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Das
Hoheitsgesetz der Landschaft |
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Ein nackter Fels
und Klippen davor. Weit das Meer und
schäumend seine Wogenkämme. Dumpfer Orgelton der
Brandung. Im Sand der weiche Wall der Dünen.
Strandhafer und flammender Ginster und das Rauschen uralter
Buchenwälder. Salzgesättigte Seeluft. Der Blick
umfaßt ein Stück Unendlichkeit, in das du hineingeboren
bist. Hier bist du geworden, gewachsen; bist verkettet mit dem
Weben dieser Natur, viel enger als du ahnst, bist ein Teil von ihr, zu
dem du von den Wanderungen deines Lebens immer wieder
zurückfindest, eine untilgbare Sehnsucht im Herzen; denn hier ist deine Heimat.
Dort aber ein liebliches
Wiesental, durch das sich ein
Flüßchen schlängelt. Bunte Blumen.
Windwellen im wiegenden Gras. Am Hang rauschen Kiefern und
Fichten; im Bruch grüßen die Erlen. Waldrebe und
Brombeere ranken im Gesträuch. Das Feuer des wilden Thymians
lodert über Farnen und weitwipflige Eichen stehen in wilder
Schönheit. Das Haus ist strohgedeckt und hinter breiten
Fenstern grüßen Blüten. Blanke Scheiben schauen
auf Hügelland: Mischwald mit dem sanften Weiß der Birken:
Dazwischen wogende Kornfelder, über denen ein brokatbrauner
Heidehügel in den lichtfülligen Himmel langt: Wechsel und
doch Weite; versonnen, verträumt wie deutsches Gemüt.
Germanenland; des anderen Heimat.
Und wieder ein anderes Bild:
Felsenschroffen, erhaben
emporsteigend. Weiße Kuppen im ewigen Schnee.
Teppichweich leuchtende Matten, umrahmt von ernstem Knieholz und
gestützt von dunklem Hochwald, der in einen schweigenden Bergsee
blickt. Alte Erzstollen treiben am Gehänge düstre
Gänge ins Rätselreich der Tiefe. Und der Mensch,
welcher hier haust, ein Kind der Berge, verzehrt sich vor Sehnsucht in
der Fremde: Älplers Heimweh. Stark sind die Kräfte,
übermenschlich die Gewalten seiner Landschaft, die ihm Heimat
ist.
Lassen wir's genug sein!
Seit langem wissen wir es.
Sprechen es aus mit einem der köstlichsten Worte: Heimat
....
Es ist nichts Neues in diesem Kennen. Büchereien wurden geschrieben. Erschütternde Dichtungen besingen diesen Edelschmerz; Blut und Qual, Kriege und Ketten: um die Heimat. Aber ihr Sinn ist noch nicht enträtselt. Noch tappt die Welt in trübem Wissen und ahnt noch immer nicht, was vergangene Jahrzehntausende längst erkannt hatten: Die Hoheit der Heimat; die Hoheit der Landschaft. Gewiß! Es besteht kein Zweifel im schlichten Glauben an die Tatsache, daß der Mensch am Meere anders sei als der Wüstenbewohner, als der im Walde heimische oder der Gebirgler, daß den Sassen kleiner Inseln eine Welt trennt vom Löß-Bauern oder vom ernst verschlossenen Heidjer. Ein Gemeinplatz wird man meinen. Gewiß, gewiß! Und doch, auch diese Kinderweisheit ist bis heute kaum zum mitbestimmenden Gedanken im Leben der Völkerschaften geworden. Tierzüchter und Gärtner handeln "richtiger" als Politiker, Volkswirte und Berufsangehörige. Pflanzt doch die Kokospalme an die Isar! Ihr lächelt und meint, sie gedeihe dort nicht. Aber unbedenklich möchtet ihr die Menschen unserer Breiten in die Heimat der Kokospalme "verpflanzen"; wird doch die blutleere Tropenfarbe der meisten Europäer mit Gold aufgewogen.... Kulturbringer nennt ihr diese Leute. Ob Kokospalme oder "Kultur" - auch hier ist es ganz das nämliche: Auch Kultur ist heimatbedingt. Sie gedeiht nur in ihrer Landschaft. Und läßt sich nicht ohne weiteres einer neuen Heimat aufpfropfen; am wenigsten das, was europäische Kultur heißt. Immerhin, diese Dinge sind bekannt und Einsichtige werden für eine Anwendung dieser Erkenntnisse morgen oder übermorgen sorgen. Aber... Und hier greifen wir in eine Neueinsicht, deren Tragweite für ein lebenskundlich geleitetes Reich der Zukunft so ungeheuerlich sein wird, daß es scheint, als werde mit dem Beginn dieser Spanne ein Tor zugeschlagen, welches das finsterste Einst von einem lichten Morgen trennt. Bisher haben wir ja nur
gewissermaßen den sichtbaren Teil der
Landschaft berücksichtigt, haben Landschaft eben als Landschaft
genommen, den Menschen nur auf sie gestellt betrachtet, wobei es
zunächst eine ganz untergeordnete Rolle spielt, welche Wandlungen
das Antlitz der engeren Heimat durch Jahres- und Tageszeiten, durch
Luft, Wolken, Wetter erleidet, durch Dinge also, die
erfahrungsgemäß auf den größten Teil der
Eingesessenen nur geringen Einfluß haben.
