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Entschlüsselung der Mythen
durch die Welteislehre (I) |
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Mythen aus der Zeit vor der Sintflut Wenn
auch fast alle schriftlichen Dokumente über die frühe
geschichtliche Zeit der Menschheit verloren sind und über die weit
zurückliegende vorgeschichtliche Zeit, außer der Edda, dem Kalendertor von
Tiahuanaco, dem Gilgamesch-Epos und der Bibel, kaum noch weitere
schriftliche Dokumente bestehen, sind glücklicherweise zahlreiche
Mythen und Sagen, die von urfernen Ereignissen berichten, bis auf
unsere Tage erhalten geblieben und leben bei vielen Völkern der
Erde immer noch in mündlicher Überlieferung weiter.
Es ist noch viel zu wenig
bekannt, daß in den verschiedenen
Mythen der alten Völker hinter scheinbar dunklen Worten und
Bildern tiefste Weisheit steckt. Man muß nur diese
mündlichen Urkunden richtig zu lesen verstehen, die auf
Jahrzehntausende, ja sogar Jahrhunderttausende alte Erfahrungen
zurückgehen.
Die alten Weisen wußten
sehr genau, daß Erkenntnisse und
Lehren verloren gehen können, sie wußten aber auch,
daß es nicht immer von Vorteil sei, dem Volke Wissenschaften zu
vermitteln, für die es noch nicht reif sei. Darum haben sie
ihre Lehren und Erfahrungen in mythologische Bilder eingekleidet, die
unberührt und wenig beschädigt bis auf unsere Tage gekommen
sind. Wer da glaubt, die Mythen und Sagen der Völker
über die Urzeit, vor allem auch die Überlieferungen der Edda,
seien nur schöne Märchen oder müßige
Phantastereien, der irrt. Wir haben meist überhaupt keine
anderen Quellen für die wissenschaftliche Erschließung der
Urzeit.
Besonders überraschend
sind zahllose Stellen aus der ältesten
mündlichen Überlieferungen alter Völker der Erde, welche
die Erkenntnisse Hanns Hörbigers mit geradezu verblüffender
Deutlichkeit vorwegnehmen und sie bestätigen: sind doch die Mythen
nichts anderes als großartige Zusammenfassungen von Erfahrungen
und Entdeckungen, die bis in graue Vorzeiten zurückreichen und von
Menschen stammen, die noch naturverbunden waren und die Dinge der Welt
in unmittelbarer, naturnaher Schau erfaßten und erlebten.
So sind zum Beispiel, nach der Edda, Niflheim und Muspilheim, also Nebelheim und Flammenheim, Kälte und Hitze, die Ursprünge alles Lebens durch manche Zeitalter, bevor noch die Edda entstand. Der tiefgründige und weitblickende Bericht der Edda über die Erschaffung der Welt erzählt, daß einstens aus Niflheim Eisströme quollen, in welchen sich warme Funken aus Muspilheim verfingen. Das ist ein Sinnbild von wahrhaft kosmischer Größe. Wenn wir nun auf die kosmischen
Mythen der verschiedenen Völker
eingehen, wird uns immer wieder bewußt werden, wie erstaunlich
diese Mythen mit Hörbigers Erkenntnissen übereinstimmten, so
weit sie die Zeit vor der Sintflut, die Zeit der Sintflut, die mondlose
Zeit und die Zeit des Mondeinfanges betreffen. Die Grundlagen
für diese Untersuchungen entnehmen wir den Werken: H. S. Bellamy
"Moons, Myths and Man" und G. Hinzpeter "Urwissen von Kosmos und Erde".
Im Abschnitt "Mondeszeit
und Erdkatastrophen"
wurde näher ausgeführt, daß nach der
Stationärzeit, das heißt, nach dem eintägigen Monat,
die Umlaufszeit des Tertiärmondes kleiner wurde als die Drehzeit
der Erde, daß also der Mond nicht mehr im Osten sondern im Westen
aufging. Genau genommen tut dies auch unser heutiger Mond: Er
scheint nur im Osten auf- und im Westen unterzugehen, weil sich die
Erde gegenwärtig noch viel schneller um ihre Achse dreht, als der
Mond sie umläuft. Wenn man jedoch die Mondbewegung am Himmel
während einiger Nächte näher beobachtet, wird man leicht
feststellen können, daß er sich tatsächlich vom Westen
gegen Osten bewegt.
