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Hagel aus dem Weltraum



Grobeis aus dem Weltraum und sein Zerfall im irdischen Luftmantel

I. Darstellung des von der Sonne auszufischenden Eishimmels des Milchstraßensystems.

Die Entstehung des uns zunächst sichtbaren Sternen-Eis- und Glut-Systems nach Hörbigers Theorie hat für den mit dem Minenkriege (1. Weltkrieg) Vertrauten oder an schwere Geschoßeinschläge Gewöhnten ihren eigenen Reiz.  Die Vorstellung der dabei auftretenden Kräfte auf engstem Raume und ihre ins Freie ausblasende Wirkung ist fortreißend.  Zum Empfinden kann man sie am besten durch Dichterworte bringen (Faust II, 4. Aufzug., 1. Szene), die Mephisto in den Mund gelegt werden:
Da, wo zentralisch glühend, um und um
Ein ewig Feuer flammend sich entbrannte. -
Wir fanden uns bei allzu großer Hellung
In sehr gedrängter, unbequemer Stellung ---
Die Hölle schwoll von Schwefelstank und Säure -
Das gab ein Gas!  Das ging ins Ungeheure --
Und wir entrannen knechtisch heißer Gruft -
Ins Übermaß der Herrschaft freier Luft. -
Ein offenbar Geheimnis, wohl verwahrt -
Und wird nur spät den Völkern offenbart.

Bildlich zeigt Voigt, "Eis - ein Weltenbaustoff" 1928, Atlas, Tafel XI, Bild IX das Ergebnis des Vorganges: das in der Mitte schon etwas gegen die Scheibe des Eiskranzes aufgerichtete Sonnensystem und den Eiskranz selbst, der zum Teil auf ewig hinter der Sonne zurückbleiben, zum Teil bei ihrem schnelleren Fortschreiten wieder in ihr Anziehungsfeld geraten und von ihr ausgefischt werden muß.


Abb. 1. (Bildquelle: Buch "Welteis und Weltentwicklung" von H.W. Behm, 1926)
Unsere Sonnenwelt und Grobeiszufluß aus der ringförmigen (hier aus Raumgründen verengert gezeichnet) Eismilchstraße (Zeichnung Alfred Hörbiger).


II. Darstellung des Eistrichters und seiner Doppelseitigkeit.

Es ist hier nicht die Aufgabe, die Annäherung des Eises an Sonne und Planeten zu beschreiben, sondern den Vorgang des Niedersturzes einzelner Grobeiskörper auf die Erde.  Voigt "Eis - ein Weltenbaustoff" 1928, Atlas, Tafel XII, XIII, XIV zeigt den Strudel, der unablässig niedersinkt und dabei sein Ende auf Planeten und Sonne findet, sowie die Stellen größerer oder geringerer Dichte und Körpergröße.
Wir sehen, daß uns die Sommermonate, besonders der Juni und Juli, die größten und eindrucksvollsten Grobeiseinschüsse bringen.


Abb. 2. (Bildquelle/-text: "Rhythmus des kosmischen Lebens" v. Hanns Fischer, 1925, Voigtländers Verlag-Leipzig)
Schnitt durch das Eisschleierhorn, geführt in der Ebene der Großwandelsternbahnen.  Grundlegendes Schaubild für die Erklärung des
Zusammenhanges der Sonnenflecken, der Großwetterlage, der Ernteerträge, sowie der psychischen und kulturellen
Erscheinungen
auf Erden mit den Stellungen der Wandelsterne. (Zeichnung von Hanns Hörbiger)



III. Darstellung der Hagelwahrnehmung auf der Erdoberfläche.

Vom Himmel hoch, da komm ich her. - Wo der Hagel herkommt, das hat Hörbiger erst spät den Völkern offenbart.  Die bisherige Wissenschaft führt die uns auf der Erdoberfläche ins Auge, besser auf den Kopf fallenden Hagelkörner auf atmosphärische Bildung zurück.  Dem widerspricht zunächst die auffallende Wahrnehmung, daß der Hagel strichweise in schmalen Streifen fällt.  Die Grobstückigkeit setzt manchmal in Erstaunen - wie sollen sich solche Stücke im Luftraum "angeschoppt" haben?  Ihre bitterliche Kälte, die lange Dauer des Abschmelzens, die dicken Massen, in denen sie fallen, setzen Wissenschaftler und Laien immer wieder in Verwunderung, nicht minder die Zertrümmerungen, Beschädigungen, Verwundungen, die sie an Gebäuden, Kraft- und Lichtleitungen, an Tieren und Menschen anrichten.  Das alles soll in kürzester Frist wie aus dem Nichts in unserem sonst so harmlosen Luftmantel entstehen und dann noch in geradlinigen Strichen fallen? - Daß Hagel immer mit Sturm und fast immer mit Gewittererscheinungen auftritt, hat die bisher landläufige Erklärung erzeugt, seine Bildung sei Folgeerscheinung des Gewitters.  Das Umgekehrte zu beweisen, ist die Aufgabe.  Ihr kommt zugute, daß der Hagelvorgang selbst nur kurze Zeit anhält und rasche Aufheiterung ihm meistens folgt.


IV. Physikalische und ballistische Erwägungen.

Bleiben wir zur Führung unseres Nachweises für die Notwendigkeit der Entstehung der vorgenannten Erscheinungen, wie wir sie auf der Erdoberfläche selbst beobachten, bei der Vorstellung, daß das Eis des Hagels nicht im Luftmantel der Erde entsteht, sondern in ihn eindringt.  Dann kommt er eben als mehr oder weniger großes Grobeisstück von außen her mit gewaltiger Geschwindigkeit und schießt meist tangential in den Luftmantel ein.  War er bisher nur dem Zuge der Anziehungskraft der Erde gefolgt, so wird er beim Eindringen in ihren Luftmantel alsbald noch weiteren Einflüssen unterworfen, die wir physikalisch und ballistisch untersuchen wollen.
Zunächst erfährt er schon in den höchsten, dünnsten Luftschichten eine gewaltige, immer stärker werdende Bremsung.  Vor ihm und um ihn herum abfließende, durch die Stauchung erhitzte Luft wirkt schmelzend an seiner Oberfläche.  Die Hemmung der Geschwindigkeit wandelt fortschreitend seine Bewegungsenergie in innere Wärme um.  Das erzeugt nun einen besonderen Vorgang.  Das Wasser nimmt unter den allermeisten Stoffen eine seltsame Ausnahmestellung ein; es wird nicht mit fortschreitender Abkühlung immer dichter, sondern sein Punkt größter Dichtigkeit liegt bei + 4°C.  So muß also ein mit Weltraumtemperatur - 273°C in den Luftmantel einschießender Eiskörper bei zunehmender Erwärmung immer dichter werden, sein Volumen nimmt ab und darum muß er sich, spröde, wie er ist, mehr und mehr mit Sprüngen durchsetzen, die nicht nur speichenförmig, sondern auch schalig um den Mittelpunkt angeordnet sein müssen.
(Daß auch einmal aus einem großen Stück eine tellergroße, 3 cm dicke, mehr als 1 kg schwere Scheibe "herausspringen" kann lehrt uns folgende Meldung aus der "Zeitschrift für WEL", Heft 1, S. 30, Jahrg. 1933: Herr Gustav Hohns-Brefeld stellte uns folgende Zeitungsmeldung - Krefelder Zeitung vom 25. Juli 1932, Abendausgabe - zur Verfügung: Bern, 25. Juli 1932.  Aus Biglen in Emmenthal wird von einer seltenen Naturerscheinung berichtet, die bei einem kürzlich dort aufgetretenen Hagelwetter beobachtet wurde.  Es handelt sich um eine Schloße von außergewöhnlicher Größe.  Sie war scheibenförmig und umfangreicher als ein Suppenteller, während ihre Dicke gut drei Zentimeter betrug.  Die Schloße schlug eine Vertiefung in den Boden und war erst nach drei Tagen geschmolzen.  Ihr Gewicht dürfte mehr als ein Kilo betragen haben.  Sie sah nicht aus, als ob sie aus zusammengefrorenen Eiskörnern bestehe.  Ihre Oberfläche war rauh und stachelig von Eiskristallen.)

Beim Einschuß eines Grobeiskörpers führt also die durch Bremsung im Luftmantel erzeugte innere Erwärmung unmittelbar zum Zerfall.  Daß die vor ihm her zusammengestauchte Luft in die Spalten dringen und die Trümmer auseinandertreiben muß, befördert die Ausstreuung der Trümmer noch mehr.  Die Zerkleinerung der Hagelstücke muß also um so mehr fortschreiten, je länger ihr Weg im Luftraume wird.  Es ist schon ein Glück, daß die strudelförmige Annäherung der ankommenden Fremd- und Eiskörper in den allermeisten Fällen eine sehr tangentiale Einschußrichtung bedingt, sonst würden uns noch ganz andere Eisstücke auf den Kopf hageln, als die im Bilde noch zu zeigenden.  Die Abschmelzung durch die gestauchte, erwärmte Luft wirkt nebenher noch abrundend.  Noch weitere physikalische Folgen treten auf: der Grobeiskörper, aber auch Feineis, bringt entweder schon eine elektrische Ladung mit oder reißt elektrisch geladene Luft aus den hohen Schichten mit in die tieferen hinab.  Dieser Gewinn an elektrischer Ladung oder zum mindesten die Annäherung muß eine Induktionswirkung hervorbringen, die einerseits in Licht-, Kraft- und Fernleitungen (s. "Zeitschrift für Welteislehre", Heft 1, S. 11-14, Jahrg. 1933) und Radio-Apparaten fühlbar wird und andererseits gewitterbildend wirkt.  Letztere Einwirkung wird noch dadurch verstärkt, daß kalte Luft, in wärmere Schichten hinabgerissen, kondensierend und regenbildend wirkt, wobei die Kondensation noch spannungserhöhend wirkt.  Das Gewitter ist also Folge, nicht Ursache des Hagels.  Mechanisch macht sich die vorwärtsgeschobene und mitgerissene Luft als Sturm fühlbar.

Das Zerspringen ermöglicht innerhalb der widerstehenden Luft aber auch noch eine besondere, ballistische, die Flugrichtung der Eistrümmer stark beeinflussende Einwirkung, die den älteren Artilleristen aus der Zeit der glatten Geschütze her noch wohl erinnerlich ist.
Die Vollkugel beschreibt im Luftraum statt der Parabel die ballistische Kurve, eine weit kürzere Bahn mit flacherem aufsteigenden und steilerem absteigenden Ast.
Das Gesetz sollte an sich auch auf einen heilbleibenden Eisblock zutreffen, bei dem Schwerpunkt und Mittelpunkt zusammenfallen.  Das trifft aber nicht zu, und Flugbahnen müssen entstehen, die wir von den Kugelgranaten mit ellipsoidaler Höhlung her kennen.  Vergl. Abb. 3.


Abb. 3.
I. Einfluß des Luftwiderstandes auf eine fliegende und umrollende Kugel.  Bei B ist Verdickung und Stau, die Windfahne bei A schlägt unter Überdruck nach oben aus.  Bei C entleert der Sog der umrollenden Kugelhaut den Stau, die Windfahne bei D wird angesaugt.  Der Luftwiderstand drückt die Kugel nach unten.
II. Flugbahn der Granate mit ellipsoidaler Höhlung.  Untere Erhöhungsgruppe.  Pol unten = Weitschuß.  Pol oben = Kurzschuß.
III. Wurfbahn der Granate mit ellipsoidaler Höhlung.  Obere Erhöhungsgruppe.  Pol oben = Weitschuß.  Pol unten = Steilschuß.
IV. Wurfbahn der Granate mit ellipsoidaler Höhlung.  Grenzfall: Pol unten erzeugt Schuß hinter den Mörser.


