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Die Verbreitung
der Tierwelt im
Lichte der Welteislehre |
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Sowenig wie die
großen kosmischen Veränderungen durch einen tertiären
Mond und seinen Niederbruch auf die Erde ohne nachhaltige
geologische Wirkungen auf der Erde selbst bleiben konnten, sowenig
konnte die Tierwelt davon unberührt bleiben. Das
Tertiär, das ja der mit der Mondannäherung verbundenen
Eiszeit voranging, ist bereits durch eine reiche und mannigfaltige
Entwicklung der Tierwelt ausgezeichnet, über deren Verbreitung wir
durch paläontologische Funde schon einiges wissen. Wir
müssen also zur Klärung sowohl der tiergeographischen
Tatsachen wie zur Klärung der immer mehr aus dem Stadium der
Hypothese heraustretenden welteiszeitlichen Fragenkomplexe versuchen,
hier eine Brücke zu schlagen. Noch steht eine
ausführliche Fundierung der Welteislehre auf biologischem Gebiete
aus, und es scheint mir nun an der Zeit zu sein, durch die Verbindung
der Biologie mit der Welteislehre entweder weitere Beweise für die
Richtigkeit ihrer Annahmen zu schaffen oder ihre Unmöglichkeit
nachzuweisen.
Es darf uns dabei nicht
genügen, die Möglichkeit einer
Annahme aus opportunistischen Gründen zu befürworten, sondern
es muß die absolute Notwendigkeit dieser Annahme nachgewiesen
werden. Dann allerdings dürfen wir hoffen, daß
wiederum aus der Inbeziehungsetzung zweier bisher noch nicht
miteinander kombinierter Erscheinungskomplexe unser Wissen von "Kosmos
und Erde" wesentlich bereichert werden kann, ja daß es unter
Umständen sogar den Ausschlag geben kann für den
Übergang einer Hypothese zur Theorie.
Und wenn wir nun die einzelnen Wissensgebiete der Biologie daraufhin einer Musterung unterziehen, welches denn besonders geeignet erscheint, hier eine durchaus neue Aufklärung zu bringen, so können wir in erster Linie die Tiergeographie als diejenige Wissenschaft bezeichnen, deren bereits immerhin feststehende Tatsachen weitere Momente erhalten, die mit überaus großer Wahrscheinlichkeit nicht nur in die Welteislehre eingereiht werden können, sondern ihr von einer Seite her neues Beweismaterial zuführen, an das wohl bisher noch kaum gedacht worden ist. Ich ergreife daher mit
besonderer Freude die Gelegenheit, die
Inbeziehungsetzung der Tiergeographie zu der Welteislehre in wenigen
kurzen, aber immerhin beweisenden Ausführungen zur
Nachprüfung vorzulegen, als ich selbst aus den Büchern des
eifrigen Vorkämpfers der WEL, Georg Hinzpeter, den Eindruck
gewonnen habe, daß nicht nur die Mythen und
Weltschöpfungsgeschichten oder die Theorien der Bildung unserer
Hochgebirge auf der Erde schon viel Neues und Beachtenswertes zur
ausführlichen Begründung der WEL gebracht haben, sondern
daß überhaupt jeder Tatsachenkomplex einer
Erfahrungswissenschaft heute bereits sich mit der WEL auseinandersetzen
muß. Denn alle Einzeltatsachen bleiben Stückwerk, wenn
es nicht gelingt, sie in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen, der
sie aus der Totalität heraus zu erklären vermag. Das
ist ja schließlich auch der Sinn der Wissenschaft ums Ganze,
daß sie nicht bloß katalogisiert und schematisiert, sondern
daß sie lebendige Wirklichkeit vor unsern Augen erstehen
läßt! Nicht umsonst verlangen wir Totalität im
Wissen, im Glauben, in der Politik; sie ist das erstrebenswerte Ziel,
dem sich unsere Natur- und Weltbetrachtung immer mehr annähern
wird. Und trotz aller Vorbehalte, die man der WEL gegenüber
immer noch macht, trotzdem sie noch keine zünftige Wissenschaft
ist, müssen wir doch unumwunden zugeben, daß sie allein von
allen Theorien bisher in der Lage ist, diese Totalität unserer
Weltbetrachtung, ja unserer Menschwerdung überhaupt, in
Erscheinung treten zu lassen.