In dem genannten Abschnitte wurde auch ausgeführt, in welch gigantischem Maße die Größe der Scheibe des näherkommenden Tertiärmondes anwuchs. Man kann sich davon eine ungefähre Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß man den heutigen Mond mit einer kleinen, auf Armlänge gehaltenen Erbse völlig verdecken kann, während bei der damaligen Größe der Tertiärmondscheibe kaum ein in derselben Entfernung gehaltener Teller genügt hätte. Es ist klar, daß der
Tertiärmond, der, wie die Mythen sagen,
"fast den ganzen Himmel bedeckte", einen schreckenerregenden und
grauenhaften Anblick bot. Da der unheilvolle Himmelskörper
stets von Westen herkam, betrachteten viele Völker den Westen als
die wichtigste Himmelsgegend und hielten an dieser Anschauung auch noch
fest, nachdem der Tertiärmond vom Himmel bereits verschwunden war.
Zu diesen Völkern zählten die Azteken, die außerdem noch in späteren Zeiten behaupteten, der Mond sei einst im Osten, in der Richtung des "schwarz-roten" Landes untergegangen, das nach dem Mondniederbruch als Land "Atlantis" aufgetaucht ist. Die Chinesen sagen, daß die Sterne sich erst in neuerer Zeit von Osten nach Westen bewegen. Nun wurde im Abschnitt "Mondeszeit und Erdkatastrophen" eingehend ausgeführt, daß sich aus dem zerfallenden Tertiärmonde zwei ungeheure Ringe aus großen und kleinen Eiskörpern bildeten, die sich in Richtung West-Ost bewegten und auch in dieser Richtung auf die Erde niedergingen. Aus der Erinnerung an jene Zeiten dürfte nicht nur obige merkwürdige Behauptung stammen, sondern auch die eigenartige Tatsache, daß der chinesische Tierkreis entgegen dem Sonnenlauf ausgebildet ist. Die Inder nennen die vedische Gottheit Varuna nicht nur den "Tausendäugigen", den "Allumfassenden", sondern auch den "Herrscher des Westens". Die Griechen ließen nicht nur die Kyklopen, sondern auch die Gorgonen und vor allem auch den Kerberos im fernen Westen leben. Der Westen, als der Punkt, woher alle Üble kommt, ist als solcher noch in vielen Mythen lebendig. So schießt Apepi, die große kosmische Schlange der Ägypter, täglich aus ihrem Schlupfwinkel im Westen heraus, begleitet von dem grausigen Gefolge der Qettu-Dämonen. Die ägyptische Gottheit Sekhet, welche Hathor bei der Vernichtung der Menschheit durch eine allverheerende Flut half, wird ausdrücklich als die "Große Frau des Westens" bezeichnet. Vom Zerfall des
Tertiärmondes spricht in mythischer Verkleidung
eine überaus fesselnde Überlieferung der Algonkin-Indianer
aus der Gegend des Lake Superior in Nordamerika. Sie lautet:
"Der Manitou Menabozhu warnte seinen besten Freund, einen kleinen Wolf, sich nicht auf das Eis eines gewissen Sees zu wagen, in welchem der Schlangenkönig, der Erbfeind Menabozhus, hauste. Aber der Wolf achtete in seiner Neugier nicht der Warnung und lief heimlich über den See. Kaum war er bis zur Mitte des Sees gelangt, als das Eis einbrach (1) und er im Wasser unterging. Menabozhu, der alsbald seinen Freund vermißte (2), ahnte, was geschehen war, mußte jedoch noch zwei Jahre warten, bevor er den Tod des Wolfes rächen konnte. Er ging dann nämlich zu dem See, auf dem er deutlich die Fußspuren des unglücklichen Wolfes sehen konnte (3). Auf seine lauten Klagen hob der Schlangenkönig sein gehörntes Haupt aus dem Wasser, worauf sich Menabozhu in einem Felsblock verwandelte. Dies aber machte die übrigen Schlangen argwöhnisch: Sie kamen alle aus dem See (4) und eine von ihnen, die 20 Ellen lang war, umringelte den Felsblock und quetschte ihn mit