Schon eine Vollkugel erfährt, wenn sie eine Rollbewegung in die Flugbahn mitbringt, eine Ablenkung durch die Luft, die ihrer Umlaufsrichtung stauend entgegenwirkt.  Das verstärkt sich bei Hohlkugeln mit nicht mehr konzentrischem Schwerpunkt ganz wesentlich; die Richtung ihrer Umdrehung empfangen sie durch den Stoß der Pulvergase, der sie schon im Rohr rollen läßt.  Ihre Flugbahnen sind dementsprechend verschieden und um so verschiedener, je nachdem ihr Abgangswinkel der unteren oder oberen Erhöhungsgruppe angehört.  Der Grund dafür liegt in der Umkehr der Bewegungsrichtung des Geschosses im Scheitel der steilen Flugbahnen (Abb. 3, II, III).
Das geht so weit, daß aus dem Mörser bei genügend steiler Erhöhung (+ 85°) und "Pol unten" die Hohlkugel bis hinter das Geschütz geschossen werden kann (Abb. 3, IV).   Die eigene Rollbewegung, die ein in den Luftmantel einschießender Grobeiskörper mitbringt, wird an sich unbeträchtlich sein.  Rollzeit und Umlaufszeit werden gleich sein.
Selbst wenn er die Erde schon mehrmals umkreist haben sollte, wird seine Umdrehungszeit einige Stunden betragen.  Viel "Effekt" bringt er also nicht mit.  Zerspringt er aber in unregelmäßig geformte Stücke mit exzentrischer Schwerpunktlage, so fangen diese unter dem Einfluß des Luftwiderstandes eine Rollbewegung an, die der im Geschützrohr gewonnenen entgegengesetzt sein muß und Ablenkungen hervorrufen wird, die in ihrem Sinne durchaus an die Verschiedenheit der Hohlkugelbahnen bei "Pol oben" oder "Pol unten" erinnern.
Betrachten wir so vorbereitet das Bild vom Zerfall des Grobeises im Luftmantel nach Zeiten, Zonen und Bahnen.


Abb. 4. Zerteilung eines eingeschossenen Grobeiskörpers, ballistische Einwirkung des Luftwiderstandes und fortschreitender Zerfall. (Schematisch.)


Unsere Abbildung 4 zeigt diese Art des "ballistischen Zerfalles" in verschiedenen Zeitstufen und beweist dazu noch, daß die ballistische Einwirkung des Luftwiderstandes zum mindesten in der überwiegenden Zahl der Fälle das Trefferbild des zerfallenden Grobeisblockes noch mehr in die Länge ziehen muß, als das schon ohnehin bei den großen, in Betracht kommenden Geschwindigkeiten und der sehr tangentialen Einschußrichtung der Fall sein würde.  Wenn nun gar der einschießende Eisblock noch eine eigene Rollbewegung mitbringt, so müssen die Zerfalls- und Flugbahnverhältnisse noch wesentlich verwickelter ausfallen.  Immer aber muß beim Fortschreiten im Luftmantel bei dessen zunehmender Dichte und Geschwindigkeitsabnahme der Eistrümmer deren Zerfall mit fortschreitender innerer Erwärmung reißend zunehmen.


Abb. 5a.  Kegelwinkel bei Schrapnell und Eiskörper.  Kegelwinkel beim Schrapnell durch Gasdruck und Umdrehung hervorgerufen, beim Eiskörper nur durch Eindringen von Luft in die Spalten des Zerfalls und durch Geschwindigkeitsunterschiede, daher zu Beginn schmaler und wegen größerer Endgeschwindigkeit noch länger als beim Schrapnell.
Abb. 5b. Sturmbild bei Hagelschlag in Seitenansicht, Aufsicht und meteorologischer Darstellung.


So erhalten wir beim Auftreffen des Grobeiseinschusses auf den festen Erdboden ein Trefferbild, wie es der Schrotschuß oder Kartätschschuß, mehr noch wie es der Schuß des Bodenkammerschrapnells bei großer Endgeschwindigkeit und flachem Fallwinkel erzeugen, (Abb. 5a), also den streifenartigen, strichweisen Eindruck des Hagelfalles, mit sehr schmalem Beginn und am Ende streuend, mit vereinzelten, sich weiter ausbreitenden Treffern.  Selbst bei Darstellung der "Wasserbedeckung" = Benetzungsfläche, tritt das noch hervor.

Die Bilder einer Anzahl von Hagelfällen mögen dafür die Belege liefern.
1. Hagelfall vom 27. 5. 1929.  Gegend von Bischofswerda über Schwerin-Bomst bis Flatow-Schlochau (Abb. 6).


Abb. 6. (links) Hagelfall vom 27. Mai 1929.  Trefferbild: Sehr strichweiser Schrapnellschuß mit flacher Bahn, 360 km Strichlänge.  Das Bild mit seinen unterbrochenen Einschlägen beweist, daß der Hagelfall nicht aus einem fortschreitenden atmosphärischen Wirbel stammen kann, sondern den Trümmerstücken eines zerfallenden Körpers entspricht.
Abb. 7. (rechts) Hagelfall vom 26. April 1930.  Trefferbild, wie bei einem Schrapnell in großer Sprenghöhe und merklichem Fallwinkel, zeigt an, daß die Hagelfälle nicht aus einem fortschreitenden, atmosphärischen Wirbel stammen.  Zerteilung des Eiskörpers von vorn herein in mehrere große Stücke.  Tiefenstreuung 115 km.  Gesamtbreite 35 km, einzelne Stücke aber schmal.  Gewaltige Wassermassen.  Bei Gr. Hartmannsdorf dicke, tagelang liegengebliebene Eismassen.


Man erkennt besonders den gleich anfänglichen Zerfall eines mächtigen Körpers in vier große Stücke, auch seine mächtige Geschwindigkeit, denn die Gesamteinschlagsfläche ist rund 360 km lang.  Das kann bei allem Einfluß eintretender Rollbewegung des obersten Stückes doch nur auf eine gewaltige Energie und Masse zurückgeführt werden. - Gemeldet werden starke Schloßen (Hagelstücke), wolkenbruchartiger Regen, ungeheure Flurschäden, auch solche durch die abfließenden Wassermengen, viele Blitzschläge mit 2 Scheunenbränden, 1 Mann und 1 Kuh vom Blitz erschlagen.  Zeitangaben leider mangelhaft.

2. Hagelfall vom 26. 4. 1930.  Gegend von Sagan über den Kreis Löwenberg hinweg bis Hirschberg im Riesengebirge (Abb. 7).
Auch hier ist der Zerfall gleich anfangs in mehrere, große Stücke unverkennbar; in jeder der einzelnen Benetzungsflächen tritt ein Hagelkern auf.  Immerhin ist der vom weitest geflogenen Teilstück zurückgelegte Weg noch lang genug, die Gesamtlänge der Einschlagsfläche beträgt immer noch 115 km.  Die gerade Richtung, die Streifen und die Lücken erweisen ganz deutlich, wie auch bei dem vorhergegangenen Bilde, daß die Hagelfälle nicht einem Wettersturz oder einer vordringenden Gewitterfront entstammen, sondern daß die den Luftraum durchfahrenden Schloßenschauer Gewitter und Sturm durch Mitreißen von kalter Luft in die warmen Schichten über dem Erdboden erst erzeugt haben.
An Schäden werden auch hierbei gemeldet: Schwere Hagelschloßen, die stellenweise noch bis zum nächsten Tage liegen blieben, Überschwemmungen, wobei 1 Mann ertrank, Ersäufungen, Verschlammungen, schwerste Flur- und Gartenschäden, Beschädigungen an einem Bahnkörper und Blitzschäden, wobei auch ein Gespann getroffen wurde.
Zeiten und Richtung erweisen das Fortschreiten des Wetters zu abendlicher Zeit, der Hörbigerschen Darstellung entsprechend, in einer Richtung, die mir aus dem Gegenkegel (s. Abb. 2 - Zeitraum Februar bis Mai) zu stammen scheint, und beträchtliche Fluggeschwindigkeit eines mächtigen Grobeiskörpers, der ziemlich tangential eingeschossen sein muß.

3. Der Hagelfall vom 27. 5. 1930 bei Petersdorf - Ludwigsmühle - Gläsersdorf in nächster Nähe von Primkenau zeigt dagegen ein anderes Gepräge: Auch hier handelt es sich um Schloßen von Haselnußgröße, die den Boden 2-3 cm hoch noch längere Zeit bedeckten, Vernichtung der Fluren (Roggen vernichtet, Felder, Obstgärten schlimm heimgesucht), Beschädigungen an der Hochspannungsleitung (Kabel zerrissen), Isolatoren zertrümmert, und Blitzschläge, die einen Transformatorbrand erzeugten und als kalter Schlag ein Haus trafen.  Die Ausdehnung ist gering, man möchte die Bezeichnung "punktförmig" oder "Platzhagel" gebrauchen.
Hier kann es sich nur um einen kleinen Eiskörper handeln, der ziemlich steil eingeschossen sein muß und bei flacherem Fallwinkel die Erdoberfläche nur als flüssiger Niederschlag erreicht haben würde.  Die kurze Dauer der Erscheinung, ¼ Stunde, wird in den Zeitungsberichten besonders erwähnt.  Es war ein "Schuß aus heiterem Himmel".

4. Das war zwar auch am 4 Juli 1929, einem besonders eindrucksvollen Hageltage der Fall, aber dieser Tag zeigt die seltsame Häufung von 4 ganz mächtigen Hagelstrichen, die sich untereinander sehr ähnlich sehen (Abb. 8).


Abb. 8. Hagelfälle vom 4. Juli 1929.  Die eingezeichneten Isobronten stellen sich als Kopfwellen des fliegenden Hagelgeschosses dar, dem Schauer entsprechend gerundet.


a) Strich I.  Schon im östlichen Erzgebirge beginnend über Radeberg - Bischofswerda - Sorau - Greisitz b. Sagan - Neusalz a. d. Oder - Aufhalt a. d. Oder.
Hagellücken scheinen in der Gegend von Dresden, von Bautzen bis zur Sorauer Gegend und in der Gegend von Freystadt aufgetreten zu sein; das deutet bei der sonst sehr schmalen Bahn auf einen gleich anfänglichen Zerfall des Grobeiskörpers in nur wenige Stücke, die sich bei flachem Einschußwinkel dem vorher gezeigten theoretischen Bilde gemäß fortbewegt haben müssen.  Im östlichen Erzgebirge beginnend, kommt der Hagelstrich über Radeberg - Bischofswerda (4,35) - Seifersdorf bei Sorau - Greisitz (Gewitter und Hagel 5,30) - Neusalz (Gewitter und Hagel 6,30) - Aufhalt (Gewitter, Hagel und Sturm 7,15) abends zu Ende.  Das sind 100 km in der Stunde (27 m sec.).  Hier muß ein großer Körper fast genau tangential eingeschossen, in den höchsten, dünnsten Luftschichten lange verweilt haben und nur allmählich zerfallen sein.
Die den Erdboden erreichenden Trümmer fielen in beträchtlicher Größe und sehr dicht, auch noch gewaltige Luftmassen mitreisend.  Berichtet wird von Schloßen in Walnuß- und Hühnereigröße, die bei Greisitz bis 25 cm hoch gehäuft lagen, wolkenbruchartigem Regen und orkanartigem Sturm; die Schäden sind dementsprechend.  Auf den Fluren kein Halm, an Bäumen kein Blatt mehr, nicht nur Tausende von Fensterscheiben zerschlagen (bei Gruschwitz in Neusalz allein über 3000!), sondern auch massenhaft Dachziegel zertrümmert und schwere Schäden an Telegraphen- und Hochspannungsleitungen angerichtet.  Blitzschläge sind mehrfach gemeldet und in Aufhalt a. d. Oder der Glockenturm durch Blitz und Sturm zum Einsturz gebracht; im nahen Walde Bäume entwurzelt.