Das umfangreiche Wissen, das wir heute bereits in den vielen Einzeldisziplinen besitzen, vermag immer nur der Zersplitterung unseres Lebens Vorschub zu leisten. Die induktive Methode, deren wir uns bei unseren wissenschaftlichen Untersuchungen bedienen, kann nur Baustein auf Baustein fügen, aber zuletzt entsteht dann doch vor unsern Augen der Bau des Weltalls. Und ist es nicht die Großtat menschlichen Geistes gewesen, den vollendeten Bau leibhaftig vor sich gesehen zu haben! Nur gottbegnadete Seher, wie vielleicht Hörbiger einer war, tragen die Totalität des Universums eben kraft der Totalität in sich und haben von jeher der Menschheit die Wege gewiesen, auf denen sie wandeln soll. Darum mag auch der vorliegende
Versuch mit als ein Baustein gewertet
werden, um einer Theorie zum Durchbruch zu verhelfen, die dazu berufen
erscheint, unserm Denken und Fühlen eine grundlegende Richtung zu
weisen, die nicht nur der historisch-genetischen Betrachtungsweise
immer vorbildlich sein wird, sondern die auch das Leben selbst und
unsere Abhängigkeit vom kosmischen Geschehen derartig beeinflussen
wird, daß wir die Natur- und Weltgeschichte im neuen Licht, im
Lichte der Naturbedingtheit des Menschen sehen werden. Die
Überlieferung erstreckt sich nicht nur auf die Sagen unserer
nordischen Vorfahren, sondern sie geht viel weiter zurück auf die
Wanderungen der Tierwelt, deren Spuren es nun zu verfolgen gilt.
Die Voraussetzungen der
Welteislehre beruhen darauf, daß, wie es
früher vielleicht schon bei anderen Monden der Fall war, der
Tertiärmond vor der Eiszeit allmählich an die Erde
heranschrumpfte, daß sich auf der Erde zunächst Flutberge
bildeten und daß endlich eine große Gürtelflut den
Erdball umspülte. Unterdessen war der Tertiärmond nun
soweit an die Erde herangekommen, daß er infolge der irdischen
Anziehungskraft der Auflösung anheimfallen mußte. Die
damit verbundenen Erscheinungen haben die großartigen
erderschütternden Katastrophen bewirkt, die uns bereits durch die
Überlieferungen aus der Edda bekannt sind. Menschen waren
Zeugen des Mondniederbruches, Tiere haben durch ihre Verbreitung auf
der Erde noch heute die Spuren hinterlassen, die nur aus den damaligen
Verhältnissen eindeutig zu erklären sind. Und wenn es
auch nur Spuren sind, es sind die Vorläufer der menschlichen
Zeugenschaft!