aller Kraft. Jedes einzelne Glied Menabozhus knackte dabei (5), aber dennoch gab er keinen Laut von sich. Das beruhigte die Schlangen und sie legten sich wieder zum Schlafen nieder (6). Daraufhin nahm Menabozhu wieder seine natürliche Gestalt an und tötete den Schlangenkönig und drei seiner Söhne (7). Die anderen Schlangen erwachten und entflohen (8), wobei sie heulten und einen entsetzlichen Lärm machten (9) und schließlich den Inhalt ihrer zauberischen Medizinbeutel überallhin ausstreuten (10). Nun begannen die Wasser zu steigen und einen kochenden Strudel zu bilden (11). Eine pechschwarze Finsternis erfüllte den Himmel, und furchtbare Ströme von Regen gingen hernieder (12). Das ganze Land, die halbe Erde und endlich die ganze Erde wurde überflutet. Menabozhu erkletterte entsetzt den höchsten Berg und dann auch noch den höchsten Baum auf ihm. Dort stieg das Wasser noch bis zu seinem Mund. Dann aber konnte das Wasser nicht mehr höher steigen, weil gerade in diesem Augenblick der Zauber der Schlangen aufhörte zu wirken." Diese schöne Mythe beschreibt so lebendig und ausdrucksvoll, daß ein Kommentar kaum notwendig ist. Die Auflösung des Tertiärmondes beginnt naturgemäß in der Mitte (1) der Mondscheibe und macht anfangs nur geringe Fortschritte (2, 3, 6). Dann wird der Beginn einer Schweif-, bzw. Ringbildung sichtbar (4). Die Kräfte des sterbenden Trabanten nehmen jäh ab, was heftige Erdbeben zur Folge hat (5). Das Schlangentöter-Motiv (7) ist bei den nordamerikanischen Indianern nur selten aufzufinden. Der Zerfall des Mondes macht nun rapide Fortschritte (8). Die ersten Eis- und Metallblöcke schießen in die irdische Atmosphäre ein (9) und erreichen schließlich die Erdoberfläche (10). Der Tertiärmond zerfällt immer mehr, so daß seine Kräfte nicht mehr imstande sind, die Gürtelflut aufrecht zu erhalten. Die Wasser beginnen abzufließen (11). Endlich ist aber auch das Niederkommen des zweiten Eiskörperringes in Form von verheerenden Regen getreu geschildert (12). Die schönste und
wahrscheinlich auch beste Überlieferung aus
den Zeiten vor der Sintflut bietet uns die Edda.
Im Buch Wafthrudnir der Edda, das, nach der Völuspa, die wunderbarste Überlieferung enthält, versuchen Gagnrädhr (Odin) und der weise Eisriese Wafthrudnir, der Bewahrer mächtiger Runen, einander mit schwierigen Fragen. In der siebenten Frage wünscht Odin zu wissen, wie Örgelmir (Ymir, der Brüller) Nachkommenschaft bekommen konnte, da er doch nicht fähig war, ein Weib zu finden. Die Antwort des Riesen ist von überzeugender Klarheit: "Unter des Eisriesen Armen erwuchs ihm ein Mann und ein Weib. Der Arm mit dem Fuße des Furchtbaren zeugte den sechsmalgehäupteten Sohn." In diesem Vers wird uns nicht
nur erzählt, aus welchem Material
Örgelmir besteht, sondern auch, wie seine Nachkommenschaft zur
Welt kam: es ist ein Ursprung in des Wortes buchstäblicher
Bedeutung. Die Eistrümmer verließen den sterbenden
Trabanten am Zenit- und am Nadirpunkt, um dann die kreisenden
Eisschweife bzw. Eisringe um ihn zu bilden. "Mann und Weib" ist
nur eine Redefigur, welche sagen will, daß die abgesprungenen
Trümmer die Kraft hatten, bei ihrem spiraligen Näherkommen an
die Erde immer wieder schreckhafte Erscheinungen zu erzeugen. Vom
nördlich gelegenen Sitz der Nordländer aus gesehen, wurde nun
der Nadir-Eisstrom als "Arm", und der Zenit-Eisstrom als "Fuß"
gedeutet. In Ymir, dem Brüller, sahen also die
Nordländer den schreckenerregenden, immer näher kommenden und
endlich zerfallenden Tertiärmond.
