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Die Weltharmonie |
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Harmonie: einer jener
unbegreiflichen sogenannten Begriffe, die heute
im Schwange sind.
Verlangt man eine Erklärung, bekommt man zu hören, Harmonie sei vorhanden, wenn dem Gesetz des Goldenen Schnittes Genüge getan wird, wenn also der kleinere Teil sich zum größeren verhält wie dieser zum Ganzen. Nun, das ist zwar keine
Erklärung, nur eine Umschreibung, und auch
diese Umschreibung hat, wie wir sehen werden, den Vorzug, gänzlich
unzutreffend zu sein.
Immerhin, der Goldene Schnitt und sein Gesetz gelten als große Entdeckung des Pythagoras, jenes Weisen und jener Schule, die das frühgeschichtliche Weltbild begraben, und mit denen, wie Oswald Spengler (in dem Kapitel über den Sinn der Zahlen) ausführt, "eine ganz neue Mathematik aus den Tiefen des antiken Seelentums geboren" wird. Wer Spengler verstanden hat, weiß, es handelt sich hier nicht allein um das Entstehen nur einer neuen Mathematik. Sondern um eine Stunde der Geschichte, da das große Stirb und Werde sich die Hände reichen, da ein Weltbild versinkt, vom neuen verdrängt. Die Pythagoräer leben der Überzeugung, das Wesen aller Dinge sei die Zahl. Es ist die Philosophie der greifbaren Dinge, die durch die Zahl als Maß erfaßt werden. Es ist der Ausdruck eines neuen Lebensgefühls, das sofort, von der Mathematik her, den gesamten Kreis des Weltdenkens abschreitet bis in das geheiligte Gebiet der Kunst hinein. Denn schon tritt Polyklet auf; sein Speerträger gilt als Symbol der damaligen Auffassung in der Plastik, dieses überaus merkwürdige und bezeichnende Standbild, das "die Geschlossenheit des Umrisses, die ausgeglichene Harmonie der Linienkontraste, die Symmetrie der Stellung und der Haltung der Arme theoretisch begründet und dann mit Bewußtsein durchführt" (Max Osborn). Ein Wort, unbewußt harmlos und seherisch! Das Stein gewordene Weltbild der Antike. Nach Maß und Zahl konstruiert; in den Verhältnissen antik-mathematisch begrenzt; Ausdruck und Sinn eines Zeitalters, dem der Goldene Schnitt, dieses exakte, zahlenmäßige Erfassung von Schönmaß und Da-Sein, notwendiger innerster Ausdruck wird - eines Zeitalters, das längst verblichen ist, als deutsche Philologen das Lebensgefühl der Griechen zum Inbegriff und zum Gipfel ihres Menschentums zu machen trachten, während doch mit unhörbaren Schritten Chronos unaufhaltsam Zukunft in Gegenwart gewandelt und aus dem sichtbarlich dringlichen, maßstäblich begrenzten Weltbilde der Antike ein faustisches, unbegrenztes und transzendentes ins Leben gehoben hatte. Der Zeiger der Weltenuhr war
unbemerkt zur Stunde einer neuen
Geistigkeit weitergerückt, in der die Lebensangst versuchte, sich
durch tüftelndes Denken in der Wesenlosigkeit grenzenlosen Raumes
zu beschwichtigen. Akrobatik des Geistes ward geboren.
Weniger aus Urteilslosigkeit, mehr aus verehrender Achtung
übernahm sie manches Handwerkzeug dem antiken Denken.
So auch die Harmonie - angeblich verkörpert oder mathematisch erfaßt im Goldenen Schnitt. Dürer konstruiert sein Bild "Adam und Eva", die Klaviermaschine wird erfunden, Konstruktivgesetze werden der Dichtkunst aufgezwungen, wir bauen Möbel nach dem Goldenen Schnitt (Francé und Engel-Hardt), und selbst Farben werden nach dem gleichen, ersonnenen, mathematisch exakten Gesetz hergestellt (Ostwald). Das Abendland will harmonisch werden. Aber es bringt nur einen unlebendigen Zustand im Sinne des Goldenen Schnittes fertig, ohne zu merken, wie tief es in Naturwidrigkeit absinkt und sich vermeidbarer Not aussetzt. Ist nicht auf so und so viele Stellen alles nach dem Komma genau und fehlerlos berechnet? Und trotzdem fühlt jeder, daß da irgend etwas nicht stimmt! Der Speerträger stimmte, und es stimmte der Goldene Schnitt, die Konstruktion Adams und Evas sind noch vorhanden und können nachgemessen werden. Auch sie stimmen. Es stimmt die Klaviermaschine, sie wird nach exaktem Gesetz immer wieder ge-"stimmt". Und die Möbel stimmen, und auch Ostwalds Farbenlehre stimmt. Exakt genau. Nur geht von alledem eine eisige Kälte aus. Die Forderungen des Goldenen Schnittes sind erfüllt, und doch bleibt der erwartete Gleichklang, das hehre, tiefreligiöse Schönmaß aus, das uns erheben und reicher machen, das uns begeistern und wärmen sollte. Denn es fehlt: die Harmonie! Wären also Goldener Schnitt und Harmonie nicht eins? Wir rühren hier an die
Schicksalsfrage der europäischen
Menschheit. - Der Widerspruch innerhalb des faustischen Weltbildes wird
deutlich: Es strebt ins Unendliche und begrenzt sich gleichzeitig im
Endlichen. Nach ersonnenem Gesetz. Und, merken wir auf:
wissenschaftlich exakt!