Halten wir uns nun in den folgenden Ausführungen immer die obigen, hier nur kurz angedeuteten, erdumwälzenden Vorgänge vor Augen, so werden wir sogar die einzelnen Etappen der Verschiebung der Tierwelt, ihre unfreiwilligen Wanderungen - die ebenso kosmisch bedingt zu sein scheinen wie die Völkerwanderungen, wovon in einer späteren Abhandlung einmal die Rede sein wird - und ihre jetzige Verbreitung, die das Resultat der Erderschütterung ist, verfolgen können. In dem mit Einzelheiten bereits überraschend reich ausgestatteten Buche von Prof. Dr. Friedrich Dahl "Grundlagen einer ökologischen Tiergeographie" findet sich in der Einleitung folgender Satz: "Der Standpunkt, daß Tatsachen der Tierverbreitung nur unter Berücksichtigung der Ökologie richtig verstanden werden, d. h. vor allem auch auf ihre erdgeschichtliche Bedeutung zurückgeführt werden können, bedarf wohl keiner weiteren Rechtfertigung." Damit wird bereits zugegeben, daß die Anwendung der Welteislehre auf eben diese Tatsachen geradezu auf der Hand liegt. Und wenn dann umgekehrt die Einzeltatsachen nur unter Annahme der oben geschilderten Vorgänge sich zwanglos in eine einzige Theorie einordnen lassen, ja alle ihre Gesetzmäßigkeiten, soweit wir sie bisher überhaupt kennen, alle auf ein und denselben Vorgang, eben den sich vorbereitenden Mondniederbruch, zurückgeführt werden können, dann haben wir ein neues Fundament, auf dem wir für die Welteislehre Stein auf Stein fügen können. Seit welcher Zeit die
Annäherung des Tertiärmondes an die
Erde zum ersten Male mit deutlicher Wirkung auf die vorhandenen
Lebewesen in Erscheinung trat, ist uns vorläufig noch
unbekannt. Daß sein Einfluß nach und nach immer
stärker in Erscheinung treten mußte, wird uns ja klar an den
Erscheinungen der Ebbe und Flut, die auch unser heutiger Mond
hervorruft, und die bestimmt nicht ohne Einfluß auf die Tierwelt bleiben, die in
der Zone der herandrängenden Flut und der zeitweisen Trockenlegung
des Meeresbodens oder in seiner sporadischen Wasserarmut ihre
Lebensbedingungen findet.
Welchen Einfluß der Mond in seiner vollen Entfaltung ausüben kann, das wissen wir aus dem Auftreten des sog. Palolowurms in der Südsee bei Samoa. Einige Tage vor dem Vollmond kommen nämlich gewaltige Massen dieses Wurmes aus der Meerestiefe an die Wasseroberfläche, sie vermehren sich auf ungeschlechtlichem Wege durch Kettenbildung und Loslösung der einzelnen Individuen aus dem Gesamtverband der Ketten. Dieser Zeitpunkt wird von den Südseeinsulanern dazu benutzt, die schwärmenden Würmer massenhaft wegzufangen, da sie ihnen zur Nahrung dienen. Doch warum kommen sie gerade in den Vollmondnächten aus der Tiefe heraus? Warum verlassen sie den ruhigen Aufenthalt in den tieferen Wasserschichten? Ist es nicht die kosmische Unruhe, die bereits hier in ihrer Wirkung auf niedere Organismen in Erscheinung tritt, und die sie veranlaßt, Wanderungen vertikaler Art anzutreten! Es wäre sehr reizvoll, den Auswirkungen des Mondlichtes auf die Organismen bei horizontalen oder selbst vertikalen Wanderungen nachzugehen, doch der vorliegende Artikel kann sich nur auf Andeutungen beschränken, da wir ja viel weiter in die Vergangenheit zurückgehen wollen. Nach Bildung der Flutberge auf
Grund der Annäherung des
Tertiärmondes kam eine ewige Unruhe in alle Lebewesen der
damaligen Zeit. Hinzpeter (Hörbiger hatte sich bereits
ähnlich geäußert) sagt darüber: "Auch das Leben zwischen den Flutbergen
begann jetzt ungemütlich zu werden; denn diese folgten im
nächsten Zeitabschnitt rascher ihrem Zwingherrn und trieben
Menschen und Tiere in immer beschleunigterem Maße vor sich her".
Ob es damals bereits Menschen gegeben hat, die wie der Ahasverus unstet von Stätte zu Stätte ziehen mußten, das wollen wir einmal noch ganz dahingestellt sein lassen. Doch daß Tiere durch die wandernden Flutberge zur Wanderung veranlaßt werden mußten, das scheint wohl einzuleuchten. Und gibt es nun Tatsachen, die mit einer solchen Wanderung der Tierwelt vor der Eiszeit in Einklang stehen?! Gewiß, die gibt es! Dahin gehören die diskontinuierlichen Verbreitungserscheinungen in der Tierwelt, die man bisher überall da, wo sie auftraten, noch auf keinen einheitlichen Nenner gebracht hat. Dieser Nenner ist die kosmische Umgestaltung der ökologischen Lebensbedingungen durch den heranschrumpfenden Tertiärmond. Einige Beispiele sollen uns
dies besser verdeutlichen!