Was wir vergaßen ist, die Landschaft als Wesen zu sehen, in das hinein alles andere Leben gestellt ist und an das es kraft des Gesetzes der Heimat, kraft der bezwingenden Hoheit der Landschaft, um nicht zu sagen, kraft der Diktatur der Geburtsumwelt mit tausend Fäden gebannt ist. Aber wie denn? Führt
denn diese Betrachtungsweise zu neuen
Zielen? Die bisherigen wissenschaftlichen Einsichten gaben da nur
sehr geringe, sehr unzusammenhängende Handhaben, zumal ja die
Naturwissenschaft nicht nach dem "tieferen Wesen" eines Vorgangs sucht,
wie das ein beredter Gelehrter bei der letzten Tagung deutscher
Naturforscher und Ärzte aussprach: "Sie sucht keine Erkenntnis des tiefsten
Wesens und sie versucht keine Deutung des Sinnes; sie beschränkt sich nur auf die
Feststellung von Tatsächlichkeiten." (Prof. Dr. Herche,
Freiburg i. B.)
Es braucht nicht hervorgehoben zu werden. daß dieser Satz, auf den sich die exakte Forschung mit bemerkenswerter Hartnäckigkeit versteift, nunmehr oratorischen Wert besitzt; denn jeder Wissenschaftler, ob Ingenieur, Arzt oder Naturforscher, verläßt diesen Grundsatz in dem Augenblick, in dem er auf Grund der ihm als Erfahrungstatsachen geltenden Einsichten zur Erklärung irgendeines Vorganges Stellung nimmt. Indessen besitzt die gesamte Wissenschaft bisher keinen einheitlichen Standpunkt, von dem aus sie wagen könnte, zu einer Deutung des Weltgeschehens vorzugehen. Erst mit Hilfe der Welteislehre
kommen wir diesem schwer erreichbaren
Ziele nahe. Und mit diesen Erkenntnissen gelingt es auch erst,
das Wesen der Landschaft zu durchschauen, um zu erkennen, daß die
Landschaft nicht Totes, nicht Gegebenes, sondern, daß sie ein
Wesen ist, dessen geheime Äußerungen, dessen unsichtbare
Regungen und dessen Einfluß auf das Leben in und auf ihr
seinerseits wieder bedingt sind von
dem, was auf die Landschaft wirkt.
Regen, Frost, Hitze, Sturm, Erdbeben, Pflanzenwuchs, Tierleben und der Mensch, der umgestaltend schafft - das, wird man meinen, sei alles, was festgestellt werden könne. - Richtig aber ist zu sagen: bisher festgestellt werden konnte. Denken wir ein wenig
nach! Es war ein ungeheurer Nachteil unserer
bisherigen Weltanschauung, die Erde gewissermaßen für ein
"Ding an sich" zu halten; so zu tun, als sei alles um uns etwas
Fertiges, mit dem als gegebener unabänderlicher Tatsache gerechnet
werden konnte. Dort das Meer mit seinen Dünen- und
Felsenufern; da der quellenreiche Hang am Wiesental; dort die erhabenen
Schroffen des Hochgebirges, in dessen Bergriesen Erzadern liefen.
Eine Handvoll solcher Beschreibungen und das Gesicht der Erde ist
erschöpft.
