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Wanderungen,
Wohn- und
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Im Bilde
der Gegenwart haben wir einen erheblich ausgedehnten
Lebensraum zur Verfügung. Das dünkt uns nicht mehr als
billig zu sein, nachdem wir folgern, daß gerade eine mondlose
Zeit der Jahrmillionendauer erst verebbt ist und unser Nachtgestirn
noch kaum Miene macht, großzügig störend den Lebensraum
einzuengen.
Dies bleibt der Zukunft vorbehalten. Aber was uns diese Zukunft lehren könnte, hat sich schon wiederholten Malen auf Erden abgespielt. Es gab Zeiten, da dieser große Besitzergreif der Erdoberfläche vom Lebendigen einfach nicht mehr möglich war, wo es hieß, nur gerade dort noch sich auszubreiten, woselbst es die Verhältnisse einigermaßen zuließen. Je mehr in stets enger werdenden Spiralen ein Vorgänger unseres Jetztmondes zur Erde sinkt, um so höher steigen Schwer- und Fliehkraftsfluten an. Jahrtausende umlaufen, umschreiten oder umschleichen die Flutmassen rückwärts die Erde, bis schließlich die bewußten zwei Wasserkalotten auf ihrem langsamen Marsche gegen Westen zum Stillstand gekommen sind. Ebensolange werden zwischen den gesonderten oder fast getrennten Ozeanhälften liegende Regionen äußerster bis völliger Meeresverarmung das Laufen, Schreiten und Schleichen mitgemacht haben, wobei alle heute gemäßigten Striche schon zu den wasserarmen, alle polaren Gebiete zu den wasserentblößten gehörten. Jahrhunderte und Jahrtausende werden vergehen, bis ein verankerter Flutberg bei mählich einsetzender Bewegung in die Länge einer Wasserentblößung Platz macht. Jedenfalls erleben die einen Regionen solange Ozeanbedeckung als die anderen eine Wasserentblößung nebst üppiger Wiederbewaldung in ihren niederen Breiten. Grenzregionen höherer Breiten sind aber dem ungeheuer tiefgehenden Wellenschlag ausgesetzt mit all den geschilderten höchst gesteigerten Nebenwirkungen der Entwaldung, Ausnagung, Abscherung und Anschwemmung. Äonenlang findet in gewissen mittleren Breiten, wohin die zweiseitig aufgetürmten Wasserberge gerade noch hinreichen, ein endloses Wellenbrechen, Überfluten und Zurückweichen statt und dieses muß wieder unterbrochen werden von noch längeren Perioden völliger Unberührtheit seitens der Breitenausschläge der Flutberge. Jeweils werden zwischen zwei Hochwassergebieten der Erde zwei zwickelartige Trockenregionen bestehen, die sich in ihren gleichernahen und von der einhergehenden Eiszeit unbeeinflußten Teilen immer wider mit üppigen Pflanzenwuchs bedecken können, und die sich sozusagen ebenfalls mit schleichender Langsamkeit über die Erde schieben. Es ist ja ganz klar, daß
fast alle Lebensgeschlechter, zumal die
landbewohnenden, gezwungen werden, sich in Harmonie mit der neuartigen,
durch den Endteil der Mondeszeit bedingten, Umwelt zu setzen. Das
wird dann mehr oder weniger nur wieder auf bestimmten Gebieten der Erde
der Fall sein können.