Die Lage ist verworren. Wo winkt der Ausweg? Auch von den Kennern des Hörbigerschen Werkes erwarten vielleicht nur wenige die Antwort: "In der Welteislehre!" Wenn irgendwo, so kann wahre
Harmonie doch allein in der Natur selbst
gefunden werden. Hier mit Sicherheit. Nicht aber in
ausgetüftelten Gedanken, die, so oder so, immer Ergebnis einer
Forschung sind, die vom Lebendigen abstrahierte Zustände
betrachtet.
Natur muß ja, will sie bestehen, harmonisch ausgeglichen sein, sich also in einem Zustande geringster Reibung befinden. Das besagt jedoch keineswegs, daß jede Reibung, jede Spannung getilgt sein müßte. Wäre das der Fall, würde sich Natur in vollendetem Ausgleich befinden, also leer von Bewegungen und Spannungen sein, dann wäre sie starr, kalt, tot. Sie würde sich verhalten, als erfüllte sie das Gesetz des Goldenen Schnittes, das restloser, hundertprozentiger, exakter Ausgleich ist. Natur aber ist anders. Voller Leben, Bewegung, Spannung, Wärme. Und doch schwingt sie federnd in jenem Zustand von Ausgeglichenheit, der in gewissen Grenzen Beständigkeit gewährleistet und auf uns als Bestandteil dieser Natur harmonisch wirkt - ohne der Starre des Goldenen Schnittes zu verfallen. Nirgends wird das deutlicher
als in der Betrachtung der Welteislehre -
der gegenwärtig einheitlichsten
Sonnenwelt-Entstehungstheorie. Sie setzt mit einem gigantischen
kosmischen Zeugungsakt ein - ein Spermastern dringt in den
Mutterschoß der Gestirnsriesin, um nach Äonen jene Geburt zu
veranlassen, der unsere Weltinsel ihr Dasein verdankt. Nicht die
Sonnenwelt, wie sie uns heute vertraut ist, springt ins Glutlicht des
kosmischen Tages. Ein wirres Durcheinander von Glutlingen und
Gasen entberstet der Gigantin, knäuelt sich im Raume. Aber
dieser Urwust muß zu einer Drehbewegung gelangen, er muß
einen Schweremittelpunkt bilden, um den die Glutsterne ihre Bahnen zu
ranken anfangen. Wo sich größere Massen bilden,
brechen sich diese, sich selbst dabei mästend und kleinere Gebilde
in sich aufnehmend, ihren Weg. Aus dem Chaos beginnt Ordnung zu
werden, beginnt der Weg zur Harmonisierung des Gebildes. Und
dieses Einspielen überträgt sich von den sonnenhaften
Gliedern auf die weit außen entstehenden Firneisgebilde, bis,
vielleicht nach Jahrmilliarden, jener Zustand angenähert wird, der
der Menschheitsgeschichte vertraut scheint.