Es war um die Zeit, als der
Tertiärmond nach dem eintägigen
Monat die Erddrehung zu überholen begann. Dieses
Fortrücken geschah indes nicht ohne gewaltige
Erschütterungen. Der afrikanische Klotz, das Abessinische
Hochland, an welchem der Trabant sozusagen verankert war, suchte ihn
mit allen Kräften zurückzuhalten. Doch der
Tertiärmond, der Fenriswolf (auch in dieser Gestalt
verkörpert ihn die Edda), zerrte unaufhörlich an seinen
unsichtbaren Fesseln. Bei jedem Ruck erbebte die Erde.
Klüfte und Sprünge entstanden, aus denen die vulkanischen
Gewalten mit immer größerer Heftigkeit hervorbrachen.
Da - eine urgewaltige Erschütterung, ein fernes Donnern und
Krachen - der Fenriswolf hatte seine Bande gesprengt.
Die Edda sagt von diesem Ereignis: "Fesseln
waren gefallen, die
Bande zerbrochen,
die Erde erbebt, Berge und Bäume lösen sich aus dem Erdreich, und das Meer braust an den Küsten." Noch heute kann man die Wunden
der Erde sehen, welche der
Tertiärmond ihr beim Losreißen schlug. Zwischen
Abessinien und den ostwärts davor gelagerten Gegenden tat sich
unter dem Widerstreit irdischer und kosmischer Gewalten ein ungeheurer
Abgrund auf. Eine breite Spalte klafft noch heute vom Rande
Ost-Abessiniens nach dem Norden zu bis zum Toten Meer, und nach
Süden bis ins Herz des ehemaligen Deutsch-Ostafrika. Das
Land darin versank. Unter der Wirkung dieser entsetzlichen
Naturgewalten mußten die Menschen von dem gräßlichen
Mondungeheuer, dem Fenriswolf, das Schlimmste befürchten:
"Vor'm
Felsentor gellend der
Höllenhund bellt,
So berichtet die Völuspa von dieser schicksalsschweren Zeit.
Drückend lastete die Sorge um die Zukunft auf Menschen und
Göttern:Es reißen die Fesseln, der Fenriswolf rennt! Bewußt wird mir vieles, von fern schon gewahr ich Der Götter Verdämmern, der Asen Verderb." "Die Asen ängsteten
üble Ahnung,
Denn wissend fielen die Würfel der Runen. Es schwindet die Stärke den Zwergen. Es stürzen Die Welten zum gähnenden Grunde der Nacht." Im Laufe der Zeiten kam der
Tertiärmond immer näher an die
Erde heran und saugte den Luftmantel von den nördlich gelegenen
Gebieten gegen die Äquatorgegenden. So konnte die
Weltraumkälte auch in die gemäßigten Zonen eindringen,
und urmächtige Gletscher schoben sich über die heutigen
Gebiete von Belgien, Nordfrankreich und Norddeutschland.
Seit langem hatten die Menschen keinen warmen Sommer mehr gekannt. Nun aber stand das Schlimmste bevor, der grausame, unerbittliche Fimbulwinter. Und dieser Winter wollte nicht aufhören, kein Monat ohne Schnee und Eis, eine ungeheure Notzeit: "Schneegestöber
tritt aus allen Richtungen ein,
Es gibt scharfen Frost und Stürme. Und von der Sonne hat man keinen Nutzen. Es kommen drei Winter hintereinander Und kein Sommer; vorher gehen aber schon Drei andere Winter - " So heißt es in der "Gylfaginning". Wanderten die Nordländer
zur Zeit des anrückenden Flutberges
nach Süden, wo nachts der Himmel oft in loderndem Glanze
leuchtete, dann sahen sie von den Steilabhängen der Cevennen oder
des Katalonischen Küstengebirges etwas Fürchterliches:
Die Wogen des Flutberges brausten heran, donnernd und sich
überschlagend, brandeten an den Steilhängen empor und wuchsen
ins Ungemessene. Dann zogen die Wasser wieder ab und das Auge
erblickte etwas Urgewaltiges, den ungeheuren Abgrund "Ginnungagap" der
Edda, von dem es in der Völuspa heißt:
"In
der Urzeit war´s, als Ymir lebte,
Da war nur gähnende Kluft (Ginnunga-gap)!" Allmählich wurde auch das
französische Mittelgebirge unter
Eisgletscher gesetzt, von denen riesige Schmelzwasser abstürzten
und im Süden dort brausend verschwanden, wo Ginnungagap lag.