Zunächst einmal die Verbreitung der Tapire. Sie kommen lebend jetzt nur noch in Südostasien und Südamerika vor, während sie in der Tertiärzeit, was man aus Skelettfunden schließen kann, über den ganzen Norden, "wenigstens über Nordamerika und über Europa" verbreitet waren. Man nahm nun bisher meist an, daß sie einerseits vom Norden aus sich nach Südostasien und andererseits nach Südamerika ausgebreitet haben. In den Zwischengebieten sind sie heute ausgestorben. Die Tatsache ihrer diskontinuierlichen Verbreitung steht fest, aber einen zureichenden Grund für ihre Wanderung haben wir nicht. Dahl sagt darüber: "Sie wurden vielleicht zum Teil durch eine Kältewelle nach Süden gedrängt, zum Teil aber wahrscheinlich auch durch eine Welle höherer Huftiere." - Ferner: "Soviel steht jedenfalls fest, daß wir es hier mit vorgeschobenen, jetzt weit getrennten Relikten zu tun haben, denn daß eine Landverbindung quer durch den pazifischen Ozean für sie als Brücke bestanden haben sollte, kann als völlig ausgeschlossen gelten, zumal da Tapire auf den Philippinen und auf Borneo fehlen und wahrscheinlich auch niemals dort gelebt haben." Neben den "vielleicht" und "zum Teil", dir doch davon Kunde geben, daß man über die Gründe der Wanderung nichts Positives aussagen kann, fällt uns schon die Vermutung Dahls auf, daß er von einer Kältewelle spricht. Das würde ja gerade auf das Herannahen einer Eiszeit hindeuten. Doch es bleibt unklar, warum sie dann soweit nach Süden, sogar über den Äquator hinausgewandert sind. Verblüffend aber bleibt die Tatsache einer so ausgedehnten Wanderung, und diese läßt sich nur mit einer fortdauernden, lange wirkenden Ursache erklären. Mangel an Futter ist es bestimmt nicht gewesen, was die Tapire veranlaßte, soweit zu wandern, fast um die ganze Erde herum. Einer Erklärung steht also die zünftige Wissenschaft noch sehr fern und nur im Rahmen der Welteislehre läßt sich hier eine Deutung geben, dahingehend, daß die Flutberge das Leben auf der Erde in Bewegung setzten. "Das Leben wurde - wie Hinzpeter es schon ausdrückt - zwischen den beiden Flutbergen langsam hin und her geschoben." In welcher Richtung sich im einzelnen gerade die Wanderung bei den Tapiren vollzogen hat, das muß weiteren eingehenderen Untersuchungen vorbehalten bleiben. Das ist nun keineswegs der
einzige Fall einer so ausgedehnten
Wanderung. Dahl erwähnt noch zwei andere, nämlich die
auf Borneo lebende Echsengattung Lanthanotus,
deren nächste Verwandte, die zweite Gattung der gleichen Familie, Heloderma , in Nordamerika
lebt. Ferner ist die Familie der Dickkopfschlangen,
der Amblycephaliden, außer in Südostasien mit den
Sundainseln nur noch in Südamerika zu Hause. Das sind
zweifellos analoge Fälle. Auch hier eine bisher
unerklärliche diskontinuierliche Verbreitung. Dahl fügt
seiner Aufzählung hinzu: "Offenbar
handelt es sich hier, wie beim Tapir, um Relikte."
