15. vorzuziehen.  Denn der Neumond steigert alle Pflanzenkräfte ganz beträchtlich.  Und dennoch würden wir einem Irrtum anheimfallen, da hier noch etwas anderes hineinspielt.  Aus der Stellung der Erde zur Sonne ergibt sich gerade in normalen Jahren um die Mitte August ein Höchstmaß kosmischer Anwirkung, das mit Ende August auffallend stark abklingt und dem August-Vollmond am Ur-Fünfzehnten Kräfte verleiht, gegen die selbst ein üblicher Neumond nicht aufkommen kann (4).  Diese Erscheinung, also die überragende Wirkung des August-Vollmondes, steht im Gange des ganzen Jahres einzig da.
Mit vollem Recht mußte also in Ahnenzeiten dieser Tag sehr beachtlich sein; wichtig nicht nur für die Heilkunde, sondern auch für den Dichter, der aus Gründen, die in meinem "Vermächtnis" klargelegt wurden, besonders leicht "Eingebungen" haben mußte, womit die Legende von Murasaki aus dem Bereiche der Phantasie herausgehoben und als Bericht nackter Wirklichkeit erkannt wird.

Mit diesen Feststellungen würden wir aber nur eine Seite des Frauendreißigers erfassen und die Zeit nach dem Neumond am Augustende ganz außer Betracht lassen, somit aber den eigentlichen und geradezu einmaligen Wert dieser Spanne übersehen.
Ist die Zeit um Mitte August durch den Höchstwert der kosmischen Einwirkungen des ganzen Jahres ausgezeichnet, so ist der September als nahezu frei von diesen Einflüssen ebenfalls im Jahreslauf einzigartig.  Das verrät uns auch noch das Wort Altweibersommer, das für den September geprägt, weder mit älteren Damen noch mit Sommer das Geringste zu tun hat, sondern, wie man in "Aberglaube oder Volksweisheit?" ausführlich nachlesen kann, nichts anderes bedeutet als mettena-samer, nichts anderes also, als den Kleidsaum der Norne, der jetzt entschwindend, gerade noch über das Land hinzieht. 
Norne aber ist wieder nichts anderes, als eine Bezeichnung für die bösen kosmischen Kräfte, die den August auszeichnen und die schroff und plötzlich nun abebben, dabei der kosmisch ruhigsten Zeit des Jahres, dem erquickenden Frühherbst, Platz machend.
Jetzt nun, da die schädigenden Einflüsse so gut wie ganz fehlen, die Giftigkeit aller entsprechenden Gewächse also auch auf einen Geringteil herabsinken muß, war es nötig, die betreffenden Pflanzen im August zu sammeln, um sie nun zur Hand zu haben, da gerade jetzt bei Heilkuren keine Beeinträchtigungen durch kosmische Störungen zu erwarten standen.

Halten wir hier einmal Rückschau, um einen Vergleich anzustellen, der für den Tieferdringenden nicht ohne Wert sein dürfte.  Ziehen wir nämlich die beiden unten aufgeführten Abbildungen heran und betrachten wir diese einmal aufmerksam.



(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
In der Mitte die Sonne.  Am äußeren Rand der hellen Scheibe ist die Erdbahn zu denken.  Die einzelnen Monate zeigen
die Erdlage im Jahreslaufe an.  Die Pfeile zeigen die Bewegungsrichtungen (nach Hanns Hörbiger).




(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Täglicher Gang des Luftdrucks und der elektrischen Leitfähigkeit.  Die starken Höcker um die Zeit des
Sonnen-Auf- und des Sonnen-Unterganges sind klar erkenntlich, wenn sie hier auch noch als "Vermutung" bezeichnet sind.



In ihrer Grundfassung stammen beide Bilder vom Begründer der Welteislehre und sind über vierzig Jahre alt.  Besonders die obere Abbildung ist auf Grund umfassender Berechnungen entstanden und zeigt uns den Lauf der Erde um die Sonne.  Die Stellung unseres Heimatsternes während jeden Monates ist deutlich zu erkennen.  Wenn wir nun die hier aufgeschnitten gezeichnete Trichterspitze, in die der Bahnweg der Erde eintaucht, als eine formelhafte Darstellung der die kosmischen Wirkungen auslösenden Kräfte betrachten und auf der oberen Gegenseite einen hier nur durch die Worte "Gegenaufstieg" und "Gegenabstieg" gekennzeichneten Gegentrichter annehmen, dann würden wir folgendes Allgemeine sagen können: In den Monaten Februar (Gegenabstieg), um Ende April, Anfang Mai (Gegenaufstieg), im August und auch um Oktober-November mußten wir gerade jene Kräfte, die in unsern Betrachtungen als Leitfähigkeits-Änderungen eine entscheidende Rolle spielen, zu ganz besonderer Deutlichkeit anwachsen sehen.  Umgekehrt sollte vor allem der September, der sich ja im störungsfreien Raume befindet, auch eine besondere kosmische Ruhe aufweisen. 
Sehen wir von der Oktober-November-Zeit ab, die uns hier weniger beschäftigt, so finden wir in allen andern Fällen sonst eine völlige Übereinstimmung mit den Urweistümern.  Das Verblüffende ist nun, daß Hanns Hörbiger sich überhaupt mit den uns bewegenden Fragen niemals beschäftigt hat.  Dies muß hervorgehoben werden, weil uns daran liegt, zu betonen, daß es außer der Welteislehre keine Möglichkeit gibt, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus das Volksweistum zu erschließen.  Erst Hörbiger geniales Werk hat ein Durchschauen der sonst ganz unverständlichen Behauptungen der Ahnen ermöglicht und eine Nachprüfung gestattet.  Diese ist in allen Einzelfällen zu einer Erhärtung der Übereinstimmung und auch der Richtigkeit der uralten Naturkenntnisse und der Forschungsergebnisse Hörbigers geworden.
Das zeigt sich auch an unserer unteren Abbildung.  Mit großer Vorsicht hat Hörbiger hier den Verlauf der luftelektrischen Spannung und ihrer Stärke während der vierundzwanzig Tagesstunden als "Vermutung" bezeichnet.  Diese Vermutung aber wird nicht nur durch die Beobachtung und durch das bisher rätselhafte Verhalten vieler Pflanzen und Tiere - die Brennessel zum Beispiel stäubt nur bei Sonnenaufgang; Falter und Schmetterlinge richten die Zeit ihres Hochzeitsfluges genau nach dieser vermuteten Kurve -, sondern auch das Urwissen stimmt völlig mit dem hier wiedergegebenen Kurvenlauf überein; denn die Sammelzeiten der Heilgewächse vor Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang decken sich durchaus mit den von Hörbiger gefundenen Grundtatsachen.

Ein volles Verständnis der Bedeutung des Ahnenweistums kann deswegen nur jener erwerben, der die wichtigsten Einzelheiten des Hörbigerschen Werkes, seiner Welteislehre kennt. 

So ist auch die Kräuterweihe, bei deren näherer Betrachtung wir hier stehen, das schlichte Überbleibsel einer Erkenntnisreihe, an der die Heilkunst von morgen wird ebensowenig vorübergehen können, wie die Sammler der Heilpflanzen, die sich zudem noch daran erinnern müssen, daß alle diese Kräuter nie mit dem stählernen Messer, sondern mit einem goldenen oder silbernen geschnitten, oder aber, was uns ganz selbstverständlich, mit der Hand gebrochen werden müssen.  Es sei hier kurz erwähnt, daß Gold und Silber sich grundsätzlich ebenso verhalten, wie die hier betrachtenden Kultpflanzen, während das Eisen schädigend wirkt.