b) Strich II.  In Württemberg bei Welzheim 13, 05 beginnend, über Ellwangen - Altdorf - Sulzbach - Weiden - Neustadt a. d. Waldnaab - über ganz Nordböhmen, anscheinend nur mit wenigen Lücken hinweg - über das Riesengebirge - Liegnitz - Steinau, bei Schmiegerode in der Nähe von Rawitsch 19,32 endend.  Lücken scheinen nur in der Gegend von Goldberg bis Liegnitz (dort nur Graupeln aber orkanartiger Sturm) aufgetreten zu sein.  Vom Anfange bis Tachau - Plan - Wies erhält sich scharf das schmale strichartige Gepräge.  Nur in Westbayern zeigt die Regenkarte des Landwirtschaftsrats Benzinger einige seitliche Splitter; gegen das Ende der Trefferfläche tritt eine gewisse Seiten- und besonders Längenstreuung auf, ein Zeichen, daß beim Eintritt in den Luftmantel ein oberes Teilstück infolge des "Pol oben" - Effekts eine sehr tangentiale Bahn in sehr dünnen Luftschichten eingeschlagen hat und erst sehr allmählich zerfallen ist.  Wir haben hier also das ballistische Bild eines Schrapnellschusses bei sehr flachem Einfallwinkel und sehr hoher Endgeschwindigkeit.
Wenn man die Gesamtlänge der ganzen Hagelstrecke - 640 km - durch die Gesamtzeit des Hagelfalles - 387 Minuten - teilt, so erhält man eine Fortschrittsgeschwindigkeit von rund 100 km in der Stunde.  Die Bayerische Wetterdienststelle errechnet für Bayern allein nur 80 km in der Stunde.  Somit ergab die Fluggeschwindigkeit des untersten, zuerst die Erde erreichenden Teilstücks mal cos des steileren Fallwinkels nur 80 km, diejenige des obersten, am flachsten fliegenden Teilstücks mal cos des zugehörigen, flachen Fallwinkels 100 km.  Die Zerteilung des Grobeiskörpers erfolgt schon sehr bald nach dem Einschuß und der eingangs erläuterte ballistische Einfluß des Luftmantels werden also durch diese Verschiedenheit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit innerhalb desselben Hagelstrichs aufs handgreiflichste nachgewiesen.  Es ist schwer, zu glauben, daß ein fortschreitender Gewitterwirbel eine gleiche Erscheinung hervorbringen sollte.
Wieder werden die entsprechenden Hagelerscheinungen gemeldet: Schloßen von Walnuß- bis Hühnereigröße, in der Gegend von Dinkelsbühl - Altdorf - Sulzbach bis Faustgröße, in Ellwangen 20 - 30 cm, bei Dinkelsbühl 20 cm hoch liegend und lange liegenbleibend, ungeheure Regenmassen dazu.  Eine Frau totgeschlagen, viele Leute verletzt, einige blutüberströmt, bewußtlos liegenbleibend.  50 Schafe tot, Tierärzte hatten alle Hände voll zu tun, Wild, Gänse, Enten, Tauben, Singvögel in Massen tot, Ernte an Früchten jeglicher Art völlig vernichtet, zahllose Dachziegel zerschlagen (in Schwabach allein über 100 000), Dächer abgehoben.  An Fern-, Licht- und Kraftleitungen sehr viele weit ausgedehnte Zerstörungen, Eisenbahnwagen auf Bahngleisen durch Sturm ins Rollen gebracht, im D-Zug Berlin-München 75 Fensterscheiben zertrümmert, 35 Reisende verletzt; starke Zugverspätungen infolge umgebrochener Gestänge und gestörter Leitungen, durch viele Blitzschläge Schäden: 1 Ehepaar und 2 Männer getötet, einer Frau bei Tachau durch ein einziges Hagelkorn das Schultergelenk ausgerenkt, Blitzschlag in einer Liegnitzer elektrischen Bahn, mehrere umgewehte Scheunen, viele starke Bäume an vielen Stellen entwurzelt, durch die gefallenen Wassermassen meterhohe Schuttmassen angeschwemmt.  Auffallend ist, daß auf dem Riesengebirge nur schwacher Hagel - Heufuderbaude nur Graupeln - bei wolkenbruchartigem Regenfall auftrat, bei Hirschberg und Krummhübel aber schwerer Hagel.  Das läßt auf "Lücken" zwischen einzelnen Trümmerstücken schließen; es wiederholt sich auch nach einer "Lücke" mit den Graupeln und furchtbaren Sturm- und Blitzschäden bei Liegnitz.  Die Zeitungen heben noch besonders hervor: Kaum nennenswerte Abkühlung, alsbaldige Aufheiterung nach den nur 7-15 Minuten dauernden Hagelschauern: Solcher Hagel soll einem Gewitterzuge entspringen?  Umgekehrt ist es!  Der Gewitterstrich ist nichts als eine Folgeerscheinung des Hagelfalles.

c) Strich III. beginnt 2.55 (14.55) schmal bei Riedlingen und setzt sich über Ulm längs der Donau fort; von Ingolstadt ab macht sich eine gewisse Seitenverschiebung und Verbreitung des Trefferbildes erkennbar, als folge dem Zerfall eines ersten, großen nun der Zerfall eines ähnlich großen, seitlich abirrenden Stückes, und in Böhmen gehen östlich des Böhmerwaldes die Hagelpunkte seitlich noch mehr auseinander.  Leider berichtet die Prager Wetterwarte wohl über das Vordringen einer Gewitter- und Regenzone, scheint aber die einzelnen Striche zeitlich und räumlich nicht auseinanderzuhalten, denn sie erwähnt das Auftreten von Hagel an vielen Stellen wohl ganz nebenbei, sieht in der ganzen Erscheinung aber nur einen Kaltluftvorstoß, betont, daß die Niederschläge keine Überschreitung normaler Ergiebigkeit darstellen und gibt mit besonderem Nachdruck an, daß die verursachten Schäden auf den Sturm zurückzuführen sind. -  Ich verdanke die Angaben der Hagelorte Herrn Professor Hiersche und Herrn Oberingenieur Köhler, der auch aus damaligen Zeitungen mit großer Sorgfalt Nachrichten über die angerichteten Schäden zusammengesucht hat, und desgleichen Professor Morres und Löffler, der von den Gemeinden und Bezirken Mestsky, Tachau, Prachatitz, Braunau und Leitmeritz zum Teil sehr wertvolle Angaben erhalten hat.  Immerhin läßt sich der Hagelzug nach einer Lücke beiderseits der Moldau über Beneschau - Czaslau - Pardubitz - Meziritz - Neustadt bis in die Grafschaft Glatz verfolgen, wo er, auch bei seitlicher Streuung, um 10.40 (22.40) bei Camenz a. d. Neiße geendet hat. - Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit ist rund 100 km in der Stunde (28 m sec.). - Die Verteilung der einzelnen Hagelschläge gleicht bei diesem Striche ganz besonders derjenigen der Kugeln des Schrapnellschusses bei flachem Einfallwinkel und hoher Fluggeschwindigkeit, und das Bild wäre noch deutlicher, wenn meine böhmischen Angaben ebenso vollständig wie meine bayrischen und schlesischen wären.

Beachtenswert sind die von der Münchner Wetterwarte angegebenen Isobronten, welche mit auf Abb. 8 eingetragen sind; sie stellen die Kopfwelle des fliegenden Geschosses dar, nur, daß sie sich nicht um das kleine Vollgeschoß, sondern um die Wolke der Sprengtrümmer herumlegen und auch nicht unmittelbare Erzeugnisse der fliegenden Trümmer selbst, sondern der mitgerissenen, kondensierenden und gewitternden Luftmassen sind.  Das ist experimentell sehr hübsch darzustellen.  Man richte einmal einen starken Wasserstrahl schräg von oben auf eine dick verstaubte Chaussee, so sieht man um dessen Einschlag herum den Staub in Wolken aufwirbeln.  Ein raschfahrender Kraftwagen zeigt dasselbe Bild.  Aus vielen Beobachtungsangaben der Berliner Wetterwarte habe ich übrigens auch das gleiche Sturmbild herausschälen können, das ich in Abb. 5 b zugleich mit dem Bild der Kondensationswolke und der Isobronten dem Leser vorführe. -

So wirbelt eben der fortschreitende Hagelzug die Gewitterwolken kopfwellenartig auf; er braucht die Luft auch gar nicht erst auf dem Erdboden aufzustauchen, sondern staucht von obenher kalte Luft in untere, wärmere Schichten hinein.
In Gestalt der auf Abbildung 5 b unten links gegebenen Aufsicht sähe ein hochfliegender Ballon oder Flieger den einschlagenden Hagelzug; nur wäre ihm zu wünschen, daß er nicht in die Schußbahn selbst geriete, denn dort würde er Hagelstücke von sehr unerwünschter Größe und Durchschlagskraft zu fühlen bekommen.  Das Bild von Ensisheim 1492 (Abb. 9) zeigt die gleiche Erscheinung, für einen Meteoriten, besonders den "Nachlauf". -


Abb. 9. Flugblatt aus dem Jahre 1492 zu einem Gedicht von Sebastian Brant. (Aus Königs Literaturgeschichte 1882  S. 187.)  Auffallend ist die "Schußrichtung".  Man sieht den Schwarzwald mit der Burg Staufen über Ensisheim hinweg.  Der Donnerstein kam also aus südlicher, südöstlicher oder südwestlicher Richtung.  Von der Ekliptik weicht der Meteorit somit ganz beträchtlich ab.  Entfernung Ensisheim - Battenheim 5,5 km, Battenheim liegt südöstlich von Ensisheim.  Man sieht auch hier, daß der "Donnerstein" kalte, obere, elektrisch positiv geladene Luft in niedere, dampfreiche, warme elektrisch negativ geladene Luftschichten mitgerissen hat, die er nun unter Blitz und Donner durchstößt.  Bei Hagel ist es das Gleiche, nur daß der Hagelblock zum Schauer zerfällt und dabei noch mehr Luft mitreißt.



Abb. 10. Von F. T. Prosser aufgenommene und in Nr. 800 des "Meteorological Magazine" veröffentlichte Wolkenform.  Hier ist die "Kopfwelle" ganz ausgezeichnet erkennbar.  Die Bilder von 18.10 und 18.15 zeigen auch den Nachlauf.  Typisches Bild eines Einschusses; man könnte auch auf einen kleinen, verpuffenden Meteoriten schließen.


Das Wolkenbild eines kleinen Einschusses zeigt die Z. Wel  vom Februar 1933  S. 59 (Abb. 10).  Ich vermute hierin eine "Verpuffung eines kleinen, steil eingeschossenen Körpers an der Stratosphärengrenze.  Daraus ergibt sich, daß die in Berichten über Hagelfälle manchmal auftretende Behauptung, ein Wirbelsturm sei dem Hagel vorausgegangen, durchaus nicht zutrifft.  Der Hagelsturm ist ein kurzer, mächtiger Windstoß, dessen niederstürzende Luftmassen nach allen Seiten strahlenartig auseinanderfahren, er bringt Hochdruck, gefolgt vom Regen des Nachlaufs, wie das namentlich die Tachauer Berichte mit größter Deutlichkeit ergaben.  Er reicht nicht weit über die Hagelbahn hinaus.  Der Wirbelsturm ist ein Ansaugen rasch aufsteigender Luft, deren Strähnen im Aufstiegsschlote heftig kreisen, um sich oben auszubreiten, er bringt Tiefdruck im Schlote, der nach Vorüberziehen des Wirbels sich ausgleicht.
Die Hageldauer scheint überall nur wenige Minuten betragen zu haben, die Sturmverwüstungen überwiegen.  In Pardubitz sind 2 Kirchtürme eingestürzt, was 5 Leuten das Leben gekostet hat, in Tabor Ausstellungspavillons weggeweht und ein Boot gekentert (7 Tote), in Aiterhofen ein Ziegelofen abgedeckt und eingestürzt.

d) Strich IV, zeitlich etwa 25 Minuten später, räumlich etwas früher als Strich III, am Bodensee beginnend, zieht sich fast gleichlaufend mit III über Ravensburg-Waldsee in Württemberg nach Südbayern und Südböhmen und bis bis Oderberg zu verfolgen.  Die Stuttgarter Wetterdienststelle kennzeichnet ihn als schweren Hagelzug von 20 km Breite und 100 - 110 km Stundengeschwindigkeit.  Seine Gestaltung in Bayern habe ich nur durch den Artikel des Landwirtschaftsrates I. Kl. Benzinger erfahren, der auch von Hagelfällen bei Deisenhofen und Aibling berichtet und Schloßen - und was für welche! - daraus abbildet (Abb. 11).


Abb. 11a. Hagel-Schloßen, gefallen in Deisenhofen bei München am 4.7. 1929.  Zigarette und Taschenuhr zum Vergleich, Schloßen bis 270 gr schwer.
Abb. 11b. Hagel-Schloßen gefallen bei Aibling, Oberbayern, am 4. 7. 1929 um 3 Uhr, bis 250 gr schwer, X Hühnerei zum Vergleich.



Die Münchener Wetterkarte und der zugehörige Bericht lassen von diesem Vorgange fast gar nichts erkennen, und als auffallend wird nur hervor- gehoben, daß im Chiemsee- und Salzachgebiet kein oder nur geringer Niederschlag fiel.


Abb. 12. Hagelfälle vom 4. 7. 1929 in Bayern.  Benetzungsfläche nach Benzinger.


Betrachten wir nun das Bild der Benzingerschen Benetzungsflächen (Abb. 12).  Es läßt aus seiner seltsamen Auszackung deutlich erkennen, daß diese durch viele "Tropfen" eines erzeugenden "Strahles" entstanden sein muß, wobei nur einige Schloßenschauer noch in fester Form bis auf den Boden gelangten, die niederstürzende Wassermasse aber nichtsdestoweniger den Sturm erzeugte.  Den gleichen Eindruck erhält man aus Südböhmen mit der Betonung der nicht übermäßigen Niederschläge und des gewaltigen Sturmes, wird aber durch die faustgroßen Hagelschloßen und die 43 m sec. Windgeschwindigkeit bei Prossnitz deutlichst auf die eigentliche, erzeugende Ursache des ganzen Vorganges hingestoßen.  Es bleibt leider ungewiß, ob die Hagellücken in dem hier gezeigten Bilde wirkliche Lücken waren, oder ob nur das vorliegende Berichtsmaterial Lücken hat.