Ein Lebewesen vermag sich beileibe nicht so rasch und völlig anders geartet umzustellen, als der Kataklysmus sich vollzieht. Ihm bleibt vielfach nur die Wahl, den Flut- und Eiszeitgewalten auszuweichen oder elendiglich zugrunde zu gehen. Von einer gewissen Zeit an werden sich vielfältige Geschlechter mehr in die höheren Breiten zurückziehen, um dem unruhigen Ozeangürtel aus dem Weg zu gehen. Aber auch hier wird schließlich wieder die Eiszeit ihren unerquicklichen Einfluß geltend machen. So bleiben höchstwahrscheinlich im höchsten Ausmaß der Ereignisse die erwähnten, bis tief in die Tropen reichenden Zwickelregionen noch die sichersten Zufluchtsstätten für landbewohnende Pflanzen- und Tiergeschlechter. In diesen unübersiedelbar getrennten Tropenasylen wird das Leben ein Daseinsoptimum verspüren. Es ist eben schon anzunehmen, daß im ausgesprochenen Überflutungszeitalter (also zur Stationärzeit etwa) irgendwelche Verbindungswege zwischen den beiden diametral gegenüberliegenden Asylen nicht bestehen können. Es wird einem Lebewesen nur schwerlich in den Sinn kommen, die breitenpendelnden Flutberge auf einem der vier sichelförmigen Großebbegebiete zu umgehen. Denn ist es einmal dorthin geraten, ist sein Schicksal besiegelt, da es schonungslos bei lebendigem Leibe wohl konserviert im täglichen Schichtbauvorgange eingeeist und eingebettet wird. Ein Weg etwa über die Pole hinweg käme schon gar nicht in Frage. Das alles würde im allmählich zu- und abnehmenden Maße auch für unmittelbar vor- und nachstationäre Zeiten zu gelten haben, sofern die Tropenasyle samt dem Revolutionsebbegürtel ihre Lage wechselnd ändern. In vorstationärer Zeit folgt z.B. das eine Tropenasyl dem rückoszillierenden Fliehkraftsflutberg und wird vom gleichlaufenden Schwerkraftsflutberg ständig wieder langsam verdrängt, während das andere Asyl gleichsam von Fliehkraftsflutberg geschoben dem Schwerkraftsflutberg rückfolgen muß. In nachstationärer Zeit tritt dann wieder eine Umkehr dieser Vorgänge ein. Hörbiger
hält
es für sehr wahrscheinlich, daß in den schleichenden und
schreitenden Revolutionsebbegebieten beider Flutberge ganz verschiedene
bodenkulturelle Verhältnisse herrschen. Demnach würde
sich jede Wiederbegrünung und Wiederbewaldung der von den
Flutbergen allmählich wieder freigegebenen (teils
gutgedüngten, teils ganz humusentblößten) Gebiete
verschiedenartig vollziehen. Der schmälere und höhere
Schwerkkraftsflutberg dürfte wohlweislich den Untergrund im
Wechsel seines Landbesitzes anders bearbeitet haben als der breitere
und niedere Fliehkraftsflutberg, Bodenfruchtbarkeit und
Bodenunfruchtbarkeit werden sehr verschieden sein. Die tropischen
Niederungen werden sich vielleicht immer wieder mit üppigster
Sumpfvegetation bedecken, die Höhen werden Urwald tragen, die
höchsten Höhen werden (abgesehen von einem solchen Zustand
für die höheren Breiten überhaupt) ständig in Eis
erstarren oder wirksame Gletscherzungen in die Tiefe schieben.
Ein Kampf um die bestmöglichste Scholle wird abwechslungsreich die
Lebewesen gegeneinander ausspielen. Und wiederum werden viele
Geschlechter nicht in unruhvoller Hast einem abschleichenden Flutberg
folgen, sondern sich lieber im üppigen Grün der anderen Seite
des Ebbegürtels vom anschleichenden Flutberg sozusagen
unbewußt und sorglos verdrängen lassen. So würde
die dem unmittelbar bevorstehenden allmählichen Untergange
geweihte Seite der niedrigen Breiten den schlechthin angenehmsten
Aufenthalt für das Leben bieten.
Hierin wird sich vielleicht die höchste Intelligenz, die höchste Körperkraft und Kampfestüchtigkeit des Lebens drängen, während das weniger Tüchtige in höhere Breiten weichen muß und dort allenfalls noch notdürftig sein Dasein zu fristen vermag. Es ist schon gut einen Globus zur Hand zu nehmen, sich noch einmal über die Beflutungszusammenhänge klar zu werden, um dann leichthin all dies Gesagte sich vorstellen zu können. So sehen wir geographische
Isolierungen für Tiere und Pflanzen herbeigeführt, die
aber nicht nur um die Stationärzeit herum, sondern ebenso, wenn
auch andersartig, in den vor- und nachstationären
Gürtelhochflutzeiten gegeben sind. Rufen wir uns im Geiste
nur noch einmal das Bild wach, wie die Wasser äquatorwärts zu
einem allenthalben geschlossenen Flutenkranze die Erde umspannen.
Dann läßt sich ohne weiteres erkennen, daß in je einem
nördlichen und südlichen um die Erde sich schlingenden
Ringgebiete mittlerer Breiten etwa das Leben sich vorherrschend
behaupten wird. Zu weit nördlich oder südlich wird es
nicht gehen wollen, da dort die Eisgefilde starren und andererseits
stellt der tropische Ozeangürtel eine natürliche Scheidewand
zwischen den beiden Lebenszonen dar. Es ist kaum denkbar,
daß zum mindesten landbewohnende Lebewesen diese
Wasserscheidewand zu überbrücken vermögen. Ohne
Zweifel sind bei der Verschiedenheit der kontinentalen
Verhältnisse die beiden Lebenszonen räumlich verschieden
geartet. Würde die Erde keine durch Meere getrennte Hoch-,
Tiefländer oder Gebirge tragen, so würden sich die zwei Zonen
gleichsam als kontinuierliche Lebensbänder zwischen
stürmischen Gürtelufern und dräuenden
Gletscherschuttwällen um die Erde schlingen. Aber infolge
des gegebenen Erdreliefs und der dadurch bedingten reichen Gliederung
der höchst unruhigen Tropenozeangürtel-Ufer werden diese
Zonen vielfach durch tiefe, stürmisch am Dauereise leckende
Meeresbuchten in ebensoviele kleinere oder größere Asyle
zerlegt. Als zur Besiedelung einladende Halbinseln mögen
derartige Asyle in die stürmische Gürtelflut hineinragen, sie
mögen sich bis nach dem Gleicher hin erstrecken und
rückwärtig wieder durch unübersteigbare Eisfelder
abgemauert sein.