Und dann? - Dann betrachtet man den Menschen in dieser seiner Umwelt, ihren Einfluß auf ihn und glaubt das Rätsel der Heimat entdeckt zu haben. Es ist wie so oft im Leben: Die erstmalig gesehene Mücke wandelt sich in des Entdeckers Augen zum Weltproblem, um doch - nur eine Mücke zu bleiben, deren Wesenswert zu erkennen trotzdem Bedeutung hat. Um es kurz zu sagen: Diese Betrachtungsweise ist unzureichend, unzulänglich. Es genügt nicht, die Erde als solche zum Standpunkt der Grundvorgänge zu nehmen, das Leben allein an dem Einflusse seiner engsten nur irdischen Umwelt zu betrachten. Es genügt dieser Weg nämlich dann keineswegs, wenn wir die Wurzeln des Seins, wenn wir das Geschehen als solches, bisher mit dunkel-düsterer Ergebenheit "Schicksal" genannt, wenn wir die Abhängigkeiten des Lebens erkennen wollen, um Mittel zu finden, Enttäuschungen zu vermeiden und die Leistungen, den inneren Menschenwert, zu bestmöglicher Höhe zu steigern. Kosmische
Kräfte beeinflussen die Landschaft; Landschaft prägt und
formt den Menschen, seine Heimat.
Seit Beginn der bisher
bekannten geschriebenen Menschheitsgeschichte
gab es hierzu keine Möglichkeit. Hanns Hörbigers Erkenntnisse allein
helfen uns da, denn sie zeigen uns, daß die Landschaft kosmisch
bedingt ist, oder gestatten zu zeigen, daß alles Leben vom Kosmos
beeinflußt wird.
Die Erde darf nicht als
für sich bestehend angesehen werden.
Wie die Zelle eines Körpers vom Gesamtlebewesen abhängig ist,
so ist auch die Erde nur ein Zellenglied des lebendigen Weltalls.
Allen Einflüssen ihrer kosmischen Umwelt ist sie unterworfen; ohne
kosmische Umwelt gäbe es keine Berge, keine Seen, keine Meere und
keine Flüsse, keine Waldlandschaft und nicht die lieblichen
Auwälder - nur Wüste wäre in bleicher Totenstarre und
schweigsam die Erde im Raum.
In meinen "Rätsel der Tiefe" habe ich gezeigt, wie die kosmische Umwelt Schichten baut, in meinen "Weltwenden" ist der Nachweis geführt, daß von Pendelschlag zu Pendelschlag im Allgeschehen riesenhafte Weltwenden unseren Stern heimsuchen; Pendelschlag um Pendelschlag und doch Ewigkeiten dazwischen für jenes winzige Wesen, das sich Mensch nennt. Und im gleichen Buche ist das große Rätsel der Kulturwanderungen entschleiert, ist dargetan, wie gewaltige Kulturgebiete innerhalb Jahrmillionen um die Erde gedrängt werden, ohne davon zu wissen, im Glauben, ihrer Weisheit und ihren Einsichten zu folgen, während doch eine unerkannte Macht es ist, die all dies treibt: in jeder Mondzeit der immer näherkommende Begleiter der Erde, einer jener Monde also, deren wir heute ebenfalls einen haben, welcher dereinst bei seiner Angliederung an die Erde Leben und Kulturen vernichten wird, die in den nun kommenden Jahrhunderttausenden den Tanz über den Erdball vollführen, schon jetzt ihm folgen, ohne zu wissen, weswegen.... Entstand so die Landschaft auf Grund vorwiegend kosmischer Einflüsse, wanderte sie und mit ihr das Leben und die dieser Landschaft eigene Kultur, so war das alles mondbedingtes Geschehen. Jetzt erst haben wir den
Grundstein, auf dem wir bauen können: in
ihrem Werden und Sein sind Landschaft und Leben nicht allein ein
Ergebnis der Erde als solcher, sondern geformt und bedingt durch
vorwiegend kosmische Kräfte und Einflüsse.
Und in einem anderen Buche, dem
"Rhythmus des kosmischen Lebens", habe
ich den letzten Schritt getan, um zu zeigen, daß nicht nur die
Landschaft bei ihrer Entstehung vorwiegend ein Ergebnis der kosmischen
Kräfte war, daß nicht nur das Leben, also auch der Mensch,
als Teil dieser Landschaft in diesem
Sinne kosmischen Bedingtheiten gehorcht, sondern, daß noch
heute in jedem Augenblick und in aller Zukunft Landschaft und
Leben in allem Wesentlichsten pausenlos vom Kosmos beeinflußt
werden, daß alles in den Rhythmus des Kosmos eingeordnet ist.
Heliobiologie habe ich
diesen neuen Forschungszweig genannt, denn es ließ sich
einwandfrei feststellen, daß die Stellung vorwiegend der
äußeren Großplaneten durch die verschiedenartige
Beeinflussung des Grobeisstromes von der inneren
freisichtbaren Milchstraße zur Sonne veranlaßt wird.