Folgerungen aus der Vorführung dieser einzelnen Hagelbilder.

a) Kosmische Geschwindigkeiten.

1. Zunächst drängt sich die große Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Hagelfälle auf.  Sie ist eine Endgeschwindigkeit zerfallener, schon gebremster Grobeiskörper.  Berücksichtigt man, daß sie, auf der Erdoberfläche abgegriffen, durch den cos der geographischen Breite verringert auftritt, so ergibt sich für den letzten Teil des absteigenden Astes eine noch größere Geschwindigkeit, und auch diese stellt sich nur als Überschuß der Fluggeschwindigkeit des Grobeiskörpers über die Geschwindigkeit des vom Hagel getroffenen Oberflächenstücks bei seiner täglichen Erdumdrehung dar.  Um ihn recht genau zu messen, müßte man die Umlaufgeschwindigkeit eines Punktes am Äquator mit dem cos der geographischen Breite vervielfältigen und durch den cos des Einschußazimuts - bei Strich II vom 4.7.1929 durch 25° - teilen und dazu noch den cos des geschätzten Einfallwinkels einsetzen.
Jedenfalls kommt man auf höchst beträchtliche, kosmische Geschwindigkeiten der Grobeiskörper.

2. Der Anblick der 4 Hagelstriche des 4.7.1929 verlockt ferner dazu, zu vermuten, daß die einzelnen Striche einem einzigen, größeren Körper ihren Ursprung verdanken könnten; auf der Karte sehen sie wie eine Schrapnellage einer wohl eingeschossenen Flachbahnbatterie aus.  Nun hat aber ein Punkt auf dem Äquator schon 1669,583 km stündliche Umdrehungsgeschwindigkeit (in 50° nördl. Breite immer noch 1073,2), die Erde selbst 30 km in der Sekunde Umlaufsgeschwindigkeit (stündlich 108 000 km) und die Sonne rund 20 km in der Sekunde Eigengeschwindigkeit (stündlich 72 000 km).  Bedenkt man dagegen, daß die Hagelstriche zeitlich bis zu einer Stunde auseinanderliegen, so wird es doch recht schwer zu glauben, daß man hier 4 Trümmer eines einzigen Körpers vor sicht hat, und man zieht sich lieber auf die Hörbigersche Darlegung zurück, daß diese Einschüsse dem Strome der der Sonne zustrebenden, großen, ungestörten Eiskörper entstammen, der im Juli von der sich der Trichterwandung nähernden Erde durchfahren wird (die Eiskörper streben in Form eines Trichters zur Sonne, siehe Abb. 1 und 2), und ihre Häufung dem Zufall zuzuschreiben ist, während die gleichen Azimute der Einschüsse um so sicherer den ungestörten Zustrom verraten.  Daß aber solche auffallend starken, fast genau gleich gerichteten, zeitlich gestaffelten Hagelstriche die Folge des Vorschreitens einer Gewitterfront eines Witterungsumschlages eines überaus heißen Tages sein sollen, fällt schwer zu glauben, namentlich nach den Zeitungsangaben, daß nach Aufhören der nur 5 - 15 Minuten dauernden Hagelfälle alsbald wieder Aufheiterung eintrat.

b) Häufigkeit der Fälle.  Die gezeigten Beispiele sind lediglich nach dem Aufsehen gewählt worden, das sie seiner Zeit erregten und das sich in Zeitungsnachrichten ausdrückte.  Sie bestätigen zunächst die Hörbigersche Darlegung, daß Hagel vorwiegend in den Nachmittagsstunden auftritt.  Ich beziehe mich auf die Kämtzsche Tabelle, Voigt "Eis - einen Weltenbaustoff" 1928  S. 22, zu der die Zeitangaben durchweg recht gut passen, namentlich, wenn man die Zeiten des Auftretens der ersten Hagelkörner berücksichtigt.
Ich gebe nun noch ein Bild der Sternschnuppenkurve im Vergleich zu den Schadenanmeldungen (Abb. 13).  Für die Häufigkeit der Fälle besagen sie wenig.  Hierfür muß ich mich auf die Voigtschen Darstellungen der Kurven der mit den Sternschnuppenfällen zusammenhängenden Stürme und besonders die Kurve der Sternschnuppenfälle selbst beziehen - auf der im Bilde vorgeführten Tabelle in punktierter Linie.


Abb. 13.  Angaben einer Preußischen Hagelversicherungs-Gesellschaft, im Vergleich zu den Sternschnuppenfällen.


Ich habe versucht, einen Vergleich dazu mit den in unseren Breiten auftretenden Hagelfällen anzustellen und mich der Angaben der Häufigkeit der Hagelschäden-Anmeldungen zu bedienen, die eine hauptsächlich in Preußen wirkende Hagelversicherung zu machen so gütig war.  Tabelle und Kurve erheben keinen Anspruch auf völlige Genauigkeit und Unabänderlichkeit.  Dazu ist schon die Jahresreihe zu kurz und das betreffende Gebiet zu klein.  Hier hätte ein Forscher wohl noch ein großes Feld vor sich und würde aus einer langen Beobachtungsreihe sicher die 11,8 jährige Jupiterperiode und die Brücknersche Periode u. a. m. herausfinden können.  Immerhin paßt sich die Kurve dem Sonnenlaufe und dem Bilde des Schnittes der Erdbahn mit dem Trichter und Gegentrichter des Eiszustromes durchaus an.  Die Schadenkurve hat im Sommer ihre höchste Erhebung; in den Zeiten der Tag- und Nachtgleiche sinkt sie auf Null - das sind zugleich die Zeiten der Durchfahrung der leeren oder eisarmen Innenräume der Trichter - und müßte im Winter auf der Südhalbkugel in ähnlicher Form erscheinen. - Hierzu ist eine Unzulänglichkeit der Tabelle zu berücksichtigen: die Kämtzsche Tagestabelle weist Hagelfälle auch im Herbst und Winter nach.  Das tut die Schadentabelle nicht, weil in den entsprechenden Monaten die Felder vorwiegend leer sind und Schäden daher wohl nur ganz selten zur Anmeldung kommen. 
Dagegen gibt die Verschiebung der höchsten Erhebung der Schadenkurve sehr zu denken.  In den einzelnen Jahren wechselt sie nach Häufigkeit überhaupt und größter Häufigkeit in den Monaten; die Gesamtsumme zeigt aber die höchste Erhebung im Juni.  Diese Verschiebung ist nur so zu erklären, daß nicht die Häufigkeit der Hagelfälle an sich die Zahl der Schadenanmeldungen allein bedingt, sondern die größere oder geringere Ausdehnung und Grobheit der Hagelfälle.

Es wird sehr selten sein, daß ein verhältnismäßig kleiner Körper, wie der Primkenauer vom 27.5.1930 so steil einschießt, daß er seine noch haselnußgroßen Schloßen bis auf den festen Erdboden durchbringen kann.  Gerade kleinere, der Regel nach tangential einschießende Eiskörper müssen schon in hohen, dünnen Luftschichten so starken Widerstand erfahren, daß ihre in innere Erwärmung umgesetzte Energie sie sehr früh zur Auflösung bringen muß.  Die Mehrzahl der Eiseinschüsse wird rasch in Teile zerspalten, deren Trümmer fortschreitend immer weiter zerfallen und von Erreichung der Stratosphäre an bei dem immer wachsenden Widerstande der nach unten an Dichtigkeit zunehmenden Luft sich immer mehr zerkleinern und in den wärmeren Luftschichten auch von außen her abgeschmolzen werden.  Dafür spricht die größere Häufigkeit der Hagelfälle in Gebirgsgegenden.  Was in größeren Höhen den festen Erdboden noch als Hagelkorn erreicht, kommt im Tieflande schon als Regen an, bestenfalls als Graupelkorn.
So können wir also Gott danken, daß nur die mächtigsten Grobeiskörper die Wucht in sich tragen, den schützenden Luftmantel so zu durchbrechen, daß sie ihre Trümmer noch als große Hagelkörner bis auf den festen Erdboden durchbringen.  Das sind die ganz starken Juni- und die etwas schwächeren, ungestörten Juli-Grobeiskörper, wie auch die Schadentabelle zeigt.

Hörbiger spricht ihnen schon in seinen Ausführungen den kleineren gegenüber den Vorteil auch für den außerirdischen Ätherraum zu; das gleiche Gesetz gilt erst recht für den irdischen Luftmantel, das ballistische Beispiel soll es beweisen: Das S-Geschoß, 11 gr, mit rund 1000 m Mündungsgeschwindigkeit verschossen, erreicht eine Gesamtschußweite von 4000 m.  Das Geschoß 88, 16 gr, mit rund 700 m Mündungsgeschwindigkeit, reicht ebensoweit.  Die Feldgranate, mit ähnlicher Geschwindigkeit wie Geschoß 88, fliegt schon bis 7500 m, die schweren Marinegeschosse 20-30 km und mehr, bis gegen 50 km.
Wir sehen, daß der mächtigere Körper in der Luft weit längere Wege zurücklegen kann, ehe er seine Energie in innere Wärme umsetzen muß, als der kleinere.  Die mächtigsten aber treffen, wie das Hörbigersche Trichterbild ergibt, die Erde im Juni und Juli, und das zeigen uns schon diese kurze, auf Vollständigkeit noch wenig Anspruch machende Hagelschadentabelle und Kurve ganz deutlich an.
Ich greife noch einmal auf ballistische Erfahrungen zurück.  Der "Lange Wilhelm", ein 21 cm Langrohr von 200 Kalibern Länge, der mit mächtiger Ladung als Steilfeuergeschütz seine Granaten mit 1500 m Mündungsgeschwindigkeit 125 km weit trieb - φ = 57° 30' - durchschoß die dichten, stark bremsenden Luftschichten steil, auf möglichst kürzester Linie, damit die Granate eine schöne, fast parabolische Bahn in den dünnen Luftschichten - Scheitel bei + 50 km - durchfahren konnte.  Fiel sie vom Scheitel ab, so machte das für den absteigenden Ast in der Höhe zunächst so gut wie gar nichts aus, und die Stratosphäre konnte an dem schweren, spitzen, achsenbeständigen, festen Geschoß keine merkliche, für seinen Bestand oder für die Sprengladung durch innere Erwärmung gefährliche Änderung bewirken.
In ähnlicher Weise kommt ein leichter Grobeiskörper in oberen Luftschichten schon früher zur Zerteilung als ein großer.  Ein großer hat aber noch den Vorteil, daß zum mindesten seine oberen Teilstücke in hohen, dünnen Schichten längere Wege zurücklegen können und auch dann noch langsamer in mehr Stücke zerfallen, so daß deren Weg im Ende des absteigenden Astes sich noch vermindert.
Aber der Fall durch das letzte Ende, die dichteren Luftschichten, den die Eistrümmer bei immer zunehmender Bremsung mit immer wachsender Widerstandsfläche bei immer stärker wirkender Außenwärme zurücklegen müssen, wirkt im Gegensatz zu dem metallenen Geschoß auf das Eis so auflösend und zersprengend, daß eben nur die mächtigsten Körper, die ihre Trümmer oben schon von vornherein "möglichst weit gebracht haben", ihre Schloßen bis auf den Boden der Tiefebene hindurchbringen.  Sie erzeugen daher auch die längsten schwerstgetroffenen Einschlagsflächen und reißen auch am meisten kalte, obere Luft mit in die unteren, wärmeren Schichten, so daß sie außer dem mechanischen Sturmstoß und der eigenen Wassermasse auch noch durch Kondensation und elektrische Aufladung Wolkenbrüche und Gewitter mit sich reißen.