Die Südhalbkugel könnte nach Hörbiger in Zeiten eines Kataklysmus zum mindesten durch drei größere in den Tropengürtel hineingeschobene eisfreie Halbinseln ausgezeichnet gewesen sein und einige ähnliche Inselgebiete werden auf der Nordhalbkugel bestanden haben. "Notwendig mußten unmittelbar vor dem Tertiärdiluvium beispielsweise die tropisch-südamerikanischen Anden, die mexikanische Hochebene und etwa sonstige meridional verlaufende Tropenhochländer als niedrige, schmale, eisfreie und kulturfähige Halbinseln in die der Erdrotation etwas voreilenden Tropengürtelwässer hineinragen und etwa auch das abessynische Hochland und ähnliche tropische Erhebungen als Halbinsel- oder inselförmiges Asyl dienen." Es sollen dies mithin hervorragend günstige unmittelbar vorsintflutliche Tropenasyle gewesen sein. Damals "waren die hohen Breiten ziemlich entwässert und samt den mittleren Breiten, so weit auch diese wasserfrei waren, ganz vereist. Kulturfähiges Land gab es nur auf den heutigen Höhen der Tropen, dahin ja die hochgebirgigen Teile des heutigen Mexiko, Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Peru und Bolivia auch gehören. Über Panama und Südmexiko dürfte die Gürtelhochflut in breiter Strömung von West nach Ost hinweggerollt sein." (Bildquelle/text: Buch
"Planetentod und Lebenswende", H.W. Behm)
Versuchsweise Kennzeichnung der Hauptwohngebiete der Erde, soweit diese für Menschen und eine höhere Landfauna vor dem Diluvium (Sintflut) der Tertiärzeit in Betracht kommen. Schwarz = bewohnbar; beschrafft = wahrscheinlich bewohnbar; weiß = vereist. Für das Leben recht
unangenehme und gefährliche Zeiten sind
vielleicht diejenigen, da "die schon
und noch getrennten Flutberge so schnell revoltieren, daß ein
Folgen in geographischer Länge schon nicht mehr möglich
ist. Instinktiv ist aber das Leben schon früher
polwärts gewichen, woselbst die jetzt engeren Oszillationen der
vorbeieilenden Flutberge nicht mehr reichen."
Beträchtlich hohe Anforderungen werden gerade hier an das Leben
gestellt.
Wenn sich auch das Leben nicht gerade in erstarrten Eiswüsten abspielt, sondern in etwa einer Art Steppenlandschaft, so leidet es doch nicht wenig unter Einwirkungen gerade der Kälte. Sehr wahrscheinlich kommt manchen Tiergeschlechtern eine Verdichtung ihres Haarpelzes, wie etwa beim Mammut, zustatten. Viele Geschlechter werden aber mehr oder minder den einschneidend gewandelten Lebensbedingungen nicht sieghaft genug mehr begegnen können. Sie werden dem Untergang geweiht sein. Das dürfte für viele pflanzenfressende Riesensaurier, für bereits erwähnte und noch andere Formen der Sekundärzeit zutreffen. (Bildquelle/text: Buch
"Illustrierte
Weltgeschichte", Band I, Gefion-Verlag, G.M.B.H.)
Stegosaurus, eine furchtbare Eidechse mit großen Hornzacken auf dem Rücken und Hornstacheln an den Seiten. Gesamtlänge von 6. bis 9. Metern.. Im Kataklysmus der
Sekundärzeit erfolgte ihr Aussterben in
mittleren und höheren Breiten wahrscheinlich zunächst aus
Wärme- und Nahrungsmangel, zumal wegen der zeitweise
beständigen Flutbergbestreichung eines breiten Erdgürtels ein
üppiger Pflanzenwuchs nicht gut aufkommen konnte.