Es ist ein natürlicher Gleichklang erreicht. Er täuscht allerdings der kosmischen Eintagsfliege, dem Menschen, Ewigkeitswert vor, in Wahrheit ist auch er nur ein Prozeß, der pausenlos nach der Richtung niedrigster Spannung abläuft. Nur dehnen sich diese Vorgänge weit über den zeitlichen Wert menschlicher Generationen, sie erfüllen sich nicht innerhalb völkerlanger Spannen, sie gelangen nicht im Rahmen erdgeschichtlicher Zeiten an ihr Ziel, sondern wie eine flüchtige Sekunde huscht die Erde, als Erlebnis des Lebens, über die kosmische Uhr, die Sternenschicksale kündet. Monde werden indessen eingefangen und vermählen sich den Sternen, Planeten werden zu Monden, und der ganze Hofstaat der Sonne sinkt einst ins Glutgrab unseres Taggestirns. Die Harmonie der Sphären ist verklungen. Aber für den einsam ziehenden Sonnenstern ist darum noch lange nicht jene Starre des Todes, jener völlige Ausgleich eingetreten, den die vermeintliche Harmonie des Goldenen Schnittes fordert. Auch dieses Gestirn wandert seinen Weg, mästet sich und geht einem Schicksale entgegen, das die Welteislehre lüftet. Wir brauchen es nicht zu verfolgen; aber was uns hier entgegentrat, zeigt, daß natürliche Harmonie ein für menschliche Begriffe zwar ewiger, für kosmische jedoch zeitlich eng bemessener Zustand ist, während dessen Ablaufs sich die Sonnenwelt in einer durch eine geringstmögliche Spannung ausgezeichneten Verfassung befindet. Dennoch genügt diese Spannung, um, stetig, unaufhaltsam, den Todesweg jedes Mondes und jedes Planeten sich vollenden zu lassen. Nie kann während dieser kosmischen Vorgänge vollkommener Ausgleich stattfinden; dann stünde ja die Weltenuhr stille, und die kalte Hand des Todes würde auch das Leben der Erde mit flüchtiger Bewegung wegwischen. Und nun, es gehört kaum
noch Einbildungskraft dazu, den Propheten
zu spielen und zu sagen: Bei der Untersuchung des harmonischen Aufbaus
der Sonnenwelt, also etwa des harmonischen Abstands der Wandelsterne
von der Sonne, müssen sich zwischen den tatsächlichen
Messungen und den Werten mit Bezugsetzung auf den Goldenen Schnitt wohl
merkbare Unterschiede ergeben. Denn bestände das Gesetz des
Goldenen Schnittes zu Recht, würde doch alles stillstehen, Leben
wäre unmöglich, und Leben ist doch nur Bewegung.
Wie zu erwarten, ist es auch: Die berühmte Titius-Bodesche Reihe der Planetenabstände gilt in Wirklichkeit nur mit sehr erheblichen Abweichungen. Umgekehrt aber müßte es möglich sein, aus den Planetenabständen die Werte der natürlichen Harmonie abzuleiten. Wir können und diese Arbeit sparen. Nicht nur die alten Ägypter kannten die richtigen Harmoniezahlen. Sondern, in neuerer Zeit hat Fritz Noetling diese Werte (in seinem stark angefeindeten Buche "Die kosmischen Zahlen der Cheops-Pyramide") selbständig gefunden. Nur wenige erkannten bisher die Bedeutung des Noetlingschen Werkes. Sie liegt nicht in der aus mancherlei Gründen beanstandbaren Ausdeutung vermeintlicher Pyramidenzahlen, sie liegt in der Auffindung jener kosmischen Zahlen, die Max Valier einmal als Zahlenwunder bezeichnete. Wie fesselnd es auch wäre, auf Einzelheiten einzugehen, ich muß mich auf den Hinweis beschränken, daß Noetling den kosmischen Harmoniewert fand, der, wie er betont, dem Goldenen Schnitt sehr nahe kommt, ohne sich jedoch mit ihm zu decken. Eben dieser winzige Unterschied ist es, der das Leben vom Tode trennt. Rechnet man mit den kosmischen Zahlen, dann stimmen die Entfernungen der Planeten mit den astronomischen Werten vortrefflich überein. Die kosmische Zahl also vermittelt die Verhältnisse natürlicher Harmonie, das Gesetz des Goldenen Schnittes reichte dazu nicht aus. Fesselnd werden Noetlings Ergebnisse vor allem dort, wo er die Umlaufszeiten der Planeten nachprüft. Ohne die astronomisch anerkannten Messungen auch nur zu berücksichtigen, gelangt er zu folgenden harmonischen Werten (die heute gültigen Zahlen seien zum Vergleich vorangestellt):
Wer als Kenner der Welteislehre
diese Reihe betrachtet, erinnert sich
sofort daran, daß Hörbiger zwischen Saturn und Uranus den
Intrauranus (X) fordert, der den Baustoff zum Saturnring lieferte;
daß er ferner auch zwischen Erde und Venus einen früher
existierenden Planeten annimmt, der sich mittlerweile Venus
vermählte (Y). Und vergeblich wird man nach einem Werte
für die Planetoiden suchen, die zwischen Mars und Jupiter
kreisen. Noetlings Reihe besagt: die Kleinplaneten sind an jener
Stelle unserer Sonnenwelt, an der sie sich heute befinden,
Fremdkörper. Das aber ist ja auch Hörbigers Ansicht, er
erhärtet sie im Rahmen seines Werkes als Notwendigkeit.