Tropenregen müssen auf solche Weise ganz natürlich entstehen, und diese und die zugehörigen Tropengewitter sind mir aus eigener Anschauung bekannt.  Eigene Kenntnis von tropischen Hagelfällen habe ich nicht, bekannt geworden sind mir nur Hörbigersche und Voigtsche Angaben über Hagel in Indien und Angaben von Bekannten über Hagelfälle in der Pampas, bei Porto Alegre und kürzlich bei Bogota in Kolumbien.  Trifft es zu, daß sie in den Tropen weniger häufig sind als bei uns - was ich aber nicht sicher weiß -, so kann ich mir die Erscheinung nur dadurch erklären, daß der Luftmantel der Erde die Sphäroidgestalt noch stärker zeigt als der fest Erdkörper.  Die Eiskörper haben also über den Tropen einen längeren Weg im Luftmantel zurückzulegen als in unseren Breiten, so daß nur die allermächtigsten Schloßen bis unten hindurchdringen können.  Um so länger ziehen sich die Teil- und Trümmerstücke in den oberen, dünnsten Luftschichten auseinander, und der Fall der aufgelösten Splitter in Regenform zieht die Erscheinung auch noch zeitlich sehr auseinander.  Das Mitreißen kalter Luft, die Kondensation und elektrische Aufladung bleiben auch so noch bestehen und erzeugen verstärkte Regengüsse und Gewitter.  Auch diese Erscheinung gleicht insofern der bei uns bekannten, als sie endet, sobald die Ursache, der eigentliche Hagelfall, aufhört.  Auch in den Tropen strahlt nach dem täglichen Nachmittagsgewitter die Sonne von einem rasch wieder wolkenlos werdenden Himmel.

c) Wenn Hagelfälle wirklich einem Wettersturz und dessen Gewitterfront ihre Entstehung verdankten, so müßte das an und nach einem Tage wie dem 4. Juli 1929 ersichtlich werden.


Abb. 14a und 14b.


Ich zeige daher die Wetterkarte des 4. 7. 1929 (Abb. 14 a, b).  Die Wetterkarte vom 5. Juli 1929 zeigt fast das gleiche Bild wie tags vorher!  Das Tief vom 4. 7. über den britischen Inseln ist geblieben, der Ausläufer des Azorenhochs über Spanien auch.  Die Rinne niederen Drucks, die am 4. 7. über Frankreich lief, ist am 5. 7. ausgefüllt, und über Südfrankreich und die oberen Donauländer erstreckt sich nun eine Zunge von ganzen 5 Millimetern höherem Druck mit ganz uneinheitlich gerichteten, ebenso schwachen Winden wie am Vortage.  Diese Zunge höheren Druckes ist dadurch entstanden, daß die geschilderten Hageleinschüsse wie ein Wasserstrahlgebläse Luft mit sich hinabgerissen und so in der von ihnen betroffenen Gegend höheren Druck erzeugt haben. 
Somit folgere ich als Physiker und Ballistiker: nicht Wettersturz und Gewitter erzeugen den Hagel, sondern der Grobeiseinschuß zerfällt durch Bremsung und innere Erwärmung auf dem langen Luftwege in Hagel und der Hagel, Luft mit niederreißend, erzeugt Sturm, Regen und Gewitter, die aufhören, sobald der Hagel die feste Erde erreicht hat.

Errechnet habe ich folgende Angaben:
Zum Schmelzen von 1 kg weltraumkalten Eises sind 273 + 79 = 352 Kalorien nötig.  Diesen entsprechen 33789,6 Meterkilogramm.  Die Energie des 1 kg schweren Eiskörpers sei P. v² ÷ 2. g = 33789,6 mkg.  Dazu gehört v = 813 m. sec.
Das ist noch keine kosmische Geschwindigkeit.  Wir bedürfen ja auch nur des Geschwindigkeitsunterschiedes.  Ein 1 kg schwerer Eiskörper wird wohl kaum noch in Schloßenform den 300 km hohen Luftmantel der Erde schräg durchdringen. -
Nehmen wir einen großen Eiskörper vor, z. B. die Masse des am 4. 7. 1929 auf Strich IV gefallenen Eiskörpers.  Die Württembergische Wetterwarte gibt 20 km Breite der Hagelbahn an.  Länge: vom Bodensee bis Oderberg, rund 700 km, Niederschlagsfläche: 14 000 qkm, Niederschlagshöhe 3 cm. - Ab für Zusatzmenge durch Kondensation 1 cm, bleiben 2 cm Eisschicht.  Das sind 280 000 000 000 kg oder 280 000 000 Kubikmeter oder 0,280 Kubikkilometer, sie ergeben eine Kugel von 812 m Durchmesser.
Tangential eingeschossen, kann sie einen sehr viel längeren Weg als ein Stück von 1 Liter Inhalt zurücklegen - denken wir daran, daß sie bei 300 km Höhe in allerdünnste Luft einschießt.  (Der lange Wilhelm kam nur bis 50 km hoch).  Nehmen wir zu diesem Fluge das Zehnfache der erzeugten Streuungslänge des Einschlages Bodensee - Oderberg, also 7000 km, so läge der Einschußpunkt, auf dem Globus abgegriffen, über Manaos am Amazonenstrom, nahe dem Zusammenfluß mit dem Rio Negro und dem Madeira (Abb. 15).


Abb. 15. Darstellung des Zerfalls eines großen, tangential einschießenden Grobeiskörpers in der irdischen Lufthülle.  Lufthülle und Erddurchmesser ungefähr maßstabsgerecht zu einander.  Großkörper IV vom 4. 7. 1929 hat schätzungsweise einen Erdquadranten im Luftmantel durchlaufen und dabei seine Energie durch Überwindung des Luftwiderstandes so weit aufgezehrt, daß er in Stücke von Faustgröße und kleiner zerfallen oder schon ganz zerschmolzen ist.  Dafür hat er eine große Luftmenge in höchst stürmische Bewegung gesetzt und Kondensation sowie Gewitter erzeugt, auch Induktionswirkungen in Kraft-, Licht-, Fern- und Funkapparatur hervorgerufen.


Den 80° langen Bogen des größten Kreises könnte der Körper, wenn man ihm die relative Geschwindigkeit von 813 m zubilligt, in 144 Minuten = 2 Stunden 24 Minuten zurückgelegt haben - rechnen wir den eintretenden Geschwindigkeitsverlust roh hierzu, in rund 3 Stunden.  Dann ist er zur Mittagsstunde eingeschossen, vielleicht hat er schon den Morgenwallkamm angekratzt.  Daß der Geschwindigkeitsverlust erst ganz am Ende der Flugbahn hoch anwächst, erkennt man u. a. daran, daß am Bodensee und in Württemberg noch zusammenhängender, schwerer Hagel gefallen ist.  In Bayern und Böhmen haben, mit Ausnahme von Aibling - Deisenhofen, der Krummau - Gemünder Gegend und Proßnitz, Regen und Sturm vorgeherrscht.  Dort sind also die Stücke der oberen Sprengteile schon nach Geschwindigkeitsverlust in Regen zerschmolzen und haben die Geschwindigkeit an die Luft übertragen, die, mit dem Regen jäh niederrauschend, die Sturmschäden hervorgerufen hat, nebenher die elektrischen Erscheinungen erzeugend.

Betrachten wir nochmals Abb. 15, dann hat die Breitenstreuung von 20 km schon gar nichts Auffallendes; erklärlich sind auch die anscheinenden Lücken zwischen Haupteinschlägen, und die ganze Flugstrecke ist wohl lang genug, um die Einschußgeschwindigkeit so weit aufzuzehren, wie sie sich noch als Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Einschlages auf dem Erdboden ergibt.
Greifen wir die Stelle der größten beobachteten Windgeschwindigkeit, bei Prossnitz 153 Stundenkilometer, heraus = 2,5 km minütlich = 43 m in der Sekunde, dann sind von 813 m Einschußgeschwindigkeit schätzungsweise 770 m schon verloren, dafür hat das Eis an inneren Kalorien reichlich gewonnen, und die bis Hühner- oder Taubeneigröße zerkleinerten Hagelstücke haben schon die Mehrzahl der zum Schmelzen erforderlichen 79 Kalorien in sich.

Was ist Erstaunliches an der der Luft mitgeteilten Geschwindigkeit, deren absteigende, kondensierend und elektrisch aufladende Richtung Wolkenbruch und Gewitter als Nebenerscheinung erzeugt?
Eine Wirkung, wie früher beschrieben, sollte von nur 5 mm Druckanstieg ausgegangen sein?
Die Schlußfolgerung bleibt: nicht vordringende Kaltluftmassen haben Sturm und Hagel erzeugt, sondern Grobeiseinschüsse sind in Hagel zerfallen, und dieser hat Kaltluftmassen mit sich niedergerissen, Sturm und Gewitter erzeugt.

Generalmajor a. D. Haenichen

(Quelle: Monatszeitschrift "Zeitschrift für Welteislehre", Heft 6, S.161-186, Jahrg. 1933, Verlag Luken & Luken-Berlin)



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Die Auswirkungen eines Grobeiseinschusses auf der Erde

Die Wirkungen eines Eiskörpereinschusses in die Atmosphäre der Erde sind recht mannigfacher Art.  Allen derartigen Angliederungen gemeinsam ist die starke Aufwirbelung der durchflogenen Luftmasse.  Die Länge des Weges, den eine eingefangene Sternschnuppe (Grobeisbolide) in der Atmosphäre zurücklegt, ist dabei oft sehr groß.  Denn die weitaus meisten derartigen Körper fallen ja nicht senkrecht ein, sondern seitlich.  Am häufigsten werden die von der Erde aus ihrer Bahn gelenkten Eislinge an ihr vorbeifliegen und zu einer weitausholenden Ellipse gezwungen werden.  Die Erde ist doch im Weltraum ein so winziger Punkt, daß nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung die Zahl der direkten Treffer ganz verschwindend gering ist.
Daher kommen die eingefangenen Eiskörper fast stets ziemlich parallel der Erdoberfläche angebraust, so daß ihre Wirkung auf weite Strecken fühlbar ist.  Diese Wirkung besteht nun zunächst mal darin, daß die entgegenstehende Luft vorhergeschoben wird.  Hauptsächlich in den tieferen Luftschichten, die größere Dichte besitzen, entsteht selbstverständlich nicht unerhebliche Reibung und damit Erwärmung.  Diese beträgt natürlich nicht mehrere hundert Grad, wie sie für die Rotglut nötig sind, sondern für den weltraumkalten Eisling genügt zunächst eine geringe Erwärmung seiner äußeren Schichten.  Das erzeugt Spannungen, die den Eiskörper schalenweise zur Auflösung bringen.  Die Zerkörnerung geht während des ganzen Weges weiter.  Dabei wird die Oberfläche ungeheuer vervielfacht, was wiederum die Folge hat, daß die vorweg geschobenene Luftmasse immer größer wird.
In den oberen Wasserstoffschichten der Erdatmosphäre dürfte das Muttereis wohl erst nur leichten Eisdampf abstreifen, wie man ihn bei manchen geschweiften Sternschnuppen beobachten kann.  Der eigentliche Zerfall der Muttereiskugel beginnt wahrscheinlich erst beim Erreichen der tieferen und dichteren Luftschichten unter 100 oder 80 km Höhe.  Im Augenblick des Zerberstens dürfte also noch der größte Teil der ursprünglichen kosmischen Geschwindigkeit vorhanden sein, um den Orkan einzuleiten.


(Bildquelle- und text aus dem Buch "Der Rhythmus des kosmischen Lebens" von Hanns Fischer, 1925)
Formelhafte Darstellung des Einschusses eines kosmischen Eislings in die Gashülle der Erde. 


Dieses Zerbersten des spröden, weltraumkalten Muttereises ist wegen der Schalleitungsfähigkeit der dichteren Luftschichten wohl auch hörbar.  Kämtz vergleicht das Geräusch, das man vor dem Fall von großen Hagelkörnern hört, mit dem, das man durch das Schütteln eines großen Bundes von Schlüsseln hervorbringt: Man hört einfach das rauschende Knattern der sich vom Muttereiskörper ringsum losschälenden und zu Körnern zerberstenden Eiskugelschichten, vielleicht auch vermischt mit dem Geknister überspringender elektrischer Funken.  Letztere können in der dichten Hagelwolke unsichtbar bleiben und erst in ihrer energetischen Anhäufung als Blitz und Donner in die Erscheinung treten.
Maxwell Hall sagt von Jamaika: "Obgleich der Hagel selten den Erdboden erreicht (weil er in der warmen Luft vorher schmilzt, der Verfasser), hört man ihn doch in der Luft.  Das Geräusch ist ähnlich dem eines Eisenbahnzuges in einer Entfernung von etwa 1½ km."