Gerade wo sich derartige Tiere schon zu weit in froststarrende Wüsten vorgewagt hatten, mußten sie um so rascher erliegen. Späterhin weiter ausgreifende Oszillationsfluten erfaßten dann schließlich die Kadaver und drifteten sie regelrecht in die eigentlichen Schichtungs- und Konservierungsgebiete. Es kann ja schließlich
nicht immer wieder von neuem eindringlich
genug betont werden, daß jede denkbar mögliche Vorstellung
von den ungeheuren Gewalten eines Kataklysmus nachgerade noch
verblaßt. Man stelle sich doch immer wieder vor, was es
heißt, wenn in der Zeitspanne des Gipfelgeschehens die
hochaufgetürmten Fluten täglich über die Erde rasen,
wenn dabei ungeheure Gewalten des Erdinnern ausgelöst werden, wenn
es zittert und brandet und tost und wettert und der eisige Arm der
Kälte weithin über die Erde greift. Man hat
gelegentlich nicht umsonst gesagt, daß ein ganz großer
Dichter kommen müßte, der einmal hier im Bilde, erlebnis-
und begabungsstark, die kataklysmatischen Schicksale der Erde und ihres
Lebens festzuhalten versucht. Dem Forscher bleibt aber
schließlich übrig zu entwirren, wie und wo das Lebensganze
den Kataklysmus übersteht, was durchhält und was dem Tode
geweiht ist, warum im Wandel der Erdgeschichte die Bühnenbilder
des Lebens wechseln, warum einmal die Meeressaurier, Flug- und
Landdrachen die ältesten Urdrachen ablösten, um
schließlich selbst von Säugetieren und Vögeln in den
Schatten gestellt zu werden. Wohl leben heute noch gewaltig
große Tiere, Wale, Elefanten und Nashörner, Kamele, Giraffen
und Büffel, stattliche Strauße und Riesenschlangen, aber
nicht im entferntesten reichen die meisten unter ihnen an die
reptilhaften Riesenkolosse des Erdmittelalters überhaupt nur
heran. Die Zeit dieser Giganten ist längst abgelaufen.
Und manche Säugetierformen, die noch erheblich der Gegenwart
genähert ihr Dasein in gigantischem Ausmaß, wie etwa Riesen
aus dem Hirschgeschlecht, fristeten, waren dem Schicksale
verfallen. Uns möchte deutbar werden, warum dies alles der
Fall sein mußte. Und uns bleibt auch nicht mehr
befremdlich, warum wiederum in der Pflanzenwelt sich ablösende
Wechsel zeigen.
Aber nicht dreimal plötzlich etwa ist diese Pflanzenwelt neu erstanden. Vielmehr ist diese Pflanzenwelt genau so wie die Tierwelt von eben jenen Kataklysmen betroffen worden, die, wie wir alsbald noch aufzeigen werden, Grundlagen für Neubildung des Lebens schaffen. Das scheinbar plötzliche Entstehen dieser Neubildungen bereitet uns nach Kenntnis der Einbettungsverhältnisse dann auch kein Kopfzerbrechen mehr. Es ist aber doch schon
bezeichnend genug, daß derselbe Forscher,
der die Wandlungsbilder feststellt nun auch sagen muß, daß
höchstwahrscheinlich die Gegenwart nicht das letztmöglichst
erreichte Schaubild des Lebens kennzeichnet. Es wird mit anderen
Worten Zukunftszeiten geben, da das Gegenwärtige sich wie ein
groteskes Urweltstück gegen das kommende Neuartige des Lebens
abhebt. Das dürfen wir getrost bejahen, denn die Erde wird
zunächst einmal ihren Quartärkataklysmus zu erleben haben,
der Jetztmond wird dabei der Erde anheimfallen und es wird wiederum
eine neue Erde sich gegen die alte, augenblicklich noch
gegenwärtige, abheben. Vor diesem Bilde erhebt sich
schlechterdings dann die Menschheitsfrage, die wir bedeutsam für
unser Geschlecht genug, noch nicht aufgeworfen haben. Wir
unterließen und unterlassen das hier bewußt, weil es
notwendig erscheint, diese Frage in einem späteren Kapitel
gesondert herauszustellen. Schon haben wir geflissentlich
angedeutet, wie auch hier umwälzend gewaltige Ausblicke zur
weiteren sonderforschlichen Vertiefung harren, Ausblicke, die der
seherischen Gabe der wissenschaftlich besten Köpfe unserer Zeit
entspringen, die ihre Stunde erfüllt sehen werden, wenn just erst
wieder die Verlebendigung totgelaufener Begriffe nachhaltiger
einsetzt. "Wir sind in der
Erdgeschichtsforschung mit dem alten Lyellschen System der endlosen Summierung kleinster
Vorgänge zu großen planetarischen Wirkungen, um mit Sueß zu reden, viel zu viel in eine
behäbige Auffassung des erdgeschichtlichen Ablaufs gedrängt
worden. Ebenso wie Charles Darwins Häufung kleinster nützlicher
Varietäten zur Umgestaltung des Artcharakters lebender Wesen
führen sollte, so atmet auch die Lyellsche erdgeschichtliche Lehre den
gesättigten, katastrophenfeindlichen Zeitgeist des