Im Rahmen der vorliegenden Betrachtung kann es nicht unsere Aufgabe sein, alle Einzelteile der Wurzbürde abzuhandeln; es muß genügen, einige wichtige Vertreter etwas näher zu betrachten.
Auch hier haben wir es grundsätzlich mit Kräutern zu tun, die bei allen ihren sonstigen geschmacklichen und heilsamen, etwa die Verdauung fördernden Eigenschaften, als ausgesprochene, die Leitfähigkeit beeinflussende Pflanzen zu gelten haben.  Um in der Ausdrucksweise der Alten zu bleiben, müssen wir sagen, es handle sich um Mittel gegen "elbische", der Einwirkung des Albs entstammende Krankheiten.
Sehr deutlich sind diese Gesundheitsbeeinträchtigungen in einer alten Geschichte aus dem Lechrain gekennzeichnet, wenn es heißt: "Doch nicht allein am Vieh, auch am Menschen lassen die Hexen ihre teuflische Bosheit aus und zaubern diesen Krankheiten an, die mit keiner Arznei geheilt werden können.  Denn nicht alle Krankheiten haben ihren Ursprung in des Menschen Leib.  Gott erlaubt wohl manchmal dem Bösen, daß er einen Menschen mit Plagen überziehe, um dessen Sünden willen und als eine Prüfung und Reinigung der Seele.  Solche Übel können mit keiner gewöhnlichen Arznei gewendet werden, und ist dies gerade ein Merkzeichen, daß die Krankheit dem Menschen durch böse feindliche Gewalten angetan sei."
Wir haben hier selbstredend eine fromme aber sehr beabsichtigte Umdichtung alter Brauchberichte durch katholische Priester vor uns, wie sie uns noch aus der Gegenwart vor Augen kommen werden.  Es handelt sich dabei um Maßnahmen, das Vertrauen des Volkes zu seinen überkommenen Weistümern zu erschüttern und auch hier der Kirche die Macht zuzuspielen.  Immerhin steckt Wahres und Wichtiges in dieser Geschichte; denn schon im Mittelalter waren den gelehrten Ärzten die Urweistümer meist unbegreiflich geworden, so daß sie der Leitfähigkeitsfrage ohne Verständnis und darum den entsprechenden Gesundheitsschädigungen ratlos gegenüberstanden.  Ihre Arzneien versagten in solchen Fällen damals bereits ebenso, wie sie heute versagen.
Es war mithin offensichtlich, daß es Erkrankungen gab, von denen es schien, sie hätten, wie der Bericht meint, ihren Ursprung nicht in des Menschen Leib.  Anstatt nun auf die alten Maßnahmen hinzuweisen, empfiehlt der fromme Überarbeiter in seiner naturfernen aber im Bekenntnis umso werkgerechteren Einstellung geweihte Segen und Sprüche.  Völlig verschweigen und übergehen kann indes der Priester den Volksglauben nicht; darum rät er auch zu den "geheimen Kräften in den Kräutern und der ganzen Natur überhaupt".  Sofort aber folgt jene Wendung, die wir auch aus den von der römischen Kirche zum Zwecke der eigenen Machtfestigung überarbeiteten Geschichtsquellen her kennen; es folgt die Verneinung, wenn der Schreiber fortfährt: "Die richtige Anwendung der weißen Kunst, wie sie besonders von gottbegabten Wesen geoffenbart worden ist, ist äußerst schwer...  Darum hat man allein auch nur zu Geistlichen den richtigen Glauben auf eine gewisse Hilf."

Mit großem Geschick sind also hier Ahnenweistümer zu Mitteln der Kirche und ihrer Macht umgebogen, sind zu Meilensteinen ihrer Übernahme in den Kult geworden; darum erhalten auch die Pflanzen des Kräuterbüschels ihre Wirkungen nach dem heutigen katholischen Glauben erst durch die priesterliche Weihe.  Erst dann helfen sie auch heute noch gegen elbische Krankheiten, gegen Blitzschlag und Behexungen aller Art.  Sie helfen!  Und hier liegt der Grund für eine Tatsache, die dem weit naturentfremdeteren deutschen vorwiegend protestantischen Norden, als das unverrückbare Kennzeichen für das finstere und rückständige Bayern, für das schwarze Bayern galt und vielfach noch heute gilt: Der Hexenglaube.  Um ein tieferes Verständnis dieser Dinge bemühte sich aber niemand.  Sonst hätte deutlich werden müssen, daß ohne den durch den Katholizismus am Leben erhaltenen Hexenglauben wohl auch der weitaus größte Teil alles entsprechenden heute noch zu erfassenden Ahnenweistums unwiederbringlich verloren gegangen wäre.  Jedenfalls war die bekenntnismäßige Einstellung des Protestanten ganz auf Ablehnung, auf Unverständnis, auf Spott, kurz auf die Überzeugung gegründet, die Martin Luther vertrat.  Er schreibt über das zum Weihbuschen gehörende Eisenkraut (Verbena officinalis), auch Eiskraut, Eisenhart, Eisenreich, Taubenkraut, Eisenhinderik, Iserne Hendrek, Iserhark oder Eisick genannt, schreibt über die Leute, die die heiligen Sakramente dadurch schänden, daß sie diese Pflanze an die Kinder binden, wenn sie die Kleinen zur Taufe bringen: "Das Eisenkraut ist gar gebräuchlich zu solchem Aberglauben.  Wenn sie es ausgraben, gebrauchen sie dazu einen Haufen Zeichen, darnach lassen sie es weihen und rufen darüber an freventlich den Namen Gottes und der Heiligen, wie sie es vielleicht von einem gottlosen Juden gelernt haben."
Hier irrt Luther mehrfach.  Als ehemaliger katholischer Mönch hätte er wissen müssen, daß die Anrufung Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes eine Formel ist, die auf die römischen Priester zurückgeht und eine der zahlreichen Versuche darstellt, das "heidnische" Weistum in den katholischen Kult einzubeziehen, um es auf diesem Wege unschädlich zu machen.  Aus edelster, sinnvollster Natur-Religion wurde blasser, unverständlicher kirchlicher Brauch, der gewiß mit einem "gottlosen Juden" arg wenig zu tun hatte.  Luther irrt aber ganz allgemein, weil er auf Grund seiner Abkunft alle Verbindungen zum bodenverwurzelten Brauchtum verloren hatte, mithin die eigentlichen Ursachen nicht mehr erkannte, die zur Verwendung des Eisenkrautes geführt hatten.