Wir können dazu sagen, daß Relikte Überbleibsel von Tierformen darstellen, die durch gewaltige Vorgänge auf der Erde sich weit von ihrem Ursprungsort entfernt haben und sich nur da halten konnten, wo weder die Flutberge noch die darauffolgende Gürtelflut ihnen etwas anhaben konnte. Hinzpeter vermutet nicht mit Unrecht, daß "der Wohnraum auf der Erde klein geworden ist, daß sich alles Leben in jenen äquatorialen Gegenden zusammendrängte, die zwischen den beiden über Afrika und dem Pazifik verankerten Flutbergen lagen; im wesentlichen kamen also dafür die heutigen Sundainseln und das nördliche Südamerika in Frage." Wie gut stimmt diese Annahme Hinzpeters, die doch gewiß von den Tatsachen noch nicht ausging, damit überein. Die oben angeführten Beispiele reichen allein schon aus, um ein tiergeographisches Vorkommen in Südamerika und im fernen Osten als höchst seltsam erscheinen zu lassen! Noch ein weiterer Fall einer sog.
bipolaren Verbreitung mag Erwähnung finden, von dem Dahl
auch wieder angibt, daß zu seiner Erklärung hypothetische
Landverbindungen nicht ausreichen. Auf Neuseeland leben einige
Fischfamilien im Süßwasser, die aber auch im Meere Vertreter
besitzen und selbst auch zum Laichen ins Meer gehen. Die
nächsten Verwandten eines anderen Fisches aus den hier in Betracht
kommenden Familien leben auf der nördlichen Halbkugel,
nämlich die lachsartige Gattung Retropinna.
Und was machen unsere Lachse und Aale?!
Auch sie wandern noch heute. Liegt es nicht nahe, ihre
Wanderungen noch als Relikte der
Auswirkungen der wandernden Flutberge anzusehen?! Die Aale
wandern sogar in die Tiefe der Sargassosee zum Laichen aus unsern
Flüssen heraus und kehren dann als Glasaale wieder zu den
europäischen Küsten zurück. Ihre Wanderung erfolgt
heute im Sinne der Meeresströmungen und kehrt sich zyklisch
um. Die Lachse dagegen wandern umgekehrt zum Laichen in die
Flüsse hinein. Und nun gar erst der Vogelzug! Ein bisher, von der
biologischen Wissenschaft allein, noch ungelöstes Problem!
Die Deutung des Vogelzuges
ergibt sich zwangslos, wenn wir die
herannahende Eiszeit berücksichtigen, die Störche ebenso wie
Schwalben und andere Singvögel von ihren Brutgebieten im Norden
vertreibt oder früher vertrieben hat, sogar über die
Gürtelflut hinweg bis zu den Quellen des Nils und wie bei den
Schwalben bis nach Kapstadt, also bis zur Südspitze Afrikas.
Auch sie kehren wieder und führen Pendelbewegungen aus, die in
einstigen Gleichgewichtsstörungen ihrer Lebensbedingungen ihre
Ursache haben. Ja, die Katastrophe hat eben in ihnen vermöge
der Mneme, des festverwurzelten Gedächtnisses, derartige Spuren
hinterlassen, daß wir sie getrost den Überlieferungen
unserer Vorfahren gleichsetzen können. Und sie haben sich
sogar bis heute erhalten, bilden also einen lebendigen Beweis für
außergewöhnliche Ursachen, die wir kaum auf einen anderen
Nenner bringen können als eben den, den uns die Welteislehre zu
zeigen bemüht ist.
Um es zusammenzufassen, so bleibt kaum etwas anderes übrig zur Erklärung der vielen tierischen Wanderungen, seien sie nun von Ost nach West oder von Süd nach Nord gerichtet oder umgekehrt, als daß wir sie im Zusammenhang mit der diskontinuierlichen Verbreitung der Tierwelt, von denen einige Fälle immerhin sehr auffallend sind, im Sinne der Welteislehre zu deuten versuchen. Je mehr wir uns mit dem
gesamten Fragenkomplex der Tiergeographie oder sogar mit der
Pflanzengeographie beschäftigen, um so mehr Tatsachen lassen sich
anführen, die als Einzeltatsachen betrachtet in der Totalität
des Lebens auf der Erde keinen rechten Platz gewinnen können, wohl
aber im Zusammenhange mit den vorangehenden wie nachfolgenden Wirkungen
des niederbrechenden Tertiärmondes.