bürgerlichen neunzehnten Jahrhunderts. Diese Denkweise in Wissenschaft und Leben
hat die tieferen Werte, welche in der alten elementaren
Katastrophenlehre Cuviers lebten, ganz in den Hintergrund
gedrängt. Erst neuerdings kommen sowohl Erdgeschichte wie
Biologie wieder zur stärkeren Betonung der Tatsache, daß
Zeiten ruhiger Evolution mit Zeiten revolutionärer Gewaltwirkung auf dem Erdkörper und in der
Lebensentfaltung wechselten, wie wir es auch jetzt wieder so
ungeheuerlich im Völkerleben sehen. Weltall, Erdgeschichte,
Lebensgeschichte und Menschheitsdasein widerspiegeln dasselbe uralte
rhythmische Gesetz." Also Edgar
Dacqué in "Urwelt, Sage und Menschheit", in einem der
suchendsten und tiefsten Bücher unserer Zeit.
Im Zeichen kataklysmatisch
bedingter Eis- und Beflutungszeiten sehen
wir das Leben auf bestimmte Asyle verteilt. In
stationärnaher Zeit mußten diese Asyle fortwährend
langsam gewechselt werden, um in jener der kommenden Sintflut
genäherten Zeit etwas stabiler zu werden. Eine Sintflut selbst aber wieder als
Schlußakt der Mondtragödie bereitet dem Leben nochmals
schwere Schicksalstage, deren Wirkung weniger in der Zeitdauer als in
der beispiellosen Wuchtigkeit liegt. Wenngleich schon in
unmittelbar vorsintflutlicher Zeit die Atmosphäre im
fortwährend getrübten und regnerischen Aufruhr sich befinden
muß, unsere mitteleuropäischen Breiten täglich zwei
totale Sonnenfinsternisse und allnächtlich zwei ebenso
Mondfinsternisse erleben, so herrscht doch eine gewisse Stille vor dem
Sturm. Je schneller nämlich der herannahende Mond über
die tropische Erdoberfläche dahinhuscht, desto stabiler wird die
bereits linsenförmig abgeplattete Gesteinshülle der Erde und
desto mäßiger werden auch die begleitenden
Erderschütterungsvorgänge sein. Wegen der meist
trüben Lufthülle wird es nie recht Tag und wegen des
leuchtkräftigen Mondes nie recht Nacht.
Am Tropengürtel wird es am Tage zwei bis dreimal jeweils zwanzig Minuten lang stockfinstere Nacht (Sonnenfinsternisse) und allmählich wird es mehrmals fast hellichter Tag werden, sei es unmittelbar vor Eintritt des Riesenmondes in den Riesenerdschatten bzw. unmittelbar nach Verlassen desselben. Nur während des jeweilig einstündigen Verweilens der Nachtleuchte innerhalb des Erdschattens ist es wirklich Nacht. Nimmt man hinzu, daß bei der ohnehin trübschwangeren Atmosphäre die allerverschiedensten Lichteffekte entstehen, so möchte man kaum mehr zweifeln, daß derartige Verhältnisse in ihrer Gesamtheit das Leben einschneidend treffen müssen. Was sich durch eine lange mondlose Zeit hindurch allmählich an ein behäbiges Gleichmaß der Umwelt gewöhnt hatte und auch noch ein gut Teil der Mondeszeit hindurch nicht aus diesem Gleichmaß gerissen wurde - es wird jetzt geradezu von Dämonen umringt und muß schon einen ganz großen Kampf aufnehmen, um ihnen begegnen zu können. Man braucht ja nur auszudenken, was heute geschehen würde, wenn etwa die lieblichsten unserer Tropengefilde mit all dem sonnendurstig bunten Aufwand von Pflanzen und Tieren derart ungewohnt heimgesucht würden. Genug grauenvoll das Leben Zersetzende wird sich ereignen. Es wird vielen Geschlechtern schwer fallen, überhaupt durchzukommen, andere werden gerade noch notdürftig dahinvegetieren. Dann naht aber bald der große Schlußakt, der mit der beginnenden Mondzertrümmerung anhebt. Wir sehen in dem rasenden Umschwung des Mondes einen kometenschweifartigen Schwarm von Eistrümmern um die Erde ziehen. Jeder der Schwarmbestandteile ist schließlich bestimmt, eine Riesenhagelwolke zu liefern, die in kurzen Spiralbahnästen zur Erde sinkt. (Bildquelle: Buch
"Planetentod und Lebenswende", H.W. Behm / Zeichnung Alfred
Hörbiger)
Die beginnende Mondauflösung. In dieser Phase zieht der Mond einen einen kometenschweifartigen Schwarm Eistrümmern hinter sich her, die dann als Riesenhagelwolke, in kurzen Spiralbahnen, zur Erde sinkt. Selbst gletscherblockartig wird
Mondeis in die Lufthülle
stürzen, wo selbst es aber in beträchtlicher Höhe noch
in erst größere, dann zunehmend kleinere Hageltrümmer
zerrissen wird. Ein mehrwöchentlicher (mit Ausnahme der
höchsten Breiten) allerorten die Erde mehr oder weniger ergiebig
treffender Riesenhagel setzt mit zunehmender Stärke ein, begleitet
von Wolkenbrüchen unbeschreiblicher Dichte und Heftigkeit.