Wie stark die Zerkleinerung der Eismasse wird, hängt von ihrer Größe ab, sowie von der Länge ihres Weges in der Atmosphäre und nicht zuletzt von der Temperatur und Feuchtigkeit der durcheilten Luftmassen.  Die Erscheinungsformen solcher Einschüsse sind also mannigfach, vom Großhagelwetter mit größten Schloßen und elektrischen Entladungen nebst Wirbelwinden bis zum kleinen Windstoß.
Sehr trockene und warme Luft kann außerordentlich viel Wasserdampf aufnehmen.  So kommt es, daß an heißen Sommertagen die bekannten Schönwetterwolken, Cumuli genannt, gar nicht recht zur Ausbildung kommen wollen.  Denn auch sie entstehen aus Eiseinschüssen in die Atmosphäre.  Ihre massige Form zeigt deutlich die mit Gewalt emporgedrängte Luftmasse, wozu der aufsteigende Luftstrom gar nicht in der Lage ist.
Viel deutlicher als bei diesen harmlosen Schönwetterwolken sieht man bei Hagel- und Gewitterwolken die unbändige Gewalt des dahersausenden Eiskörpers.  Die schnurgerade Bahn dieser Gebilde ist der beste Beweis für die außerirdische Herkunft des Menschen und Tiere vernichtenden Unwetters.

Die ungeheure Reibung der Eismassen erzeugt nun nicht nur Wärme, sondern auch Elektrizität, wie schon angedeutet wurde.  Hier ist also eine verblüffend einfache Quelle der Gewitterelektrizität.  Die Ladung der Eis- bzw. Wasserteilchen ist dabei positiv.  Nach allgemeiner Erfahrung lädt sich bei Reibung, oder besser gesagt Berührung, die Masse mit der höheren Dielektrizitätskonstante positiv (Cöhnsches Ladungsgesetz).  Da Wasser die Dielektrizitätskonstante 80 verglichen mit Luft gleich 1 besitzt, muß es sich bei derartigen Berührungen stets positiv aufladen.  Diese Ladungsart hat man ja auch als Ladung der Niederschläge gefunden.  Gleich hier sei aber gesagt, daß auch noch eine zweite Quelle für die Niederschlags- bzw. Gewitter- elektrizität besteht, nämlich das kosmische Feines (s. hierzu die Aufsätze: "Wirkungen des Feineises auf die Erde" u. "Über Luftelektrizität").
Da die Oberfläche der Erde, aus noch zu erklärender Ursache negativ geladen ist, können sich bei dem schönen Isolationsmittel Luft ungeheure Spannungen zwischen Wolke und Erde entwickeln, die sich schließlich in ungeheuren Funken, den Blitzen, ausgleichen.

Verheerender noch als Hagelsturz und Wolkenbruch sind oft genug die mit solchen Wettern einhergehenden Wirbelwinde.  Hinter dem in eine Wolke kleiner Stücke aufgelösten Eisling muß ein Raum mit Unterdruck entstehen, in den die Luft mit großer Geschwindigkeit einströmt.  Dabei entstehen natürlich Wirbel, wie man sie sehr schön an den Auspuffgasen eines fahrenden Autos sehen kann.  Solche Gebilde können lange selbständig weiterleben, auch wenn die erzeugende Eiskörnerwolke längst verzehrt, in Wasserdampf aufgelöst ist.
Dann sieht man in der gefährlich daherjagenden schwarzen Wolke oft genug eine Wirbelbewegung.  Aus dieser entsteht der sich langsam zur Erde herabsenkende gefürchtete Schlauch der Windhose.  Wo, wie in Nordamerika hauptsächlich, große Temperaturgegensätze vorhanden sind, fördern diese die Wirbelbewegung ganz außerordentlich.  Daher werden uns aus diesen Gegenden so besonders viele Wirbelsturmkatastrophen, Tornados, gemeldet.
Die ungeheuren Gewalten, die bei einem Orkan zutage treten, sind das beste Zeugnis für seine außerirdische Ursache.  Denn nie und nimmer können Temperaturgegensätze derartiges leisten, abgesehen davon, daß sich solche Gegensätze nur unter ganz bestimmten, selten erfüllten Bedingungen halten oder gar steigern können.  So will man auch die allbekannten Tiefdruckgebiete den Temperaturgegensätzen zuschreiben.  Wohl sind in den Gebieten niedrigen Luftdruckes stets Grenzflächen warmer und kalter Luftmassen zu finden.  Sie spielen auch in der Entwicklung des Wetters eine große Rolle.  Aber man übersieht vollkommen die Tatsache, daß ja zuerst der tiefe Druck entsteht und erst später infolge der dadurch bedingten Strömungen Luftmassen verschiedener Temperaturen zueinander geführt werden.

Aus dem Zersplittern eines Eiskörpers beim Eindringen in die Atmosphäre als Ursache des Hagels erklären sich auch dessen zuweilen beobachtete weltraumkalte Temperaturen und plattige Formen.  Gerade diese außergewöhnlichen Erscheinungen, deren Erklärung durch den aufsteigenden Luftstrom unmöglich ist, weisen auf die wahre Quelle des Hagels hin.  Die konzentrischen Schalen um den "schneeigen" Kern können natürlich durch erneuten Ansatz auf dem Wege durch die Wolke angefügt sein.  Aber das Graupelkorn ist nicht Anfang der Entwicklung zum Hagelstein, sondern schon fast das Endstadium der Auflösung.
Überzeugend für die außerirdische Herkunft des meisten Hagels sind auch noch die großen, mehrere Pfund schweren Hagelsteine, die Dächer durchschlagen.  Am häufigsten sind solche Fälle merkwürdigerweise in den Tropen.  Dort kommen auch die kältesten Eisstücke herab.  Die Ursache wird bei der Behandlung der Häufigkeitsschwankungen der Hagelfälle noch offenbar werden (s. hierzu die Schrift: "Die kosmischen Ursachen des Wetters", Kapitel 4 - "Die Änderungen des Grobeiszuflusses zur Erde" von Dr. phil. Karl Waitz, Jahrg. 1930, R. Voigtländers Verlag-Leipzig).

Die rasend schnelle Entstehung und Abwicklung eines Hagelwetters wird in einer Kölner Zeitung sehr anschaulich folgendermaßen geschildert:
"Die Sonne strahlt mit aller Kraft hernieder und verspricht einen heißen Tag.  Zwar das kleine Wetterhäuschen, das seitwärts an der Sternwarte hängt, kündet Gewitter an, aber warum sollen sich nicht auch mal Barometer und Feuchtigkeitsmesser irren.  So denken wir denn, daß man heute ruhig wandern kann, Schirm und Wettermantel bleiben zu Hause.  Unbehagen verursacht nur das drückende Wärmegefühl.  Und tatsächlich ballen sich schon bald drüben über Ehrenfeld dichte Cumuluswolken zusammen, sie werden enger und schwärzer mit sonderbaren dunklen Grundflächen.  Es scheint fast, als ob ein Gewitter herannahe, und als ob, wie gewöhnlich, der Wetteranzeiger doch recht behielte.
Noch immer dumpfe Wärme, die Luft ist feucht und heiß.  Aber nur kurze Zeit, dann ist der Himmel dunkel, das Gewölk wird noch schwarzer und tiefer, ein Gewitter naht.  Schnell werden alle Klappen geschlossen und der Drehturm gegen Sturm gesichert.  Nichts ist zu früh getan.  Schon prasselt ein starker Regen hernieder, und nicht lange danach gibts ein Trommelfeuer, ein anhaltendes Maschinengewehrgeknatter, wie man es in dieser Stärke und in dieser engen Geschlossenheit noch nicht erlebt hat.
Nicht taubeneigroße Schloßen dröhnen herunter, viele sind darunter, die die Größe eines Hühnereies haben.  Andauernd schmettert der riesige Hagel auf die Zinkplatten des Turmes herunter.  Und so dicht auch alles aneinander schließt, kleinere Hagelkörner, etwa in der Größe von "Ömmern", dringen durch Lücken und Dichtungen.  Blitze zucken hernieder und man könnte fast ängstlich werden, weil ja der Sternwarteturm die ganze Gegend überragt.  Glücklicherweise halten die Fenster den starken Schlägen stand.  Während man aber jeden Augenblick deren Zersplitterung erwartet, denkt man darüber nach, ob diese schweren, fast ganz kugelförmigen Eisbomben nur erdatmosphärischen Ursprungs sind.  Oder sollten sie nicht doch aus dem Weltenraum zu uns kommen?
Man nimmt einige zur Hand.  Sie sind ähnlich den Glasklickern, womit die Kölner Jugend ihre Herbstferienzeit vertreibt, sie sind durchsichtig, fast mit schneeartigem Kern.  Eins der Hagelkörner bringen wir herunter.  Trotzdem es schon etwas in der Hand abgeschmolzen ist, wiegt es noch über 100 g!  Aber noch viel größere senden die zerrissenen, graublauen Wolken unter tobendem Sturm herab.  Unter weiterem Blitz und Donner knattern immer mehr Geschosse auf den Turm.  Der Hof unten ist hoch mit weißen Eisgeschossen übersät.  Längere Zeit dauert es, bis die letzten Spuren einer vielleicht außerirdischen Eisbildung vergangen sind."
Wie man sieht, drängt sich dem Beobachter dieses Hagelwetters schon die Vermutung auf, daß die große Menge von Eisgeschossen außerirdischen Ursprungs ist.  ....

Die außerirdische Herkunft des Hagels machen nicht so sehr die kleinen örtlichen Hagelfälle wahrscheinlich als vielmehr die großen Unwetterkatastrophen.  Bei solchen fällt vor allem die schnurgerade Bahn auf, die keine Hindernisse kennt.  Das überwältigendste Beispiel eines derartigen Unwetters ist immer noch das vom 13. Juli 1788.  Man beachte übrigens den Monat Juli.  Er ist der Monat, der stets die schwersten Unwetter bringt.  So war es im Jahre 1929 der 4. Juli, im Jahre 1928 der 5. August (diese kleine Verschiebung bis in die ersten Tage des August macht nichts), im Jahre 1927 war es der 9. Juli, im Jahre 1926 der 5. Juli.  1925 blieb ohne Riesenkatastrophe.  Die Begründung dafür, daß gerade im Monat Juli die größten Eiskörper eingefangen werden, findet man im Abschnitt über die jährliche Änderung des Grobeiszuflusses (s. hierzu die Schrift: "Die kosmischen Ursachen des Wetters", Kapitel 4 - "Die Änderungen des Grobeiszuflusses zur Erde" von Dr. phil. Karl Waitz, Jahrg. 1930, R. Voigtländers Verlag-Leipzig).
Das Hagelwetter vom 13. Juli 1788 zog sich durch ganz Frankreich von den Pyrenäen an bis nach Holland hinein in schnurgeradem schnellem Doppelstrich.  Getrennt waren beide Striche von einem Regenstreifen.  Die Breite des westlichen Hagelstriches hielt sich dabei auf ungefähr 4 Meilen (19 km), die des Regenstreifens auf 4-5 Meilen (19-24 km), die des östlichen Hagelstriches auf 2 Meilen (10 km).  Die Zweiteilung spricht dafür, daß der erzeugende Eiskörper gleich beim Eindringen in die irdische Lufthülle in zwei Teile zersprang.  Die kleinere von beiden blieb sofort hinter dem größeren zurück, da er den Widerstand der Luft stärker erfuhr.  Und so setzte denn auch der Hagel auf dem schmaleren östlichen Striche erst zwei Stunden später als auf dem westlichen ein.  Ersterer hatte auch nur 150 Meilen Länge, letzterer dagegen 200.  Der Durchmesser des Eiskörpers mag dabei 1000 m betragen haben.
Trotz allem ist auch dieses Hagelwetter noch klein zu nennen gegen jenes, welches am 27. Mai 1834 Rußland vom Baltischen bis zum Schwarzen Meer, vom Dniester und Niemen bis zur Wolga, also in einer Ausdehnung von über 15 Längengraden und 10 Breitengraden verwüstete.


(Bildquelle- und text aus dem Buch "Der Rhythmus des kosmischen Lebens" von Hanns Fischer, 1925, R. Voigtländers Verlag-Leipzig)
Schnurgerader Bahnweg eines gewaltigen Hagelwetter, das von den Pyrenäen bis nach Nordholland in einer Breite von
etwa 50 km bei einer
mehr als 1500 km langen Bahn alles verwüstete. (Zeichnung von Karl Wernicke)


Die in den obigen Beispielen angeführte ungeheure Längserstreckung der Hagelwetter steht doch ganz entschieden in einem schreienden Mißverhältnis zu der winzigen Quererstreckung.  Das ist ein Umstand, der den Glauben an die Entstehung aus dem aufsteigenden Luftstrom sehr schwer erschüttern muß.  Ganz gestürzt wird diese Ansicht durch die Beobachtungstatsachen des 21. August 1890.
An jenem Tage wurde die Gegend von Graz von drei Hagelwettern innerhalb zweier Stunden heimgesucht.  Eine 70 km lange Strecke von Graz bis zur ungarischen Grenze liegt in der Bahn aller drei Hagelwetter.  Dabei bildeten die Eismassen, die vom ersten Hagelsturm hinterlassen wurden und naturgemäß starke Abkühlung hervorriefen, kein Hindernis für den zweiten, und die ungeheuren mit Eis bedeckten Flächen konnten nicht verhindern, daß der auch dritte Hagelzug seinen Weg über dieselbe Gegend nahm.