Gerade dieses Gewächs vermag uns etwas tiefer in die rätselhaften Maßnahmen einzuführen, die bei der Einsammlung dieser Pflanze vorgenommen wurde und die Luther "einen Haufen Zeichen" nennt.  Gewiß ist es verwunderlich zu hören, das Eisenkraut müsse beim Aufgang des Hundsterns gegraben werden, wenn weder Mond noch Sonne scheine.  Damit aber sind die Neumondtage um den 1. Ur-August gemeint; denn erst bei Beginn der nach ihm benannten Hundstage wird der Hundstern sichtbar.  Überdies ist um die Neumondzeit in jenen ersten Abendstunden, die die zweite Tageshöhe der Leitfähigkeitsstärke aufweisen, weder Mond noch Sonne am Himmel; ebenso wenig aber ist dies der Fall vor Sonnenaufgang, also in der Zeit stärkster täglicher Leitfähigkeitserhöhung.
Unsere volkskundlichen Werke berichten nun über das Einsammeln des Eisenkrautes noch weiter, das Erdreich müsse vor dem Graben mit Wachs und Honig "versöhnt", es müsse also dem Pflanzengeist ein Opfer gebracht werden.  Ferner soll mit Eisen ein Kreis um das Kraut gezogen, die Pflanze mit der linken Hand, also nicht etwa mit einem Spaten oder sonstigen Gegenstand ausgegraben und hoch in die Luft gehalten werden.
Wenn all das kein zauberisches Tun ist, wo und wie sollten wir uns magische Bräuche anders vorstellen?
Und dennoch spricht auch hier ein geradezu verblüffendes Naturwissen zu uns.  Hundstern und Sonne und Mond haben sich bereits als treffliche Anhaltspunkte für die Sammelzeit erwiesen.  Aber das Wachs- und Honigopfer am Eisenkraut scheinen doch etwas ganz Kultisches, etwas Mystisches zu sein.  Sie bleiben es nur so lange, als wir nicht wissen, daß auch Wachs und Honig die Leitfähigkeit beeinflussen.  Es kommt da aber sehr auf die Mengen und solange uns diese nicht bekannt, läßt sich keine eindeutige Erklärung geben.  Nur soviel kann gesagt werden: Honig und Wachs haben die Eigenschaft, die Leitfähigkeit abzudrosseln.  Ob ihre Verwendung nun als Schutz für den Grabenden oder zur Erhaltung der gleichen Kräfte des Eisenkrautes zu gelten hat, kann nur der Versuch lehren.  Alles deutet jedenfalls darauf hin, an die letzte Möglichkeit zu denken; denn wenn wir mit einem Eisen in der rechten Hand einen Kreis um die Pflanze ziehen, dann leiten wir die Strahlung unmittelbar vom Boden in den Körper, derart, daß die rechte Hand um sich ein Feld erhöhter Leitfähigkeit verbreitet, die linke aber eine gegenteilige Eigenschaft erhält.  Mit dieser Hand muß dann gegraben und, ist das Gewächs enterdet, dieses hoch über den Kopf gehalten werden, damit es möglichst aus dem engeren Bereiche des menschlichen Leitfähigkeitsfeldes entfernt wird.  Hier mag der Physiker das Wort haben.  Er wird sich die Mitarbeit eines Biologen, eines rutenkundigen Biologen sichern müssen, dann aber bestätigen, was wir erwarten; denn in einer alten Vorschrift heißt es zudem: "daß du kain diener kraft noch kain diener tugent in der erde nit laussest"; womit nichts anderes gemeint sein kann, als das Verhüten der Einwirkung des Grabenden auf die Pflanze.
Wenn nun in anderen Vorschriften das Graben an Johanni geraten wird, so ist das kein Widerspruch; denn das stark wirkende Gewächs ward eben auch zu anderen Zeiten benötigt.  Hier wird anstatt des Wachs- und Honig-"Opfers" um das Eisenkraut Gold und Silber gelegt.  Wie wir wissen, haben diese beiden Metalle nun im Gegensatz zum starkstrahlenden Eisen die Eigenart, ebenso wie Wachs und Honig, die Leitfähigkeit unwirksam zu machen.  Es handelt sich also genau um die gleiche physikalische Maßnahme.  Enthüllen sich mithin die zunächst so rätselhaft scheinenden Sammelbräuche als überaus feine und sachgemäße Maßnahmen, so fällt nun auch von der mit dem Eisenkraut getriebenen Zauberei sofort der Schleier, wenn wir uns darüber klar sind, daß nicht nur dieses Gewächs, sondern auch alle andern der Kräuterweihe angehörenden Pflanzen, wenigstens grundsätzlich die gleiche Eigenschaft haben, wie alle bisher betrachteten.  Aus diesem Grunde wollen wir uns im Folgenden darauf beschränken, aus dem Bräuche-Schatz der wichtigsten einzelnen Weihbuschbestandteile nur das herausgreifen, was uns Neues zu sagen hat.

So mußte es uns bisher in der Tat als ein bloßer Aberglaube dünken, wenn die Alten behaupteten, man werde auf einer Wanderung nicht müde, sofern man Eisenkraut bei sich oder im Schuh trüge: "Wer verbenam pey im hat der wirt des wegs nymmer irr noch müd."
Da nun die Wege, sofern es sich um alte Straßen oder Pfade handelt, nahezu ausnahmslos über Reizstreifen verlaufen, da ferner eben diese hier gesteigerte Leitfähigkeit den Menschen nicht nur müde, sondern auch unaufmerksam macht, so war einst, als es noch keine Wegweiser gab, der Fahrige sehr wohl der Gefahr ausgesetzt, vom richtigen Wege abzukommen.  Trug er aber Eisenkraut bei sich, so blieb er von den Beeinträchtigungen unangefochten, kam nicht vom Wege ab, und benahm sich zudem beherrscht.  Dieses Beherrschtsein, diese überlegene innere Ruhe, verleiht also dem Träger des Krautes über einen andern ungeschützten Menschen das Übergewicht; er bleibt überlegen, wirkt kraftvoll beherrschend.
Hier nun ankert aller Liebeszauber; hier haben alle Liebestränke ihre grundsätzliche Herkunft.  Allerdings gibt es da zwei Möglichkeiten, nämlich auf der einen Seite überlegene Ruhe, auf der anderen aber durch gegenteilig wirkende Kräuter Unruhe und in ihrem Gefolge die Erregung der Liebessehnsucht herbeizuführen.  Auch die Sicherheit vor den Feinden, die Eisenkraut verleiht, ist ähnlich wie bei der Verwendung des Eichenbuschens.  Sie ist durch nichts anderes bedingt als durch die innere Ruhe und Beherrschtheit, die dem Träger eines derartigen Amulettes verliehen sind.
Rätselhaft dagegen bleibt noch die Behauptung, das Eisenkraut schütze den Träger vor Schlangen; die Pflanze vertreibe Wiesel und giftige Tiere, wenn mit ihr geräuchert würde.  Auch all das sind keine Phantasien, sondern Tatsachen.  Es ist zunächst durchaus richtig, wenn unsere Vorfahren die Ansicht hegten, Schlangen scheuten das Eisenkraut.  Um das zu begreifen, bedürfen wir allerdings einer tieferen Kenntnis des heimatlichen Lebens als sie durch die Lehrbücher vermittelt wird.  Im vorliegenden Zusammenhang (4) müssen wir uns darauf beschränken, der Erscheinung Erwähnung zu tun, daß Schlangen ihre Beute und Feinde nur dann wittern können, wenn sie geringelt im Bereiche eines Reizstreifens, also innerhalb eines Gebietes erhöhter Leitfähigkeit liegen.  Sie werden also aus Selbsterhaltungstrieb reizstreifenlose Stellen vermeiden, wie sie entstehen, wenn jemand Eisenkraut bei sich trägt.
In dieser Pflanze haben wir übrigens auch ein Mittel aus alter Zeit, das uns gestattet, unwachsam gewordene Hofhunde mühelos wieder wachsam zu machen.  Während die Schlangen also zu den die Leitfähigkeit liebenden Tieren gehören, ist der Hund im allgemeinen ein Reizstreifenflüchter.  Auch er wird auf die Dauer durch gesteigerte Leitfähigkeit gesundheitlich geschädigt.  Diese Gefahr besteht besonders bei Kettenhunden, deren Hütte und Bewegungsraum sich im Bereiche derartiger Kräfte befinden.  Beseitigen wir nun die schädigenden Einflüsse durch Eisenkraut oder andere ähnlich wirkende Pflanzen, indem wir sie in die Lagerstreu der Hundehütte geben, so wird nicht nur die Wachsamkeit des Tieres zurückkehren, sondern unser Hund wird auch das ihn bislang quälende, den Reizstreifen sehr zugetane Ungeziefer verlieren.  Es ist nämlich durchaus richtig, daß Flöhe und auch Läuse sich nur im Bereiche erhöhter Leitfähigkeit wohlfühlen, strahlungslose Gebiete aber fliehen.  Aus diesem Grunde galten sie als "angehext".  Daß Eisenkraut ferner gegen Kopfweh hilft, wenn man einen aus dieser Pflanze gewundenen Kranz um den Kopf legt, ist nur allzu selbstverständlich.