Wo sind die tertiären Tiere und Pflanzen geblieben, die einstmals in Nordeuropa, ja sogar bis nach Sibirien, sich verbreitet hatten?! Wie will man die ausgedehnten Kohlenlager im hohen Norden erklären, deren Ursprung Pflanzen bilden, die nur aus dem Tertiär bekannt sind?! Auch hier Wanderung, ein Ausweichen vor dem Eise, ein Abgleiten in westöstlicher Richtung, bis nach Amerika (Sequoia und Taxodium) oder bis nach Japan (Cryptomercia). Die höchststehenden Fische
sind die Molchfische: sie vermitteln den Übergang von den Fischen
zu den Lurchen. Drei Gattungen gibt es nur noch: eine in
Australien (Ceratodus), eine in Afrika (Protopterus) und eine in
Südamerika (Lepidosiren). In den zoologischen
Lehrbüchern sind nur Angaben enthalten, daß die wenigen
Arten, die noch existieren, wahrscheinlich Reste einer früher
reich entwickelten Gruppe gewesen sind. Aber warum sie fast
verschwunden sind, und warum sie sich gerade an den oben bezeichneten
Örtlichkeiten erhalten haben, davon ist nichts zu finden.
Nun, auch dafür können wir Gründe anführen, die darin beruhen, daß sich zur Zeit der Gürtelhochflut alles Leben in der heißen Zone nur noch an wenigen Punkten der Erde halten konnte, die durch ihre Lage sich aus der Flut heraushoben. Dazu sagt Hinzpeter: "Nur die Anden, das Hochland von Abessinien (Äthiopien) und die höchsten Teile der malaiischen Inselwelt traten als einsame verlorene Posten aus der umbrandenden, rastlos nach Osten fließenden Wasserwüste hervor und trugen in diesen Breiten die kärglichen Reste des Lebens." (s. Wanderungen, Wohn- und Zufluchtsstätten) Wie richtig hat doch Hinzpeter
auch hier gesehen, die tiergeographischen Tatsachen entsprechen seinen
Angaben vollauf. Gerade viele altertümliche Formen finden
wir auf diesen jetzigen Hochländern oder Bergen, die wie der Berg
Ararat aus der Flut noch herausragten, wovon uns einige
Höhenangaben überzeugen sollen. Auf Neuseeland lebt
noch heute die Hatteria, die Brückenechse, ein wirkliches
Relikt aus grauer Vorzeit, sogar aus dem Paläozoikum. Sie hat die
Stürme der Gürtelhochflut auf sicherer Scholle überlebt,
sind doch die Berge Neuseelands (Cookberg auf der südlichen Insel)
3700 m hoch. Auch auf Neuguinea ragen die Berge bis zu 5000 m auf
und selbst Australien mit seinen noch heute erhaltenen Schnabeltieren
und Beuteltieren hat im Bongong in Viktoria eine Höhe von fast
2000 m. Kein Wunder, daß sich zur Zeit der
Gürtelhochflut gerade dort Lebewesen halten konnten, die anderswo,
wenn sie schon weiter auf der Erde verbreitet waren, zugrunde gehen
mußten. Damit soll keineswegs gesagt sein, daß die
Tiere nun buchstäblich sich auf die allerhöchsten Berge
flüchten mußten, aber die Höhenangaben aus jenen
Gebieten geben uns immerhin einen zureichenden Grund für die
Erhaltungsmöglichkeit derartiger Tierformen, da wir es zweifellos
mit alten Kontinenten oder deren Resten zu tun haben.