(Bildquelle- u. text aus dem Buch "Aberglaube oder Volksweisheit?" von Hanns Fischer, 1935, Verlag Carl Milde-Leipzig)
Dreifache Behagelung der nämlichen stark gebirgigen Strecke in Steiermark am 21. August 1890.



(Bildquelle- u. text aus dem Buch "Die kosmischen Ursachen des Wetters" von Dr. phil. Karl Waitz, 1930, R. Voigtländers Verlag-Leipzig)
Gang des Barometers am 21. August 1890 zu Graz (nach Hann-Süring) gelegentlich des ebenfalls schon genannten dreifachen Hagelwetters.
Die nach den drei großen Gewitternasen noch zu bemerkenden beiden kleineren zeigen, daß den drei großen Trümmerstücken noch
 weitere kleinere gefolgt sind, die aber eben wegen ihrer Kleinheit nur noch als Böen, nicht mehr als Hagel auftraten.



Man kommt bei der genaueren Betrachtung der Hagelwetter zu dem Schluß, "daß ein Hagelwetter, das sich in einer bestimmten Richtung in Bewegung gesetzt hat, diese beibehält, ohne Rücksicht darauf, ob Gebirgszüge und Talrichtungen mit derselben übereinstimmen oder nicht.  Mehrere Hagelzüge des gleichen Tages verfolgen meist die gleiche Richtung oder sind parallel oder geradlinig angeordnet, so daß zuweilen auch der eine Hagelzug als die spätere Fortsetzung eines früheren erscheint.  Vorausgegangene Hagelwetter, mit starker Abkühlung, welche die Erdoberfläche mit Eis bedeckt hinterlassen haben, verhindern nicht, daß ein zweites und drittes Hagelwetter den gleichen Weg einschlägt."
Wie könnte man bei solchen Ereignissen die Behauptung von der Entstehung  des Hagel durch den aufsteigenden Luftstrom aufrecht erhalten, zumal ausdrücklich festgestellt wurde, daß ein Einfluß der Gebirge durchaus nicht zu erkennen war.  Vielmehr gingen die Züge geradelinig über 2000 bis 2400 m hohe Bergzüge hinweg.

Von den neueren Unwetterkatastrophen liegen leider keine brauchbaren Bearbeitungen vor, so daß man gezwungen ist, auf ältere Ereignisse zurückzugreifen.  In der Darstellung des Sturmes in Norddeutschland vom 4. Juli 1928 durch v. Ficker ist für unsere Betrachtungsweise einzig die Karte der Niederschlagsmengen vom 3. Juli morgens bis 5. Juli morgens brauchbar.  Auf ihr kann man sehr gut das geradlinige Fortschreiten der erzeugenden Eiskörpertrümmer verfolgen.  Das Gebiet mit über 20 mm Niederschlag zieht sich quer durch ganz Norddeutschland von WSW nach ONO.  In diesem, an Breite aus naheliegenden Gründen schwankenden Streifen liegen auffällig geradlinig und parallel angeordnet mehr oder weniger große, d. h. in diesem Falle langgezogene Inseln mit über 30 mm Niederschlag.  Sie beweisen den Einschuß als Ursache.
Die anderen Vorgänge, hauptsächlich die mit dem Einschuß verbundene starke Luftbewegung, sind für uns von untergeordneter Wichtigkeit.  In der Fickerschen Darstellung spielt die Luftbewegung die Hauptrolle.  Daher müssen auch die wahren Ursachen verborgen bleiben.  Denn die Luftbewegung ist nicht Ursache, sondern Folge des Hagels!

Einen Beweis gegen die Behauptung, daß der Hagel durch den aufsteigenden Luftstrom entsteht, bildet die wiederholte Beobachtung nächtlicher Hagelfälle.  Sie sind zwar verhältnismäßig selten, ... aber doch nicht ganz ungewöhnlich.  In der Nacht kann sich doch niemals ein durch Überhitzung der untersten Luftschichten entstehender aufsteigender Luftstrom bilden.  Im Gegenteil wird infolge der stets eintretenden nächtlichen Abkühlung die Schichtung der Luft stabiler als am Tage.

Geradezu gefährlich für das Ansehen mancher Wissenschaftler ist deren Ansicht vom Entstehen großer Hagelsteine.  Sie folgern nämlich so: Die Größe des Hagelkornes ist von der Länge des Weges abhängig, den die erstmalig gebildeten Eiskugeln in der Hagelwolke zurücklegen.  Letztere stellt man sich aus unterkühlten Wassertröpfchen bestehend vor.  Bei der Berührung mit dem die Wolke durchfallenden Hagelkorn frieren sie sofort auf ihm nieder.  So bildet sich das schalige Aussehen heraus. Genügt diese erste Durcheilung noch nicht zur Erlangung der notwendigen Größe, so kann man sich vorstellen - oder nicht (der Verfasser), daß der aufsteigende Luftstrom die Hagelkörner wieder emporhebt und diese den Weg durch die unterkühlte Wolke wiederholen können!  Das kann mehrmals geschehen, so daß schließlich sogar kilogrammschwere Hagelsteine entstehen! (?)
Abgesehen davon, daß man sich einen in regelmäßigen Abständen an- und abschwellenden aufsteigenden Luftstrom dynamisch kaum möglich vorstellen kann, ist es doch ganz abwegig, daß dieser aufsteigende Luftstrom mit Eiskugeln so groß wie Kegelkugeln Fangball spielt.
Bleiben wir also lieber bei der Hörbigerschen Deutung der Hagelentstehung.  Sie ist zwar etwas gewaltsamer, aber viel besser vorstellbar.

Gewaltsam sind aber auch zuweilen die Hagelunwetter selber.  Das mögen einige Berichte erläutern, deren ersten wir dem Schöpfer der schönen deutschen Sprache, Hans Wolfgang von Goethe, verdanken.  In seiner Übersetzung des Lebenslaufes von Benvenuto Cellini kann man im ersten Kapitel des vierten Buches folgendes lesen:
"Als wir uns etwa eine Tagreise von Lyon befanden - es war ungefähr zwei Stunden vor Sonnenuntergang - that es bei ganz klarem Himmel einige trockene Donnerschläge.  Ich war wol den Schuß einer Armbrust weit vor meinen Gesellen hergeritten.  Nach dem Donnern entstand am Himmel ein so großer fürchterlicher Lärm, daß ich dachte, das jüngste Gericht sei nahe; als ich ein wenig stille hielt, fielen Schloßen ohne einen Tropfen Wasser ungefähr in der Größe der Bohnen, die mir sehr wehe thaten, als sie auf mich fielen.  Nach und nach wurden sie größer, wie Armbrustkugeln, und da mein Pferd sehr scheu ward, so wendete ich es um und ritt mit großer Hast bis ich wieder zu meiner Gesellschaft kam, die, um sich zu schützen, in einem Fichtenwalde gehalten hatte.  Die Schloßen wurden immer größer und endlich wie dicke Citronen.  Ich sang eine Misere, und indessen ich mich andächtig zu Gott wendete, schlug der Hagel einen sehr starken Ast der Fichte herunter, wo ich mich in Sicherheit glaubte.  Mein Pferd wurde auf den Kopf getroffen, so daß es beinah zur Erde gefallen wäre; mich streifte ein solches Stück und hätte mich todtgeschlagen, wenn es mich völlig getroffen hätte; auch der gute Leonhard Tedaldi empfing einen Schlag, daß er, der wie ich auf den Knien lag, vor sich hin mit den Händen auf die Erde fiel.  Da begriff ich wol, daß der Ast weder mich noch andere mehr beschützen könne und daß nebst dem Misere man auch thätig sein müsse.  Ich fing daher an, mir die Kleider über den Kopf zu ziehen, und sagte zu Leonharden, der immer nur 'Jesus! Jesus' schrie, Gott werde ihm helfen, wenn er sich selbst hülfe; und ich hatte mehr Noth ihn als mich zu retten.
Als das Wetter eine Zeit lang gedauert hatte, hörte es auf, und wir, die wie alle zerstoßen waren, setzten uns, so gut es gehen wollte, zu Pferde, und als wir nach unsern Quartieren ritten und einander die Wunden und Beulen zeigten, fanden wir eine Meile vorwärts ein viel größeres Unheil als das, was wir erduldet hatten, so daß es unmöglich scheint, es zu beschreiben.  Denn alle Bäume waren zerschmettert, alle Thiere erschlagen, so viel es nur angetroffen hatte.  Auch Schäfer waren todt geblieben, und wir fanden genug solches Hagels, den man nicht mit zwei Händen umspannt hätte.  Da sahen wir, wie wohlfeil wir noch davongekommen waren, und daß unser Gebet und unser Misere wirksamer gewesen war als Alles, was wir zu unserer Rettung hätten thun können; so dankten wir Gott und kamen nach Lyon."


Drei weitere Berichte, die die außerirdische Herkunft des Hagels besonders durch die Eigentümlichkeiten einzelner Hagelsteine erhärten, verdanken wir der Vermittlung von Herrn Dr. H. Voigt, Kassel. 

1) Am 1. Juli 1890 - so schreibt Geheimrat Prof. Dr. Ing. L. Hotopp, Hannover - ging ein ungewöhnlich schweres Hagelwetter von Hameln und Hildesheim heranziehend über Braunschweig hinweg, das in beiderseits scharf begrenzter Breite von vielleicht 5-6 km die Felder mit den daraufstehenden Früchten innerhalb jener Grenzen völlig vernichtete, außerhalb derselben völlig unbeschädigt  ließ.  Bei Beginn des Hagelschauers an einer bestimmten Stelle in der Stadt Braunschweig befand ich mich dort vor einem hohen Schulgebäude, auf dessen Ziegeldach ich mit deutlichem Krachen einen Gegenstand fallen hörte, der nach wenigen Sekunden vor mir auf dem Straßenpflaster lag.  Ein Eisstück von ungefähr ein Kubikdezimeter Größe mit scharfkantigem kristallinischem Bruch war es, dessen Herkunft als aus einem größeren Eisblock durch Abbröckelung entstanden kenntlich war.  Jener große Eisblock hat sich unter der Wirkung seiner Masse trotz des herrschenden Sturmes in der in die Erscheinung getretenen Kurve bewegen können.

2) Des weiteren berichtet H. Pohle, Köln-Nippes: Vor einiger Zeit habe ich die Familie Heckelsberg noch einmal aufgesucht und in Gegenwart der beiden Söhne der Frau Heckelsberg, die heute 48 bzw. 52 Jahre sind, beide Gutsbesitzer, mir die Schilderung des Naturereignisses wiederholen lassen, das nach Meinung der Söhne 1872 das Erstaunen der Bevölkerung von Wippenhohn bei Hennef (Sieg) veranlaßte.  Die Darstellung des Geschehnisses war den Söhnen so geläufig, daß sie mir den Wortlaut des Berichtes übereinstimmend wiedergeben konnten.  Mir selbst gab die nunmehr Verstorbene 1924 die gleiche Darstellung, ohne daß sie in ihrer ländlichen Abgeschiedenheit etwas von der Welteislehre gehört hatte.  Die Erzählung lautet:
"Gegen Gottes Gewalt kann keiner an. Denn in meiner Jugend habe ich es erlebt, daß es im Sommer, bei ganz wolkenlosem, klarem Himmel und hellem Sonnenschein stark blitzte und die Eisstücke mit starkem Getöse niederrasselten.  Nachher fanden wir auf dem Speicher zwei große Eisstücke."
Leider konnte ich nachträglich über die Größe der Stücke keine zuverlässigen Angaben mehr aufbringen.  Es ist aber anzunehmen, daß die Stücke schon eine beachtliche Größe gehabt haben müssen, da sie das Dach durchschlugen, nach einiger Zeit erst, trotz Schmelzverlustes, noch gefunden wurden und sogar als groß bezeichnet werden konnten.  Man hatte angenommen, daß es im Hause eingeschlagen habe und war deshalb auf den Boden gestiegen, um Brandgefahr festzustellen.