Die Übereinstimmungen zwischen Hörbiger und Noetling sind überraschend. Dennoch steht fest, daß Hofrat Noetling keine Kenntnis von der Welteislehre besaß; erst nach Erscheinen seines Werkes, und zwar durch mich, erfuhr er von ihr. Auch hier führen also natürliche Harmoniezahlen zu Einsichten, sie wurden außer durch Hörbiger nur auf Grund des uralten Weistums, das Noetling wiederentdeckte, möglich. Und mehr! Ist nicht der harmonische Aufbau der Sonnenwelt zumindest an drei Stellen gestört? Daß diese Störungen nicht sofort durch katastrophalen Ausgleich beseitigt wurden, spricht das nicht für die Harmonie des Ganzen? Gewiß werden auch die hier vorhandenen Spannungen einst ausgeglichen werden, aber in Zeiträumen, die eben wegen ihrer gewaltigen Länge kosmische genannt werden müssen. Mit Hilfe der kosmischen
Harmoniezahlen mag man nun im Sinne
Hörbigers die Lebensgeschichte unserer Weltinsel nachprüfen.
Man würde immer nur Bestätigungen finden. Der Ring des Saturn entspringt genau so harmonischem Zwang wie das Vorhandensein der Monde; wie der Aufbau der Schichtengebirge innerhalb der mondbedingten Eiszeit; wie die Befleckung der Sonne; wie das Auftreten des Tierkreislichtes; wie der Rhythmus der Großwetterlage; wie Sintflut und Atlantisuntergang und wie das Auf und Ab des täglichen Lebens, das wir Jahrhunderte hindurch zu beherrschen vermeinten, ohne Ahnung, daß wir und alles Irdische in einen Takt gebannt sind, den erst Hörbigers Großtat wieder erschloß. Schon einmal, in mondloser Atlantiszeit, muß dieses Wissen um die Weltharmonie bekannt gewesen sein. Für unser faustisches Denken aber war es verschüttet. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß der neuzeitliche Zivilisationsträger die Behauptung: all unser Tun, Denken und Trachten sei kosmisch bedingt, sei abhängig vom Rhythmus der Sonnenbefleckung, als Phantasterei abtut. Ich habe diese neue Betrachtungsweise der lebenswichtigen Zusammenhänge Heliobiologie genannt. Heliobiologie besagt: Alles Leben ist, will es sich im Sinne harmonisch geringst möglicher Spannung vollenden, gezwungen, sich dem kosmischen Rhythmus einzugliedern. Schon heute wird deutlich,
daß die Majestät der Harmonie in
alle Lebensgebiete hineingreift. Allerdings, es darf dabei nie
außer acht gelassen werden: Jedem Lebewesen stehen zwei Wege
offen. Der eine, sich harmonisch dem Weltganzen einzuordnen und
gesund, heiter, schöpferisch seinen Weg zu vollenden, als Glied
und Kind der Natur. Und der andere, sich als Herr und Beherrscher
der Natur zu fühlen, nach ersonnenem Gesetz zu leben - aber in
Spannungen, Reibungen, Not, Krankheit. Also als ein Gegner der
Natur, die bezwungen werden soll. Die aber nicht nur unbesiegbar
ist, sondern den Vermessenen als disharmonische Erscheinung und als
Störenfried vorzeitig durch Tod entfernt. Diese Freiheit
besitzt der Mensch; die Freiheit, zu wählen zwischen einem Leben
voll Segen und einem Leben voll Sorge. Weil es jedoch hier nicht
nach dem Goldenen Schnitt, sondern nach der natürlichen Harmonie
geht, ist auch in das heiterste Leben ein Tropfen Wermut
geträufelt, und auch das qualvollste Dasein erlebt lichte Stunden
des Glücks.