Auch für Afrika gilt das
eben Gesagte. Die Tierwelt Afrikas weist nur in der
ostafrikanischen Provinz und in Abessinien (Äthiopien) spezifische
Formen auf, deren Erhaltungsmöglichkeit dort gegeben war.
Kilimandscharo und Kenia sind über 5000 m hoch und der Kollo und
Ras Guna in Abessinien (Äthiopien) immer noch über 4000
m. Ostafrika ist besonders reich an Skorpionen, das sind recht
altertümliche Tierformen, die vielleicht mit den Krebsen verwandt
sind. 18 Gattungen sind dort vertreten, von denen 11 endemisch
sind und nirgendswo noch in Afrika vorkommen. So ließen
sich die Beispiele weiter häufen, aber ich glaube, daß es
nur noch des Hinweises auf Südamerika bedarf, wo wir in Patagonien
die Reste des altweltlichen Riesengürteltieres
und Riesenfaultieres gefunden
haben, so daß Dahls Angabe zu Recht besteht, daß zeitweise
eben die Einwanderung aus dem Norden unterbrochen war, weil sich ein
Meeresarm in Mittelamerika dazwischen schob; und das ist die
Gürtelhochflut gewesen! Nach dem Abklingen der
Gürtelhochflut und dem Mondniederbruch trat eine Beruhigung in der
Tierwelt ein, aber die Wanderungen hörten nicht auf. So
wissen wir, daß heute gerade in den Tropen, in der
äquatorialen Zone, um die einstmals die Gürtelflut schwang,
eine viel stärkere Anreicherung der Tierwelt stattfindet, auch
infolge der reicheren Vegetation, als in den subtropischen Zonen, und
daß die Tierwelt von da aus, wo sie einst bis auf wenige
hervorragende Punkte fast der Vernichtung anheim gefallen wäre,
sich wieder langsam ausbreitet, was wir schon im Einwandern mancher
Arten erkennen können. Das Leben steht auf der Erde nicht
still, und trotz der Katastrophe hat es nach dem Ende der Eiszeit
wieder begonnen, vom Erdball Besitz zu nehmen. Mit den kosmischen
Zyklen gehen die irdischen Zyklen des An- und Abschwellens der Lebewelt
Hand in Hand. Das gilt es auch für den Menschen
nachzuweisen! Auch seine Wanderungen sind zweifellos von den
Vorgängen auf dem Erdball bedingt.
Zum Schluß noch ein paar
Worte über die Tierwelt der
Arktis und Antarktis!
Nach den Polen der Erde zu nimmt die Fauna stark ab. Dies gilt besonders auch für die Säugetiere, da nur noch einige Pflanzenfresser und Raubtiere hier ihr Dasein fristen können. Baumtiere sowohl wie Ameisenfresser hätten in kalten Gegenden keine Existenzbedingungen. Was dann die eigentliche Tierwelt der Arktis und Antarktis betrifft, die ja beide in bezug auf die niedrigen Temperaturgrade übereinstimmen, so müßten eigentlich die dort lebenden Formen ziemlich genau übereinstimmen. Das ist nun keineswegs der Fall. Wenn auch die ökologischen Bedingungen fast gleich zu sein scheinen, so kommt doch eine Verschiedenheit der Tierwelt der Arktis und der Antarktis so deutlich zum Ausdruck, daß wir nicht zweifeln können, daß dies seine besonderen Gründe hat. Über den Äquator hinweg fliegen nur Meeresvögel wie der Albatros, dagegen sind die Walarten an beiden Polen ganz verschieden. Im Norden der Erde leben das Walroß und die Klappmütze, im Süden außer den Seelöwen noch zwei Pinnipedien, Ommatophoca rossi und Arctocephalus gazella. Von Meeresvögeln sind für die Antarktis charakteristisch die Pinguine, für die Arktis die Alken. Ferner kommen auf der Südhemisphäre wenig über das antarktische Gebiet hinausgehend noch die Tauchsturmvögel und die Scheidenschnäbler vor. Wale sowohl wie Fische und Vögel durchschwimmen oder überfliegen das weite Meer, aber sie haben es nicht fertig