Die Abschmelzung erzeugte am Rande des Inlandeises eine dauernd feuchte
und neblige Luft, durch deren Dunstschleier die Sonne nur selten
hindurchblickte. Das war das "Niflheim", das Nebelheim, von dem
es in der "Gylfaginning" heißt, daß es im "Norden von
Ginnungagap" gelegen sei:
"Es
füllte sich mit Reif und Eis
Und drinnen rauschet der Brunnen Hwergelmir, Aus dem sich elf Flüsse Nach Ginnungagap ergossen." Wenn aber die Menschen
über Ginnungagap hinweg nach Süden
blickten, bemerkten sie zur Abend- und Nachtzeit durch den Dunstkreis
der Wolken eine unheimliche Helle, einen riesigen Lichtschein, als sei
der ganze Süden in Glut und Flammen gehüllt. Dort stand
nämlich, nur wenige Grade über oder unter dem Horizont
ragend, der Tertiärmond, mehr als dreitausend mal so groß an
Fläche als der heutige Mond. Dieser Tertiärmond war ein
Meer von Helligkeit, war das "Muspilheim", das Flammenreich der Edda.
Manchmal war auch "Surturs Schwert", eine fahlhelle Riesensichel, zum Teil über dem Horizont zu sehen. Unmittelbar vor der Auflösung des Tertiärmondes mußte seine ungeheuerlich angewachsene Scheibe einen noch viel schrecklicheren Anblick geboten haben. Die tiefschwarzen Schatten seiner Ringgebirge täuschten der Phantasie der Eiszeitjäger ein scheußliches Antlitz, einen unerhört großen Riesenkopf vor, der eben noch über den Horizont sah. Seine Stirne ragte weit zum Himmel empor, Gliedmaßen und Körper schienen unter der Erde verborgen. Es war der entsetzliche Eisriese "Ymir". Unauslöschlich prägte sich dieser furchtbare Unhold dem Gedächtnis der damaligen Menschen ein. Etwa fünfmal täglich umraste er die Erde, erzeugte Stürme und Gewitter und eine wilde Unruhe in Luft und Wasser. Seine Eisnatur bezeugt ausdrücklich ausdrücklich das früher angeführte Lied von "Wafthrudnir". Bei Vollmond kam der so erdennahe Trabant stets in den Erdschatten, der ihn dann verfinsterte; während dieser Zeit umspielten Ymirs Antlitz fahle Lichtstreifen, alle möglichen Farben, vom hellsten Rot bis zum dunkelsten Violett, machten seinen Anblick noch gräßlicher. Auch am Tage war der furchtbare Riese zu sehen, da ihn das durch die Erdgashülle auf den Mond zurückgebogene Sonnenlicht immer sichtbar bleiben ließ. Als der Tertiärmond
über den Tropen zu zerfallen begann, war
die Sonne tagelang verfinstert und am Himmel jagten nachts schwarze
Wolken. Von ihren Höhen aus sahen die Eiszeitmenschen damals
einen wahren Hexenkessel, in welchem es brodelte, dampfte und zischte,
und aus dem das Brausen, Brüllen und Heulen der einbrechenden Eis-
und Gesteinsstücke unaufhörlich herüberdröhnte:
Ymir, der Schlammbrauser, Örgelmir, der mächtige
Brüller, erfüllte alles mit lähmendem Entsetzen.