Ein anderes zum Weihbuschen gehörendes Hexenkraut ist der Wohlgemut, der Dost (Origanum vulgare), auch Wilder Majoran, Bruner Dust, Wilder Balsam, Weschkraut, Badkraut, Altweiberschmeker oder Schmecketa genannt, der einen stark aromatischen Geruch besitzt.  Dieser Geruch wurde nun bisher allein für die Ursache der Verwendung dieses Gewächses im Aberglauben angesehen; von den sonstigen, für uns hier im Vordergrunde stehenden Eigenschaften, ahnte eben niemand etwas.
Neben seinen die elbischen Krankheiten bei Mensch und Tier behebenden Eigenschaften, tritt uns beim Dost erstmalig die Behauptung entgegen, er sei ein Mittel gegen den Biß giftiger Tiere.  Hier fehlt mir die Erfahrung.  Überdies ist die Angabe zweideutig; denn einmal kann sie besagen, jeder, der Dost bei sich trüge, würde deswegen nicht von giftigen Tieren gebissen, weil ihn diese ebenso fliehen, wie die Schlangen jemanden, der sich des Eisenkrautes bedient.  Aber auch eine andere Möglichkeit liegt vor; wir könnten die obige Behauptung dahin auslegen, Wohlgemut sei ein Mittel für den von giftigen Tieren Gebissenen.  Da auf Grund anderer Überlegungen diese Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen ist, soll es an dieser Stelle unsere Aufgabe sein, die mit den Wirkungen verschiedener Weihbuschenpflanzen im Urwissen in Verbindung gebrachten Giftwirkungen einer kurzen Betrachtung zu unterziehen.

Jedermann weiß, daß tierische und pflanzliche Gifte, man denke an Bienenstiche, an Schierling oder Tollkirsche, tödlich sein können.  Jedermann weiß aber ebenso, daß die nämlichen Gifte höchste gesundheitsfördernde Eigenschaften haben.  Es kommt nur auf die Menge an. 
Die Frage liegt also nahe, was Gifte eigentlich sind.  Nicht daß wir begierig wären, ihren chemischen Aufbau kennen zu lernen, uns geht es um etwas wesentlich Tieferes.  Wir möchten erfahren, welchen Sinn sie im Naturgeschehen und welche eigentliche Bedeutung sie für den der Natur als Glied angehörenden Menschen haben.  Denn auf den Sinn, auf das Wesen der Gifte kommt es hier an, nicht aber auf ihre chemische Formel.
Wir pflegen in allererster Linie an die in den Giftpflanzen schlummernden Gefahren zu denken, haben uns deswegen eigentlich nie so recht nach ihrer Bedeutung im Ablaufe der Natur gefragt, sondern uns mit der kaum mehr als einer Ausrede gleichkommenden "Erklärung" zufrieden gegeben, die Pflanzengifte seien Schutzmittel gegen Tierfraß.  Allerdings mußten wir inkauf nehmen, daß gewisse Tiere von den für uns gefährlichen Gewächsen Mengen zu sich nehmen können, die nicht nur einen, sondern mehrere Menschen unweigerlich ins Jenseits befördern würden.  Den betreffenden Tieren aber bekommen diese "Gifte" ganz ausgezeichnet; denn sie sind eben für sie garnicht giftig.  Gift braucht also nicht immer giftig zu sein; eine merkwürdige Tatsache, die, wie bereits erwähnt, an sich auch der Mensch in gewisser Hinsicht erprobte.  Das war etwas Rätselhaftes und ist scheinbar bis heute rätselhaft geblieben.
Fragen wir darum die Natur.  Wenden wir uns an die Giftpflanzen und an die Gifttiere.  Suchen wir ihre Lebensbedingungen zu durchschauen.  Da zeigt sich nun etwas sehr Eigentümliches: Wohl alle für uns giftigen Pflanzen und Tiere gedeihen besonders gut unter äußeren Verhältnissen, die für den Menschen abträglich, ja gefährlich sind.  Die giftigen Wesen sind mehr oder minder Freunde gesteigerter Leitfähigkeit, während der gesunde Mensch zu dessen Feinden gehört.
Gedeihen aber, woran kein Zweifel ist, die giftigen Geschöpfe in einem für uns Krankheit auslösenden Bereich auffallend üppig, so darf erwartet werden, daß ihnen die Natur Schutzmittel gegen die beeinträchtigenden Wirkungen erhöhter Leitfähigkeit mit auf den Lebensweg gegeben hat.
Da finden wir bei den Tieren, um einige zu nennen, das Schlangengift, das Ameisengift, das Bienengift, bei den Pflanzen das dem Schlangengift sehr ähnliche Brennesselgift, wir finden das Gift des Fingerhutes, des Schierlings, des Bilsenkrautes, des Fliegenpilzes und wie sie alle heißen mögen.  Diese Geschöpfe benötigen oder sie gedeihen nur im Bereiche gesteigerter Leitfähigkeit.  Es wäre also nicht ausgeschlossen, auch in den Giften wieder jene Schutzmittel zu sehen, die diesen Lebewesen erlauben, ja sie geradezu nötigen, sich dort aufzuhalten oder dort zu wachsen, wo andere, giftfreie, nicht oder nur kurze Zeit und kümmerlich gedeihen.
Bemerkenswert ist zudem die Tatsache, daß das Weidevieh eine Reihe Pflanzen nicht annimmt, und daß es sich bei diesen um Gewächse handelt, die vorwiegend in der Volksheilkunde und überhaupt im alten Brauchtum eine Rolle spielen.  Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob diese gemiedenen Gewächse für das Weidevieh "giftig" sind.  Neben den uns als Giftpflanzen bekannten Gewächsen, denen wir hier noch Herbstzeitlose, Stechapfel, Seifenkraut und Einbeere hinzufügen wollen, erwähnen wir als wichtigste vom Weidevieh gemiedenen die folgenden: Mann-Streu, Thymian, Salbei, Rainfarn, Aland und Arnika.  Von diesen letzten sind die meisten für den Menschen so gut wie ungefährlich, trotzdem aber verwendet er sie, und er verwendet sie aus dem Grunde, um sich gegen die Einwirkungen der rutenbewegenden Kräfte zu schützen.  Auch sie also müssen Stoffe besitzen, die die Schädigungen beheben.  Auch sie gedeihen vorwiegend innerhalb der Reizstreifen und wir hätten darum hier den Fall, Gewächse vor uns zu sehen, die für die Tiere giftig, für den Menschen aber so gut wie ungiftig sind, ohne dabei ihre die Leitfähigkeit dämpfenden Wirkung auf den Menschen zu verlieren.
Damit würden wir den Begriff "Gifte" zu erweitern haben und überdies, wie immer in der Natur, den nahezu unmerklichen Übergang zwischen den beiden Gegensätzen giftig und ungiftig feststellen können.  So wenig wir in der Natur Licht oder Schatten, hoch oder tief, alt oder jung feststellen können, sondern von einem zum andern immer und ausnahmslos Übergänge finden, so auch hier.  Es gibt Gifte, die für Tier und Mensch gleichermaßen gefährlich sind, andere wieder, die nur das menschliche Leben beeinträchtigen und solche, die wieder nur für bestimmte Tiere schädlich sind.