Und dieser Pulsschlag der Welt macht sich nun in dem auf- und
abschwellenden Rhythmus
der Fleckenhäufigkeit auf der Sonne geltend. Und diese Flecken
wieder sind nichts anderes als die Auspufftrichter des zu
überhitztem Wasserdampf gewordenen, in die Sonne gestürzten
Eises. Explosivartig und durch die entstehenden Reibungen
elektro-positiv geworden, entweicht der Wasserdampf und gefriert in
entsprechender Entfernung von der Sonne zu so feinem Staubeis (Feineis, im Gegensatz zu dem von der
inneren freisichtbaren Milchstraße zur Sonne ziehenden Grobeise!), daß es mit Hilfe
des Lichtdruckes mit 2000 bis 2500 Kilometer (in der Sekunde)
Geschwindigkeit in den Weltraum gedrängt, so auch zur Erde
gelangt. Da die Erde elektro-negative Ladung besitzt, rafft sie
das elektro-positive Feineis zusammen und es folgt auf diese Weise je
nach dem geologischen und tektonischen Aufbau der Landschaft eine
besonders geartete Beeinflussung. Diese elektrischen
Vorgänge können sich bei besonders starken Anblasungen zur
Auslösung von Nordlichtern, magnetischen Stürmen und anderen
Erscheinungen verstärken.
Nach dieser Erkenntnis ist es
nur noch ein kleiner, aber erst jetzt
ausführbarer Schritt, um einzusehen, daß etwa
Wüstengebiete mit ihrer trockenen, heißen Luft ganz anders
auf derartige kosmisch-elektrische Ströme antworten müssen,
als jene Gebiete, die quellenreich oder erzreich sind. Es ist
ebenso klar, daß ein Lebewesen, den Wüstenzuständen
angepaßt, also wüstenbeheimatet, sich aller
Wahrscheinlichkeit nach in erzreichen Landstrichen (ganz abgesehen von
allen anderen Einzelheiten) mißfühlen wird. Ich kenne
Beispiele, wo sonst ganz gesunden Menschen erst beim
Zurückverpflanzen nach der Heimat, von Orten, die ihnen
wohlgefielen, nach vielen Jahren dennoch freudelosen Hinlebens und
dadurch beeinträchtigter Schaffenskraft die alte Spannkraft
wiedergegeben wurde, obwohl die Lebensbedingungen der Heimat sowie die
Verschandelung der Landschaft durch Industrie keineswegs die
Vorzüge des anderen Ortes aufzuwiegen vermochten. Es spielt
also keineswegs der "Stimmungswert" der Heimat oder der Landschaft die
ausschlaggebende Rolle. Mitbestimmend ist er zweifellos.
Indessen sind es ganz andere - kosmisch bedingte - Ursachen welche dem
Leben der Landschaft das Siegel eigenartigsten
Persönlichkeitswertes aufdrückt.
Ein einziges Beispiel soll in
dieser Hinsicht hier Platz finden.
Jeder Kenner des wirklichen geologischen Baues eines in sich
abgeschlossenen Gebietes wird neue und nur dieser Gegend eigene,
ähnliche Fälle anzuführen vermögen, wenn er
einerseits Arzt und Biologe ist, andererseits aber sich darauf
beschränkt, seine Untersuchungen in einer Gegend auszuführen,
die "wirklich" eine "geschlossene Landschaft" ist.
Unter "geschlossener Landschaft" verstehe ich einen Lebensbezirk, auf dem die kosmischen Einflüsse sich in annähernd gleicher Stärke und gleicher Art auswirken. Was das bedeutet, wird nach Kenntnis der folgenden Beobachtung klar werden, die ich der Güte des Herrn Dr. Klappert verdanke und die ich wegen ihrer Eigenart und Sinnfälligkeit aus einer Reihe ähnlicher Fälle herausgreife. "Als Apotheker seit Jahren die
andauernd wiederholte Beobachtung machend, daß die
vorzüglichsten und teuersten Medikamente nichts fruchteten, bzw.