Hier weist die Edda in wunderbarer Lebenswahrheit auf den gewaltigen Schlammregen hin, über den früher berichtet wurde. Die Mondtrümmer erzeugten, von Norden aus gesehen, einen riesigen Funkenregen; also erzählt die "Gylfaginning": "Von
Funken flog es vom fernen Süden,
Die Lohe gab Leben dem Eise." In Verbindung mit dem
Mondniederbruch ist auch eine rätselhafte
Stelle in der Völuspa zu lösen. In dieser wird
erzählt, daß Odin einst zu Mimir in die Unterwelt hinabstieg
und ihm ein Auge verpfändete, um dafür aus dessen Brunnen
Weisheit schöpfen zu dürfen. Seitdem war Odin
einäugig, da ihm nur noch das Sonnenauge geblieben war.
Über das andere Auge berichtet die Edda nichts.
In diesem Zusammenhang wies nun Trofimowitsch nach, daß der ägyptische Götterkönig Ra ursprünglich, wie Odin, zwei Augen hatte: ein rechtes, das die Sonne vorstellte, und ein linkes, und dieses ließ Ra vom Himmel hinabsteigen, als die Menschen begannen schlecht zu werden. Das Auge wurde dort zur feuerspeienden Schlange, welche die Menschen tötete, nachdem unter dem Aufruhr von Himmel und Erde das Land in Finsternis versunken war. Damit wird auch das Rätsel des zweiten Augens Odins erhellt, das offenbar ebenfalls mit der Katastrophe des Mondniederbruches zusammenhängt. Eine erstaunlich getreue
Beschreibung des erdnahen Tertiärmondes
bietet auch die "Offenbarung Johannis". Die dort mitgeteilten
Ereignisse rühren von Stämmen her, die vermutlich inmitten
der Gürtelflut auf einem der vier Lebensasyle, wahrscheinlich in
jenem auf den Abessinischen Hochlanden, wohnten.
Berühmt ist auch die Stelle aus dem althochdeutschen Bruchstücke "Muspilli" über den Weltuntergang: "Wenn das Blut des 'Elijah' (der im Kampfe mit dem 'Satan' verwundet worden war) auf die Erde fällt, beginnen die Berge Feuer zu speien, die Bäume werden entwurzelt, die Himmel beginnen in trüber Farbe zu brennen, der Mond fällt herunter, die Erde ist in Feuer, kein Stein bleibt auf dem anderen." Verschiedene brasilianische
Indianerstämme bewahren erstaunlich
getreue Erinnerungen an die Tertiärmond-Auflösung. Bei
den Cashinaua zersplittert zum Schluß der Himmel und seine
Stücke fallen nieder und töten alles Leben. Die Tupi
wiederum erzählen in ihren Mythen, daß der Mond, für
sie eine Verkörperung alles Übels, immer wieder nach gewissen
Zeiträumen auf die Erde falle und alles zerstöre.
Wir werden noch sehen, daß die Mythen über die Sintflut bei allen Völkern der Erde zu finden sind. Weniger allumfassend sind die Mythen vom "Großen Feuer", vom "Sintbrand", der als Teil derselben großen kosmischen Katastrophe auf die Erde niederging, die auch die "Große Flut" erregte. Das Hereinschießen von erhitzten und glühenden Mondstücken wurde eben nur von den Bewohnern einer verhältnismäßig schmalen Zone beobachtet, nämlich von den aus der Gürtelflut herausragenden Lebensasylen. Die weiter im Norden oder Süden lebenden Menschen sahen nur einen mehr oder weniger entfernten Feuerregen, ohne ihn selbst zu fühlen. Die Thompson-Indianer erzählen, daß in der Zeit ihrer Vorväter die Wasser riesenhaft aufstiegen, um das "Große Feuer" zu löschen, das in der ganzen Welt wütete. Die Muskwaki-Indianer in West-Kanada haben einen Mythos bewahrt, nach welchem Kitche Manitou die Welt zweimal zerstörte, zuerst durch Feuer, dann durch eine Flut. Die in Iowa und Oklahoma lebenden Algonkin-Indianer erzählen, daß vor urfernen Zeiten zwei mächtige Manitous sich von dem Helden Wisakä