Es würde an dieser Stelle zu weit führen, den Sinn der Gifte im Gange der ganzen Natur von diesem Gesichtswinkel aus abzuhandeln.  Wir wollen uns damit begnügen, hier den Menschen zu betrachten; denn auch er gehört ja, wie wir hinlänglich wissen, zu jenen Wesen, die durch Reizstreifen geschädigt werden und dann in leichteren Erkrankungsfällen schlechten und oberflächlichen Schlaf, schwere Träume, eine allgemeine leichte Erregbarkeit, benommenen Kopf, Kopfweh und bei entsprechender Eignung sehr oft Rheuma als die ersten Anzeichen der schädigenden Wirkung zu erdulden haben.
Wir hörten bereits, daß es sich hier um Einflüsse auf die Nerven handelt, um Einflüsse, die dann zu einer Verengerung der feinsten Blutgefäße und sehr wahrscheinlich zu einem nicht vollkommenen Abbau der Zivilisationsnahrung führen, derart, daß Schlacken im Blut zurückbleiben, die teilweise auch im Körper abgelagert werden.
Wohl lassen sich auf diese Weise trefflich das Rheuma und die schwereren anderen Krankheiten in ihrem Ausgelöstwerden deuten, nicht aber so leicht die Schlaflosigkeit und die nervöse Erregung.
Hierzu ist es nötig, uns eines Vergleiches zu bedienen, der allerdings mehr ist als nur ein Vergleich.  Betrachten wir die Nerven als elektrische Kabel, so ist fraglos, daß sie beim gesunden Menschen derart arbeiten, daß sie die im Körper entstehenden elektrischen Ströme in einer Stärke durchlassen, also leiten, die für den ganzen Körperhaushalt angemessen, ihm also zweckdienlich, mithin gesund ist.
Bringe ich nun Stoffe in den Körper, welche die Leitfähigkeit der Nervenkabel erhöhen, so werden die Stromstöße in ihren Wirkungen auch kräftiger und die vom Körper gegebene Antwort muß deswegen auch gesteigert erscheinen.
Ein Reiz, etwa ein Geräusch, das von einem Menschen mit zweckdienlicher, also gesunder Nervenleitfähigkeit, zwar wahrgenommen, indessen nicht unangenehm empfunden wird, muß auf den anderen, dessen Nerven höhere Leitfähigkeit aufweisen, auch gesteigert wirken, vielleicht schon als Unlustgefühl, oder sogar als bereits unerträgliche Störung ins Bewußtsein treten.  Eine derartige Erscheinung würden wir mit Recht krankhaft nennen und pflegen sie als Nervosität zu bezeichnen.  Diese dürfte also die Folge überempfindlicher Nerven sein und deswegen auftreten, weil die Nervenkabel eine erhöhte Leitfähigkeit besitzen.  Diese kann nun auch auf einem anderen Wege als auf dem der Zuführung von Nahrungs- und Genußmitteln hervorgerufen werden, welche ihrerseits die Leitfähigkeit erhöhen.  Wir brauchen uns nur daran zu erinnern, daß bei jedem Lebewesen, das sich in Bezirken aufhält, die an sich, wie etwa die Reizstreifen, schon gesteigerte Leitfähigkeit aufweisen, notwendigerweise auch die Nervenleitfähigkeit vermehrt ist.  Wir würden also zu folgern haben, daß in Gebieten, in denen die Wünschelrute ausschlägt, Nervosität zu erwarten stände für jeden, der sich für längere Zeit innerhalb dieser Bezirke aufhält.  Auf diesem Wege ließen sich also die Schlafstörungen im Bereiche erhöhter Leitfähigkeit sehr leicht begreifen.

Bliebe nun die Frage, wie diesen schädigenden Einflüssen, abgesehen von der naheliegenden Flucht aus den gefährdeten Bezirken zu begegnen wäre.  Da könnte man auf den Gedanken kommen, hier die Gifte heranzuziehen.  Machen wir nämlich die Voraussetzung, daß diese Stoffe grundsätzlich Leitfähigkeits-Schutzmittel sind, so wäre zu versuchen, wie sie sich bei den genannten "elbischen Krankheiten" bewähren, wobei ihre Einwirkung entweder rein äußerlich oder aber auf dem Wege über den Magen zu prüfen wäre. 
Mit derartigen Versuchen würden wir aber zu spät kommen; denn seit Urzeiten sind Ameisensäure (Ameisengift) und Bienenstiche (Bienengift) sowie das Peitschen mit Nesseln (Nesselgift) vorzügliche und heute selbst in der amtlichen Medizin anerkannte Heilmittel gewesen, die auch bei Rheuma treffliche Dienste leisten können.  Nichts anders steht es mit der Verwendung der übrigen Gifte, die in kleinen Mengen wohltuendste Wirkungen auf den Kranken, in größeren Mengen aber lebensgefährlich, ja tödlich zu wirken vermögen.  Im Bereiche ihrer fördersamen Einflüsse führen sie zu Beruhigung, Wohlbefinden und Schmerzlosigkeit.  Es liegt darum der Schluß sehr nahe, in den Giften Stoffe zu erblicken, die die Leitfähigkeit der Nerven ganz grundsätzlich herabsetzen.  Die krankhafte Nervosität und ihre weitverzweigten Folgen werden gemildert oder behoben.  Bei entsprechender Steigerung der Menge, wobei wir hier nur an den Alkohol als Gift zu denken brauchen, kann es zur Aufhebung aller Hemmungen kommen und zu einer Unfähigkeit, die Glieder des Körpers zu beherrschen.  Würden wir also überhaupt einmal die Vermutung für wichtig genug halten, in den Giften Herabsetzer der Leitfähigkeit zu erblicken, dann würde unsere Mutmaßung sehr gestützt werden durch die Fähigkeit der Gifte, den Schmerz zu lindern; denn Schmerz kann nur auf dem Wege über die leitenden Nervenkabel zum Bewußtsein gebracht werden.  Schalten wir die entsprechenden Nerven aus, machen wir sie zu Nichtleitern, dann verschwindet das Schmerzgefühl.
Viele andere Gifte aber wirken ganz allgemein, sie vermindern mit gesteigerter Gabe die Leitfähigkeit aller Nerven, legen also auf diese Weise den elektrochemischen Betrieb der betreffenden Körper völlig lahm; sie führen zum Tode.

Selbstverständlich kann im Rahmen dieser Betrachtung nicht auf die stark unterschiedlichen Wirkungen der Einzelgifte eingegangen werden.  Es sollte nur ganz allgemein ein Gedanke zur Erörterung gestellt werden, der an sich keineswegs neu, aber hier auf bisher unbetretenen Wegen gefunden wurde.  Schon vor einem Vierteljahrhundert hat Dr. Georg Hirth in seinen Büchern über den elektrochemischen Betrieb der Organismen das Gleiche ausgesprochen.  Auch er behandelte die Leitfähigkeit.  Wir hier aber sind von der Natur und ihren Äußerungen hergekommen und wurden zwangsläufig zu unserer Annahme gedrängt.  Wäre sie brauchbar und würde sie mit den Tatsachen in Übereinstimmung sein, dann müßte es sehr wohl Mittel geben, welche die allzugeringe, durch Gifte hervorgerufene Leitfähigkeit wieder steigern, die also als wirksame Gegengifte anzusprechen wäre.
Hier sei als naheliegendem Beispiel an den Alkoholmißbrauch erinnert, dessen Folgen zu beheben, Salz und Säure (saurer Hering!) seit alters Verwendung finden und deswegen ihren Zweck erfüllen, weil Salz und Säuren gute Leiter des elektrischen Stromes sind.
Mit aller schuldiger Zurückhaltung sei also diese "Theorie der Gifte" hier vorgetragen.  Sie scheint aber ernstester Nachprüfung wert; denn sie weist einen grundsätzlichen Weg zu den Gegengiften.
Ob hier nun der vorhin erwähnte Dost die Fähigkeit besitzt, Giftwirkungen aufzuheben, scheint zumindest fraglich.  Immerhin müßte dieser, an den Wohlgemut sich knüpfende Glaube hier behandelt werden, um zu zeigen, wie mißverständlich zuweilen die alten Überlieferungen auf uns gekommen sind, und welche weitgehenden Prüfungen erfordert werden, um wieder in den Besitz des wahren und heute noch brauchbaren Kerns der alten Weistümer zu gelangen.  Sehr wahrscheinlich schützt also Dost vor giftigen Bissen nur auf dem Wege der Abwehr jener Tiere, durch Vernichtung der diesen Lebewesen nötigen und nützlichen rutenbewegenden Kräfte.
Wir haben aber noch einen weiteren uralten Beweis, der sich trefflich unserer Meinung einfügt.  Sprachen wir oben von Salz und Säure als Stoffen, die die Leitfähigkeit erhöhen, so wollen wir uns hier des Radiums erinnern, von dem wir wissen, daß durch diesen strahlenden Stoff in seinem Umraum die Leitfähigkeit der Luft erhöht wird.
Nun kannten die Alten zwar das Radium in der uns vertrauten Form nicht, aber sie kannten etwas und dies weit besser als wir, nämlich die verblüffenden Eigenschaften jener lehmigen Erde, die wir Löß nennen, und die heute unter dem von Adolf Just geprägten Namen "Heilerde" weiteste Verbreitung und eine Wiedereinführung in die Heilkunde gefunden hat.  Just selbst hat nicht geahnt, welches Geschenk er mit diesem Wiederfund der heutigen abendländischen Menschheit machte.  Er hat zwar die hervorragende Zusammensetzung dieser überaus feinkörnigen Erde als eines für den Körperaufbau höchst zweckmäßigen Salzgemenges und seiner kolloidalen Beschaffenheit erkannt.  Er wußte aber nicht, daß, so schätzbar diese Eigenarten der Heilerde auch sein mögen, etwas ganz anderes die belebende und heilsame Wirkung des Löß bedingt.
Wieder ist es die Wünschelrute, die uns das Geheimnis der über die ganze Erde verbreiteten Sitte enthüllt, diese Erdart zu essen oder sie zur äußerlichen Behandlung zu verwenden.
Die nähere Untersuchung lehrte uns nämlich, daß das magische Reis über Löß stark ausschlägt.  Diese Erde sendet also Kräfte aus, die auf das Leben wirken, Kräfte, die wir unter dem Sammelnamen der rutenbewegenden zusammenfaßten.  Hierher gehört fraglos auch die Radioaktivität; und diese ist es, die der Heilerde eignet; sie ist es, die in jenen Mengen günstig wirkt, welche von Menschen zu Heilzwecken eingenommen werden.  In größerer Stärke dagegen schädigt sie das Leben, wie wir aus der Erfahrung wissen; denn Lebewesen, welche Strahlenfeinde sind, werden durch längeren Aufenthalt über radioaktiven Grundwässern besonders hart und schnell beeinträchtigt.  Auf die schweren Erkrankungen, die in Radiumbergwerken vorkommen, sei in diesem Zusammenhange darum flüchtig hingewiesen.