nur eine augenblickliche, aber die Krankheit nicht heilende Wirkung
entfalteten, drängte sich mir die Überzeugung auf, daß
die Medikamente nicht individuell angepaßt seien. Damit
rollte sich für mich die Frage des individuellen Heilmittels,
dieses noli me tangere auf und begann mich persönlich zu
interessieren, weil ich nach und nach merkte, daß sich bei mir
dieselben Unregelmäßigkeiten und Beschwerden zeigten,
für die ich täglich die nicht recht wirken wollenden Mittel
in meiner Offizin anfertigte. Da ich aus einer anderen Gegend
nach hier verzogen war, wurde die Situation für mich brennend, als
mir das Licht aufging, daß mein jetziger Wohnsitz meinem
Gesundheitszustand nicht zuträglich sei. Dann aber blieb
nichts anderes übrig, als wegzuziehen oder den Gefahren der Gegend
nachzuspüren, um sie bekämpfen zu können. Luft,
Wasser, Boden in ihrer gegenseitigen Beeinflussung, und wie ich jetzt
erkenne, im Zusammenhang mit den kosmischen Erscheinungen, machen das
Klima des Ortes aus, das ich nicht vertragen kann, weshalb ich
zunächst einmal als das wichtigste die geologische Beschaffenheit
der Gegend zu erforschen begann, immer in der Absicht, die Beeinflussung des körperlichen
Befindens des Bewohners durch die Bodenbestandteile festzustellen.
Nun ist die hiesige Gegend geologisch vorzüglich durchforscht und
die Ergebnisse in dem Werk von Max Blankenhorn "Die Trias am Nordrande
der Eifel zwischen Commern, Zülpich und dem Roertale,
herausgegeben von der preußischen geologischen Landesanstalt"
niedergelegt.
Aus diesem Werk konnte ich das Vorkommen von Bleierzen in hiesiger Gegend, wo seit den Zeiten der Römer Bleibergbau betrieben wird, bestätigt finden, wenn ich aus den wohlbekannten Symptomen der Bleiwirkung auf ein Bleivorkommen als Krankheitsursache schloß. Nicht immer wollten allerdings meine Rückschlüsse mit den Angaben in dem Werk von Blankenhorn stimmen, doch hierauf möchte ich noch zurückkommen. Inzwischen war ich in den Besitz der Erfahrungsheillehre von Rademacher gekommen, den die deutsche Arzneitaxe heute noch in den von ihm angegebenen Medikamenten nennt, und fand darin mit den Ausdrücken der Zeit der Herausgabe eine Darlegung des Aufbaues einer Arzneimittellehre, welche Rademacher bescheiden dem Paracelsus zuschreibt, von dem aber wohl nur die Grundgedanken paracelsischen Ursprungs sein werden, auf denen Rademacher selbständig weiter baute. Diese Erfahrungsheillehre bot mir eine Bestätigung meiner Idee, indem hier deutlich die Individualität beim Arzneimittel als von äußeren Faktoren abhängig betont wird. Auf drei Grundlagen baut diese Heilmittellehre im Gegensatz zur Zellularpathologie von Virchow ihr Gebäude auf, nämlich 1. auf der Philosophie, d. h. nach Rademachers Interpretation dieses paracelsischen Ausdrucks auf die Inbezugsetzung der Heilmittel zu den Krankheiten vermittels der philosophischen Anschauung, 2. auf der Astronomie, d. h. auf dem Einfluß der Gestirne auf den Kranken, und 3. auf der Alchimie, d. h. Chemie, als der Kenntnis der Luft-, Wasser- und Bodenbestandteile. Das leuchtete mir ein. Das waren dieselben Grundlagen, wie ich sie mir dachte, nämlich die geologische Beschaffenheit als Ursache der Krankheiten und darauf gründend die diesbezügliche Anpassung der Heilmittel an die Ursachen, wo die philosophische Anschauung die Verknüpfung bildet, also ein Weltbau verlangt wird, wo eine höhere Intelligenz als menschliche Weisheit die Beziehungen der Natur geordnet hat, welchen Beziehungen wir nachspüren müssen. Unklar blieb mir - auch Rademacher war darin nicht weiter gekommen, als daß er eine Abhängigkeit der Wirksamkeit der Heilmittel von äußeren meteorologischen Verhältnissen konstatierte -, welchen Einfluß die Gestirne auf die Krankheit haben sollten, bis mir durch Hörbigers Glazialkosmogonie blitzlichtartig der Zusammenhang klar wurde. Welche Kenntnisse oder Ahnungen muß doch Paracelsus besessen haben und vor ihm vielleicht schon die alten Ägypter, daß sie eine Abhängigkeit des Menschen von den Gestirnen herausfanden, die in unrechten Händen die heutige Astrologie aufgebaut hat. Für diese Erkenntnis war nun gerade mein Wohnort so recht geschaffen. Nimmt man nämlich an, wofür außer meinen Beobachtungen noch nachstehende Tatsachen sprechen. 1. daß den Landwirten die Erscheinungen der Bleikrankheit bei ihren Tieren in hiesiger Gegend leider nur zu gut bekannt sind; 2. daß Hühner, da sie der Bleikrankheit erliegen, hier auf bestimmten Gehöften nicht gehalten werden können; 3. daß die Bäche, welche von
den Bleibergen herabkommen,
keine Fische haben, daß die meisten Krankheiten hier durch Blei
in letzter Linie bedingt sind, so ist die Einwirkung der Gestirne bzw.