Seit Jahrtausenden hat die
Menschheit ihre natürliche Bindung zur
Natur vergessen. Sie lebt, von der Höhe der Kultur zur
Niederung bloßer Zivilisation abgesunken, dem Wahne, das Leben
nach ersonnenem Gesetz gestalten zu können (1). Blind häuft
sie Spannung auf Spannung, steigert das Disharmonische, lädt
Schuld auf sich. Doch "alle Schuld rächt sich auf
Erden". Unsere Zeit büßt die Vergehen. Unsere
Zeit ist ein einziger Aufschrei aus dieser selbstverschuldeten
Pein. Nichts als Lebensangst ist es, die auf der Suche nach
Rettung das ehrwürdige Gebäude der exakten Wissenschaften
auftürmte, als eine Insel, an der die Sehnsucht nach Frieden, nach
Harmonie Anker werfen sollte. Doch der Grund mußte sich als
trügerisch erweisen. Denn alle exakte Wissenschaft, will sie
sich nicht selbst aufheben, muß starre Gesetze aufstellen, starr
wie das Gesetz vom Goldenen Schnitt. Damit aber geht sie
notwendigerweise am Leben vorbei, das ewiger Fluß, ewige
Änderung, ewiges Hinschwingen nach dem harmonischen Mittelpunkt
unserer Sonnenwelt ist. Diese Vorgänge innerhalb des
lebendigen Kosmos - sie können niemals durch ein Gesetz begriffen
werden. Sie verlaufen nicht exakt, sie sind auf dem Wege
zivilisatorisch-exakter wissenschaftlicher Denkweise nicht zu
erfassen. Wissenschaft im heutigen Sinne, geboren aus der
Disharmonie der Zivilisationsmenschheit, vermag nicht zur
Lebensharmonie zu führen.
Der Weg zur Rettung scheint einzig in der uralten Erkenntnis der nackten Tatsachen zu liegen. Also der Ergebnisse, die notwendigerweise für den Menschen aus dem kosmischen Harmoniezwang folgen. Sie wieder sichtbar zu machen, ist Aufgabe der Heliobiologie. ... Wir beobachten eine starke
Steigerung der Sonnenbefleckung.
In erhöhtem Maße wird unser Heimatstern von Feineisschwaden
angeblasen. Sie sind elektropositiv geladen, sie beeinflussen
nicht nur das Wetter mittelbar, sie ändern auch das Kraftfeld der
Erde und all ihrer Einzelteile. Sie beeinflussen den Luftdruck
und zwingen Eislinge
zum Einsturz.
Die Feineisanblasung ist, in ihrer Plötzlichkeit, im Rahmen des harmonischen Gebildes Erde-Mond-Sonne eine Störung, eine Disharmonie. Ausgleichsvorgänge werden nötig. Das Verhalten der irdischen Lufthülle, der Kraftfelder, der Eislinge, die Sondereinstellungen von Pflanze, Tier und Mensch sind Harmoniebewegungen. So gehen Zeiten der Erregung auf der Sonne immer Zeiten der Erderregung parallel. Nur ein Beispiel! Am 7. April 1921 nahm der Vesuv während verstärkter und im Anwachsen begriffener Sonnenbefleckung erhöhte Tätigkeit auf. Die benachbarten Ortschaften mußten geräumt werden. Am gleichen Tage erfolgte ein heftiger Ausbruch des Kilauea auf Hawaii. Am folgenden Tage fiel aus dem Popokatepetl (Mexiko) anhaltend Asche, und am gleichen Tage begann allerorts in England die große soziale Krise. Wenn die Ärzte unter den Lesern dieser Zeitschrift ihre Aufzeichnungen vom 5. April 1921 ab nachschlagen, sie werden finden, daß sich in diesen Tagen Krankheiten auffallend verschlimmerten, die Zahl der epileptischen und der rheumatischen Anfälle sich steigerte, die der Schlaganfälle erhöhte, daß die Zahl der Migräneanfälle sprunghaft in die Höhe ging und die Todesfälle sich vermehrten. Und die Pädagogen, jene, die im Sinne des hochverdienstvollen Schulrates Karl Zimmermann über das Verhalten der Schüler im Zusammenhang mit Wetter- und Erdbebenerscheinungen (Vulkanausbrüche!) genau Buch führen, werden mit absoluter Sicherheit für jene Tage ein Nachlassen der Aufmerksamkeit, Neigung zum Stören, allgemeine Unruhe, schlechtes Singen, Auftreten vieler Flüchtigkeitsfehler auch bei den besten Schülern festzustellen in der Lage sein. Ist die Feineisblasung hinreichend stark (mir stehen Aufzeichnungen in dieser Richtung im Augenblick nicht zur Verfügung!), sind Nordlicht bzw. Südlicht, Störung der Telegraphie und Wetterkatastrophen zu erwarten. Dazu kommt die allgemeine Erregung des Menschen. Sie läßt sich in der fraglichen Zeit durch den Beginn der sozialen Krise in England deutlich erkennen. In Abbildung 1 sind alle diese Erscheinungen - als Folgen einer die Harmonie störenden kosmischen Anwirkung - sinnfällig zusammengefaßt. ![]() Abb. 1. Verschiedene Folgen einer Feineisanblasung:
Wetterkatastrophen, Vulkanausbrüche,
Nordlicht, Störung der Telegraphie, Mattigkeit, rheumatische Anfälle, Todesfälle, Streiks. Aber nicht nur für
derartige Einzelstörungen gilt, daß
alles irdische Sein, einschließlich des Menschen, zum
harmonischen Ausgleich gezwungen erscheint (wer den Ausgleich zu
vollziehen nicht imstande ist, also der Schwerkranke, wird auf
natürliche Weise "ausgelesen", er wird durch den Tod aus der
Lebensebene entfernt!). Sondern: dieser Ausgleich vollzieht sich
mit ehernem Zwange immer der Stärke der Sonnenbefleckung
gleichlaufend.