Festzuhalten also ist, daß auch die Lößerde radioaktiv wirkt und darum ganz allgemein den auf Sandboden geborenen und auf Lößgebiete übersiedelnden Menschen in auffallendem Maße krank macht.  Dagegen wirken, wie bereits hervorgehoben, geringe Mengen, auch laufend genommen, bei bestimmten Erkrankungen heilsam.  Sie erhöhen, wie unsere bisherige Betrachtung lehrte, eben infolge ihrer Radioaktivität die Leitfähigkeit.  Diese Feststellung könnte uns zu der Vermutung führen, daß der Löß geeignet wäre, die durch Gifte herabgesetzte Leitfähigkeit der Nerven durch seine Eigenstrahlung zu beheben, mithin als Gegengift zu wirken.  Und das ist in der Tat der Fall; denn seit Urzeiten hat man der Lehmigen Erde, wie sie im Altertum hieß, diese Eigenschaft zugeschrieben und sie als Gegengift ausgiebig verwendet.  Auch das ist also eine Entdeckung der Frühzeit und sollte wieder zum Volkseigentum werden.
Es ist nun für uns nicht mehr überraschend, zu sehen, daß die Giftgewächse auf Löß- und Lehmboden ganz besonders gut gedeihen.  Aber diese Einsicht vermittelt uns, zusammen mit der vorerwähnten Einwirkung des Löß auf den Menschen und seine Gesundheit, noch etwas sehr Bedeutendes: Sie weist auf den ungeheuren, in jeder Weise entscheidenden Wert der Heimat hin, des Bodens, der Umwelt, an die der Einheimische angepaßt ist, während der Fremde, kommt er von einer andern Bodenart, hier meist Gefahren und Gesundheitsschädigungen ausgesetzt bleibt, ehe er, was keineswegs immer möglich, seinen Körper an die neue Umwelt angepaßt hat.  Bäuerliche Seßhaftigkeit ist wie alles sonstige Natürliche immer der beste Weg zu einem Leben in Gesundheit und Heiterkeit.
Noch etwas anderes aber lernen wir aus den bisherigen Betrachtungen.  Da Lehm und Lößboden starke, rutenbewegende Kräfte, der Sandboden dagegen als solcher meist verschwindend geringe aufweist, so wird die Giftigkeit, als das Schutzmittel gegen diese Kräfte, bei den auf Löß gedeihenden weit größer sein, als die der gleichen Gewächse, wenn sie auf Sandböden vorkommen.  Das ist nicht nur für die Gewinnung der Heilpflanzen von größter Bedeutung, sondern es führt uns wiederum tief in die eigentlichen Heimatfragen hinein.  Wir erkennen nämlich, daß jede Landschaft zur Beseitigung der immer in ihr schlummernden Gesundheitsgefahren jeweils auch die nötigen, die zweckmäßigen Heilmittel hervorbringt.  Dort, wo, wie auf Löß, schwerere Schädigungen die Regel sind, sind die Kräfte der Heilgewächse weit stärker als auf Sand, der geringere Beeinträchtigungen des Wohlbefindens zu bedingen vermag.  An all das wollen wir und müssen wir uns erinnern, wenn wir endlich wieder daran gehen wollen, die deutsche Herrgotts-Apotheke in ihrem ganzen Umfange von neuem unserm Volke zu erschließen und die Schätze der Heimat zu ernten.  Wir müssen vergessen lernen, was landfremde, städtische, römische Bekehrer unseren Vorvätern einredeten, als sie "mit gutem Beispiel vorangingen" und unsere wilden und unvergleichlich wirksamen Heilkräuter künstlich in Klostergärten zogen, auf diese Weise die Güte der Heilpflanzen sicher aber unbewußt dadurch herabdrückten, daß sie sie aus ihrer natürlichen Umwelt herausrissen und in eine künstliche fügten, die, wie immer und ausnahmslos, eine Änderung und damit eine Verminderung des Wertes und der Wirkung im Gefolge hatte.
Wollen wir also wieder der Segnungen unserer Heimat teilhaftig werden, wollen wir wieder natürlich sehen und fühlen lernen, so müssen wir damit beginnen, bei den schlichtesten, alltäglichen Dingen den undeutschen Gehirnschwulst zu beseitigen; wir müssen lernen ihn zu verachten; denn er ist lebensgefährlich und volksfeindlich. 

Es scheint merkwürdig, wie zwangsläufig unsere Betrachtungen immer wieder zum Lebensganzen und zu den entscheidendsten Fragen des Daseins hinführen; merkwürdig, wie wenig sich bei solchen Überlegungen eine starre fachliche Linie innehalten läßt.  Und doch ist das alles selbstverständlich, denn das Leben hängt nicht nur von dem einen oder dem andern ab, sondern ist mit Tausend und aber Tausend Fäden über die Heimat in den Gang der Welt geknüpft.  Und wenn wir nun von den Giften her zu diesen Überzeugungen kamen, so haben wir doch damit gleichzeitig auch unsere Frage nach dem Sinn der Gifte im Naturganzen beantwortet.  Die Gifte sind nicht nur teilweise Schutzmittel gegen das Gefressenwerden ihrer Hersteller, sondern sie sind Schutz gegen die schädigenden Wirkungen der Reizstreifen, gestatten also vielen Lebewesen dort zu gedeihen, wo sonst die Natur öde wäre, da die meisten sonstigen Gewächse aufs schwerste geschädigt erscheinen, sofern ihnen nicht andere Lebewesen, wie etwa die Mistel oder die Biene, zu Hilfe kommen.  Doch das sind Fragen, auf die wir hier nicht näher eingehen können.  Alles das zeigt uns die tiefgreifenden Verknüpfungen innerhalb der gesamten pflanzlichen und tierischen und menschlichen Natur.

