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Taufe der Sterne (Einfluß der Planeten)
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Es raunt doch ein seltsam geheimes Wesen durch all die uns so vertrauten Namen und Zeichen, die mit Sternen und Göttern zusammenhängen. 

Da ist die Venus, der Abend- und Morgenstern, das Gestirn der Liebesgöttin.  Aber niemand vermag zu sagen, warum dieses hellste Licht im Sternenmeer gerade zu diesem Namen kam.  Und rätselhaft ist auch, wie es kommt, daß sein astronomisches Zeichen mit der heiligen Hieroglyphe des Lebens (Ankh), der crux amsata, dem Nil-Schlüssel zusammenhängt, und wie zu deuten, daß die Geschlechtszeichen der indischen Schiwa-Anbeter, daß die Zeichen für Lingam und Yoni genau so aussehen.  Und zudem führt Schiwa den Beinamen Baghis, der an Bakis, den Seher, erinnert.  Was mag das alles bedeuten?

Sicher ist doch, daß die Alten ihre guten Gründe hatten, die Venus zur Patin gerade dieses Sternes zu machen oder den Jupiter eben Jupiter und nicht anders zu taufen.  Wir nehmen das alles so selbstverständlich hin, weil unser vermeintliches Wissen der irrigen Ansicht ist, alles, was aus frühester Zeit zu uns heraufreicht, sei mehr oder minder Ausfluß des Aberglaubens und der Einbildungskraft.  Wer aber dieses Vorurteil ablegt, erkennt, je weiter er um die Jahrtausende zurückgeht, ein immer erstaunlicheres Wissen um die Lebenszusammenhänge und erkennt, beschämt und demütig geworden, tiefe Weisheiten dort, wo er sie, wie bei den Sternennamen, nie erwartet hätte.

Allerdings würden wir, ausgerüstet mit den üblichen Meinungen unserer Tage, vergeblich an die Türen pochen, die uns von der Lösung derartiger Rätsel abschließen.  Es gibt heute nur einen einzigen Weg, der den wahren Sinngehalt des Urweistums erschließt: Die Welteislehre Hanns Hörbigers.
Man muß wissen, daß dieses Weltbild das eigentlich urgermanische ist, das Weltbild der Edda, das unser sichtbares All aus dem Gegensatz von Feuer und Eis, also von Wärme und Kälte entstanden vermutet.  Und diese Lehre is die einzige, die in der Lage ist, das Weltgeschehen, vor allem dessen Großablauf völlig befriedigend ohne Zwangsannahmen zu deuten.  Für uns ist hier nun vor allem eine ihrer Ansichten wesentlich, und diese wird in neueren führenden astronomischen Werken immer mehr als richtig erkannt, nämlich, daß unser Mond keineswegs ein Kind der Erde, also einst von ihr abgeschleudert sein kann, sondern, daß er, wie alle Monde überhaupt, ein einst selbständiger Wandelstern war, der infolge seiner Kleinheit vom größeren Gestirn eingefangen, zum Umlauf gezwungen und innerhalb einer wohl Jahrmillionen umfassenden Zeitspanne sich dem größeren Stern nähern und sich ihm innerhalb weniger Wochen endlich bruchstückweise angliedern muß.

Wenn wir diese Anschauung einmal als Arbeitshypothese gelten lassen, dann ergibt sich aus dem Schichtengefüge der Erdkruste die Folgerung, unsere Erde habe, seitdem sie zu erkalten begann, etwa sieben Monde besessen, die sich ihr vermählten.

Das wollen wir festhalten; denn dann zeigt sich weiter, daß es im Erddasein auch Zeiten gegeben haben muß, in denen unser Menschenstern mondlos war.  Weitere Untersuchungen machen es ferner sehr wahrscheinlich, daß unser heutiger Mond erst, wie das auch von Professor Posnansky u. a. Forschern behauptet wird, vor etwa 13 000 Jahren zum Begleiter unseres Heimatsternes wurde.  Wollen wir das als richtig unterstellen, so werden mit einem Schlage zahlreiche heute durch Festländer und Meere getrennte, erstaunlich übereinstimmende Berichte verständlich, die die merkwürdige Behauptung aufstellen, dies und jenes sei "vor Erscheinen des Mondes am Himmel" geschehen.

Erst die Entdeckung der mondlosen Zeiten wirft ein helles Licht in die sonst gänzlich unverständliche Tatsache, daß ein derart mathematisch und astronomisch hochgebildetes Volk wie die Mayas, die einst im Gebiete der heutigen Urwälder Mittelamerikas lebten und uns Gewaltiges hinterlassen haben, daß eben dieses Volk den Venusstern als Grundlage seines Kalenders verwendete.  Das überrascht; denn die Venus braucht rund 225 Erdentage, um einen Umlauf um die Sonne zu beenden und ist dabei, während sie sich in der Nähe des Taggestirns befindet, 6 bis 12 Wochen überhaupt nicht sichtbar.  Für uns bleibt sie Stern unter Sternen und niemand würde auf den Gedanken verfallen, sie dem natürlichen Zeitmesser Mond vorzuziehen, der neben dem Sonnenjahr von keinem anderen Gestirn ersetzt werden kann.
Hat es aber einst eine von hochkultivierten Menschen erlebte mondlose Zeit gegeben, so mußten sich die Kalendermacher eben nach einem anderen, für sie günstigen Stern umsehen und notwendig jenen wählen, der ihnen zur Sonne hin am nächsten stand.  So taten es die Mayas.