Kosmische Stürme und elektrische Entladungen, gegen die unsere
landläufigen Gewitter ein Kinderspiel sind, fluten über die
Erde dahin. War es anfangs reines Mondkrusteneis, das zur Erde
zog, so wird dieses weiterhin mit tiefer dem Mondkern zu gelegenen
Schlamm untermischt. Tagelang lecken heftige Schlammregen zumal
in den tropischen Gefilden über die Erde hin, decken ein und
vernichten. Schließlich bleibt von dem in Splitter
zerrissenen Mond nur noch ein Restbestandteil des eigentlichen Kernes
über. Aber auch er ist dem Schicksal verfallen, stiebt
auseinander und bewirft die Erde mit einem Gesteins- und
Eisenschlackenhagel.
(Bildquelle: Buch
"Planetentod und Lebenswende", H.W. Behm / Zeichnung Alfred
Hörbiger)
Die Mondauflösung findet ihren Höhepunkt. Die Erde wird von einem Gesteins- und Eisenschlackenhagel, die aus dem Mondkern stammen, bombardiert. Da aber nun keine Kraft des
Mondes mehr auf die Erde einwirkt, endet
gewissermaßen plötzlich jener Zwang, der den Erdkörper
(übertrieben gesagt) eiförmig und die Gesteinshülle zu
einem gewölbten Tropenwulste verzogen hatte und der vor allem die
Wasser zu einem gewaltigen Reservoir dem Gleicher entlang angestaut
hatte. Jetzt wird die Erde wieder in ihre Kugelform
zurückgesetzt. Allerlei Verwerfungen, Grabenbrüche,
Schollensenkungen, Magmaergüsse werden dadurch ausgelöst,
denn dem Ozeanwasser ist vielfach Gelegenheit geboten an die feindliche
innerirdische Glut heranzukommen, in ein hochdruckiges Sieden zu
geraten, so daß vom Gleicher bis zu den Polen ringsum ein
universelles Explosionsstoßen von unten eintritt, ein
förmlich wochenlanges Brodeln der Gesteinshülle vor sich
geht. Geradezu in allen Fugen ächzt und kracht die Erde.
Am bedeutsamsten ist aber die
Stauungsentfesselung des gleichernahen
Wasserreservoirs. Jetzt werden die aufzubereiten Schleusen
geöffnet, die Sintflut (1)
bricht herein. Es sind die bereits erwähnten
Riesen-Ring-Flutwellen, die nördlich und südlich von den
Tropen her gegen die höheren Breiten losgelassen werden, dort in
wiederholten Pendelschlägen hin- und zurückebben und die
immerhin erheblich polwärts laufen können, da der breite
Strom, je weiter südlich und nördlich er flutete, auf immer
schmäler werdende Kugelkalotten sich ergießen
mußte. Hier könnte auch nur wieder ein ganz
großer Maler die gigantische Wucht der Dinge zum beredten
Ausdruck bringen, denn unsere Vorstellung dürfte abermals
verblassen vor diesem Sintflutereignis. Wir werden aber auch
nicht den mindesten Zweifel darüber hegen, daß dieses
sintflutbeschließende Endereignis einer Mondeszeit seine
tiefgehende Wirkung auf das Leben etwa verfehlen konnte.