ihrer Konstellation nicht mehr verwunderlich, wenn man
glazialkosmogonische Ideen zugrunde legt, und zwar in folgender Weise:
Hörbiger weist in seiner Welteislehre eine Abhängigkeit der
elektrischen Erscheinungen auf der Erde von den Feineisbestreuungen und
den Einschüssen der Eisboliden der Milchstraße in die
Erdatmosphäre nach, deren Häufigkeit ihrerseits wieder von
der Stellung der Gestirne, d. h. der Planeten und des Mondes
abhängig ist. (Hier wäre, um diese Zusammenhänge
näher kennenzulernen, nachzulesen Hanns Fischer, "Rhythmus des
kosmischen Lebens".) Diese elektrischen Erscheinungen wirken nun
wieder auf die Bleiionen im Körper der bleitragenden oder gar
bleikranken Menschen ein, indem die Beschwerden, die das Blei
hervorruft, sich verstärken, sogenannte Wetterfühligkeit
hervorrufen. Einen lehrreichen Beleg für diese Anschauung im
allgemeinen liefert Willy Hellpach (bei Fischer angeführt!), der
von sich selbst in seinem Werk "Geopsychische Erscheinungen" Seite 139
erzählt, daß er bei sich selbst die ihm vertrauten Anzeichen
eines Witterungsumschlages bei schönem Wetter vorfühlte, der
anderen Morgens mit Regen und Graupelwetter eintrat, wo er selbst sich
jedoch in bester Disposition befand und für welche
Erscheinung er als Erklärung auf elektrische Erscheinungen
als wahrscheinlichste Ursache hinweist. Desgleichen wird auf
Seite 133 desselben Werkes erzählt, daß in einem Fall von
experimentaler Klarheit das Kreisen von Eitergiften im Blut
Wetterfühligkeit bedingt. Ein Mann litt seit einiger Zeit an
solcher Wetterfühligkeit, daß er wegen seiner Gereiztheit
zur Plage wurde; sobald sich aber ein Stirnhöhlenabszeß, der
sich durch keinerlei örtliche Beschwerden angekündigt hatte,
geöffnet hatte bzw. operiert worden war, verschwand die
Wetterfühligkeit auf Nimmerwiederkommen. Nach meinen
Beobachtungen an mir selbst und anderen scheint das Blei, das
bekanntlich in der Elektrochemie eine Sonderstellung einnimmt,
besonders unangenehm in dieser Beziehung zu sein, wenn es im Blute
kreist. Durch Vermittlung des Bleies im Körper des Menschen
kann sich demnach die Stellung der Planeten und des Mondes ganz
energisch auf den Gesundheitszustand geltend machen.
Hörbigers Anschauungen von der Bildung der Erdschichten
erklären auch die nicht immer stimmen wollenden Bleierkrankungen
an Orten der hiesigen Gegend, worauf ich zurückkommen wollte, an
denen nach alter Anschauung kein Blei vorhanden sein konnte, nach
Hörbigers glazialkosmogonischen Ableitungen der geologischen
Bildungen aber vorhanden sein kann. Um das zu verstehen, ist das
Verständnis der Schriften, welche Hörbigers Ideen mit Bezug
auf die Geologie darbieten, nötig. An meinem Wohnort ist es
das Vorkommen von Bleierzen, wodurch ich die Bedeutung der
Hörbigerschen Ideen für die Heilkunde erkannte, eine in
diesem Fall relativ leichte Erkenntnis, welche sich für andere
Orte und Gegenden recht schwierig gestalten wird, aber tatsächlich
vorhanden ist, wie aus den Werken von Hanns Fischer und Willy Hellpach
hervorgeht. Welche Ionen in anderen Gegenden die Vermittlung
übernehmen, unterliegt der Forschung, jedenfalls gehört
Kühnheit dazu, den sich aufdrängenden Zusammenhang zwischen
den Hörbigerschen Ideen und der Heilkunde abzuweisen. Darauf
verzichten, heißt auf einen Weg verzichten, durch Erforschung der
meteorologischen, geologischen usw., mit einem Wort der chemischen und
physikalischen Umweltbedingungen des Menschen zu einem Begriff
über die individuelle Eigenheit der Krankheitserscheinungen und zu
entsprechenden Heilmitteln zu gelangen, anstatt weiter nur
vorübergehend wirkenden Heilmitteln den Vorzug zu geben.