Aber mit dieser Feststellung ist keineswegs die Frage beantwortet, wie dieses Gestirn nun zu seinem Namen kam.  Uns erscheint seine Bezeichnung um so merkwürdiger, als unser Volkswissen dort, wo es von kosmischen, die Liebe anregenden Einflüssen spricht, kaum die Venus nennt, sondern fast immer den Mond.  Und diese Tatsache umfaßt nicht etwa nur den jüngeren "Mondaberglauben", sondern schon die alten Babylonier und deren sich im Grau der Vorzeit verlierende Ahnen haben dem Mond nicht nur einen bedeutsamen Einfluß auf Leben und Liebe, sondern auch auf das Wetter zugeschrieben. Über alle diese Behauptungen haben wir gelächelt, bis Hörbiger kam und dann auch einige Wetterkundler, vor allem der Wiener Meteorologe Freiherr v. Myrbach, der, angeregt durch die Welteislehre, einwandfrei den Einfluß unseres Begleiters auf die Großwetterlage bewies und damit die Richtigkeit vieler Volksansichten dartat.  Zudem haben bedeutende Ärzte inzwischen gefunden, daß Mond und Krankheitsverlauf in engstem Zusammenhange stehen.  So berichtet der französische Gelehrte Dr. H. Grasset neben vielen den "Mondaberglauben" bestätigenden eigenen Beobachtungen: "Bei den chronischen Krankheiten fallen die meisten Todesfälle mit der Zeit des Neumondes zusammen."

Hier also zeigt sich die Richtigkeit der Volksüberzeugungen.  Nun haben aber schon vor 7000 Jahren die Babylonier den Mond als Vater und Erzeuger der Götter (Goten) und Menschen, als Mutterleib bezeichnet, der alles gebiert.  Schon damals galt er als Träger aller Schöpfungs- und Wachstumskräfte, und 1602 schrieb Kepler noch: "Durch Erfahrung steht fest, daß alles aus Feuchtigkeit Gebildete mit wachsendem Monde zu strotzen beginnt, mit abnehmendem aber zurückgeht."  Auch heute sät der naturverbundene Landmann das, was unter der Erde sich entwickelt, wie Rüben und Zwiebeln, bei abnehmendem, alles andere aber bei zunehmendem Monde.
Fesselnd sind auch die Bräuche, die wir noch gegenwärtig auf dem Lande finden.  Vielfach wird nämlich in den Kreisen der alteingesessenen Bauernschaft nur bei zunehmendem Monde geheiratet; denn der heilige Zweck der bäuerlichen Ehe ist eine baldige und gesunde Nachkommenschaft.  Dazu wissen wir heute, daß die Liebessehnsucht in der gesamten Natur bei zunehmendem Monde am größten ist.

So dürfte es auch zu deuten sein, daß nach uralter Überlieferung der Mensch vom Monde "stammt", womit keineswegs behauptet sein dürfte, er habe einst auf einem der Monde gelebt, sondern sein Dasein sei mondbedingt.  Diese Ansicht ist heute keineswegs mehr abzulehnen, nachdem besonders in den letzten zehn Jahren (zw.1924 und 1934) zahlreiche Untersuchungen dargetan haben, daß die Liebessehnsucht mit den von der Sonne zur Erde gelangenden elektrischen Kräften innig zusammenhängt.  Da diese positiv geladen, Erde und Mond indes negativ sind, so werden sie von diesen beiden Gestirnen zusammengerafft, und die Erde erhält dann, wenn ihr Begleiter zur Neumondzeit sich zwischen sie und das Tagesgestirn schiebt, eine erhöhte elektrische Anwirkung.  Diese scheint nicht nur Ursache von Schlechtwetter oder wichtig als Beeinflusser des Krankheitsverlaufes, sondern auch als wesentlich für den Rhythmus der Liebessehnsucht zu sein.  Da also neben der Nahrung (Ernte) und dem mit ihr zusammengekoppelten Wetter, Liebe und Nachkommenschaft die Hauptpole des natürlichen Daseins sind, so ist es verständlich, wenn der schollenverwachsene Mensch den Mond, also den rhythmischen Verstärker oder gar Auslöser im Reiche der Zeugung und Fruchtbarkeit zu deren Sinnbild machte.  Zahllos sind darum die Wetter-, Saat- und Liebesregeln, die sich an diese Erfahrung knüpfen, und so immer wieder zum Besten des natürlichen Lebens unübertreffliche Ratschläge erteilen.