Haben wir uns bisher vorwiegend mit den Zusammenhängen zwischen den Pflanzen des Palm- und des Weihbuschens und dem Menschen befaßt, so ist es nötig, nun auch einmal das dem bäuerlichen, also dem natürlichen Leben nahezu unentbehrliche Haustier einzubeziehen; denn vor allem in der Wurzbürde gibt es zahlreiche Gewächse, die für beide, Mensch und Tier, Verwendung finden.
Hier wäre des allgemein bekannten Baldrians (Valeriana officinalis), des auch Katzenkraut oder Augenwurzel, auch Dennenmark, Marienwurzel, Ballerjan, Bolderjan, Bullerjan, Bachholder, Baltes, Tollerjahn oder Katzenwadel genannten Gewächses zu gedenken.  Seit Urzeiten gilt der Baldrian als hexenwidriges Kraut.  Unsere Vermutung, es handle sich hier wiederum um ein die erhöhte und schädigende Leitfähigkeit abdrosselndes Gewächs, wird durch die Nachprüfung bestätigt.  Wir verstehen nun auch, warum es in den Stall gestreut oder in ihm aufgehängt wird und warum es beim Milchzauber Verwendung findet.
Es ist leicht einzusehen, daß jene, die feinen Blutgefäße, wie überhaupt die Gefäße verengernde, rutenbewegende Wirkung ihre unsichtbaren Einflüsse auch auf das Euter der Kuh ausüben und hier unter Umständen zu Entzündungen führen muß.  Auch hier haben wir es also mit einer Krankheit zu tun, die ihren Ursprung "nicht im Leib" hat und darum zu den Übeln gehört, die "mit keiner gewöhnlichen Arznei gewendet werden können".  Nur die Beseitigung der Reizstreifenkräfte vermag zu heilen; mithin muß der Baldrian als geeignetes Mittel erscheinen.  Euterschwellungen werden also durch dieses Gewächs im Rahmen einer natürlichen Umwelt beseitigt.
Diese natürliche Umwelt ist für den Erfolg wichtig, wenn auch nicht immer entscheidend; denn die Gegenwart hat sich von ihr teilweise erheblich entfernt, so daß umfassende Erfahrung dazu gehört, im Falle des Versagens derartiger Mittel nicht in den Fehler zu verfallen, etwa den Baldrian für unwirksam zu halten, sondern den Weg zu finden, der zum Erfolge führt.  Hier kann die Elektrisierung der Städte und Dörfer eine entscheidende Rolle spielen.
Da es nicht Aufgabe dieser Betrachtung sein kann, alle heute möglichen Fälle zu erörtern, sondern da es hier nur auf die Feststellung der im vermeintlichen Aberglauben enthaltenen grundsätzlichen Wahrheiten und Erfolgsformen hinzuweisen ankommt, müssen wir uns bei dem Gesagten bescheiden.  Wenn aber Baldrian die durch Leitfähigkeit hervorgerufenen Beeinträchtigungen behebt, dann verstehen wir auch sofort den tiefen Sinn eines Brauches, der zunächst überaus merkwürdig anmutet.
Will sich nämlich die Milch nicht verbuttern lassen, so wird sie durch einen Kranz von Katzenkraut gegossen. 
Erinnern wir uns nun daran, daß die Milch keine einfache Lösung ist, wie wir sie vor uns haben, wenn wir etwa ein Stück Zucker in Wasser auflösen, sondern daß es sich bei ihr um eine äußerst feine Aufschwemmung winzigster Fettröpfchen in wässriger Flüssigkeit, also um eine kolloidale Lösung handelt, dann wird uns der Brauch sofort klar.  Kolloidale Lösungen sind nämlich äußerst empfindlich gegen elektrische Einflüsse.  Je höher die äußere Leitfähigkeit, um so schwerer gelingt die Abscheidung der feinsten Teilchen, in unserm Beispiel die Abscheidung der Fett-(Butter-)Tröpfchen.  Vermindern wir aber die Leitfähigkeit, etwa durch Einwirkenlassen des Baldrians, dann muß der Buttervorgang erleichtert werden.  Die Alten taten also sehr weise daran, sich hier der Augenwurzel zu bedienen und unsere Chemiker werden aus diesen Hinweisen ebenso wie die Industrie ihre großen Vorteile ziehen.

Der bisherigen Volkskunde aber mußte dieser ganze Brauch ebenso rätselhaft erscheinen, wie die zusätzliche Vorschrift, die Wirkung des Baldrians, etwa bei der Behandlung der elbischen Euterschwellungen, sei besonders dann hervorragend, wenn das Katzenkraut vor Sonnenaufgang an den drei Sonntagen zwischen den Frauentagen gegraben würde.  In dieser Vorschrift sehen wir sofort die spätere Fälschung; denn es darf nicht heißen: "zwischen den Frauentagen", sondern "an den drei Sonntagen des Frauendreißigers".  Es handelt sich hier um eine Zeit, die mit dem Vollmond beginnt, nach vierzehn Tagen den nächsten Neumond aufweist, um wieder mit dem vierzehn Tage später liegenden Vollmond abzuschließen.
Alle diese drei Tage sind in alter Zeit Sonntage gewesen, da jeder der zwei Wochen umfassenden Monate zwei Feiertage besaß, die auf den Neu- und den Vollmond fielen.  Für uns ist also in der alten Vorschrift sowohl die Sammelzeit bei Sonnenaufgang, als auch die "Sonntage" als Ur-Feiertage, mithin als Tage des Voll- und des Neumondes selbstverständliche Voraussetzung einer hohen Wirksamkeit des Baldrians.  Überdies kommen, nach allem, was wir erarbeiteten, hauptsächlich die Tage zwischen dem ersten Voll- und dem Neumond des Frauendreißigers zum Sammeln in Frage.
Auch als noch heute da und dort verwendetes Vorbeugemittel, etwa als Beigabe in das Kinderbadewasser, als Amulett gegen Augenübel am Hals getragen, bleibt uns der Baldrian durchaus verständlich.  Selbst die mystisch anmutende Vorschrift, die Amulettwurzel in der flachen Hand vor den Mund zu halten und so den über sie hinstreichenden Atem an die Augen zu blasen, wird uns zu einem zweckmäßigen Mittel.  Kindern, die an Eklampsie litten, legte man sie unter das Kopfkissen - alles also höchst zweckmäßige und erfolgversprechende Maßnahmen.
Mit diesen Hinweisen ist zwar das sich an das Katzenkraut knüpfende alte Weistum keineswegs erschöpft, indessen doch das für uns Wesentliche kurz umrissen.