beleidigt fühlten. Vor Wut brüllend und heulend rasten sie über die Erde, die unter ihren fürchterlichen Schritten erzitterte und erbebte. Sie warfen Feuersbrünste überall hin, wo sie Wisakä versteckt glaubten. Endlich schickten sie einen unermeßlichen Regen. Die Wasser stiegen, und Wisakä mußte sein Versteck verlassen und erklomm einen hohen Berg und dort wieder einen Baum auf dessen Spitze. Schließlich vermochte er sich auf einem Canoe zu retten. Die Wintun-Indianer in Nord-Kalifornien haben den Mythos, daß dem Manitou Katkochila einst sein Zauberstein gestohlen wurde. Darauf sandte er ein "Großes Feuer" vom Himmel herab, das die ganze Erde verbrannte, und endlich eine "Große Flut", welche das Feuer wieder löschte. Ähnliche Mythen vom Großen Feuer, das durch die Große Flut wieder gelöscht wird, haben zahlreiche andere Indianerstämme, so die Tuleyome-Indianer, die Groß Ventre-, die Cato- und die Washo-Indianer, die alle in Kalifornien hausen. Die Azteken sagen
gerade heraus, daß der Mond durch das Große Feuer zugrunde
ging. Um die Sonne, die damals noch nicht schien, zum Scheinen zu
bringen, brachte die Göttin Metztli ein Opfer dar, indem sie
Nanahuatl, den Aussätzigen, auf einem Scheiterhaufen
verbrannte. Daraufhin erschien die Sonne tatsächlich am
Himmel. Nanahuatl, der Aussätzige, ist eine bildhafte
Darstellung des kraternarbigen Tertiärmondes. Daß nach
dessen Untergang die Sonne wieder zum Vorschein kam, ist eine
gutbeobachtete und wiedergegebene Tatsache.
Die Maori haben
folgenden schönen Mythos:
"Der Gott Maui bedurfte des Feuers und erlangte es mit Hilfe seiner blinden Großmutter Mahuika. Aber er verstand nicht, mit dem Feuer umzugehen, es griff auf seine Umgebung über, und bald war die ganze Welt in Brand. Selbst Maui und seine Großmutter befanden sich in größter Gefahr. In seiner Not bat Maui den Meergott um Hilfe, doch war dessen Wasser schon siedendheiß. Nun suchte er Beistand beim Regengott Ua, doch das Feuer brannte weiter. Daraufhin rief er den Graupelgott Nganga zu Hilfe, aber das Feuer brannte weiter; dann flehte er den Sturmgott Apu-hau an, ihm zu helfen, weiter den Sturmgott Apu-matangi und schließlich den Hagelgott Whatu. Doch auch diese konnte das Feuer nicht vermindern. Erst als alle Götter sich zu einer letzten gemeinsamen Kraftanstrengung entschlossen und zu gleicher Zeit ihre Fluten niederfließen ließen, gelang es ihnen, das Große Feuer zu löschen." Die Bewohner der vier
Lebensasyle erlebten begreiflicherweise keine
"Große Flut". Im Gegenteil, die gewaltige Gürtelflut
verschwand nach dem Zerfall des Tertiärmondes zu ihrem
großen Erstaunen, dafür erlebten sie ein "Großes
Feuer". Auch davon sind zahlreiche Mythen erhalten.
In der Hindu-Mythologie finden wir den Glauben, daß am Ende jedes Kalpa, jedes Weltzeitalters, die ganze Schöpfung durch ein Feuer zerstört werde, das aus dem Maul der Schlange Sehsa kommt. In dem Zend-Avesta, dem heiligen Buch der Perser, finden wir die Erzählung von einem großen feurigen Drachen, der sich im Süden erhob und die ganze Welt zerstörte. Er wütete 90 Tage und Nächte. Dann kam ein fürchterlicher Regensturm, gefolgt von einer riesenhaften Flut. Auch im Gilgamesch-Epos der Sumerer ist ein Feuerregen erwähnt, dem eine große Flut folgte. (Auszugsquelle: Buch "Eingriffe aus dem Kosmos" von R. E. von Vestenbrugg, Hermann Bauer Verlag KG - Freiburg i. B., 3. Auflage 1977) |
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