Nun aber erinnern wir uns, daß eben dieser Mond erst verhältnismäßig kurze Zeit Begleiter der Erde ist und daß in der seinem Einfange voraufgegangenen mondlosen Zeit all jene Einflüsse, die er heute in überragendem Maße ausübt, einst dem der Erde nach der Sonne zu benachbarten nächsten Stern zufielen, nämlich der Venus.
Sie ganz allein regierte also, fast erdgroß, das Liebesleben der Natur.  Sie allein war die hehre Göttin der Geschlechtersehnsucht, war Venus, die Göttin der Liebe, war Ischtar, die Muttergöttin, war Freya, war der Stern, der nach den ältesten Überlieferungen allem Wachstum, aller Befruchtung und aller Lust förderlich ist.  Und heute noch, zwar von den Wirkungen des Mondes überlagert und nahezu unsichtbar gemacht, ist der Einfluß der Venus auf Wetter und Leben nachweisbar, wie schon aus den seit langem bekannten entsprechenden Wetterperioden hervorgeht.
Venus trägt also ihren Namen mit vollem Recht und ihr astronomisches Zeichen bedeutet ebenso wie die Geschlechtszeichen der Schiwaiten oder wie der Nil-Schlüssel, dieses Sinnbild für Leben und äußeren Erfolg, nichts anderes als eine Verklärung der Fruchtbarkeit, ist darum im tiefsten Gehalte sinnvoll und lehrt uns, in wie überraschender natürlicher Verkettung all diese Einzelheiten zusammenhängen und auf eine Frühzeit zurückgehen, von der uns weit mehr als ein Jahrzehntausend trennt, so daß wir hier wie durch einen Zauber in ungeahnt ferne Vorzeiten hineinblicken.  Und noch eins: Da einst, nicht wie heute mit jedem Neumond, erst nach langen Pausen der Kühle die heilige Flamme lodernd emporschlug und die alten Priester als Seher wußten, wann der Hochzeitstanz des Lebens zu erwarten stand, so wie jeder heute die Zeiten des bevorstehenden Neumondes kennt, steht Bakis, der Seher, als Ursymbol der frühen Naturpropheten vor uns und erhielt sich im Beinamen Baghis, den Schiwa noch heute trägt, der Gott, dem Lingam und Yoni heilig sind.

Hier also fügt sich Glied an Glied, wenn auch keineswegs der ganze Geheimkreis abgeschritten werden kann, der sich um diese altehrwürdigen Weistümer schlingt; denn ganz unberücksichtigt mußte die Alchimie bleiben, die in frühen Jahrtausenden keineswegs Goldmacherkunst gewesen, sondern die versuchte, im Stein der Weisen das Arkana, das unfehlbare Mittel zu finden, den Lebensweg richtig, das heißt harmonisch zum Weltganzen zu gestalten.  Deswegen bleibt noch zu klären, aus welchem Grunde die alten Alchimisten mit dem gleichen Zeichen, das die Venus trägt, das Kupfer versinnbildlichten.  Es liegt vielleicht nahe, im Kupfer einen Stoff zu vermuten, der im Liebesleben insofern eine Rolle spielt, als sein geringeres oder erhöhtes Vorhandensein im Lebewesen für dessen Liebesfähigkeit von Bedeutung ist.
Hier handelt es sich vorerst nur um eine Annahme; denn entsprechende Untersuchungen müssen noch abgewartet werden.

Neben die Venus, das Muttergestirn, tritt Jupiter, der Vater des Lebens.  Besonders China hat das Urwissen um diesen größten aller Sonnenplaneten bewahrt und weiß noch heute, daß dann, wenn dieser Stern zwischen Sonne und den vorderen Teil der Milchstraße tritt, dann also, wenn die Sonne die höchste Fleckenzahl aufweist, die Fruchtbarkeit alles Irdischen am größten ist.  Das tritt rund alle 11¾  Jahre ein.  In diese aber klingt oft die von der Venus angeschlagene Saite, deren Töne aus dem einzigen erhaltenen Liedchen aus deutschem Weistum zu uns klingen, das Theodor Storm festhielt, dort, wo um die graue Stadt am Meer noch heute die Schätze der Vorväter, deren Erkenntnisse einst ebenso Ägypten wie Babylonien und China befruchteten, behutsam gehütet werden:

Gott grüß' dich, Abendstern!
Du scheinst so hell und fern;
Über Osten, über Westen,
Über alle Krähennesten.
Ist einer zu mein Liebchen geboren,
Ist einer zu mein Liebchen erkoren,
Der komm, als er geht,
Als er steht,
In sein täglich Kleid!



Hanns Fischer


(Aufsatzquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Heft 6, S. 177-182, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken-Berlin)