Wenden wir uns nun noch einem besonders wichtigen Gewächs zu, dem Liebfrauen-Bettstroh (Gallium verum), dem Labkraut, auch Gliedkraut, Muttergottesbettstroh, Raynritzen, Gelber Brein, Margaretlein, Konkla oder Kunkelnegala genannt.
Schon sein Name ist eigenartig und zeigt uns die Kirche als Taufpaten; denn nie kann in der Ahnenzeit diese Pflanze als Liebfrauen-Bettstroh oder als Marien-Bettstroh bezeichnet worden sein, sondern hat fraglos Frauen-Streu geheißen.
Auch hier ist es jedenfalls das Bestreben der Kirche gewesen, und es ist es bis auf den heutigen Tag geblieben, all den im katholischen Kult vereinigten Pflanzen fromme Legenden unterzulegen, um der an sich zwangsläufigen heiligen Weihe einen christlichen Hintergrund zu geben.  So hat ein ungenannter Priester der Diözese Paderborn "Krautweihlegenden" in Gedichtform herausgegeben, um schon den Kindern einen zwar des Wunderglaubens vollen, aber auf naturwissenschaftliche Bedingungen keine Rücksicht nehmenden tugendhaften Untergrund zu geben, die, wie der Verfasser sehr bezeichnend sagt, "keinen anderen Wert beanspruchen, als daß sie die Einbildungskraft - zunächst die der Kinder - in nicht unwürdiger Weise, wie ich denke, auf das Heilige hinlenken und damit beschäftigen, indem sie gewisse Erzeugnisse der Pflanzenwelt in den Stand setzen, religiöse Erinnerungen zu wecken".
Derartigen Märchen, so sinnig sie auch sein mögen, können wir hier keinen Raum geben.  Sie zeigen nur von neuem das Bestreben, immer wieder unser Volk vom Weistum der Ahnen zu lösen, wobei es ganz unentschieden bleiben darf, ob dem priesterlichen Legendendichter diese der Kirche eigene Absicht bewußt war oder nicht.  Die Kirche hat allen Grund, immer wieder zu ihrem Bekenntnis hinzuführen, während das Naturwissen der Vorfahren den Ahnen ganz andere Aufgaben zuwies: Die Sicherung eines gesunden, natürlichen und harmonischen, darum also religiösen Lebens.
Aus diesem Grunde verwendeten sie das Labkraut in der Tat als Bettstroh für Frauen, keineswegs ausschließlich für Wöchnerinnen, wie das meist angegeben wird.
Wir sehen auch hier wieder das überragende Verständnis für das Notwendige.  Bringen wir nämlich die unser Leben berührenden Einwirkungen erhöhter Leitfähigkeit auf eine Grundformel, so dürfen wir sagen, daß sich eine allgemeine Zusammenziehung der Gefäße ergibt.  Es ist das zwar sehr volkstümlich ausgedrückt, indessen doch zutreffend, denn sofort wird verständlich, warum zur Erleichterung des Geburtsaktes, bei dem jede "Zusammenziehung" für die Mutter erhebliche Schmerzen bedeutet, gerade das hier sehr wirksame Labkraut zur Verwendung gelangte.  Darüber hinaus beobachteten die Alten aber auch die Tatsache, daß an sich vollkommen gesund Scheinende keine Nachkommen hatten.  Die Erfahrung lehrte, daß dieser Fall sehr oft dann einzutreten pflegte, wenn die scheinbar Unfruchtbaren im Bereiche erhöhter Leitfähigkeit wohnten, wenn also, um nun unsere Formel anzuwenden, Gefäßverengungen die Befruchtung unterbanden.  Ward dieser Einfluß aber durch irgend eines der fraglichen Mittel hier durch Labkraut, behoben, dann erschien die in jeder gesunden Ehe als höchstes Gut erwartete Nachkommenschaft.  Hochgeschätzt war das Labkraut und darum war dieses Gewächs die gegebene Frauen-(Bett-)Streu.
Verständlich auch, warum aus Labkraut ein Trank hergestellt wurde, um die Nachwehen zu erleichtern, und begreiflich, warum auch den Kindern diese Pflanze ins Bett gelegt wurde.
Auch hier aber muß darauf hingewiesen werden, daß die Bettstellen einst aus Holz und nicht aus dem stark strahlenden und die Leitfähigkeit erhöhenden Eisen, daß die Unterlage aus dem wundersam wirkenden Strohsack, nicht aber aus Metallgeflecht mit beliebiger im natürlichen Verstande sinnloser Polsterung bestand.
Von vielen anderen wichtigen Verwendungsmöglichkeiten der Frauen-Streu sei nur noch der Brauch erwähnt, die Milchgefäße mit einem Absud von Labkraut auszukochen, eine Sitte, deren Richtigkeit wir nun nicht mehr bezweifeln können.

Überall, wo wir also prüfen, finden wir Dinge, die auch heute noch von höchstem Nutzen für uns sein können.  Aber wir entdecken auf Grund unserer nun erworbenen Kenntnisse auch Einzelheiten, die wir bisher übersahen.
Kehren wir nämlich jetzt zu den Madonnenbildern des Herrgottswinkels zurück, so finden wir etwa auf Raffaels Madonna della casa Alba die vom flüchtigen Betrachter ganz übersehenen, oder als schmückendes Beiwerk angesprochenen Pflanzen als höchst wesentliche Bestandteile des Kunstwerkes.


(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Madonna della rasa Alba von Raffael, einem der größten Eingeweihten, dessen Weistum durch Albert Bestgen wieder bekannt gemacht wurde.
 Zu Füßen der Madonna das Liebfrauen-Bett-Streu.



Hier ward der karge Boden nicht mit einem beliebigen Gewächs bestückt, sondern hier ist die Frauenstreu wiedergegeben als ein Symbol der Fruchtbarkeit, als das Kraut der Frauen und sehr wahrscheinlich als eine sehr tiefe Versinnlichung der Beschattung durch den Heiligen Geist.
Raffael, wie viele andere wissende Meister des Pinsels, haben in ihren Werken das Urweistum des Volkes festgehalten.  So auch Dürer.  Er zeigt zwar schon in manchen seiner Schöpfungen, trotz all seiner unbestrittenen Größe, eine bemerkenswerte Wurzellosigkeit und hat wohl darum in seinem Jugendbildnis, das 1493 während seiner Verlobungszeit geschaffen wurde, nicht die heimatlichen Mannstreu (Eryngium campestre), sondern die ihr enge verwandte südeuropäische Form, Eryngium amethystinum, ebenso wie auf seinem Kupferstich der "Kleinen Fortuna" vom Jahre 1495 verwendet.

Auch die Mannstreu gehört zum Weihbuschen.  Fehl aber würden wir gehen, wollten wir dies Blümlein nun als ein Sinnbild der Mannestreue, hier etwa des jungen Verlobten, auslegen.  Die anfechtbare Gewohnheit, bei zusammengesetzten Worten die Bindestriche immer wegzulassen und die Einzelbestandteile zu einem Worte zusammenzuziehen, hat uns hier wieder einmal einen jener gar nicht so seltenen Streiche gespielt. 
Es handelt sich hier nämlich keineswegs um Manns-Treu, sondern um Mann-Streu, im Gegensatz zur Frauen-Streu.  Es gibt allerdings auch Männer-Treu, mit welchem Namen aber Ehrenpreis-Arten bezeichnet werden, die mit der Mann-Streu nichts zu tun haben.
Mann-Streu hat also als Männer-Bett-Stroh zu gelten und übt ähnliche Nachkommenschaftswirkungen aus wie das Labkraut.  Dazu schützt es, wie alle hier aufgeführten Gewächse, gegen Blitzgefahr; es ist als Mittel gegen Rheuma, mithin also "hexenvertreibend" hoch geachtet, dies allerdings in einer Form, die für uns, wenn wir von dem in den Ställen aufgehängten Baldrian absehen, ganz neu ist.  Die Mann-Streu dient nämlich als "Unruhe".  Sie wird an einen sehr dünen Faden an die Zimmerdecke gehängt und ist dort in fast ununterbrochener Bewegung.  Von hier aus nun hebt sie in entsprechendem Umkreis die schädliche Leitfähigkeit auf.  An sich kann uns diese Tatsache nicht verwundern, sondern nur als selbstverständlich erscheinen. 



(Bild- u. textquelle: "Der Herrgottswinkel", Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)
Heilige-Geist-Taube, eine uralte Form der Unruhe, aus dem Hildesheimischen (Römer-Museum, Hildesheim).


Diese "Unruhe", die gegenwärtig zu einem recht langweiligen Kinderspielzeug geworden und im Herrgottswinkel nur noch selten angetroffen wird, ist die hölzerne Taube, die hier den Namen "Heiliger Geist" führt.  Diese stumme Taube hat uns mancherlei zu sagen und sie redet wie der Palm- oder der Weihbuschen immer noch die Sprache der Ahnen; sie kündet uns urewige Wahrheiten aus dem Daseinskreise eines religiösen, der göttlichen Natur hingegebenen Lebens.

Hanns Fischer


(Quellenschriftauszug: Buch "Der Herrgottswinkel" von Hanns Fischer, 1935, Verlag Dr. Hermann Eschenhagen, Breslau)




Anmerkung:
1) Die wichtigsten aller Palm- und Weihbuschen-Pflanzen sind hier mit allen ihren bekannten Namen angegeben.  Auf zwei Bunttafeln finden sie sich in "Aberglaube oder Volksweisheit?".
2) Näheres in meinen Büchern: "Die Wünschelrute, Traktat über das magische Reis"; C. Hubers Verlag, Dießen vor München; "Der Weg ins Unbetretene"; Verlag Dr. Eschenhagen, Breslau.
3) Hier steckt etwas sehr Wichtiges: Der Aufenthalt im "Hag", im Auwald ist der gesündeste überhaupt.  Man denke an die Förster.  Die Gründe können hier nicht auseinandergesetzt werden.
4) Näheres in "Aberglaube oder Volksweisheit?"