Zugleich hieße das einem Zukunftsbilde den Abschied geben, das
bei dem heutigen Niedergang der pharmazeutischen und ärztlichen
Kunst eine Aussicht auf schönere Zeiten eröffnet. Wenn
z. B. von staatlicher Seite dazu übergegangen würde, dem
Apotheker die chemische, dem Arzt die physikalische Seite der
Erforschung des durch die Umgebung des Menschen bedingten individuellen
Gesundheitszustandes als entsprechend ihrer Bedeutung besoldeten
Beamten zu übertragen, würde zugleich auch dem Volkswohl der
größte Dienst erwiesen, weil die individuelle Behandlung und
das individuelle Heilmittel als gesichert gelten könnten samt
unentgeltlicher ärztlicher Behandlung und eventuell ganz
unentgeltlicher Arznei. Arzt und Apotheker besäßen ja
staatlicherseits ihr ausreichendes Einkommen, um sich frei von
pekuniären Sorgen ihren humanwissenschaftlichen Bestrebungen
widmen zu können. Aber wie dem auch sei, und wie es werden
wird, jedenfalls werde ich Anhänger der Hörbigerschen
Glazialkosmogonie bleiben, unter anderem auch deshalb, um nicht ganz
unvorbereitet einem Schlaganfall ausgesetzt zu sein, dessen
Häufigkeit in hiesiger Gegend ich auf den Zusammenhang zwischen
kosmischen elektrischen Erscheinungen einerseits und dem Blei im
Körper andererseits zurückführe. Später hoffe
ich dann die inzwischen ausgebauten Erfahrungen und gefundenen
Heilmittel, welche dann den Namen der individuellen verdienen,
veröffentlichen zu können."
Es schien mir diesen Bericht
unverkürzt wiederzugeben, da er eine
wichtige Seite der Heilkunde behandelt. Daß der Arzt aber
sofort die außerordentlich weiterreichenden Möglichkeiten
erkennen wird, welche ihm die WEL vermittelt, bedarf kaum eines
Wortes. Ich erinnere nur an die immer noch rätselhaften
Erscheinungen der Hysterie, an Schlaflosigkeit und an die auch in dem
obigen Bericht schon gestreiften nervösen Reizerscheinungen.
Im ganzen erfährt der
Lebensvorgang mit seinem rhythmischen Auf
und Ab eine bisher kaum für möglich gehaltene
Aufhellung. Es bleibt sich ganz gleich, ob wir die Schlafkurve
oder die Kurve der geistigen, täglichen oder jährlichen
Leistungsfähigkeit betrachten, ob wir den Rhythmus der
Sexualverbrechen oder die Häufigkeit der Geisteskrankheiten oder
die Häufigkeit und Stärke beispielsweise der
Tobsuchtsanfälle ins Auge fassen, oder ob wir die
Aufmerksamkeitskurve der Schüler nachprüfen (besonders
wichtig bei Klassenarbeiten und an Examenstagen) - überall sehen
wir eine unmittelbare Abhängigkeit
des Lebens und aller seiner Äußerungen und Leistungen in
mehr oder minder großer Deutlichkeit vom Wetter, das seinerseits
wieder kosmisch bedingt ist und rhythmisch verläuft im
großen Takt der Sonnenbefleckung, sich aber dem Leben
unterschiedlich gemäß des Eigengesetzes der betreffenden
Landschaft aufprägt.