![]() Abb. 2. Zahl der Geburten (Strichlinie) und Kurve
der Sonnenbefleckung (punktierte Linie) von 1800-1900.
Man betrachte einmal etwa die
Zahl der Geburten im ganzen vergangenen
Jahrhundert (Abb. 2). Die genaue Übereinstimmung ist
überraschend. Auch hier wieder Steigerung der
Liebessehnsucht während der Zeit erhöhter Sonnenbefleckung.
Und nun, gerade während der Zeiten starker Sonnenerregung, wachsen auch die dem Leben drohenden Gefahren auf der Erde an, nicht nur in Form von Wassernöten, Wetterkatastrophen, Vulkanausbrüchen, Erdbeben, sondern auch durch riesenhafte Epidemien, durch Anwachsen der Verbrechen und durch Ausbruch von Kriegen (vgl. Abb. 3). ![]() Abb.
3. Kosmisch bedingte Kriegsperioden.
Man ist versucht, hier ein
höheres Walten anzunehmen, das dann, wenn die Gefahr der
Vernichtung ihr Höchstmaß erreicht, für gesteigerten
Nachwuchs sorgt. Wer tiefer in die Zusammenhänge eindringt,
dem wird diese Vermutung zur Gewißheit, und ich darf meine an
dieser Stelle schon einmal (im ersten Jahrgang des Schlüssels)
geäußerte Ansicht mit absichtlicher Betonung wiederholen,
daß in der Welteislehre und ihren biologischen Folgerungen eine
Brücke zu tiefster Religiosität zu erblicken ist.
Religion, also Rückverbindung zum Welthintergrunde, ist ein harmonischer Teil natürlichen Weltgefühls. ![]() Abb.
4. Jahresringe eines Baumes, die im Rhythmus ihres
Dickenwachstums der Sonnenbefleckung entsprechen.
Wohin wir auch blicken,
überall sind wir dem harmonischen Zwange untertan. Und nie
können wir etwas das Leben kraftvoller Förderndes tun, als
uns willig dem kosmischen Müssen einzuordnen.
Auch die Pflanze tut es, die Jahresringe der Bäume zeigen es deutlich (Abb. 4). Bei Kulturpflanzen, deren natürliche Entwicklung vom Menschen künstlich gestört wird, treten die biologischen Entsprechungen innerhalb kurzer Spannen nicht so klar zutage. Im Großrhythmus indessen - da vermag gerade der Welteiskenner die ungemein feine Anpassung der Ernteerträge an die kosmische Harmonie festzustellen (2) (Abb. 5). ![]() Abb.
5. Ernteergebnisse und Sonnenbefleckung. (Bei
manchen Gewächsen wird der gerade umgekehrte Verlauf festgestellt.)
Daß sich hieraus sehr
klare Richtlinien für das menschliche Verhalten ergeben, zeigt die
mit dem Stand der Sonne innerhalb des Jahres verlaufende Kurve der
geistigen Fähigkeiten. Ihre Überprüfung ergibt,
daß mit vollendeter Wintersonnenwende, also mit dem 22. Dezember,
im gleichen Maße wie die Sonne emporsteigt, die geistigen
Kräfte absinken, um nach vollendeter Sommersonnenwende, im
gleichen Maße wie die Sonnenhöhe abnimmt, zu neuer
Stärke anzusteigen. Zum anderen aber erkennen wir, daß
unser bürgerliches Jahr falsch
liegt; denn der in der ganzen Natur nachweisbar biologische Rhythmus
schwingt von Wintersonnenwende zu Wintersonnenwende, so daß
selbst in unseren Breiten, unter Schnee und Eis, der eigentliche
Frühling sofort nach dem 22. Dezember zu erblühen
beginnt. Hier also hat das natürliche Jahr seinen Anfang und
sein Ende. Und alle Kalenderreform, will sie im heliobiologischen
Sinne harmonisch sein, und sie wird es heute oder morgen sein
müssen, kann den Jahresanfang nur auf der Grundlage der
natürlichen Verhältnisse festlegen.