Bildquelle/-text: Buch
"Planetentod und Lebenswende", H.W. Behm / Zeichnung Alfred
Hörbiger)
Der letzte Akt des Mondniederbruchs und Auslösung einer Sintflut auf Erden. Gesteigerte Erdbeben,
mächtige Vulkanausbrüche, turmhohe
Wasserfluten - ein in allen Zusammenläufen wie eine
Götterdämmerung anmutender Tanz der Elemente geht nicht
spurlos am Leben vorbei. Man darf ja wohl annehmen, daß im
Verlaufe eines Kataklysmus das Leben schon einigermaßen
gestählt und gewappnet gegen allgewaltige Schicksalsschläge
war. Es hatte überall, wo die Gewalten am stärksten
tobten, verstehen gelernt, ihnen auszuweichen, so gut es eben
ging. Es hatte sich neue Heimstätten geschaffen oder
wenigstens sich solchen einbequemt, wo es sich zur Not gerade noch
behaupten ließ. Aber es war auch gleichwohl schwer
zerrüttet, gewissermaßen mit kosmischen Hieben gepeitscht
worden. Es hatte Opfer um Opfer dem Altar des Hades darbringen
müssen. Nun im Zeichen der Sintflut saust nochmals so ein
letzter furchtbarer Kolbenschlag über die lebendigen Leiber
dahin. Allein die Flutwellen werden mitleidslos ungezählte
Geschlechter einfach in die Wassertiefe reißen, werden sie
weithin verdriften (wie etwa das Mammut im letzten Diluvium) und es
werden ihnen vorzugsweise nur jene Geschlechter standhalten
können, die rechtzeitig genug bestimmte Höhenlagen erreichten
oder schon vordem dort ihre Herberge aufgeschlagen hatten.
Wasserbewohnenden Lebewesen wird diese Sintflut weit weniger
verderblich werden können. Aber man muß bedenken,
daß es sich bei diesen Fluten ja nicht um allzu kristallklares
Wasser handelt, sondern vielfach um eisenoxydhaltige, stark versalzte,
verschwefelte oder natriumschwangere Schlammwässer, deren
lebensschädliche Verseuchung auf das Konto des niedergebrochenen
Mondes zu setzen ist. So wird auch allerhand Meeres- und
Süßwassergetier, werden wasserliebende
Vegetationsbestände dem
Tode geweiht sein.
Hatten sich dann aber
schließlich die Wasser verlaufen, waren die
Zuckungen des Erdkörpers in ihren letzten Auswirkungen geringer
geworden, hatten die Erdbeben nachgelassen und waren beschlammte
Bodenflächen und Senken wieder ständig mehr besiedelbar
geworden, so war die Zeit des eingeengten Lebensraumes vorbei.
Der Kataklysmus hatte sein Werk vollbracht, nun konnte die Erde einer
langen Spanne behäbiger Ruhe entgegensehen und mit ihr das Leben,
das sich in seinen Restbeständen mählich wieder anschickt,
die Erde durchdringend zu besiedeln.
In dieser Zeit nach jedem Diluvium finden zweifellos die
größten freiwilligen Wanderungen
der Lebewesen auf Erden statt, werden neue Gebiete bezogen.
Wir werden wenig davon jemals erfahren können, da kaum etwas als fossile Letter in der Gesteinshülle für spätere Zeiten verbucht bleibt. Es ist ja die einbettungslose Zeit eines Alluviums, in der jetzt die Lebewesen ihre großartigsten Wanderzüge unternehmen. Wir bemerken aber auch gleich hier wieder, welche Trugschlüsse über Wanderungen der Tiere und Ausbreitung der Pflanzen in der Urwelt bislang gezogen werden mußten, sofern man ja vorherrschend geneigt war, aus Fossilbefunden allein darüber etwas herauszulesen. Daß schlechterdings das nicht so ohne weiteres angeht, brauchen wir gewiß nicht nochmals zu erläutern. Wir werden zu anderen Ergebnissen über vermeintliche Wanderungen und Ursitze bestimmter Tiergeschlechter kommen, sobald erst die im Spiegel der Welteislehre (Glacial-Kosmogonie) auftauchenden Exempel nachhaltigste Bearbeitung erfahren. Die Wertung hängt dann von der kritischen Prüfung allein ab, die nicht von heute auf morgen durchgeführt werden kann, weil Jahrzehnte dazu benötigt werden. Eine kosmische Zeit der
Beflutung, eine eigentlich geologische Periode
war nach der Sintflut vorbei. Entgegen der unmittelbar
vorsintflutlichen Zeit sind die Uferlinien der Erde wesentlich
verändert. Die Erde ist neu verjüngt und gedüngt,
ist mit Mondlößmassen gespeist. Zunächst wird
(infolge der Erdachsenstellung) bis in gemäßigte Breiten
hinein kein irgendwie schrofferer Jahreswechsel sich bemerkbar machen,
dann aber wird ein dem Heutebild genäherter Zustand
allmählich erreicht werden. Wenn man das Wort vom irdischen
Paradiese prägen darf, so müßte ihm zumal für die
dem Diluvium folgende mondlose Zeit seine Berechtigung zuerkannt
werden. Von Sintflut zu Sintflut ziehen die Erdalter durch die
Erdvergangenheit hin. Und jedes Erdalter beginnt mondlos,
erhält seinen Mond und beschließt mit der
Mondzertrümmerung. Und das war seit Urtagen schon mehrmals
der Fall. Seit aber aus grauer Ferne her auch Leben diesem
Erdstern zu eigen ist, war es diesen Wandel von Erdalter zu Erdalter
mitzumachen gezwungen. Da will es dann scheinen, daß es
den, geologisch gesprochen, kurzbefristeten Kataklysmusgewalten jedes
Erdalters seinen wechselvollen Aufstieg bis heute verdankt. Nie
wäre die Lebensstraße in diesen bunten Bildern wohl
heraufgedämmert, nie wäre es zu vernunfts- und
verstandesbegabten Geschöpfen gekommen, hätte der kosmische
Antrieb gefehlt. Sollte da nicht gerade wieder die
Artentstehungsfrage einer hellsichtigeren Deutung als allen bisherigen
weichen müssen?