So setzt sich aus diesen bisher
nicht feststellbaren Ursachen auch das Antlitz
eines Zeitalters zusammen
als der Summe kosmischer Einflüsse auf die Umwelt eines
Lebensbezirkes und dessen im weitesten Sinne genommener geologischer
Heimatbeschaffenheit. Es gehört keine besondere
Klarsichtigkeit dazu, hier auch sofort die Abhängigkeit der
Kulturen vom Kosmos zu erkennen. Ist doch Kultur verklärte
Umwelt, in welcher ein ethischer Nützlichkeitswert eine
wesentliche Rolle spielt. Und weiter sagt uns diese Einsicht,
daß die "Stimmung" des
Lebens einer Landschaft Ergebnis ist des kosmischen Einflusses auf die
geschlossene Landschaft. Aus geschlossenen Landschaften aber
setzen sich Staaten zusammen, so daß es undenkbar erscheint, den
Politiker von morgen ohne ausgiebige Kenntnis der WEL seinem Amte
gewachsen zu betrachten. Selbst die Kriminalmedizin wird
befruchtet. Denken wir nur an das bekannte "Wilde-Mann-Spielen"
der Verbrecher. Der WEL-gebildete Arzt kennt aber den
Einfluß des kosmisch bedingten Wetters auf den wirklichen Kranken
und vermag auf diese Weise unschwer zu sehen, ob Komödie gespielt
wird oder nicht. Weiter hat sich gezeigt, daß die
Häufigkeit der Todesfälle sich um die Zeit um gewisse
Maximalzeiten zusammendrängen, ganz wie ich es lange erwartete,
bevor ich von derartigen Feststellungen Kenntnis erhielt. In
einem späteren Hefte sowie in einem in Arbeit befindlichen Buche
wird näher auf diese Dinge eingegangen werden. Hier sollen
nur diese kurzen Hinweise die Weite des durch die Heliobiologie
erschlossenen Forschungsbereiches erkennen lassen. Sonst
müßte ich hier auch des außerordentlichen Einflusses
auf die Landwirtschaft, auf Handel und Gewerbe gedenken.
Doch das Gesagte mag
genügen, um eine Ahnung der großen
geheimnisvollen Zusammenhänge zu vermitteln, um zu zeigen, welche
schier dämonischen Kräfte in der geschlossenen Landschaft
schlummern, ohne die unser Wissen um die Gesetze des Lebens und der
Kulturen, der Staaten, Städte und Dörfer nur ein Tappen im
Düsteren ist.
Und - hier springt eine schon längst festgestellte Tatsache jäh empor! - außer der Verschiedenheit einer geschlossenen Landschaft von der benachbarten geschlossenen Landschaft als den Heimaten zweier wesensanderen Lebensgattungen drängt sich uns der schroffe Gegensatz zwischen Natur und künstlicher Natur auf; mit anderen Worten, der innere Gegensatz zwischen Stadt und Land. Auf der einen Seite bei dem Landbewohner die, um nur ein Beispiel zu erwähnen, infolge des natürlichen Ablaufes des Lebens auch natürlich gebliebene Schlafkurve nur und wesentlich im Rahmen des Natürlichen landschaftlich beeinflußt; auf der anderen Seite bei dem Großstädter infolge des unnatürlichen Ablaufes des Lebens in einer künstlichen Natur (die Nacht etwa wird zum Tage gemacht; die Nahrung ist weitaus unnatürlich; die Luft ist in jedem Falle minderwertig) auch eine durch diese Kunstlandschaft - immerhin von dem natürlichen Untergrund beeinflußt - bedingte unnatürliche Schlafkurve. Die Folgerungen sind ungeheuer: Auf dem Lande im natürlichen Rhythmus schwingend die Zufluchtsstätte natürlichen Schaffens lebenswichtiger Taten. Dort in der Großstadt immer nur Zivilisation und eine Übersteigerung rein geistiger ohne Zusammenhang mit der Natur erscheinender oder wurzelloser, heimatloser und damit fürs Ganze oft sogar schädlicher Ideen. Die Folgen sieht jeder, der
sich klaren Blick für die
Unnatürlichkeiten, Verzerrtheiten, für die Qualen,
Kämpfe und Duldungen der Gegenwart bewahrt hat.
Wer bis heute an einen blinden Zufall dachte, wer das Heute als Schicksal stöhnend trug, mag nun erkennen, daß einst eine lichtere Zukunft winkt im Auf und Ab auch der Völker, mag sehen, daß Aufstieg und Untergang des Abendlandes Notwendigkeiten sind wie Geburt und Tod, daß all dies uns nicht schrecken kann, in unserem zeitlosen Bemühen, die Zusammenhänge zwischen Kosmos und Leben herauszufinden, um mit dem frohen Glauben an eine menschenwürdigere Zeit unsere Pflicht zu tun im Wissen, daß es vorerst einmal gilt, in den Hoheitsgesetzen der Landschaft, die selbst ein Wesen ist, in der Heiligkeit der Heimat, den wallenden Rhythmus unserer Welt zu erkennen, der nach strengen Gesetzen das Leben und alle seine Äußerungen in seinen Pulsschlag zwingt. Hanns Fischer (Quelle: Monatsschrift "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 2, S. 95-102, Jahrg. 1925, R. Voigtländers Verlag-Leipzig) |
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