![]() Abb. 6. Kurve der
geistigen Spannkraft während eines Schuljahres (gestrichelte
Linie). Die Haltung der Schüler drückt ebenfalls den
jeweiligen geistigen Zustand aus. Das hier erst im Januar
angedeutete Nachlassen dürfte bereits auf Ende November zu setzen
sein. Verläßliche Untersuchungen fehlen.
Die allgemeine Beobachtung deutet aber in der angegebenen Richtung. (Goethe!) Die Kurve der geistigen
Fähigkeiten (Abb. 6) zeigt aber auch, daß es eine
biologisch-kosmische Disharmonie ist, dem Schüler
Höchstleistungen in einer Zeit zuzumuten, die, durch die
Frühlingskrise gekennzeichnet, deutlich den Absturz der geistigen
Kräfte (Januar bis März) zeigt. Wahrscheinlich (in der
Abbildung nicht berücksichtigt!) beginnt das spürbare
Nachlassen der geistigen Spannkraft schon Ende November.
Außerdem muß berücksichtigt werden, daß das
Leben schon das geringste Nachlassen der eigenen Kräfte ebenso
verheerend (Warnungsempfinden!) registriert, wie es auch jeden
Aufstieg, jede Zunahme übersteigert empfindet
(Nutzungswink!). Deshalb ist also die Forderung zu stellen, das
Schuljahr dem natürlichen Jahr
anzupassen und es Ende November abzuschließen, zumal die Wochen
vor Weihnachten, also während des tiefsten Sonnenstandes, eine
Zeit der Ruhe unserer heimischen Natur sind und mit vollem Recht die
Stillen Wochen heißen. In dieser Zeit ruht also - es ist
die einzige Spanne im ganzen natürlichen Jahr - alles
Liebeswerben, um mit Vollendung der Wintersonnenwende trotz Frost und
Eis als brausende Sinfonie von neuem aufzuklingen.
Durch das künstlich
erfundene bürgerliche Jahr aus der natürlichen Harmonie
herausgedrängt, übersehen wir heute diese Zusammenhänge,
während unsere Vorväter, die angeblich kulturlosen Germanen,
sich sehr genau nach dem Gang der Natur richteten und in den Wochen vor
dem uralten Geburtsfeste des Lichtes, unserer heutigen Weihnacht, keine
Ehen schlossen. Denn auch sie, noch leidlich natürliche
Menschen, empfanden in sich selber die Stille. Das Christentum
hat diesen Brauch in manchen Ländern übernommen. In
Niedersachsen werden noch heute während der Stillen Wochen keine
Trauungen vorgenommen. Aber niemand weiß mehr um die
wirklichen Zusammenhänge (3).
Noch aber geistert das Raunen ihrer mystischen Kraft um die geheimnisvollen Rauhnächte. Es sind die ersten Tage des natürlichen Jahres, voll von geheimen Wehen und frühlinglichem Drängen auch im Menschen. Lebten wir harmonisch,
könnten alle diese natürlichen Vorgänge von uns nicht
übersehen werden. Daß wir sie unbeachtet lassen,
treibt uns, wahrscheinlich in einem Maße, das wir noch gar nicht
voll übersehen, in Spannungen hinein, die Leiden mit sich bringen.
Und genau, wie wir gewissermaßen am natürlichen Jahr disharmonisch vorbeileben und uns damit der bewußten Nützung seiner Möglichkeiten im wesentlichen begeben, genau so ist unser Tag vom heliobiologischen Standpunkt aus eine tollkühne Mißachtung der natürlichen Harmonie. ![]() Abb.7. Die
tägliche Kurve der geistigen Spannkraft nebst der Tageszeit.
Die Figuren versinnlichen den Grad der Spannkraft.
In Abbildung 7 stellt die Uhren
tragende Kurve den Gang der geistigen Spannkraft während eines
Tages dar. (Indessen kommt der Kurve nur eine allgemeine
Bedeutung zu, weil sich im Zusammenhang mit der schwankenden
Sonnenhöhe und der damit im Sinne der Welteislehre harmonisch
schwankenden elektrischen Beeinflussung jahreszeitliche Verschiebungen
ergeben.)