(Weiterführendes Kapitel: "Zur kosmischen
Schöpfungsmacht")
H.W. Behm (Quellenschriftauszug: Buch "Planetentod und Lebenswende" von H.W.Behm, 1926, R. Voigtländer Verlag, Leipzig) |
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Anmerkungen und Literatur 1) Es muß
betont werden, daß die Sintflut an sich der geol. Forschung
bislang mehr oder minder noch ein Problem bedeutete. Es ist vor
allem notwendig, die verschiedenen Flutsagen und Flutberichte der
Völker richtig gegeneinander abzugrenzen, wie dies H. Fischer in seinen bereits
erwähnten "Weltwenden"
getan hat. Sagen und Berichte, die sich bald auf die
Mondeinfangflut, auf die Gürtelhochflut, bald auf die eigentliche
Sintflut beziehen, sind streng voneinander zu trennen.
Das allgemeine z.T. recht verwirrende Schrifttum über die Sintflut ist nicht gering. Es sei z.B. erinnert an J. Riems "Die Sintflut in Sage u. Wissenschaft" als Quellenmaterial. Riem selbst läßt die Sintflut am Ende des Tertiärzeitalters vor sich gehen aus jener "die Erde ganz umhüllenden Wolkendecke", die sich "infolge fortgeschrittener Unterkühlung" von da an und zugleich für alle spätere Zeit nicht mehr in geschlossener Mantelform halten konnte (?). Ferner seien die bemerkenswerten Ausführungen Prof. Keilhacks in der Sitzung der Deutschen Geologischen Gesellschaft vom 2. Juni 1920 hervorgehoben, woselbst Keilhack die Frage aufwarf, ob der zeitlich als diluvial erkannte Löß nicht auch extratellurischer-kosmischer Herkunft sein kann, wobei die Verbreitung innerhalb der gleichen Breitengrade in gewisser Beziehung an die Saturnringe erinnerte. Geht man diesem s. Zt. nicht zugestimmten Gedanken nach, so würde ein Niederschlag der vom Äquator in gleichweitem Abstande vorhandenen Erdringe unter Bildung irdischer Lößlager vermeintlich eine große Abkühlung hervorgerufen haben können. Gleichzeitig würde darin der Dauerregen einer Sintflut ankern. Allenthalben werden kosmische Einflüsse als Ursache der Sintflut geltend gemacht. Das ist wenigstens insofern zu begrüßen, als es ganz ungereimt erscheint, die Sintflut aus örtlich irdischem Kleingeschehen etwa herleiten zu wollen. Gelegentlich ist so der Gedanke aufgetaucht, ein Mond sei in schiefem Einfallswinkel an die Stelle des heutigen Großen Ozeans auf die Erde gestürzt, was eine allgemeine große Beflutung der Erde auslöste, wobei gleichzeitig die steilen Urgebirge längs der amerikanischen Westküste und die Hochgebirge Asiens ins Leben gerufen wären. Auch an Kometeneisreste, die der Erde zufallen, wurde gedacht. Vgl. auch H. Schneider "Die Wanderungen und Wandlungen der babylonischen Sündflutsage im Altertum nebst einigen Bemerkungen zur exakten Mythenvergleichung" (in dessen "Gesammelte Aufsätze", Leipzig 1924). Im großen und ganzen eine vergleichspsychologisch pädagogische Studie. |