3) Der dritte Bericht, der von Frau Gräfin Larisch auf Schloß Wolftitz bei Frohburg stammt, wurde bereits von H. Fischer in seinem "Rhythmus des kosmischen Lebens" auf S. 36/37 gebracht.  Er lautet also:
"Im Jahre 1909 oder 1910 mittags gegen 1 Uhr zur Fliederblüte fuhr ich mit der elektrischen Bahn nach dem Rittergute Dölitz.  Der Himmel in dieser Richtung war blauschwarz.  Es zeigte sich ein leichter Schleier schwefelgelber Flecken über den Wolken.  Auf dem Rittergute angekommen, sah ich kurz nach 2 Uhr große weiße Kloben vom Himmel herunterfallen.  Sie gingen nicht alle senkrecht nieder, sondern kreuzten sich und hatten zum Teil, wie es schien, eine fast horizontale Flugbahn.  Die außer mir anwesenden Gäste nahmen weniger Notiz, wohl aber der Hausherr, Herr Major von Winkler, welcher ausrief: 'Meine Dächer!'  Mit Gewehrschußgetöse trafen die Eisstücke auf die Dächer auf.  Anscheinend durch die rotierende Bewegung schien es, als ob die Ziegel zermalmt, nicht nur zerschlagen würden.  Der Ziegelstaub spritzte hoch auf.  Bald waren auch die im Hofe innerhalb der Scheune stehenden Wagen der Gäste mit dem Ziegelstaub überzogen, sie sahen aus wie rot angestrichen.  In der Richtung nach dem Orte fielen die Schloßen reichlicher, anscheinend weniger auf der anderen Seite.  Die Gärtnereien im Orte hatten schwer gelitten.  Wohl drei Viertelstunden nach Beginn des Wetters brachte der Schloßgärtner ein Eisstück, das einen Desertteller voll bedeckte.  Auffallend war, wie langsam das Eis schmolz.  Ich sah Stücke wie aus Kristall, auch kristallinische Gebilde, auch zackig wie um einen Kegel geformt; meist ähnelten sie einem abgeschlagenen Stein.  Erwähnen möchte ich besonders, daß ein Eisstück durch eine offene Fensterscheibe der kleinen Wohnstube bis in die entlegenste Ecke geschleudert war.  Dieses Eisstück muß eine ziemlich horizontale Flugbahn gehabt haben und stark rotierende Bewegung, denn es hatte sich um dasselbe ein Pack Blätter von Efeu, Rüster und Eiche geballt, die von Bäumen stammten, deren Äste es auf seinem Wege der Reihe nach durchschlagen hatte.  Das Laubwerk lag schichtenweise.  Der Efeu mußte von der Außenmauer seitlich von einer langen Ranke abgetrennt worden sein.  Noch zwei Stunden nach dem Fall, der nur kurze Minuten dauerte, grub ich tief aus einem Beet, auf dem Azaleen standen, ein Eisstück wie zwei Männerfäuste groß aus.  Dabei war es ein sehr warmer Frühlingstag."


Zur Vervollständigung des Bildes der irdischen Auswirkungen des zur Sonne strebenden Grobeises wollen wir noch einiges über die bei Hagelwettern auftretenden elektrischen Erscheinungen sagen.  Zunächst hören wir, was Hann-Süring dazu zu sagen haben:
"Der Hagel fällt fast ausnahmslos bei Gewittern, das wird überall hervorgehoben.  Doch sind die elektrischen Entladungen meist von eigentümlichem Charakter.  Die Blitze sind äußerst zahlreich, ja fast unaufhörlich, der Donner dagegen schwach, ein gleichmäßiges Rollen mit geringen Modulationen.  Die Entladungen scheinen nur zwischen den Wolken vor sich zu gehen und von geringer Intensität zu sein.  Die Hagelkörner sollen auch zuweilen mit einer starken elektrischen Ladung auf der Erde ankommen, man hat sie auch schwach leuchten sehen!"

Die Entstehung der Luftelektrizität und besonders der Gewitterelektrizität kann man sich mit rein irdischen Ursachen beim besten Willen nicht erklären.  Aber die beim Einschießen eines Grobeiskörpers entstehende Reibung kann unermeßliche Mengen Elektrizität liefern.  Da sich der Sitz der Gewitterelektrizität in solchen Fällen dicht über der Erdoberfläche befindet, erklärt sich auch die Eigenart des Donners: Dadurch gehen die Entladungen in kurzer Entfernung vom Beobachter vor sich, auch ist die ganze Erscheinung auf einen engen Raum beschränkt.  Im Gegensatz dazu stehen die sogenannten Wärmegewitter, über deren aber erst spätere Abschnitte Aufklärung geben werden (s. hierzu: "Über Luftelektrizität" von Hanns Hörbiger).
Die von Hagelkörnern mitgebrachte elektrische Ladung brauch nach obigem nicht mehr zu verwundern.  Ebensowenig die elektrische Phosphoreszenz der Hagelkörner, die u. a. Colladon bei dem Hagelfall am 7.-8. Juli 1875 zu Genf beobachtete.

"In den meisten Fällen fällt beim Ausbruche des Gewitters der Hagel zuerst und der Regen folgt nach, doch wiederholen sich auch die Hagelfälle bei demselben Gewitter, und die Hagelkörner haben dann auch oft eine verschiedene Form."  Das ist bei der Entstehung des Hagels durch Zerkörnerung eines in die Atmosphäre eingedrungenen Milchstraßenkörpers nur natürlich.  Zuerst kommt der massige Hagel herunter und zuletzt der in Wasser aufgelöste Teil des Eindringlings.  Zerspringt er aber schon in größeren Höhen in mehrere Teile, so kommen wiederholte Hagelfälle zustande.  Ist der Milchstraßenkörper durch Zusammenbacken verschiedener kleiner Eisballungen entstanden, deren Bau etwas verschieden war, so werden die Bestandteile auch verschieden zerfallen.  Denn natürlich teilt sich der Eindringling zunächst einmal wieder in seine Baustücke, da an den Verkittungsflächen die Reibungswärmespannungen am ehesten zum Bruch führen müssen.

"Wenn auch der Hagel zugleich mit dem Gewitter auftritt, so begleitet er dasselbe doch durchaus nicht immer auf seinem ganzen Wege und hat auch zumeist eine viel kleinere Breiteerstreckung als das Gewitter selbst.  Es ist bekannt, daß der Hagel zumeist in schmalen Streifen fällt, die dem Gewitterzuge parallel verlaufen, aber viel schmäler als dieser.  Zuweilen begleiten zwei oder selbst mehrere schmale Hagelstreifen dasselbe Gewitter.  Bisher haben sich niemals Hagelfronten gezeigt, die sich wie Regenfronten eines Gewitters fortpflanzen."  Nur über schmalen, aber oft sehr langen Gebieten hagelt es.  Dies ist uns nunmehr schon ganz selbstverständlich geworden.  Nur die Verschiedenheit der Breiteerstreckung von Gewitter und Hagel erfordert noch einige Erklärungen.

Die mit Hagel verbundenen Gewitter sind fast stets sogenannte Frontgewitter, selten Wärmegewitter.  D. h., sie treten bei einem Kaltlufteinbruch auf.  Dabei sind sie aber gewöhnlich so zahlreich, daß die Fülle der Gesichte auf die Beobachter etwas verwirrend wirkt.  Wer aber einmal Gelegenheit gehabt hat, bei abflauender Gewitterbildung einzelne Stücke solcher Erscheinungen zu beobachten, wird zu einer sehr merkwürdigen Auffassung gekommen sein.  Verfasser wenigstens konnte feststellen, daß derartige Gewitter von vorn gesehen, solange sie noch tief am Horizont stehen, den Eindruck erwecken, als sei ein gewaltiges Geschoß in einen Wassertümpel gesaust, dessen Wasser nach allen Seiten auseinanderspritzt.
Von der Seite sieht man deutlich, daß unter den seitlich entweichenden, feuchten, also wolkenbildenden Luftmassen nach vorn ein gewaltiger Wulst aufgeworfen wird.  Dieser macht sich in unheimlich geballten, dicken Gewitterwolken (Cumulo-Nimbus) bemerkbar.  Nach hinten erstreckt sich ein feineres Wolkengebilde, nachgeschleppter Wasserdampf.  Kurz gesagt, man sieht, wie durch die Gewalt des Einsturzes die Atmosphäre aufgewühlt und in weitem Umkreise mit Wasserdampf gesättigt wird - und Regen bringt.  Das Eis dagegen splittert nur auf schmaler Bahn daher.  Daß die nach den Seiten gedrängten Wolkenmassen auch Reibungselektrizität des einstürzenden Eises enthalten, ist selbstverständlich.  So hat denn auch die Erscheinung des Gewitters eine größere Breiteerstreckung als der Hagel.

Angesichts der von Hagelwettern erreichten Geschwindigkeiten müßte man ratlos bleiben, wenn man als alleinige Ursache aufsteigenden Luftstrom gelten ließe.  Denn wie sollte er sich mit 71 km/st (6. Juli 1905, Ostalpen) oder gar 94 km/st (13. Juli 1788, Frankreich - Holland), 100 - 170 (!), im Mittel 111 km/st (25. August 1890, Italien-Mähren) aus Gründen der Temperaturunterschiede fortpflanzen können?  Betrachtet man all diese Umstände recht, so wird man sich der Hörbigerschen Erklärung des Hagels nicht verschließen können.

Nachdenklich wird man auch beim Lesen Danckelmannscher Forschungsergebnisse.  A. v. Danckelmann hat die in den Bordjournalen im Indischen Ozean zwischen 36 und 5° südlicher Breite und 20-120° östlicher Länge aufgezeichneten Hagelfälle gesammelt.  In Prozenten der Beobachtungstage entfallen auf den Winter 1,6, Frühling 1,3, Sommer 0,4, Herbst 0,9%.  Im Sommer, der heißesten Jahreszeit, fällt über dem Indischen Ozean also am wenigsten Hagel, dagegen im Winter, der kühlsten Jahreszeit am meisten!  Das ist doch der beste Beweis, daß die im Sommer stärkere Erwärmung der bodennahen Luftschichten nicht ausschlaggebend für die Hagelbildung ist.  Das in unseren Breiten auftretende Julimaximum des Hagelfalles müßte man demnach auch anders als durch die große Luftanwärmung erklären können (s. jährliche Häufigkeitsschwankung des Grobeises zur Erde - "Aufruhr im Luftozean" oder das Buch "Die kosmischen Ursachen des Wetters" von Dr. phil. Karl Waitz, S. 26-41, Jahrg. 1930, R. Voigtländers Verlag).

Zum Schluß dieses Abschnittes sei nun noch etwa über den Bau der Hagelkörner und -steine gesagt.  Die Form der Hagelschloßen ist außerordentlich mannigfaltig.  Die sonderbarsten Gebilde kommen vor.  Gewöhnlich sind die Eisstücke kugel- oder eiförmig, weshalb man kurz nur von Hagelkörnern spricht.  Daneben kommen noch sehr häufig kegelförmige Eiskörper vor, deren Basis abgerundet konvex ist, eine Art Kugelpyramide, als wenn der Hagel durch Zerspringen einer Eiskugel entstanden wäre (vgl. obige Erklärungen).  Außerdem fallen auch linsen- oder plattenförmige Eisgebilde oder ganz unregelmäßige Stücke Eis (vgl. dasselbe).  Alle Größen kommen vor, von Erbsengröße bis zur Größe von Orangen oder selbst Melonen, oder von Eisplatten oder Klötzen von ähnlichem Gewichte!
Wenn man dann noch von den zuweilen gemessenen Temperaturen des Hagels hört, so wird man von seiner Weltraumherkunft restlos überzeugt sein.  Denn die Temperatur der Hagelkörner unmittelbar nach ihrem Fallen ist zuweilen erheblich unter 0° und kann - 5° bis - 15° betragen!  Hätte sich das Eis erst während des Falles des ersten "Keimes" gebildet, indem das unterkühlte Wolkenwasser sich auf diesem niederschlug, so könnte die Temperatur der Hagelkörner doch kaum wesentlich unter 0° liegen.  Denn beim plötzlichen Gefrieren unterkühlten Wassers steigt seine Temperatur ebenso plötzlich auf 0°.  Die Schmelzwärme wird frei.
Nach Verlassen der unterkühlten Wolke durchfällt der Hagelstein ja wohl zunächst auch noch Luftschichten mit negativen Temperaturen, doch ist die Abkühlung dabei nicht sehr erheblich, da ja die Reibung wieder Wärme erzeugt.  Wo anders als im Weltraum kann der Hagel also wirklich tiefe Temperaturen erhalten?

Fachmeteorologe Dr. phil. Karl Waitz


(Quelle: Buch "Die kosmischen Ursachen des Wetters" von Dr. phil. Karl Waitz, S. 11-22,  Jahrg. 1930, R. Voigtländers Verlag-Leipzig)