Die eingezeichneten Figuren, deren Haltung und Höhe nach dem jeweiligen Stand der geistigen Spannkraft gewählt wurden, zeigen uns bereits bei flüchtigem Blick, wie disharmonisch unsere Tageseinteilung ist. Die heute vorwiegend nachgeahmte englische Arbeitszeit von 9 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags ist vollendete Disharmonie! Schon gegen 11 Uhr mittags (Tagesmulde (4)) beginnt die Spannkraft meist sehr deutlich abzusinken, um erst gegen 3 Uhr nachmittags wieder anzusteigen. Die frühere Arbeitszeit von 8-12 (7-1) und von 3-7 Uhr entspricht viel besser den natürlichen Notwendigkeiten, sie dürfte infolge ihrer harmonischen Gestaltung auch ein durchschnittlich besseres Arbeitsergebnis gezeitigt haben als die (an sich bequemere) englische Arbeitszeit. Ein dickes Buch wäre
nötig, um die unglaubliche Entnatürlichung und damit
Disharmonisierung unseres Lebens zu zeigen. Und hinter dem
ersonnenen Gesetz, nach dem wir unser Dasein hinbringen, würden
überall Schuld und Leid sichtbar werden als natürliche Strafe
für diese zahllosen Vergehen wider die Natur.
Faßt uns nicht ein Gefühl des Erschauerns, wenn wir diesen Irrweg ganzer Völker, diesen Irrweg ganzer Jahrhunderte erkennen, dieses Mühen, diese Not, diese Tränen, diese Hast, diese Krankheiten und Leiden! Sie entspringen ja alle der Dumpfheit des Zivilisationsmenschen, seinem Unverstand, mit dem er die Natur und ihre Notwendigkeiten mißachtete, statt voller Ehrfurcht vor dem Erhabenen bescheiden und treu sich in den Mantelfalten der Großen Mutter willig zu bergen! Je weiter wir zeitlich zurückschreiten, um so enger wird die Bindung zwischen Mensch und Natur, und noch heute lebt, verkannt, verachtet oder belächelt, unter uns das heilige höchste Weistum des Lebens. Es reicht aus atlantischer Kulturzeit herauf bis in unsere Tage, und es führt als Urwissen des Volkes, als Brauch und Sitte, als Sprichwort und Bauernregel ein Dornröschendasein, des Ritters harrend, der es zu neuem Leben erweckt. Es ist das Weistum des harmonischen Lebens. Die größten Namen der Geschichte gehören zu seinen Trägern. Eine unvergängliche Reihe. Sie beginnt mit Kungtse, sie findet über Hippokrates, Plato, den Bergprediger, Leonardo, Schopenhauer und Goethe gegenwärtig ihr Ende in Hanns Hörbiger. Sie alle: Priester des harmonischen Lebens .... Harmonie! Das ist die tiefste Losung des Hörbigerschen Werkes. Es ist der erste Glockenschlag eines neu aufdämmernden Welttages, dessen verklärte Abendröte schon heute kristallen erblickt werden mag: "Wenn einst die Menschenwelt mit der organischen Welt zusammenfließt, das Seelentum des Menschen in mystischer Union mit der Seele der Natur schwingt - wird vergessen sein, daß der Menschengeist einst Krieg führte gegen den Geist der Elemente (5)." Der Morgen dieses Tages ist
angebrochen. Es scheint, als wäre die Heliobiologie sein
erstes zages Frühdämmern: Der harmonische Mensch!
Und es ist, als fiele mit diesem Hoffen in den grauen Herbsttag der Gegenwart das wärmende Licht einer frühlinglichen Sonne .... Hanns Fischer (Aufsatz- und Bildquelle: Monatszeitschrift "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 8, S. 248-260, Jahrg. 1930, R. Voigtländers Verlag-Leipzig Abb. 1-3 und 5-7 wurden nach Angaben des Verfassers gezeichnet von Prof. H. Maier, Hildesheim.) |
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Anmerkung und Literatur: (1) Siehe Hanns Fischer: In mondloser Zeit. Auf den Spuren vormondlicher Kulturen. Versuch zur Begründung einer kosmischen Kulturgeschichte. 2. Aufl. Jungborn-Verlag, Bad Harzburg. (2) Hier zeigt sich, wie
überall bei näherer Prüfung, daß die einfache
Feststellung der sichtbaren Sonnenbefleckung allein für die
kosmischen Anwirkungen nicht ausreicht. Mit Recht verweist
Hörbiger darauf, in den unsichtbaren Flecken die wahren hier
bewegenden Kräfte zu erkennen.
(3) Die vorgeschichtlichen "Sonnenheiligtümer" sind nicht Heiligtümer in unserem Sinne, sondern Lebenswarten, Heimstätten natürlichen Weistums, die durch Beobachtung des Kosmos die Regeln zu harmonischen Leben gaben. (4) Siehe Hanns Fischer: Auf der Fährte des Schicksals. Gedanken um Erde, Wetter, Mensch und Leben in ihrer kosmischen Verbundenheit. Jungborn-Verlag, Bad Harzburg. (5) Eugen Georg: Verschollene Kulturen. R. Voigtländers Verlag, Leipzig. |
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