gebracht, ihr Verbreitungsgebiet von einem Pol bis zum anderen auszudehnen. Die Antarktis ist überhaupt kein zusammenhängendes Landgebiet wie die Arktis, und erstere kann kaum als einheitliches Landfaunengebiet bezeichnet werden; sie besteht vielmehr aus einzelnen mehr oder weniger großen Inseln, von denen z. B. die Kerguelen, die Galapagosinseln und die Falklandinseln, wie der sog. Südkontinent, einzelne Formen beherbergen, die sog. circumpolare Ausbreitung besitzen. Wir können diese Tatsache wohl nur daraus erklären, daß die wandernden Flutberge wie auch die Gürtelflut eine solche circumpolare Verbreitung begünstigten, während auch zur Zeit der Gürtelflut ein Überschreiten des Gleichers (Äquators) für Fische, Wale und wenig flugbegabte Vögel nicht möglich war. Jedenfalls ist die Tatsache einer Spezialisierung der Arktis und Antarktis hinsichtlich ihrer Fauna vom tiergeographischen Standpunkt aus allein kaum zu erklären. Ob wir es also mit
altertümlichen Tierformen, isolierten Relikten, mit Wanderungen
der Tierwelt oder mit ihrer jetzigen Verbreitung auf Grund stabiler
geologischer Verhältnisse zu tun haben, immer wird die
Welteislehre imstande sein, die tiergeographischen Rätsel zu
lösen, soweit sie eben durch die Mondkatastrophe bedingt
sind. Daneben gibt es natürlich Erscheinungen, die entweder
vor oder nach dem Mondniederbruch auf die Verbreitung der Tierwelt
gewirkt haben oder noch immer einwirken. Man muß sich auch
hier davor hüten, einen Gedanken zu Tode zu hetzen, indem man zu
seinen Gunsten versucht, alle Tatsachen nur auf eine Ursache
zurückzuführen.
Doch wenn die Welteislehre noch einer Stütze auf biologischem Gebiete bedarf, so kann sie getrost die Tatsachen der Tiergeographie heranziehen, da der Wandertrieb vieler Tierarten allein keine ausreichende Erklärung darstellt, sondern in Abhängigkeit von einer tieferliegenden Ursache gebracht werden muß. Und die Welteislehre ist in der glücklichen Lage, für alle derartigen Erscheinungen in Verbindung mit der Selektionstheorie und der Eiszeitlehre Auskunft geben zu können, wie die Verbreitung des Lebens auf der Erde zustande kam. Immer geht es den deduktiv gewonnenen Erkenntnissen so wie es der Welteislehre auch geht: aus dem Zusammenwirken von intuitiver Erkenntnis und konstruktiver Fiktion mit der nachträglichen Fundierung des gedanklichen Gebäudes durch Tatsachenbausteine wächst schließlich ein Bauwerk heran, das mindestens den Wert einer Theorie beanspruchen kann, und das einer genauen wissenschaftlichen Nachprüfung standhält. Das Gleichnis von den törichten Jungfrauen gilt auch für die Menschen, die nicht den Mut besitzen, die ausgetretenen Geleise der zünftigen Wissenschaft einmal zu verlassen, um auf neuen Bahnen zu wandeln, die unserm gesamten Leben anstelle der himmlischen, transzendentalen Verheißungen eine nur kosmische, aber darum nicht weniger großartige Grundlage geben. Auch unser Leben ist ein ewiges Auf und Ab im kosmischen Geschehen, und die WEL ist der Schlüssel für die Pforte der Erkenntnis, die sich nur dem öffnet, der weniger egozentrisch, weniger menschlich oder allzu menschlich denkt, sondern darüber hinaus kosmisch. Die Enge des menschlichen Ich geht auf in der Weise des Weltalls. Dr. Kurt Nägler (Aufsatzquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Heft 3, S. 81-92, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken-Berlin) |
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